Moderationsmethode und Zukunftswerkstatt. Ulrich Dauscher
3.4.1 Liste
Zugriff auf Informationen
Wenn eine Liste, wie hier, zur Weiterbearbeitung von vorher gesammelten Stichpunkten verwendet wird, können darin ausformulierte Aussagen oder weiterführende Fragen aufgereiht werden. Sie erleichtert dann den Zugriff auf die Informationen, stellt diese ausführlicher dar und gibt einen Überblick über den Gesamtumfang.
Platz lassen
Die hier dargestellte Liste ist für eine Moderation nicht optimal gestaltet. Zwar ist in den einzelnen Zeilen Platz für Ergänzungen zu den jeweiligen Aussagen reserviert, neue Regeln können aber nicht mehr hinzugefügt werden. Je nach Situation wäre daher zu überlegen, ob noch ein Leerplakat dazugestellt werden sollte.
3.4.2 Mehr-Felder-Tafel
Klare Struktur für Diskussion
Die Vier-Felder-Tafel (hier als Beispiel der Mehr-Felder-Tafel) gibt, besonders auch in der Kleingruppenarbeit, der Diskussion eine klare Struktur, schränkt sie allerdings auch auf die angeführten drei (evtl. vier, wenn das Feld für Ergänzungen durch das Plenum weggelassen wird) Aspekte ein. Die Überschriften für die einzelnen Felder sind themenneutral formuliert, sodass die Freiheit der Bearbeiter nicht noch mehr beschnitten wird.
Verschiedene Aspekte eines Themas
Die Vier-Felder-Tafel eignet sich besonders, um verschiedene Aspekte eines Themas zu beleuchten, Konflikte und evtl. Lösungsmöglichkeiten aufzuzeigen (das Feld „Plenum“ wird oft durch „Lösungsmöglichkeiten“ ersetzt).
Im Beispiel werden im Ist- und Soll-Feld die Möglichkeiten des „Rhythmus“ (s. S. 27) genutzt, um die zusammengehörigen Kärtchen einander zuzuordnen. Würden sie direkt untereinander gehängt, wären Übersicht und Lesbarkeit eingeschränkt („Figur und Grund“).
3.4.3 Netz
Aspekte übersichtlich darstellen
Ein Netz stellt eine gegliederte Gesamtübersicht her. Es ist übersichtlich, erleichtert Kategorisierungen und das Herstellen von Beziehungen zwischen Unterpunkten. Die verschiedenen Aspekte eines Themas, auch widersprüchliche, werden deutlich.
Gelesen wird es von innen nach außen. Das Thema steht in der Mitte, daneben die Unterthemen, dann wieder die Unterpunkte usw. Im Beispiel wäre es über die Fragen „Welche Vorteile bietet die Visualisierung von Diskussionen?“, „Was bewirkt die optische Präsenz von Informationen?“ usw. entstanden.
Weglassen
„Weglassen“ ist eine der wichtigsten Regeln beim Erstellen eines Netzes. Wenn das Plakat zu sehr ausgefüllt wird, wird es unübersichtlich, wie hier schon ansatzweise zu erkennen ist. Unterschiedliche Farben für die verschiedenen Äste können die Gliederung verbessern.
Baum
Sollen statt der Aspekte eines Sachverhaltes Hierarchien dargestellt werden, so kann das Thema oben angepinnt werden, die Unterpunkte darunter usw. (auch die Anordnung von links nach rechts ist möglich). Auf diese Weise entsteht ein Baum, mit dem z. B. Organisationsstrukturen übersichtlicher aufgezeigt werden können als mit einem Netz.
3.4.4 Tabelle
Überblick über Beziehungen
Die Tabelle ist oft das beste Instrument, um einen schnellen Überblick über Beziehungen zwischen Elementen aus zwei verschiedenen Kategorien (Instrumente / Anwendungsmöglichkeiten) zu geben. Dabei sollten nur die wichtigen Schnittfelder gekennzeichnet werden (Übersichtlichkeit), in diesen kann mit Betonungen gearbeitet werden. Im Beispiel sind die Anwendungsmöglichkeiten, für die die Instrumente ausgezeichnet geeignet sind, mit einem großen Kuller markiert, der kleine Kuller symbolisiert „gut geeignet“.
Nicht zu umfangreich
Eine Tabelle sollte maximal sechs Zeilen und fünf Spalten besitzen. So bleibt sie leicht zu erfassen und bietet noch Freiraum für Ergänzungen.
4. Der Moderator
Zu zweit moderieren
Die Grundhaltung des Moderators, seine Aufgaben und einige Faustregeln für sein Verhalten sind Thema dieses Abschnitts.
Wenn die Rede von „dem Moderator“ ist, so heißt das nicht, dass moderieren die Aufgabe eines Einzelnen sein muss. Im Gegenteil – wenn möglich sollte zu zweit moderiert werden. Das bietet wesentliche Vorteile:
• Die Arbeit kann beschleunigt werden, indem die Aufgaben in der Moderation verteilt werden. So kann sich z. B. einer darauf konzentrieren, die Kommunikation in der Gruppe zu unterstützen, während der andere für die technische Seite der Visualisierung, also evtl. Mitschreiben und Anpinnen, zuständig ist.
• Die Gruppe erhält zwei Kommunikationsmodelle statt nur einem. Ihr wird ein breiteres Spektrum an Verhaltensmöglichkeiten vorgeführt. Ist einem Teilnehmer ein Moderator unsympathisch, so kann er sich immer noch am anderen orientieren.
• Hat sich ein Moderator festgefahren, so können die Rollen getauscht werden. Die Gruppe erhält so einen neuen Ansprechpartner, mit dem sie vielleicht im Moment besser arbeiten kann.
• Moderation erfordert häufig Improvisation und schnelles Einstellen auf neue Gegebenheiten. Zwei Moderatoren können sich gegenseitig beim Entwickeln der jeweils angemessenen Strategie unterstützen.
Im Allgemeinen sollten eine Frau und ein Mann zusammen moderieren. So kann einer Überbetonung geschlechtsspezifischer Verhaltens- und Kommunikationsweisen entgegengewirkt werden.
4.1 Grundhaltung des Moderators
Hebammenfunktion
Die Rolle des Moderators wird oft mit der einer Hebamme verglichen: Er bringt das Kind nicht zur Welt, er unterstützt nur die Geburt. Seine Hilfestellung bezieht sich auf das organisatorische Umfeld und den Kommunikationsprozess, d. h. auf die Meinungsbildung und die Dynamik der Gruppe. Im Gegensatz zum Fernseh-Moderator, dessen Engagement davon abhängt, ob er sich genügend in den Vordergrund spielt, ist Unauffälligkeit für den Moderationsmethoden-Moderator das oberste Gebot (was oft in Konflikt damit kommt, dass er auf Aufträge angewiesen ist). Die Gruppe soll nicht seine Show bewundern, sondern zu ihrem Ergebnis kommen.
Gruppe fachkompetent
Der Moderator sieht die Mitglieder der Gruppe als fachkompetent an. Er arbeitet nicht als Dozent, der der Gruppe Wissen vermittelt, sondern hält sich aus der inhaltlichen Diskussion heraus. Das bedeutet auch, dass vor allem die Gruppe für das Ergebnis zuständig ist. Es ist nicht Aufgabe des Moderators, die Gruppe mit seinen eigenen (inhaltsbezogenen) Erkenntnissen zu „bereichern“.
Die Fachkompetenz der Gruppe schließt allerdings die Möglichkeit nicht aus, externe Experten zu befragen.
Menschen selbstständig
Die Grundidee der Moderationsmethode, nämlich die Eigenaktivität der Gruppenmitglieder, beinhaltet, dass die Teilnehmer als selbständige Menschen angesehen werden. Das bedeutet für den Moderator einerseits, dass er nicht leitet, sondern unterstützt, andererseits, dass er Probleme von der Gruppe selbst lösen lässt. Damit sind nicht nur themenbezogene, sondern auch gruppendynamische Schwierigkeiten gemeint. Der Moderator gibt etwa