HEAR 'EM ALL. Группа авторов
an Sound ist von Welt, aber von welcher? Das traut man den Schwermetallern gar nicht zu … Das ist ein Jahrhundert-Song, der nie aufhören darf.
Und dann: Musik wie langsam kriechender, dickflüssiger Schleim: »War Pigs« ist ein Anti-Kriegs-Song. Wer den Sound einmal gehört hat, wird ihn nie wieder los.
»Paranoid« kicks ass, der Klassiker schlechthin. Fehlte auf keiner Fete.
Brachial und simpel kommt er angestampft, der »Iron Man«. Der Song tritt ein für das Recht, stumpfsinnig sein zu dürfen. In der Mitte des Songs gibt es eine Beschleunigung, die aus dem tonnenschweren Rhythmus ausbricht, da kommt Schwung auf. Auf dem Album wimmelt es von Versatzstücken, die ein ganzes Genre begründet haben und von Nachfolger-Bands zitiert wurden.
Das Weltuntergangsszenario »Electric Funeral« ist heavy und schleppend, gute Laune klingt anders, die wäre angesichts des Themas aber auch unpassend.
Der Anti-Drogen-Song »Hand Of Doom« zeigt Ozzy von seiner pädagogischen Seite, doch doch.
Das Instrumental »Rat Salad« nimmt mächtig Fahrt auf und ist nicht so schwer bekömmlich, wie der Titel vermuten lässt. Das integrierte Schlagzeug-Solo klingt allerdings ziemlich holprig.
»Fairies Wear Boots« lockert die Schwere etwas auf. Ozzy will uns erzählen, dass er gesehen hat – mit seinen eigenen Augen –, dass Feen Stiefel tragen. Er versichert uns, dass wir ihm glauben sollen. Mit seiner Beobachtung landet Ozzy schließlich beim Arzt, zu viel geraucht, zu viele Trips. Ach so.
LUCIFER’S FRIENDLucifer’s Friend | Uwe Kalwar |
[Philips, 1970]
Es war wie eine Offenbarung, dieser Schrei, die Hornfanfare und ab rockte der Beginner »Ride The Sky«. »Aaaaaaahhhhhhhaaaaa, tonight I’ll be riding the sky«. Was für ein Debüt, ein Hammersong. Eine deutsche Band mit englischem Sänger und diesem harten Sound? Wir waren in der Clique um die 15 Jahre und stolz wie Oskar auf diese Band namens Lucifer’s Friend. Led Zeppelins »Good Times, Bad Times« hatte uns als erster Song elektrisiert. Dann kamen diese Schwarzmattenträger von Black Sabbath. Ihre Riffs waren zum Niederknien. »Iron Man«, aus der schwermetallischen Hölle auf den Party-Dachboden. Die wachsenden Haare wurden schwer durchgeschüttelt, die Hände griffen in die imaginären Saiten. Das Wort Luftgitarre war noch unbekannt. Ja schwer, heavy, sollte es sein, metallschwere Riffs und ein geradeaus gespieltes Schlagzeug. Nicht so ein aufgezogenes Klapperäffchen wie Keith Moon bei The Who, nein, straighte Schlagwerker wie John Bonham und Ian Paice waren das Maß aller Dinge. Oben in der Dachmansarde vom kleinen Klausi war unsere Hörwelt, Deep Purple »In Rock«, Led Zeppelin und Black Sabbath wurden rauf und runter gespielt. Und nun hielten wir ein Cover mit einem Ganoven und einem Kleinwüchsigen in der Hand: die Erste von Lucifer’s Friend. Play it loud. Welch druckvoller Sound, diese kraftstrotzende Schweineorgel und die klaren Riffs, dazu ein anderer Ian Gillan in den Höhen namens John Lawton. Das war eine internationale Produktion! Die konnte sich weltweit hören lassen. Wir waren begeistert von dieser Hamburger Band, die so vieles zusammenbrachte, was die anderen drei Großen auch hatten. Dazu noch ein paar Falsettchoräle, von Uriah Heep geliehen. Lucifer’s Friend kamen nun als vierte Band auf unseren Heavy-Rock-Altar. Keine andere bundesdeutsche Band war zu dieser Zeit härter. »Come take my hand, I’m Lucifer’s Friend«.
Die Band kam unter Beobachtung. Wir suchten nach Infos, nach Nachrichten. Wer sind diese Musiker, wo spielten sie vorher, die Herren Hesslein, Horns, Hecht und Rietenbach? Ah, bei den German Bonds. Zu dieser Zeit kam »Riebes Fachblatt« auf den Markt. Ein kleines, sehr einfach gestaltetes DIN A5-Infoblättchen für »Musiker, Roadies, Veranstalter, Produzenten und alle, die dazugehören«, das über Musikinstrumente und Equipment informierte. Es lag in den Schallplattengeschäften und hatte auch Nachrichten parat von Tourterminen und Bandbesetzungen. Quasi die »Gala« für Mucker und Musikenthusiasten. Aus der Erinnerung: »Epitaph ziehen aufs Land auf einen Bauernhof«, das machten damals sehr viele Bands. Oder: »Scorpions-Gitarrist Michael Schenker wird neuer Gitarrist bei UFO«. Hey, ein deutscher Rockgitarrist in einer englischen Band? Welch eine Nachricht, ein Ritterschlag für die deutsche Rockszene, fanden wir. Oder: »Querflötist Friedemann Josch verlässt die Mainzer Band Unterrock und schließt sich Missus Beastly an«. Auch eine Nachricht mit weitgehenden Folgen, aber das ist eine andere Geschichte. Über Budgets und Plattenverträge wurde auch kurz genachrichtet. So wechselten Lucifer’s Friend für die zweite LP die Plattenfirma. Es ging von Philips zu Vertigo, und sie erhielten, laut »Riebe«, ein beachtliches Budget für die Produktion. LPs waren teuer im Jahr 1971, 19 Mark, für Schüler eine Menge Holz. Vor einem eventuellen Kauf wurde die LP durchgehört. Manche Schallplattengeschäfte hatten sensationelle Hörkabinen, die Jüngeren mögen sich diese Konstruktionen von den Älteren erklären lassen. Sehr gute, gute und schlechte Stücke einer LP wurden durchgezählt, und dann musste man abwägen, ob sich ein Kauf überhaupt lohnt.
Womit wir beim Zweitwerk »Where The Groupies Killed The Blues« wären. Das waren nicht mehr »unsere« Lucifer’s Friend. Zuviel Experiment und dies und das, zuwenig harter Hardrock. Die Band wurde in den Folgejahren zum Chamäleon der Stile. Sie konnten alles spielen und spielten es auch, und das war wohl der Grund für den fehlenden Erfolg. Vielleicht hatten sie aber auch zu viele Einflüsterer. »I’m Just A Rock & Roll Singer«, das dritte Album, kommt mit gospeligem Backgroundgesang und Bläsersätzen daher, und das vierte, »Banquet« von 1974, startet wie ein Santana-Aufguss von »Oyo como va«. Doch da waren wir schon längst weggeritten.
JETHRO TULLAqualung | André Buron |
[Chrysalis, 1971]
»The flute is a heavy metal instrument«, nun ja, da muss man erst mal drauf kommen. Es war das Plattenlabel Chrysalis, das diese Erkenntnis im Rahmen einer ganzseitigen Anzeige im »Billboard«-Magazin unter die Leute brachte, um seiner erfolgreichsten Band zum Gewinn des ersten Grammys in der Kategorie »Best Hardrock/Metal Performance« im Februar 1989 zu gratulieren. Damit wäre schon mal geklärt, dass Ian Anderson und seine Musiker irgendwie auch Metal sind. Die Auszeichnung wurde in Fachkreisen allerdings durchaus kontrovers diskutiert, zumal Metallica mit »… And Justice For All« zwar nominiert waren, aber gegenüber Tulls Spätwerk »Crest Of A Knave« den Kürzeren zogen. Zur Verleihung war die Band erst gar nicht angereist, man rechnete nicht mit einem Sieg …
Ganz so absurd, wie die Sache scheint, ist sie allerdings nicht. Nach ihrem relativ bluesigen Debütalbum »This Was« änderten sich die Dinge bei Jethro Tull schnell. Co-Chef Mick Abrahams verlor den internen Machtkampf gegen Alpha-Anderson und suchte das Weite. Das anschließende Gitarristen-Casting gewann der noch völlig unbekannte Tony Iommi. Als Belohnung durfte der neue Mann mit der vor dem Durchbruch stehenden Band im Dezember 1968 einen ziemlich lustigen Auftritt im »Rock and Roll Circus« der Rolling Stones absolvieren. Ohne Gitarrenkabel und mit tief ins Gesicht gezogenem Hut lief die Zusammenarbeit schon an dieser Stelle nicht so richtig rund. Das diktatorische Regime Andersons einerseits und die fehlende Fingerfertigkeit Iommis andererseits führten dann auch dazu, dass der Job schon bald wieder zu haben war. Während der Entlassene mutmaßlich in eine schwere Depression hineinschlidderte und Trost bei seinen alten Kumpels suchte, um mit ihnen schließlich die dunkle Zeit durch die Gründung von Black Sabbath zu verarbeiten, machte Anderson einen guten Fang. Martin Lancelot Barre hieß der Nachfolger und fortan sollten die von ihm an der Gitarre markant gesetzten Riffs zu einem charakteristischen Merkmal vieler Jethro-Tull-Songs werden – gut zu hören auf dem vierten Album »Aqualung«. Das im März 1971 erschienene Meisterwerk dreht sich um Gott und die Welt, erzählt die Geschichten einiger seltsamer Gestalten und versammelt neben kleinen Akustikperlen die wichtigsten Stücke Ian Andersons. Und die sind nahezu alle von der Gitarre Martin Barres mitgeprägt. Das Titelstück eröffnet die A-Seite und kommt genau wie sein Pendant »My God« auf der B-Seite etwas vertrackt daher, akustische Passagen und Hardrock-Elemente halten sich die Waage. Gleiches gilt auch für das finale »Wind up«. Straighter fallen das schwer pumpende »Hymn 43«, die Tull-Erkennungsmelodie »Locomotive Breath« sowie das gerne mal im Schatten der anderen Knaller übersehene »Cross-Eyed