Lesen in Antike und frühem Christentum. Jan Heilmann

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      Die Semantik des Kompositums ἐντυγχάνωἐντυγχάνω ist noch stärker von der Dimension des physischen Aufeinandertreffens/-stoßens geprägt als die Semantik des Verbes τυγχάνω selbst.1 Es bedeutet auf etwas stoßen,2 auch im Sinne von „in die Hände fallen“ von Gegenständen3, es kann verwendet werden, um das „Aufeinandertreffen“ mit Steinen oder Wurfgeschossen,4 mit einem Blitz5 o. ä. zu bezeichnen, was letale Folgen nach sich zieht. Außerdem bezeichnet es häufig das physische Aufeinandertreffen, die Begegnung von Menschen in den unterschiedlichsten Kontexten.6 Besonders deutlich ist die Dimension des physischen Kontakts im kriegerischen Kontext7 oder wenn das Verb gebraucht wird, um sexuellen Kontakt8 zu beschreiben.9 Sodann wird ἐντυγχάνω im übertragenen Sinne gebraucht, dass einer Person oder einer Personengruppe Unheil u. ä. droht oder sie auf Schwierigkeiten trifft.10

      Als LeseterminusLese-terminus11 verwendet ist das Objekt des Lesens zumeist im Dativ angegeben, wobei zumeist aus der Semantik des Leseobjekts oder dem Kontext deutlich hervorgeht, dass es um etwas geht, das auf einem Medium schriftlich fixiert ist.

      Als LesemedienLese-medium werden etwa genannt:

      ἀρχαιολογίαιἀρχαιολογίαι: Vgl. z.B. Ios.Josephus, Flavius c. Ap. 2,136.

      βιβλίονβιβλίον: Vgl. z.B. Plat.Platon symp. 177b; Dion Chrys. or. 4,30; Plut.Plutarch de mul. vir. prooem. (mor. 243e); Plut. Art. 13,4; Athen.Athenaios deipn. 14,62 (650b); PhiloPhilon von Alexandria virt. 17 (Querverweis auf das Lesen früherer BücherBuch); Ios.Josephus, Flavius c. Ap. 1,205; 1,216f; 2,45 (… καὶ ταῖς τῶν ἱερῶν γραφῶν βίβλοις ἐντυχεῖν); mit Verweis auf den TitelTitel Athen deipn. 15,18: ἐνέτυχον ὀψέ ποτε Πολυχάρμου Ναυκρατίτου ἐπιγραφομένῳ βιβλίῳ Περὶ Ἀφροδίτης, ἐν ᾧ ταυτὶ γέγραπται …; Philostr.Philostratos, Flavius v. Apoll. 1,3: ἐνέτυχον δὲ καὶ Μαξίμου τοῦ Αἰγιέως βιβλίῳ ξυνειληφότι …; Cass. DioCassius Dio 58,11,7.

      γράμματαγράμματα: Vgl. Ios.Josephus, Flavius c. Ap. 2,37; PhiloPhilon von Alexandria sacr. 79; legat. 253; Ach. Tat.Achilleus Tatios 5,19,5; Charit.Chariton von Aphrodisias Cal. 4,5,8; Orig.Origenes comm. in Ioh. 1,2,9; Iul.Iulianus, Flavius Claudius (Kaiser) ep. 29 (396c); Basil.Basilius der Große Caes.Caesar Ep. 194 u. ö.

      γραφήγραφή: Vgl. z.B. PhiloPhilon von Alexandria Mos. 2,40; Tat.Tatian orat. 29. Vgl auch Eus.Eusebios von Caesarea h. e. 7,32,2, der von Kyrillos von Antiochia berichtet, er habe die hebräische Sprache gelernt, um die hebräischen Schriften lesen zu können: … ὡς καὶ αὐταῖς ταῖς Ἑβραϊκαῖς γραφαῖς ἐπιστημόνως ἐντυγχάνεινἐντυγχάνω; bzw. ὑπογραφή: Vgl. z.B. App.Appian Lib.Libanios 20,136.

      ἱστορίαι: Vgl. z.B. Polyb.Polybios 12,25,2; Ios.Josephus, Flavius c. Ap. 1,220; vita 345; Dion. Hal.Dionysios von Halikarnassos ant. 4,6,1; Orig.Origenes Cels. 1,42; Ps.-Iust.Iunianus Iustinus Mart.Justin der Märtyrer cohort. 12b u. ö.; (Ps.?)-Basil.Basilius der Große Caes.Caesar enarr. 3,113.

      λόγοςλόγος: Vgl. Plut.Plutarch symp. 3,5,1 (mor. 652a): Ἀριστοτέλους ἐντυχὼν οὐ νεωστὶ λόγῳ περὶ ….; Plut. de Pyth. or. 23 (mor. 406a), führt als Gegenargument an, die Akademie, Sokrates und Platon seien ἀνέραστος gewesen: … ὧν λόγοις μὲν ἐρωτικοῖς ἐντυχεῖν ἔστι … Eindeutig in hss. Form fixierte und vermutlich publizierte RedenRede sind bei Men.Menandros Rhet. epideikt. 2,386,29ff im Blick, der im 3./4. Jh. dazu auffordert, Reden u. a. von Aristides (2. Jh.) und Hadrian (1./2. Jh.) als VorlageVorlage zur Konzeption eigener Reden zu lesen. Vgl. ferner Dion Chrys. or. 18,16–18 (hier ist v. a. aufschlussreich, dass emotionale Reaktionen im Blick sind, die durch das Lesen ausgelöst werden); Plut. de animae 29 (mor. 1027b); Plut. Phil. 4,3.

      πραγματείαπραγματεία: Vgl. z.B. Dion Chrys. or. 18,15,


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