Moderationsmethode und Zukunftswerkstatt. Ulrich Dauscher
vorgefertigten Lösungen.
„Ganzheitliches“ Menschenbild
Die Mitglieder der Gruppe werden „ganzheitlich“ gesehen, d. h. der Moderator betrachtet sie nicht nur als Wissensträger, sondern als Menschen mit eigenen Gefühlen und Bedürfnissen, die in der Lernsituation zum Ausdruck kommen und beachtet werden müssen. Das Menschenbild in der Moderationsmethode deckt sich mit dem in der Themenzentrierten Interaktion (TZI), daher finden sich auch viele TZI-Regeln in den Regeln zur Gruppenarbeit der Moderationsmethode wieder.
Konsensorientierung
Wenn die Gruppenmitglieder in diesem Sinne ganzheitlich gesehen werden, schließt das ein demokratisches (im gebräuchlichen Sinne) Verständnis von Gruppenarbeit aus. Demokratie, wie sie bei uns üblich ist, beinhaltet Abstimmungen, bei denen die Mehrheit gewinnt. Den Gewinnern stehen dann die (enttäuschten, wütenden, resignierten …) Verlierer gegenüber.
In der Moderationsmethode, die auf der Aktivität und Einbeziehung aller Teilnehmer beruht, ist normalerweise eine konsensorientierte Haltung gefordert. Um eine Entscheidung zu treffen, muss sich die Gruppe einig sein. Ist das in Ausnahmefällen nicht möglich, so wird nach Wegen gesucht, die Minderheitenmeinung zu berücksichtigen. Teilweise lässt sich das mit einfachen Techniken bewerkstelligen (wenn z. B. beim Sortieren von Stichpunkten eine bestimmte Karte nicht eindeutig zuzuordnen ist, kann sie kopiert und mehrfach verwendet werden), teilweise ist dazu die Kreativität der Gruppe und der Moderatoren gefordert.
Selbstreflexivität
Abstimmungen dürfen in einer Moderation nur in Ausnahmefällen und im Bewusstsein der Auswirkungen eingesetzt werden!
Schließlich ist ein Moderator selbstreflexiv. Sein Verhalten wirkt wesentlich auf die Gruppe ein, es bestimmt den Erfolg oder Misserfolg zu einem großen Teil mit. Nur ein Moderator, der seine Stärken und Schwächen kennt, kann flexibel auf die Bedürfnisse der Gruppe in der jeweiligen Situation eingehen. Beispielsweise wird ein eher konfliktscheuer Moderator dazu neigen, Konflikte zu übersehen, zu überspielen oder zu unterdrücken. Weiß er das jedoch, so kann er Problemsituationen erkennen und bewusst gegen seine Abwehr vorgehen oder er kann mit einem Co-Moderator arbeiten, der Konflikte leichter zulassen kann.
Haltung als Grundlage befriedigender Zusammenarbeit
Die Haltung des Moderators ist ein zentrales Element jeder Moderation. Nimmt er die Teilnehmer nicht ernst, behandelt er sie lehrer- oder gönnerhaft, dann stellt er sich über die Gruppe und gefährdet die Zusammenarbeit. Menschen sind, gerade in Moderationen, äußerst sensibel für Erwartungen, die ihnen entgegengebracht werden. Abwertungen können leicht zu selbsterfüllenden Prophezeiungen führen: Die Teilnehmer fühlen sich nicht akzeptiert, ziehen sich zurück oder werden aggressiv, und der Moderator hat einen weiteren Grund, ihr Verhalten als unmündig zu bewerten.
Wahrscheinlich ist ein technisch perfekter Moderator mit einer ungeeigneten Grundeinstellung weniger in der Lage, mit einer Gruppe befriedigend zusammenzuarbeiten, als ein Moderator, der methodisch Schwächen zeigt, aber die Teilnehmer respektiert, an ihre Fähigkeiten glaubt und ihnen Vertrauen entgegenbringt. Im Allgemeinen macht es kaum Schwierigkeiten, kleinere Moderationsfehler auszubügeln, wenn die Atmosphäre in der Gruppe gut ist. Das soll allerdings keine Entschuldigung für mangelndes Bemühen und nachlässige Vorbereitung des Moderators sein: auch darin äußert sich eine Missachtung der Bedürfnisse der Teilnehmer.
4.2 Aufgaben des Moderators
Vorbereitung
Zunächst ist es Aufgabe des Moderators, die Moderation vorzubereiten. Dazu gehört die Beschaffung und Ausgestaltung eines oder mehrerer geeigneter Räume sowie des nötigen Materials.
Mit den Beteiligten werden, soweit dies möglich ist, Vorgespräche geführt, um Informationen zu erhalten, die für den Ablauf der Veranstaltung wichtig sind. Dazu gehört z. B. Wissen über hierarchische Strukturen in der Teilnehmergruppe, über widerstreitende Interessen und Konfliktpotenziale, über zu erreichende Ziele und einschränkende Bedingungen. Mit diesen Kenntnissen können dann die Ablaufplanung und erste Fragestellungen für die Moderation erarbeitet werden. Die Planung kann teilweise detailliert ausgeführt werden (z. B. Anfangssituation), teilweise ist sie vorläufig und muss unter Umständen auch völlig fallen gelassen werden, wenn es die Situation in der Moderation erfordert.
Methodenspezialist
Der Moderator ist der Methodenspezialist. Er ist dafür zuständig, der Gruppe den Weg zum Ziel zu weisen, indem er zur Bearbeitung des jeweiligen Themas geeignete Techniken und Methoden zur Verfügung stellt. Diese „Wegweiserfunktion“ wird je nach Situation konsensorientiert oder direktiv gehandhabt.
Die konsensorientierte Handhabung ist aus den oben genannten Gründen das Selbstverständliche. Eher zu erläutern ist das direktive Verhalten.
Zunächst gibt der Moderator vor, dass die Moderationsmethode verwendet wird. Dies ist eine Prämisse, über die – während der Moderation – nicht diskutiert wird. In den Pausen kann er sich natürlich mit den Teilnehmern darüber unterhalten.
Mit Einschränkungen gilt das Gleiche für die in der Moderation angewendeten Methoden. Sie werden im Allgemeinen vom Moderator vorgegeben. Die Möglichkeit, Methoden mit der Gruppe zu besprechen, muss jedoch differenziert gesehen werden. Einerseits können Teilnehmer mit Moderationserfahrung sinnvolle Vorschläge zum Vorgehen machen; auch der qualifizierteste Moderator ist nicht unfehlbar. Andererseits können sich hinter methodischen Einwänden und Diskussionsversuchen auch Widerstände gegen die eigentliche Problembearbeitung oder die Person des Moderators verbergen. In diesem Falle geht es darum, herauszuarbeiten, was der Beschäftigung mit dem Thema im Wege steht, um die Weiterarbeit zu ermöglichen.
Ein Moderator vergibt sich nichts, wenn er einen guten Vorschlag aus der Gruppe aufgreift. Allerdings muss er zugleich die nötige Sicherheit und Autorität besitzen, um Diskussionen darüber unterbinden zu können, sodass nicht von der inhaltlichen Arbeit abgelenkt wird.
Methodenlehrer
Der Moderator ist nicht nur Methodenspezialist, sondern auch Methodenlehrer. Im Lauf der Moderation bringt er durch sein Vorbild den Teilnehmern Grundtechniken bei. Dadurch wird die Selbstständigkeit der Gruppe erhöht und der Ablauf der Moderation beschleunigt – der Moderator muss sich nicht mehr um alles selbst kümmern.
Kommunikation fördern – Transparenz schaffen
Eine Hauptaufgabe des Moderators ist, die Kommunikation der Gruppenmitglieder zu ermöglichen und zu fördern.
Dazu schafft er Transparenz, sowohl auf Sach- und Beziehungs- als auch auf methodischer Ebene.
Die Transparenz auf der Sachebene entsteht durch die Anwendung der Visualisierung schon beinahe von selbst. Der Moderator passt auf, dass alle genannten Punkte erfasst werden, sodass nichts unter den Tisch fällt. Das bezieht sich auch auf Randthemen, da von diesen wichtige Impulse ausgehen oder sie sich später als zentral herausstellen können. Daneben ist er dafür zuständig, dass eine klare Struktur sichtbar ist, sodass sich alle jederzeit über Vergangenes informieren können.
Positive Beziehungen der Teilnehmer untereinander und zum Moderator sind wichtig für die Erreichung des Gruppenzieles. Aus diesem Grund versucht der Moderator, Stimmungen und Gefühle in der Gruppe sichtbar zu machen. Unzufriedenheit und Konflikten wird einerseits vorgebeugt, andererseits werden sie nicht übergangen, sondern bearbeitet. Gerade aus Unzufriedenheit können neue Lösungsansätze entstehen.
Nicht zu vernachlässigen ist schließlich die methodische Transparenz. Den Teilnehmern sollte immer klar sein, warum sie etwas tun; ist es das nicht, so werden sie zumindest teilweise entmündigt. Daher erklärt der Moderator bei jedem Moderationsschritt kurz, welche Funktion dieser hat.
– Kommunikationsmodell
Der Moderator dient ferner als Kommunikationsmodell. Sein Verhalten wird von den Gruppenmitgliedern genau registriert und hat für sie Vorbildfunktion. Insbesondere