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entsprechend zu konzeptualisieren, um bislang marginalisierte oder gänzlich ausgeblendete Narrative in den Blick zu rücken.28 Ein wichtiges Referenzprojekt ist in diesem Zusammenhang The Invisible History of Exhibitions, das sich seit 2008 in Form von internationalen Konferenzen, Publikationen und einer Reihe von (Recherche-)Ausstellungen, u. a. Parallel Chronologies (Budapest 2009, Karlsruhe 2010, Riga 2011), der Wissens- und Diskursproduktion zu Ausstellungen zeitgenössischer Kunst in Osteuropa seit den 1960er-Jahren widmet.29 Da experimentelle künstlerische und kuratorische Entwürfe der Zeit vor 1989 kaum dokumentiert sind und in der internationalen Geschichtsschreibung schlichtweg nicht vorkommen, ist ein zentrales Ziel des Forschungsprojekts die Erarbeitung eines umfassenden Archivs, das in verschiedenen Formaten zugänglich gemacht werden soll.

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      In The Canon of Curating wird das Thema durchaus kontroversiell diskutiert. So tritt Bruce Altshuler in seinem Text A Canon of Exhibitions im Sinne der Kenntnis wichtiger historischer Referenzen für die Formulierung eines – sich verändernden, ständig erweiternden – Kanons bedeutender Ausstellungen ein. Mit Bezugnahme auf seine früheren Arbeiten und deren Ansatz weiterentwickelnd, schlägt er zunächst eine Unterscheidung vor zwischen jenen Ausstellungen, die aufgrund ihrer kunsthistorischen Bedeutung kanonisiert werden, und jenen, die in Hinblick auf kuratorische

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      Angesichts der berechtigten Kritik, die der Kanonisierung unter kunsthistorischen oder kuratorischen Gesichtspunkten entgegengebracht wird, sieht Altshuler ein wesentliches Potenzial in einer unabgeschlossenen Erweiterung der genannten Merkmale um soziale, ökonomische und politische Faktoren, ohne sich auf einen Kriterienkatalog festlegen zu wollen. Er verweist hier beispielhaft auf die Nazi-­Propagandaausstellung Entartete Kunst, die zwischen 1937 und 1941 in 13 Städten gezeigt wurde und nicht aus kunsthistorischer oder kuratorischer Sicht, sondern aufgrund ihrer politisch-ideologischen Funktion von Bedeutung für die Ausstellungsgeschichte ist. Abschließend resümiert er:

      Während Bruce Altshuler also an einer Geschichtsschreibung durch die Kanonisierung einzelner Ausstellungen festhält, stellt Simon Sheikh in seinem Beitrag zum selben Band dieses Modell grundsätzlich in Frage. Unter dem Titel On the Standard of Standards, or, Curating and Canonization beleuchtet er detailliert die Problematiken dieses Ansatzes. Zunächst analysiert er den Prozess der ständigen Inklusion und Exklusion als konstitutiv für das Konzept der Kanonisierung, dem ein innerer Widerspruch eingeschrieben ist: Ein Kanon ist niemals vollständig, immer zu limitiert


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