Sprache und Kommunikation in der beruflichen Aus- und Weiterbildung. Группа авторов

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Weiterbildung häufig nicht ausreichen (vgl. Bethscheider et al. 2010, Ohm 2010 und 2014, Kimmelmann 2010), entstanden Konzepte, die sprachliches und fachliches Lernen miteinander verzahnen:

      Das Positionspapier Weiterbildungsbegleitende Hilfen (WbH) empfiehlt bspw., sprachliche Förderung als Kernaufgabe in der beruflichen Aus- und Weiterbildung zu verankern (Bethscheider et al. 2010). WbH werden beschrieben als ein flankierender sprachsensibler Förderunterricht in Kleingruppen, der sich auf fachliche Inhalte bezieht und individuelle Unterstützungsbedarfe der Teilnehmenden aufgreift.

      In der beruflichen Weiterbildungspraxis hat sich insbesondere der Begriff der Integrierten Sprachförderung durchgesetzt, der jedoch nicht einheitlich konzeptuell hinterlegt ist. Es handelt sich dabei häufig um additive Sprachkursangebote, die einer fachlichen Qualifizierung entweder vorgeschaltet, nachgeschaltet oder begleitend angeboten werden. Im Sinne eines integrativen Ansatzes wird auf unterschiedliche Weise versucht, diese Angebote mit den fachlichen Lerninhalten zu verknüpfen. Erfahrungen mit solchen Konzepten sind nur teilweise erfasst (vgl. z.B. Pinkert et al. 2012).

      Der Ansatz eines sprachsensiblen oder sprachaufmerksamen Fachunterrichts (vgl. Leisen 2010, Schmölzer-Eibinger et al. 2013) wurde ursprünglich für die allgemeinbildende Schule entwickelt und fand in den letzten Jahren Eingang in die berufliche Weiterbildung. Im sprachsensiblen Fachunterricht werden fachrelevante sprachliche Lernziele explizit gefördert und von entsprechend fortgebildeten Fachlehrenden umgesetzt (s. Punkt 4 sowie den Beitrag F: Niederhaus, S. 485 in diesem Band).

      3.2 Berufliche Weiterbildung im Kontext von Anerkennungsverfahren: Der Ansatz des Integrierten Fach- und Sprachlernens (IFSL)

      Die Fachstelle hat es sich zur Aufgabe gemacht, die in Punkt 2 genannten qualitätssichernden Instrumente durch die Entwicklung eines Konzeptes zu erweitern, das einen berufs(feld)spezifischen sprachlichen Kompetenzerwerb eng mit fachlichen Lernzielen verzahnt.

      Der Bedarf einer konsequenten Verzahnung ergibt sich aus der Situation erwachsener DaZ-Lernender in der beruflichen Weiterbildung. Seit 2015 werden im Förderprogramm IQ vor dem Hintergrund des Gesetzes zur Verbesserung der Feststellung und Anerkennung im Ausland erworbener Berufsqualifikationen Qualifizierungsmaßnahmen durchgeführt, die auf berufliche Anerkennung zielen und teilweise (z.B. in Pflegeberufen) mit der Anforderung verbunden sind, ein bestimmtes Sprachniveau zu erreichen. Oftmals bildet hier das allgemeinsprachliche Niveau jedoch nur unzureichend die Sprachkompetenzen ab, die für erfolgreiches berufliches Handeln notwendig sind. Hinzu kommt, dass das Lernen in diesen Qualifizierungsmaßnahmen zunehmend individualisierter abläuft: Lerninstrumente, Lernorte und Organisationsformen werden flexibler, Lernziele werden auf Einzelne oder kleine Gruppen mit speziellen Bedürfnissen ausgerichtet. Diese besonderen Lernbedarfe werden durch das Konzept des Integrierten Fach- und Sprachlernens1 aufgegriffen. Es fußt auf der Annahme, dass passgenaue sprachlich-kommunikative Kompetenzen ein professionelles Handeln im Beruf ermöglichen.

      Aufgabe des IFSL ist somit, bedarfsgerechte Unterstützungsangebote zum weiterführenden Deutschlernen in beruflicher Qualifizierung zu gestalten. In der Umsetzung heißt das, sprachliche Kompetenzen als zentralen Teil beruflicher Handlungsfähigkeit zu gewichten, als Konsequenz daraus fachliches und sprachliches Lernen gleichberechtigt miteinander zu verzahnen und die Lernplanung interdisziplinär zu gestalten.

      Dabei verstehen wir den Begriff IFSL als Schirmbegriff, der unterschiedliche Deutschlernangebote im Rahmen beruflicher Qualifizierungen umfasst. Das sind zum einen flankierende Angebote wie DaZ-Kurse, digitale Lernangebote (vgl. Moodle-Kurs „Kommunikation in der Pflege“, VHS Main-Taunus-Kreis), individuelles Sprachcoaching (vgl. Kaplinska-Zajontz 2015), Tutorials oder Sprachpatenschaften (vgl. Dimpl & Feger 2014). Zum anderen bieten sich inklusive Formate an, wie ein sprachsensibler Fachunterricht (vgl. Kimmelmann et al. 2014) oder auch Team-Teaching von Fach- und Sprachlehrenden (vgl. Scheerer-Papp 2015). Diese Instrumente können abhängig von den Rahmenbedingungen, Qualifizierungszielen und Bedürfnissen der Lernenden bedarfsgerecht, flexibel und individuell miteinander kombiniert werden.

      Der hier grob skizzierte Ansatz bedarf jedoch noch einer differenzierten Ausgestaltung mit folgenden Aufgaben für die Zukunft:

       Interdisziplinäre Teamprozesse gestalten.

       Instrumente (weiter)entwickeln.

       Auf der Grundlage vorliegender Rahmenkonzepte (vgl. BAMF 2017), Handbücher (vgl. z.B. Günter et al. 2013) oder Projektdokumentationen (vgl. z.B. Cehak-Behrmann & Schulz 2014) weitere berufsspezifische Lehr-Lern-Materialien entwickeln.

       Alle Beteiligten müssen durch geeignete Schulungsformate auf ihre Aufgaben vorbereitet und im Prozess unterstützt werden.

      4. Professionalisierung von Lehrkräften im Arbeitsfeld Berufsbezogenes Deutsch

      Um den Qualitätskriterien für berufsbezogenen DaZ-Unterricht gerecht zu werden, ist die Fortbildung des Lehrpersonals essenziell (vgl. Daase & Stallbaum 2010, Beckmann-Schulz & Kleiner 2011). Aufgrund der Heterogenität von Zielvorgaben und Lerngruppen erfordert das Unterrichten in berufsbezogenen Deutschkursen und integrativen Deutschlernangeboten über die Qualifizierung im Bereich DaZ hinaus zusätzliche methodische und didaktische Fertigkeiten sowie das Bereitstellen von Materialien. Das IQ Förderprogramm übernimmt hier seit 2009 die praxisbegleitende Weiterbildung u.a. der im ESF-BAMF-Programm tätigen DaZ-Lehrkräfte.

      Die Gruppe der Fachlehrkräfte in beruflicher Qualifizierung ist weitaus heterogener. Sie umfasst alle Personen, „die berufliches Wissen vermitteln, in berufliche Tätigkeiten einführen bzw. anleitend tätig sind“ (Kimmelmann et al. 2014:5). Kurse mit Teilnehmenden unterschiedlicher Herkunftssprachen, Sprachniveaus und Lernerfahrungen stellen diese Lehrkräfte ebenfalls vor hohe Anforderungen im Bereich DaZ.

      Kimmelmann et al. (2014) haben im Rahmen des Forschungs- und Entwicklungsprojektes SpraSiBeQ – Sprachsensibilisierung für Fachlehrende in beruflicher Qualifizierung ein Rahmencurriculum entwickelt, das zehn Kompetenzbereiche beschreibt. Ziel war es, Kompetenzen von Fachlehrkräften zu modellieren, die notwendig sind, um sprachlich sensibel auf Lernende eingehen zu können. Der Entwicklung ging eine Bedarfserhebung voraus, sodass hiermit eine wichtige wissenschaftliche Grundlagenarbeit für die Entwicklung von Schulungsangeboten geleistet wurde.

      Ein weiteres Ziel des Projektes wurde mit der Konzeption und Erprobung von drei Modulen zur berufsübergreifenden Sprachsensibilisierung von Fachlehrkräften verwirklicht. In einem Anschlussprojekt Integriertes Fach- und Sprachlernen in beruflicher (Anpassungs-)Qualifizierung wurden für ausgewählte Berufsfelder weitere Fortbildungsmodule für Lehrkräfte entwickelt (Projektdauer 2015–2017).1

      Für die Verzahnung von Sprachlernangeboten und beruflicher Qualifizierung benötigen beide Gruppen von Lehrkräften übergreifende Kompetenzen des kooperativen Arbeitens. Gemeinsam geht es darum, fachliche und sprachliche Lernziele zu ermitteln, curricular zu verknüpfen und in enger Abstimmung die methodische Umsetzung zu planen und durchzuführen. Die größte Herausforderung eines solchen interdisziplinären Arbeitens besteht in den Rahmenbedingungen, wie z.B. die meist institutionelle Trennung von Deutschkursen und Angeboten beruflicher Weiterbildung, die freiberufliche Tätigkeit sowohl von DaZ- als auch von Fachlehrkräften und die fehlenden Ressourcen für Planungs-, Abstimmungs- und Teambildungsphasen.

      5. Handlungsbedarfe

      Zusammenfassend bestehen aus unserer Sicht folgende Handlungsbedarfe im Arbeitsfeld Berufsbezogenes Deutsch:

       Weitere systematische Evaluationen von Deutschlernangeboten

       Weitere Analysen berufsspezifischer sprachlich-kommunikativer Anforderungen

       Entwicklung von weiteren Rahmenkonzepten zu berufsspezifischen Deutschlernangeboten und von entsprechenden Lehr-Lern-Materialien sowie digitalen Lernangeboten

       Entwicklung von Qualitätskriterien des Integrierten Fach- und Sprachlernens

       Weiterentwicklung


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