Craving Lily. Nicole Jacquelyn

Craving Lily - Nicole Jacquelyn


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mich nach Hause bringen, aber als wir hier ankamen, war niemand da, also sind wir zum Fluss gefahren.“

      „An den Fluss, hm?“

      „Oh Mann“, murmelte ich. „Er hat mir gesagt, dass ich toll bin, wir aber niemals miteinander abhängen würden, weil er zu alt für mich ist und Dad ihn umbringen würde.“

      „Abhängen oder abhängen?“

      „Wir sind nur Freunde, Mom. Himmel.“

      „Na ja, ich brauche schon Kontext.“

      „Er war cool, genau wie immer. Und mehr war da nicht.“

      „Das versteht sich von selbst. Aber du solltest deiner Schwester nichts davon erzählen“, sagte meine Mom und seufzte. „Ich wünschte, es wäre anders mit ihr, aber ich habe keine Ahnung, was ich dagegen tun soll.“

      „Wusstest du, dass sie schon lange nicht mehr zusammen sind?“, fragte ich. „Schon seit Jahren, Mom.“

      „Was? Das kann nicht stimmen.“

      „Ich glaube nicht, dass Leo mich anlügen würde. Er sagte, dass sie mit der Clique rumhängen, aber schon ewig lange nicht mehr zusammen sind.“

      „Das ist merkwürdig. Ich frage mich, ob dein Dad das weiß.“

      Sie hatte gerade ausgesprochen, da krachte es laut vor dem Haus und bevor ich wusste, wie mir geschah, lag ich auf dem Boden und wurde unter den Küchentisch geschoben.

      „Beweg dich bloß nicht, Lily“, zischte meine Mom, bevor sie das Zimmer verließ.

      Ich zitterte am ganzen Körper, zog die Knie an die Brust und presste die Augen fest zu. Wenn sie geschlossen waren, konnte ich so tun, als hätte ich mich dafür entschieden, nicht mitzubekommen, was um mich herum vor sich ging.

      Ich hatte kaum eine Minute zu einem Ball zusammengerollt dagelegen, als ich meinen Dad im Eingangsbereich brüllen hörte. Seine Stimme klang wütender, als ich sie eine lange Zeit gehört hatte. „Verarschst du mich, Cecilia?“

      Ich konnte die Antwort meiner Schwester nicht hören, kroch aber trotzdem unter dem Tisch hervor. Es handelte sich ganz klar nicht um einen Notfall, sonst wäre der Ton meines Dads ganz anders gewesen. Ich hatte seine Stimme gehört, wenn die Kacke am Dampfen war – und heute Abend war es nicht so.

      „Deine kleine Schwester schläft, also halt verflucht noch mal die Klappe“, fauchte meine Mutter, während ich zum Eingangsbereich ging.

      „Meinetwegen“, lallte Cecilia, wobei sie ihre Lautstärke kein bisschen dämpfte. So wie es klang, war meine Schwester sturzbetrunken. Sie musste in etwas hineingelaufen sein, als sie ins Haus kam, aber ich hatte keine Ahnung, wie viel Schaden sie angerichtet hatte.

      „Wie zum Teufel bist du nach Hause gekommen? Wo warst du?“, fragte mein Dad rundheraus.

      „Ich war mit Leo aus.“

      „Blödsinn“, erwiderte mein Dad. „Leo hat sich heute Abend um deine Schwester gekümmert.“

      „Charlie?“, fragte Ceecee verwirrt. „Wann hat Leo mit Babysitten angefangen?“

      „Nein, Lily“, schnappte mein Dad.

      „Natürlich“, sagte Ceecee spöttisch. „Natürlich hat er das getan.“

      „Mein Date für den Abschlussball hat mich sitzen lassen“, mischte ich mich in das Gespräch ein. „Leo hat mich nur von Tommy nach Hause gebracht.“

      „Und Tommy konnte dich nicht fahren?“

      „Er hat es nicht angeboten“, antwortete ich und zuckte mit den Schultern. Ich wusste nicht, was sie von mir wollte.

      „Ich habe es satt, Cecilia“, sagte meine Mom müde. „Ich habe das so verdammt satt. Dein Dad und ich verlangen nicht viel. Räum deinen Mist weg, benimm dich nicht wie ein Arschloch, und du kannst hier mietfrei wohnen.“

      „Ich bin einundzwanzig Jahre alt“, erwiderte Ceecee.

      „Eben“, schnappte Mom.

      „Ladybug, sag nichts, was du nicht zurücknehmen kannst, Baby“, warnte mein Dad sie sanft.

      „Das ist doch absolut lächerlich“, fuhr meine Mom fort. „Ich putze die ganze Zeit hinter dir her, du kommst ständig spät nach Hause, was nicht schlimm wäre, vergisst aber jedes zweite Mal deinen Schlüssel, sodass einer von uns dich reinlassen muss, bevor du alle aufweckst. Und hier ganz etwas Neues, Cecilia, wenn du spät nachts ins Haus kommst, sind dein Dad und ich ohnehin wach, denn bei dem Krach kann man einfach nicht schlafen. Du machst, was immer du willst und es interessiert dich einen Scheiß, wem du damit Unannehmlichkeiten machst, oder dass dein Dad um zwei Uhr nachts aufwacht, wenn du reinkommst, um dann vier Stunden später aufzustehen und zur Werkstatt zu fahren!“

      „Himmel, das nächste Mal denke ich an den Schlüssel! Und so spät ist es doch gar nicht!“

      „Heilige Scheiße“, murmelte meine Mom. „Sie versteht kein einziges Wort, das ich sage.“

      „Du willst also, dass ich gehe?“, erwiderte Ceecee fies. „Dann gehe ich.“

      Sie stampfte davon und ich hörte ihre schweren Schritte auf den mit Teppich ausgelegten Stufen.

      „Wo zum Teufel will sie hin?“, fragte meine Mom meinen Dad und schnaufte. „Deine Schwester wird sie ganz sicher nicht bei sich einziehen lassen.“

      „Zu Leo?“, fragte mein Dad.

      „Nicht sehr wahrscheinlich“, sagte meine Mom und lachte.

      Sie sprachen nicht mit mir, also ging ich leise zur Treppe und direkt zum Zimmer meiner Schwester. Ihre Tür war nicht geschlossen, wahrscheinlich weil sie eine große Show daraus machen wollte, wie sie ihre Sachen packte. So war Cecilia. Sie würde gehen, aber nicht leise.

      „Kann ich reinkommen?“, fragte ich und betrat das Zimmer, bevor sie antworten konnte.

      „Meinetwegen“, schnappte sie. Dann änderte sich ihre Stimme ein bisschen. „Auf dem Boden liegt Wäsche. Heb die Füße an, damit du nicht stolperst.“

      Ich nickte und tat, was sie gesagt hatte, bis ich es zu ihrem Bett schaffte. Ich setzte mich, streckte den Arm aus und fand ihren geöffneten Koffer neben mir.

      „Wohin gehst du?“, fragte ich, während sie durchs Zimmer lief.

      „Irgendwohin“, murmelte sie. „Wahrscheinlich Kalifornien.“

      „Kalifornien?“, fragte ich überrascht. Mir blieb der Mund offenstehen. „Was zum Teufel willst du denn da?“

      „Ich bin zur Kosmetikschule gegangen“, antwortete sie. „Ich kann einen Job bei einem Friseur kriegen.“

      „Aber du kennst da unten niemanden.“

      „Eben.“

      „Komm schon, Ceecee. Wie zum Teufel willst du überhaupt dahin kommen?“

      „Fahren“, antwortete sie. „Ich habe viel Geld gespart. Ich komme schon zurecht.“

      „Komm schon, Schwesterchen“, sagte ich sanft. „Überleg es dir noch mal.“

      „Das habe ich“, sagte sie und überraschte mich mit einem Kuss auf meine Stirn. „Ich habe hier keine Freunde, Lil. Mom und Dad haben meine Scheiße satt. Zur Hölle, ich habe meine Scheiße satt. Ich brauche einen neuen Anfang.“

      „Du wirst immer noch du selbst sein“, betonte ich, als sie den Reißverschluss ihres Koffers zuzog. „Es ist egal, wohin du gehst.“

      „Vielleicht nicht“, sagte sie. „Vielleicht kann ich mich da unten zusammenreißen.“

      Ceecee setzte sich neben mich aufs Bett und zog mich dann herunter, sodass wir nebeneinander lagen.

      „Erinnerst du dich, wie du früher jede Nacht zu mir ins Bett gekrochen


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