Pros & Cons: Steele. Lisa Schnack

Pros & Cons: Steele - Lisa Schnack


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schloss er die Tür.

      * * *

      Ich duschte, dann ging ich zu Ridges Zimmer. Wir hatten uns gestern auf dem falschen Fuß erwischt, und das war wahrscheinlich mein Fehler gewesen. Es war zwar schwer zu glauben, aber nicht jeder war sofort betört von meinem Charme. Ridge war reizbar und abweisend, und dafür gab es sicher einen guten Grund. Außerdem war ich noch nicht hundertprozentig davon überzeugt, dass er wirklich einen Zwillingsbruder hatte. Das würde ich erst glauben, wenn ich beide zusammen im selben Raum sah.

      Sollte es je dazu kommen, konnte mir aber niemand Vorwürfe wegen meiner schmutzigen Gedanken machen.

      Ich klopfte leise an Ridges Tür, es tat sich jedoch nichts. Ich klopfte lauter, wieder ohne Erfolg.

      »Ridge?« Keine Reaktion.

      »Engelchen? Lebst du noch?« Immer noch regte sich nichts.

      Es war noch früh, vielleicht sollte ich ihn schlafen lassen? Keine gute Idee. Wir mussten schnellstmöglich herausfinden, welchen Auftrag Charlie für uns hatte und wie wir an die Sache herangehen sollten.

      Der Mistkerl hätte uns einfach sagen können, was er von uns wollte, so in der Art von »Ihr Auftrag, sollten Sie ihn annehmen, ist …«. Aber nein, er hinterließ uns nur ein paar mysteriöse Fotos. Wenn er nicht schon tot gewesen wäre, hätte ich ihn dafür erwürgen können. Mir war nicht entgangen, dass Miranda sich aus dem Zimmer geschlichen hatte, bevor wir den Umschlag öffneten, damit wir ihr keine Fragen stellen konnten. Es blieb uns nichts anderes übrig, als zusammenzuarbeiten.

       Friede, Freude, Eierkuchen.

      Ich drehte am Türknauf, und zu meinem Erstaunen sprang die Tür auf. Hm. Ridge war es anscheinend egal, ob sich jemand Zutritt verschaffte.

      Drinnen war es kalt wie in einem Kühlschrank, und in dem dämmrigen Licht, das durch die schweren Vorhänge drang, konnte ich ein Bett ausmachen. Unter einem Stapel von Decken zeichnete sich ein schlafender Körper ab.

      »Ridge?«, rief ich leise und blieb in der Tür stehen. Ich kannte zu viele Leute, die mit einer Waffe unter dem Kopfkissen schliefen und mir eine verpassen würden, wenn ich sie aufweckte und dabei dem Bett zu nahe kam. Ridge hingegen bewegte sich nicht einmal. Ein leichtes Atemgeräusch war der einzige Hinweis darauf, dass er noch lebte.

      »Ridge«, sagte ich etwas lauter. »Hallo, Engelchen. Aufgewacht, Frühstück ist fertig.«

      Er murmelte etwas Unverständliches in das Kissen und drehte sich auf die andere Seite, wobei er sich die Decke über den Kopf zog, bis nur noch die blonden Locken hervorlugten. Ich fand das überraschend niedlich.

      Ich musste ihn unbedingt dazu bringen, mich zu mögen. Mir gefielen Leute, die mich durchschauten und mir nichts durchgehen ließen. So gewann man am schnellsten mein Herz, oder wenigstens meine Freundschaft. Meine Liebhaber hingegen durften gern eine bessere Meinung von mir haben.

      Dummerweise würde ich mit meiner Flirtmasche bei ihm wahrscheinlich nicht weiterkommen, sondern musste wohl ganz offen zu ihm sein, wenn ich seine Meinung über mich ändern wollte. Ich ging vor dem Bett in die Hocke und rüttelte ihn an der Schulter. Niemand möchte beim Aufwachen einen riesigen Typen bedrohlich über sich gebeugt sehen. »Hallo, Ridge, guten Morgen.« Seine Haut war weich, das gefiel mir.

      »Hau ab, Alvarez«, murmelte er mit geschlossenen Augen.

      »Oh, begrüßt man so etwa einen Freund?« Immerhin hatte er mir keine verpasst. Ich wartete einen langen Moment, bevor mir klar wurde, dass er wieder eingeschlafen war. So lief das also, wenn Ridge sich einer Sache mit Leib und Seele verschrieb. Ich kitzelte ihn sacht am Ohr. »Na komm, Pfeiffer. Es ist helllichter Tag.«

      »Hau ab.« Jetzt zog er sich die Decke komplett über den Kopf, worüber ich lachen musste.

      »Steh auf, du Morgenmuffel. Miss Josie hat ein Spezialfrühstück für uns aufgefahren und freut sich darauf, uns richtig reinhauen zu sehen. Wir wollen sie doch nicht enttäuschen, oder?«

      Er seufzte tief. Anscheinend konnte er keinerlei Verständnis für den Teil der Weltbevölkerung aufbringen, der vor dem Mittag aufstand. »Also schön.« Mit einer übertrieben theatralischen Geste warf er die Decke von sich. »Gibt’s Kaffee?«

      »Aber sicher. Und gebratenen Speck.«

      »Oh verdammt, die Frau kennt meine Schwächen.« Er blinzelte mich mit seinen blauen Augen an. »Ich bin in fünf Minuten unten.«

      Ich stand auf. »Toll. Da wäre übrigens noch etwas, Ridge.«

      »Hmm?«

      »Miranda hat die Fotos zwar mir gegeben, aber offensichtlich betreffen sie auch dich. Wir müssen uns dringend unterhalten.«

      Er erwiderte meinen Blick und nickte. »Ich weiß. Aber nach einer Tasse Kaffee. Wie spät ist es eigentlich?«

      »Ungefähr halb acht.«

      »Morgens?« Er klang ehrlich entsetzt. »Was hab ich nur verbrochen?«

      Ich lachte. »Fünf Minuten, Pfeiffer. Und mach dich schick und sexy.« Zugegeben, so ganz konnte ich das Flirten nicht lassen.

      »Zisch ab, und schenk mir schon mal Kaffee ein.« Er setzte sich auf, und als er sich streckte, war nicht zu übersehen, dass er nackt schlief.

      »Weißt du, was? Das, was du gerade anhast, ist völlig in Ordnung. Komm einfach so. Keiner wird sich daran stören.«

      Ich duckte mich unter dem Kissen weg, das er nach mir warf, und ließ ihn allein.

      * * *

      Wie versprochen leistete Carson einem frisch geduschten Shook bereits Gesellschaft, als ich unten ankam. Über einer weißen Leinenhose trug er ein himmelblaues Guayabera-Hemd mit den typischen vier Taschen. Shook hatte sich für klassische Cargoshorts und ein T-Shirt entschieden, genau wie ich.

      »Was trägst du unter deiner Leinenhose?«, fragte ich Carson. »Bei mir zeichnet sich immer die Unterhose ab. Und wenn ich auf Unterwäsche verzichte, kann man jedes verdammte Haar auf meinem Hintern sehen. Und alles andere auch.«

      »Worauf wir alle gern verzichten, Steele.« Leo schenkte sich frischen Kaffee nach.

      »Du vielleicht, aber viele würden gern einen Blick auf diesen Traumhintern ergattern.« Ich deutete kurz auf ebenjenen Traumhintern und setzte mich.

      »Bitte sehr«, sagte Josie und servierte Leo ein Eiweiß-Omelett mit Spinat und Käse.

      »Du musst mir das nicht bringen, Josie. Ich kann mich selbst bedienen.«

      Sie winkte ab und setzte einen zweiten Teller, den sie in der anderen Hand hielt, vor Carson ab. »Bitte sehr, wie bei Muttern.« Auf dem Teller häuften sich Rührei, Schinken, gebackene Bohnen und etwas, das an eine Kreuzung aus einem Eishockeypuck und einem Würstchen erinnerte.

      »Danke, Josie.« Carson wirkte verblüfft über dieses unerwartete Frühstück. »Das sieht köstlich aus.«

      »Genau«, nuschelte Leo mit vollem Mund. »Danke. Es schmeckt ganz hervorragend.«

      »Ich weiß«, erwiderte sie.

      Ich beugte mich zu Carsons Teller hinüber und zeigte mit der Gabel auf einen merkwürdig aussehenden roten Klumpen.

      »Ist das eine Tomate?«

      Carson schlug meine Gabel beiseite. »Lass die Finger von meinem Essen, Alvarez, und beschäftige dich mit deinem eigenen.«

      »Würde ich gern, wenn ich welches hätte.«

      Ridge kam aus dem Wohnzimmer auf die Terrasse. In einem Polohemd, schmal geschnittenen karierten Baumwollshorts und Sandalen sah er aus wie ein Model, das Inbild eines jungen, reichen Mannes auf dem Weg zum Country Club oder Golfplatz.

      »Setz dich, mein Lieber.« Josie klopfte ihm auf die Schulter. »Für dich habe ich etwas ganz Besonderes zubereitet.«

      Wesley griff nach der Kaffeekanne,


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