Kulturtheorie. Wolfgang Müller-Funk

Kulturtheorie - Wolfgang Müller-Funk


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Gefühl der individuellenindividuell Wahlfreiheit ebenso wie das Glück der DifferenzDifferenz, das Glück, beispielsweise ein Fan von Rasta-Musik und keiner von Hip-Hop oder Punk zu sein.

      Literatur

      Simmel, Georg, Philosophie des Geldes, Frankfurt/Main: Suhrkamp 1989, GA, Bd. 6, S. 9–138, S. 591–716.

      Simmel, Georg, Philosophie der Mode, Frankfurt/Main: Suhrkamp 1995, GA, Bd. 10, S. 9–37.

      Simmel, Georg, Aufsätze und Abhandlungen 1901–1908, I, Frankfurt/Main: Suhrkamp 1995 GA, Bd. 7, S. 101–108, S. 345–350,

      Simmel, Georg, Aufsätze und Abhandlungen 1901–1908, II, Frankfurt/Main 1993, GA Bd. 8, S. 363–373.

      Simmel, Georg, Aufsätze und Abhandlungen 1909–1918, I, Frankfurt/Main 2001, GA Bd. 12, S. 55–61.

      Aulinger, Barbara, Die Gesellschaft als Kunstwerk. Fiktion und Methoden bei Georg Simmel, Wien: Passagen 2001.

      Backhaus, Jürgen G. (Hrsg.), Georg Simmels Philosophie des Geldes, Marburg: Metropolis 2000.

      Budi Hardiman, Fransisco, Die Herrschaft der Gleichen. Masse und totalitäre Herrschaft. Eine kritische Überprüfung der Texte von Georg Simmel, Hermann Broch, Elias Canetti und Hannah Arendt, Frankfurt/Main: Lang 2001.

      Cantó-Milà, Natalia, George Simmel 2020. Beyond the first centenary of his death, in: Theory, Culture and Society 2020, Vol. 37 (7–8), S. 411–420.

      Dahme, Heinz-Jürgen/Rammstedt, Otthein (Hrsg.), Georg Simmel und die Moderne: neue Interpretationen und Materialien, 2. Auflage, Frankfurt/Main: Suhrkamp 1995.

      Ebers, Nicola, „Individualisierung“. Georg Simmel – Norbert Elias – Ulrich Beck, Würzburg: Königshausen & Neumann 1995.

      Fitzi, Gregor, The challenge of modernity. Simmel’s sociological theory, New York: Routledge, 2019.

      Frisby, David, Georg Simmel, London: Routledge 2002.

      Goodstein, Elizabeth, Georg Simmel and the disciplinary imaginary, Stanford: Stanford University Press, 2017.

      Helle, Horst Jürgen, Georg Simmel. Einführung in seine Theorie und Methode, München/Wien: Oldenbourg 2001.

      Jung, Werner, Georg Simmel zur Einführung, Hamburg: Junius 1989.

      Kadi, Ulrike (Hrsg.), Traum, Logik, Geld. Freud, Husserl und Simmel zum Denken der Moderne, Tübingen: Edition diskord 2001.

      Kemple, Thomas, Simmel, Medford: Polity, 2018.

      Leck, Ralph M., Georg Simmel and avant-garde sociology. The birth of modernity 1880–1820, Amherst/New York: Humanity Books 2000.

      Lichtblau, Klaus, Georg Simmel, Frankfurt/Main: Campus 1997.

      Lichtblau, Klaus, Zur Aktualität von Georg Simmel. Eine Einführung, 2. Auflage, Wiesbaden: Springer 2019.

      Müller, Hans-Peter, Reitz, Tilman (Hrsg.), Simmel-Handbuch. Begriffe, Hauptwerke, Aktualität, Berlin: Suhrkamp 2018.

      Pyyhtinen, Olli, The Simmelian legacy. A science of relations, Basingstoke: Palgrave Macmillan, 2018.

      Vernik, Esteban, Borisonik, Hernán, Georg Simmel, un sigo despues, Buenos Aires: CLACSO 2017.

      Kapitel 6 Kritische TheorieKritische Theorie als Kulturtheorie: DialektikDialektik der AufklärungAufklärung, aufklärungs- und Pariser Passagen

      Dass die Kritische TheorieKritische Theorie im Umfeld der Frankfurter SchuleFrankfurter Schule eine Kulturtheorie darstellt, steht wohl außer Zweifel. Mehr noch: Mindestens zwei Jahrzehnte lang war sie tonangebend, und zwar nicht nur in Deutschland. In fast allen englischsprachigen Einführungen in die Cultural StudiesCultural Studies findet sich deshalb ein ausführliches Kapitel zur Kritischen Theorie.1 Dabei wird vor allem auf ihre kritische Analyse der modernenModerne, modern, -moderne Kulturindustrie hingewiesen. BenjaminsBenjamin, Walter Aufsatz über Das KunstwerkKunst, Kunstwerk im Zeitalter seiner technischen ReproduzierbarkeitReproduzierbarkeit hat ungeachtet seiner methodisch-theoretischen Schwächen seine Stellung als diskurs-initiierender Text im Bereich der MedientheorieMedien, Medien-, -medien, medien- fast unagefochten bewahren können. Gleichwohl ist es unübersehbar geworden, dass der Kritischen Theorie heute nicht mehr jene primäre Stellung zukommt, die sie in den 1970er und 1980er Jahren eingenommen hat. Das hat verschiedene Gründe. Philosophisch geriet sie in die Defensive, weil sie trotz aller Kritik am klassischen MarxismusMarxismus, marxistisch und an HegelHegel, Georg W.F. in vielfacher Weise an Positionen, Prämissen und Denkweisen des deutschen IdealismusIdealismus (philosophisch) festgehalten hat, die von Philosophen in der kritischen Nachfolge HeideggersHeidegger, Martin (Jacques DerridaDerrida, Jacques ist hier nur der bekannteste) und vom französischen PoststrukturalismusPoststrukturalismus generell in Frage gestellt worden sind.2 In Deutschland war es vor allem Jürgen Habermas, der die radikale Kultur- und Gesellschaftskritik HorkheimersHorkheimer, Max und AdornosAdorno, Theodor W. in eine Theorie der kommunikativen und intersubjektiven Vernunft transformiert hat. Die Kulturkritik HorkheimersHorkheimer, Max und AdornosAdorno, Theodor W. geriet aber auch von einer anderen Seite her in die Defensive: Die einseitige Verdammung der PopularkulturPopularkultur wird heute weder in den Künsten noch im kulturwissenschaftlichen Bereich geteilt. Es waren ja gerade die englischen Kulturstudien (John FiskeFiske, John), die gegen die Literaturtheoretiker der HochkulturHochkultur den demokratischenDemokratie, demokratisch und emanzipatorischen Charakter der neuen Popularkultur der 1970er Jahre hervorgehoben haben. Mittlerweile gehört indes auch dieses überschwängliche Abfeiern der modernen MassenkulturMasse, Massenkultur, Massenmedien, Massen- der Vergangenheit an. Es ist zu offenkundig, dass diese in ihrer ökonomischen Dimension und StrukturStruktur, strukturiert, strukturell jedenfalls nicht pauschal als ‚systemkritisch‘ bezeichnet werden kann.

      Insbesondere für AdornoAdorno, Theodor W. stellt die KunstKunst, Kunstwerk der, wie man heute einigermaßen paradox sagt, klassischen ModerneModerne, modern, -moderne – AdornosAdorno, Theodor W. bevorzugte Autoren sind KafkaKafka, Franz, BeckettBeckett, Samuel, ProustProust, Marcel und JoyceJoyce, James – das wesentliche kritische Potenzial gegenüber einer GesellschaftGesellschaft, gesellschaftlich dar, die sich im Zustand einer fast vollständigen Selbstverblendung befindet. AdornosAdorno, Theodor W. Ästhetik ist modernistisch, insofern sie sich als eine Philosophie der modernen Kunst versteht, aber sie ist kulturkonservativ, insofern sie, trotz einschlägiger Kritik an der bürgerlichen Kultur, an einem elitärenElite, elitär Kunstbegriff festhält und jedwede Art von popularer Kultur als Regression und Manipulation abstuft. Die Kulturphilosophie von AdornoAdorno, Theodor W., HorkheimerHorkheimer, Max, MarcuseMarcuse, Herbert und ihrem Umfeld ist eine kritische Theorie, nicht nur in dem selbstverständlichen Sinn, dass Theorie prinzipiell eine hinterfragende und reflexive FunktionFunktion hat, wie sich das ja auch in KantsKant, Immanuel Verwendung des Begriffs niederschlägt, in der es um die Hinterfragung (der reinen und der praktischen Vernunft oder Urteilskraft) geht. Das Werk von AdornoAdorno, Theodor W., HorkheimerHorkheimer, Max oder auch BenjaminBenjamin, Walter ist kritisch in einem ganz dezidierten Sinn: Es positioniert sich in prinzipiellem Gegensatz zur kapitalistischenKapital, Kapitalismus, kapitalistisch Gesellschaft und deren kulturellen Formationen (bürgerliche Klassenkultur, MassenkulturMasse, Massenkultur, Massenmedien, Massen-).

      Die Kritische TheorieKritische Theorie ist auch deshalb eine Kulturtheorie, weil sie sich auf die kulturellen Phänomene der kapitalistischenKapital, Kapitalismus, kapitalistisch GesellschaftGesellschaft, gesellschaftlich konzentriert, auf jene Bereiche, die der standardisierte, ästhetisch und kulturell überaus konservativekonservativ MarxismusMarxismus, marxistisch so sträflich vernachlässigt hat. Diese Fokussierung bringt es beinahe automatisch mit sich, dass sie, ähnlich wie GramsciGramsci, Antonio, AlthusserAlthusser, Louis und die Vertreter der Cultural StudiesCultural Studies (→ Kap. 12), das klassische BasisBasis-ÜberbauÜberbau-Modell modifiziert, ja verwirft. In gewisser Weise radikalisiert die Kritische Theorie den marxistischen Befund der bürgerlich-kapitalistischen Gesellschaft: Diese wird zu einem unentrinnbaren inneren wie äußeren Gefängnis, sie wird zu einer realen Dystopie, in der sich all jene Momente und Motive finden, die wir aus den


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