Moderationsmethode und Zukunftswerkstatt. Ulrich Dauscher

Moderationsmethode und Zukunftswerkstatt - Ulrich Dauscher


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Moderators einen sehr starken Einfluss auf das der Teilnehmer aus. Daher sind für ihn zwei Verhaltensweisen äußerst wichtig, die man auch zu seinen Grundhaltungen zählen könnte: Echtheit und Akzeptanz des Gegenübers. Nimmt er die Teilnehmer nicht so an, wie sie sind, und gibt er sich ihnen gegenüber nicht so, wie er ist, so kann er auch nicht erwarten, dass sich diese Voraussetzungen für eine sinnvolle Kommunikation in der Gruppe entwickeln.

      Neben seinem Modelldasein steuert er die Kommunikation allerdings auch handelnd, indem er z. B. versucht, zurückhaltende Teilnehmer stärker einzubeziehen, Vielredner zu bremsen usw. Dazu führt er evtl. situationsbedingt nach und nach „Spielregeln“ in die Arbeit der Gruppe ein (s. S. 89).

       Zielorientierung

      Schließlich ist der Moderator noch dafür zuständig, dass die Gruppe zielorientiert arbeitet. Dazu führt er die Gruppe „an der langen Leine“, d. h., dass im Normalfall durchaus die Gruppe bestimmt, was besprochen werden muss (unter Beachtung evtl. situativer Vorgaben), dass sich diese aber, ebenso wie in einer mündlichen Diskussion, verlaufen kann und dann darauf hingewiesen werden muss. Der Kurs wird dann, mit Zustimmung der Gruppe, wieder auf das Gruppenziel zurückgeführt.

       Idealbild

      Im Sinne eines Idealbildes lässt sich das Verhalten eines Moderators als werturteilsfrei, offen, respektvoll, selbstkritisch und konsequent in der Methode und seinem Handeln beschreiben.

      Aus der Grundhaltung des Moderators und seinen Aufgaben lassen sich Verhaltensregeln für ihn formulieren. Einige davon werden in diesem Abschnitt dargestellt.

      Verhaltensanweisungen decken lediglich einige Situationen ab. Ein Moderator kann sich nicht nur an Regeln orientieren, er muss die richtige Grundeinstellung haben. Daraus ergibt sich dann das angemessene Handeln auch ohne das Bewusstmachen von Regeln.

       Doppelrollen trennen

      Diese Regel wurde schon mehrmals angesprochen. Sie ist jedoch nicht immer ohne Weiteres einzuhalten. Würde sie vollständig befolgt, so könnten z. B. Leiter in Erwachsenenbildungsveranstaltungen, die auch der klassischen Wissensvermittlung dienen, keine Moderationselemente verwenden. Der Dozent, der Informationen weitergibt, und der Moderator, der sich aus der inhaltlichen Diskussion heraushält, wären ja in einer Person vereint.

      In diesem Fall muss der Leiter / Moderator seine zwei Rollen klar und für die Gruppe sichtbar trennen. Dies kann er einerseits mit verbalen Mitteln versuchen, indem er ausdrücklich sagt, dass er jetzt von der Moderatoren- in die Dozentenrolle wechselt. Andererseits kann er auch nonverbale Mittel benutzen (oder beides), indem er z. B. jedes Mal, wenn er seine Rolle wechselt, auch den Platz im Raum wechselt: Als Moderator steht er neben den Pinnwänden, wird er zum Dozenten, so geht er auf die Gruppe zu und nimmt einen neuen, deutlich anderen Standort ein.

       Informationen müssen erfragt werden

      Da der Moderator Helfer und nicht Dozent ist, ist seine Grundhaltung fragend. Er möchte den Austauschprozess der Gruppe fördern, Meinungen sichtbar und besprechbar machen. Die nötigen Informationen dazu kann er nicht selbst geben, sondern muss sie von den Gruppenmitgliedern erfragen.

      Diese Regel darf, wie alle anderen auch, nicht überzogen werden. Der Moderator sagt durchaus auch häufig etwas aus, nur nicht auf das Thema bezogene eigene Meinungen. Beispielsweise spricht er Störungen an, erklärt die Methodik des Vorgehens usw. Auch spiegelt er zur weiteren Klärung, sowohl auf der sachlichen als auch auf der emotionalen Ebene, Beiträge von Teilnehmern oder formuliert aggressive, angreifende Äußerungen um, um deren Sachaspekt in den Vordergrund zu stellen.

      Da die Frageart und -formulierung in der Moderationsmethode eine wesentliche Rolle spielt, wird ihr später ein eigener Abschnitt gewidmet.

       Neutralität

      Während der Moderation stellt der Moderator seine eigenen Meinungen und Werturteile zurück. Nur so kann die Gruppe Vertrauen in seine Neutralität bekommen.

      Diese Wertfreiheit bezieht sich nicht nur auf thematische Äußerungen, sondern auch auf Stimmungen und Verhaltensweisen der Teilnehmer. Wenn beispielsweise ein Teilnehmer die Gruppe immer wieder stört, so muss der Moderator dafür sorgen, dass diese Störung bearbeitet wird. Sinnlos bzw. schädlich ist hier aber eine moralisierende Stellungnahme des Moderators.

      – Vorsicht beim Loben

      Der Moderator sollte auch mit dem Loben von Teilnehmerbeiträgen vorsichtig umgehen. „Das ist ein wichtiger Beitrag“ setzt diejenigen zurück, die nicht auf diese Weise gelobt werden und stellt außerdem ein Gefälle zwischen Beurteilendem und Beurteilten her. Ähnlich kann zustimmendes Brummen usw. wirken.

       Moderator Steuermann – Gruppe Kapitän

      Der Moderator lässt sich den Kurs von der Gruppe vorgeben. Er zieht sie nicht in irgendeine Richtung, die er inhaltlich für richtig hält, wenn er auch durchaus methodisch die Mittel angibt. Moderation birgt, ebenso wie jede andere Methode, mit Menschen zu arbeiten, die Gefahr, manipulativ angewendet zu werden.

       Keine Rechtfertigung

      Mit der Gruppe gehen sollte der Moderator auch, wenn er angegriffen wird. Er rechtfertigt oder entschuldigt sein Handeln nicht; damit würde er nur Machtkämpfe zwischen sich und den Gruppenmitgliedern herausfordern. Er greift Kritik konstruktiv auf und klärt sie zusammen mit der Gruppe – gegen sie erreicht er ohnehin nichts. Voraussetzung für diesen offenen Umgang mit Kritik ist allerdings ein klares Bewusstsein über die eigene Rolle (siehe rechts, „Klares Selbstbild“).

      Diese Regel, die aus der Themenzentrierten Interaktion übernommen wurde, ist für den Moderator aus zwei Gründen wichtig.

       Kommunikationsmodell

      Zum Ersten dient der Moderator der Gruppe als Vorbild für die eigenen Verhaltensweisen. Wenn also schon er selbst seine Aussagen hinter der schützenden Allgemeinheit („man“ heißt so viel wie „alle“) versteckt, so kann er von den Teilnehmern nicht erwarten, dass sie ihre Aussagen ichbezogen und damit angreifbar formulieren.

       Klares Selbstbild

      Zweitens wird der Moderator laufend mit Erwartungen und Wünschen der Teilnehmer konfrontiert, Ansprüchen, denen er nicht gerecht werden kann und will: Mal soll er für Disziplin sorgen, mal nicht so strikt führen; mal soll er Ergebnisse produzieren, mal Konflikte lösen. Wenn er sich in dieser Situation über seine eigenen (ich!) Ansprüche, Ziele und Aufgaben nicht im Klaren ist, wird er schnell zum Spielball der Vorstellungen der Teilnehmer.

       Störungen bearbeiten

      Auch dieses Prinzip stammt aus der Themenzentrierten Interaktion. Wesentliche Störungen – wie etwa ständige Nebengespräche und Unruhe – oder persönliche Angriffe verhindern oder beeinträchtigen die Arbeit am eigentlichen Thema. Werden sie übergangen oder unterdrückt, so eröffnen sich meistens weitere Störungsquellen. Außerdem haben sie oft einen Grund, der bedeutsam für die weitere Zusammenarbeit ist. Daher müssen sie bearbeitet werden, bevor mit dem Hauptthema fortgefahren werden kann. Als Mittel kann der Moderator z. B. ein Blitzlicht (s. S. 81) oder die Einpunktfrage (s. S. 59) einsetzen, um Stimmungen oder Konflikte transparent, besprechbar und damit veränderbar zu machen. Wenn es sich um einzelne Störer handelt, kann er diese auch direkt darauf ansprechen: „Ich merke, dass Sie sich immer wieder unterhalten.


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