Wickel und Kompressen - eBook. Vreni Brumm

Wickel und Kompressen - eBook - Vreni Brumm


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(Sensibilitätsstörungen),

      • Betagten oder geschwächten Personen,

      • Menschen mit Demenzerkrankungen,

      • Allergikern,

      • Personen mit akuten Herz-Kreislauf-Erkrankungen,

      • Kleinkindern und Säuglingen,

      • Schwangeren,

      • Menschen mit einer geistigen Beeinträchtigung.

      Wickel und Kompressen können die unterschiedlichsten Reaktionen hervorrufen. So kann es bei unsachgemäßer Anwendung zu Verbrennungen, zur Verschlimmerung der Symptome, zu allergischen Reaktionen oder zur Unterkühlung kommen. Ebenso können Krankheitsbilder verschleppt oder verfälscht werden.

      Kinder und betagte Menschen reagieren auf Anwendungen intensiver und sensibler, deshalb sind milde Zusätze in temperierter Form anzuwenden.

      Bei Allergikern sind individuelle Verträglichkeiten zu beachten. Zu empfehlen ist, vorher auf der Innenseite des Unterarms einen Verträglichkeitstest mit dem verwendeten Zusatz zu machen.

      Bei akuten Gelenkentzündungen dürfen keine warmen beziehungsweise heißen Anwendungen durchgeführt werden. Im Zweifelsfall empfiehlt sich der Handtest: Wird die Auflage der warmen Hand als angenehm empfunden, wendet man eine temperierte Kompresse oder einen temperierten Wickel an. Die Verträglichkeit der Kälte kann mit einem Waschlappen geprüft werden.

      Grundsätzlich gilt: Bei Verschlechterung der Symptome oder bei Unwohlsein entfernen Sie den Wickel oder die Kompresse sofort. Dies gilt auch dann, wenn die Anwendung zu kalt oder zu heiß ist. Anwendungen mit Wickeln und Kompressen müssen grundsätzlich immer als angenehm empfunden werden!

      Grundsätzlich richtet sich die Dauer einer Anwendung nach dem Empfinden der Empfangenden und dem Zweck der Anwendung. Eine heiße Anwendung mit dem Ziel der allgemeinen Wärmezufuhr wird so lange belassen, wie sie als angenehm empfunden wird. Eine kalte Anwendung mit dem Zweck der lokalen Wärmeableitung bleibt so lange auf der betreffenden Stelle liegen, wie sie als kühlend empfunden wird.

      Im Tagesverlauf reagiert der Körper verschieden auf die einwirkenden Wärme- oder Kältereize. Physiologisch ist der Körper von 3.00 bis 15.00 Uhr in der »Aufheizphase«. Kältereize werden intensiver empfunden. Von 15.00 bis 3.00 Uhr ist der Körper in der »Entwärmungsphase«. Dann ist genügend Wärme vorhanden, kalte Anwendungen werden als angenehmer empfunden.1

      In den klassischen Naturheilverfahren werden Wickel und Kompressen der Wärme-/Thermotherapie und der Wassertherapie nach Kneipp allgemein der Hydrotherapie zugeordnet.

      Die Wirkungsweise der Wickel und Kompressen wird grundsätzlich über die Beeinflussung der körpereigenen Regulationsmechanismen und somit einer verstärkten Wirkung der Selbstheilungskräfte erklärt. Der thermische Reiz wirkt nervös-reflektorisch über den kutiviszeralen Reflex der Head’schen Zonen. Geruchsimpulse wirken über die Nase und die Siebbeinplatte auf das limbische System und führen weiter über den Hypothalamus zur Ausschüttung von Hormonen. Ein weiterer positiver Effekt ist die Anregung der biografischen Erinnerung, dies im Speziellen bei an Demenz erkrankten Menschen.

      Die Reizwirkung resultiert aus der Konstitution der Empfangenden, der Auswahl der Anwendung, dem Temperaturreiz, der Anwendungsdauer und der gewählten Auflagefläche. Bei postoperativen Anwendungen muss Rücksprache mit dem Arzt/der Ärztin genommen werden. In Spitälern, Heimen, Kliniken und in der häuslichen Pflege (Spitex) empfiehlt es sich, für die Umsetzung betriebsinterne Standards zu erarbeiten.

      Aus naturheilkundlicher Sicht betrachtet, wirken Wickel und Kompressen über die Haut entgiftend und zielen darauf ab, eine natürliche Ausscheidung zu verstärken. Durch die Anwendung wird zum anderen ein Impuls auf den ganzen Körper gesetzt (zum Beispiel eine Zwiebelkompresse auf den Fußsohlen). Die Reflexzonen stehen in Verbindung mit dem ganzen Körper. Somit kann eine Zwiebelkompresse, auf die Fußsohlen aufgelegt, einen beginnenden grippalen Infekt durch die Anregung der Selbstheilungskräfte reduzieren oder sogar beenden. Andererseits wirken Wickel und Kompressen ableitend auf die Haut, indem sie die lokale Durchblutung fördern und sich anregend auf die Hautatmung auswirken.2

      Unser Körper ist auf eine konstante Temperatur angewiesen. Diese beträgt auf der Haut 32 bis 35 °C und im Körperinnern etwa 37 °C. Dadurch wird die Funktion der Stoffwechselvorgänge gewährleistet. Auf Temperaturschwankungen reagiert der Körper sehr sensibel. Entsprechend ist es von Vorteil, die Körpertemperatur möglichst konstant zu halten. Voraussetzung dazu ist das Gleichgewicht zwischen Wärmeproduktion und -abgabe. Diese Regulation bezieht sich auf komplexe Vorgänge innerhalb des Wärmeregulationszentrums im Hypothalamus, einem Abschnitt des Zwischenhirns.

      Körpereigene Messfühler als Warm- und Kaltrezeptoren messen konstant die Hauttemperatur, spezifische Messfühler in den Blutgefäßen und im Rückenmark die Bluttemperatur. Über sie wird ein Istwert registriert. Das übergeordnete Wärmeregulationszentrum ist auf einen Sollwert eingestellt. Dieser entspricht einer Ausgangslage von etwa 32 °C auf der Haut und etwa 37 °C im Körperkern. Zeigen Ist- und Sollwert Abweichungen, gleicht der Körper den Temperaturanstieg mit Wärmeabgabe, den Temperaturabstieg mit Wärmeproduktion aus.

      Die Wärmeabgabe geschieht überwiegend über die Haut durch Erweiterung der Blutgefäße und somit durch Abstrahlung der Körperwärme. Die intensivste Wärmeabgabe ist das Schwitzen. Dadurch entsteht Verdunstungskälte, die dem Körper weiter Wärme ableitet.

      Die Wärmeproduktion wird durch eine erhöhte Stoffwechselfunktion geregelt. Zum Schutz vor weiterer Wärmeabstrahlung verengen sich die Blutgefäße in der Haut. Die »Gänsehaut« zeigt durch das Aufrichten der Haare eine erhöhte Muskelspannung. Durch Kältezittern — eine erhöhte Muskelarbeit — wird die Wärmebildung erhöht. Nach der Nahrungsaufnahme nimmt die Wärmeproduktion dank der Stoffwechselsteigerung zu. Die Leber trägt durch die chemische Umsetzung von Kohlenhydraten und Eiweiß ebenfalls zur Wärmeproduktion bei.

      Bei Fieber verändert sich der Sollwert der körpereigenen Temperatur durch die von Krankheitserregern abgegebenen Krankheitsstoffe (Pyrogene). Somit muss der Körper mehr Wärme produzieren. Dies erreicht er wirkungsvoll durch das Muskelzittern (Schüttelfrost). Weitere Informationen siehe unter Wadenwickel auf Seite 161.

      Wickelanwendungen können Temperaturreize setzen, die auf den ganzen Körper einwirken und somit die Wärmeregulation beeinflussen. Eine heiße Bauchkompresse kann dabei die Körperkerntemperatur erhöhen, sodass eine gesteigerte Wärmeabgabe durch Schwitzen erfolgt. Kaltanwendungen in der Wickelarbeit zielen dagegen darauf ab, eine lokale Übererwärmung abzuleiten. Durch eine korrekte Anwendung wird die Körperkerntemperatur nicht beeinflusst. Eine großflächige kurze Kälteanwendung, wie zum Beispiel eine kalte Armwaschung (Kneippanwendung), senkt hingegen die Körperkerntemperatur und führt somit zu einer vermehrten Wärmeproduktion.

      Damit die Anwendung von Wickeln und Kompressen zu einem guten Ergebnis führt, bedarf es vorweg einiger grundsätzlicher Informationen und Abklärungen. Beachten Sie darüber hinaus, dass Wickel und Kompressen sowohl eine Wirkung auf den Körper als auch auf die Psyche haben. Nehmen Sie sich daher genügend Zeit für eine gute Abklärung, Vorbereitung und Durchführung.

      Eine Anwendung sollten Sie unter Betreuung und Beobachtung vornehmen, dies im Besonderen bei Kindern und betagten Menschen. Akut medizinische Geschehen sind dagegen grundsätzlich keine Anwendungsgebiete für Wickel und Kompressen. Lediglich nach medizinischer Abklärung und Absprache können sie unterstützend eingesetzt werden.

      Stellen Sie sich vor der Anwendung von Wickeln und Kompressen auf jeden Fall die folgenden Fragen:

      • Welches Bedürfnis hat die Person?

      • Was ist die Ausgangslage,


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