Mit schwarzen Flügeln. Daimon Legion

Mit schwarzen Flügeln - Daimon Legion


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diese Mission geschickt hat, haben die­se Waschweiber rapide zugenommen. Eure Gefühle für das Menschengewürm sind viel zu weich.“

      Der Mann lachte verzeihend, ohne sich dem Redner zuzu­wenden. „Du bist doch nur sauer, weil sie dich immer abblit­zen lassen. Aber sie stehen nun mal nicht auf Dämonen, Si­rus.“

      Ein giftiges Fauchen ertönte im Schatten und aus dem Halbdunkel einer Sackgasse krabbelte eine schuppige Kreatur. Die Augen leuchteten blutrot und reflektierten das spärliche Licht wie die Iris einer Katze. Schwarz war der übergroße, teilweise human wirkende Echsenkörper. Lang der Drachen­schwanz und lederartig die Fledermausflügel auf dem gepan­zerten Rücken.

      Erneut zischte das Wesen und entblößte dabei eine lange, spitze und vergilbte Zahnfront, die es zu einer Fratze des Hohns verzerrte. „Es liegt uns nun mal im Blute, für Schre­cken zu sorgen, wie es in Eurer Natur liegt, zu glänzen. Verär­gert mich nicht für etwas, das sich seit Äonen nicht geändert hat.“

      „Ich habe es nicht so gemeint, Si. Verzeih.“ Er stand vom Boden auf und klopfte dem Dämon kameradschaftlich auf die verhornte Schulter. „Erzähl, was führt dich zu mir?“

      Sirus blickte ihn an, als traue er dem Frieden nicht, wenn­gleich er kurz aufstöhnte, und mit seiner violetten Zunge über den lippenlosen Mund glitt. „Nun denn, ich bin hier, um Euch eine Nachricht zu überbringen.

      Wie Euch selbst am besten bekannt sein sollte, erregt Eure Anwesenheit einiges an Aufmerksamkeit in dieser Saison. Die Menschen munkeln überall, dass ein Abtrünniger der Ihren tö­tend durch das Land zieht. Albern, so einen Verrückten mit Euch zu vergleichen ... Wobei es schön ist, zu sehen, dass Ihr Eure Aufgabe ernst nehmt, aber es gibt einige, die Euch Fahr­lässigkeit vorwerfen. Oder zu viel Demut ...“ Abschätzig sah er dabei auf die Leiche der Frau.

      „Nun, wie auch immer“, fuhr Sirus fort, „wenn es nur diese Affen wären, denen Euer Tun ein Dorn im Fleisch ist, würde sich der Herr keine großen Sorgen machen. Doch es heißt, die himmlische Garde habe seit Kurzem einen neuen Anführer, der Euch nur zu gern wegen unerlaubter Seelenfängerei an den Kragen will. Ein verbissener Kerl. Mir scheint, dem liegt ein alter Groll zugrunde ...“

      Jetzt horchte der Mann auf. „Die Weiße Garde? Woher will die Bescheid wissen? Nicht einmal Hades hat mir bisher was nachweisen können.

      Außerdem sollten die da oben lieber froh sein, dass ich hier unten ausmiste.“

      Der Drache zuckte die Schultern. „Euch ist ebenso be­kannt, wie paranoid der Hohe Rat ist.

      Mit dem Erfüllen Eurer Aufgabe stärkt Ihr heimlich die Kraft unseres Landes, und da auf Euer Glück bisweilen sehr viel Verlass war und Ihr erfolgreicher richtet als der Todesen­gel, sehen die Weißen bestimmt ihre eigene Macht bedroht. Die glauben sicher, wir planen einen weiteren Großen Krieg mit all dem Kanonenfutter, und darum wollen die Euch aus dem Weg haben – mit oder ohne Beweise für einen Regel­bruch. Lasst Euch schon mal eine passende Ausrede ein­fallen.“

      „Die sind noch viel dümmer als zu meiner Zeit, wenn sie glauben, dass der Morgenstern eine Rebellion plant. Als wenn der nicht genug beschäftigt wäre.“

      „Das hat der Herr auch gesagt“, kicherte der Dämon, „aber auch wenn es nur Reibereien sind, er will Euch für das Erste in Sicherheit wissen. Er beordert Euch zurück in den Palast und beurlaubt Euch zusätzlich auf unbestimmte Zeit.“

      „Was du nicht sagst“, seufzte er. Während Sirus geredet hatte, war er ein paar wenige Schritte auf und ab gegangen, um nachzudenken. Selbst wenn es ihn beunruhigte, die Weiße Garde in dieser Sphäre herumschleichen zu wissen und die Aussicht auf Urlaub in seinem Interesse lag, musste er zuge­ben, so ein vorschneller Abzug passte ihm nicht in den Kram.

       Das lässt sich doch sicher noch etwas hinziehen.

      Sirus stupste ihn mit der Kralle an, um seinen Kopf zurück in die Wirklichkeit zu holen. „Was ist denn nun? Was gibt es so lang für Euch zu überlegen? Wollt Ihr nicht gleich mit mir kommen?“

      „Ähm, nein.“

      „Wie bitte?“

      Er legte seinen Arm über die teuflischen Schultern und führte den Untergebenen einige Fuß mit sich. Durch die Zähne sog er tief Luft ein und begann seine Entscheidung zu erklä­ren: „Sirus, mein Guter, richte doch bitte dem Morgenstern aus, ich komme nach.“

      „Euer Humor ist erschreckend. Und bedenkt, der Herr ver­steht keinen Humor.“

       Wie wahr, wie wahr ...

      Den Einwand ignorierte er trotzdem. „Es dauert ja nicht lange, vielleicht aber noch einen kleinen Tag.“

      Sirus knurrte leise. „Versteht Ihr den Ernst Eurer Lage nicht?“, setzte er an, obgleich er ausgebremst wurde.

      „Schon! Aber du weißt, wer ich bin. Unterschätze mich also nicht. Ich kann auf mich aufpassen und hatte nie Proble­me hier in Assia.

      Kumpel, diese Stadt hinter uns ist gleich Sodom und Go­morrha zusammen. Ich kenn da noch ein paar Namen, auf die diese Welt gut verzichten kann, die würde ich mir gern holen. Noch zwei oder drei Seelen und dann komme ich zurück.

      Mein Ehrenwort. Klar?“

      „Kristallklar wie der Elfenstein, aber der König -“, und wieder wurde Sirus unterbrochen.

      „Dann soll der gute Chef selber hier vor mir erscheinen und mir einen Tritt in die Hölle verpassen. Einen weiteren Tag kann der ja noch auf mich verzichten, oder?“

      Der Dämon zuckte mit dem Kopf und murmelte etwas, was verstohlen klang wie „Schaufle dir dein Grab“, und sagte schließlich deutlich: „Wenn es Euer Wunsch ist, werde ich es Ihm ausrichten.“

      „Danke.“ Der Mann grinste falsch und war fertig mit dem Gespräch. Jetzt wollte er nur seiner Nase folgen, bevor der verseuchte Regen ihm Schwimmhäute wachsen ließ.

      Über die Schulter rief er dem Dämon mit einem Winken noch ein kurzes „Jetzt geh besser, bevor dich einer sieht!“ zu, und wollte schon die Straße abwärts verschwinden, als ein schwefeliger Gestank seine Sinne streifte.

      Schwarze Zauber, welche nur höhere Höllenbruten be­herrschten, lösten Sirus in Luft auf. Dem ungeachtet hallte sei­ne Stimme wie ein vergangenes Echo durch die Gassen.

      „Gebt auf Euch acht, Obergeneral des Höllenheers. Gefal­lener Engel Deacon Heat.“

      Die Stille, die dem sterbenden Flüstern des Windes folgte, war bedrückend und jagte einen Schauer über seinen Rücken.

      Es war keine Angst, die Deacon verspürte. Nur das ungute Gefühl, nicht mehr Herr seines Schicksals zu sein. Vielleicht lag da wirklich etwas in der Luft.

      4

      In dieser Bruchbude lebte bestimmt seit zwanzig Jahren nie­mand mehr. Vielleicht kamen ab und an ein paar Jugendliche vorbei, um die putzzerrissenen Wände mit verschiedenfarbi­gen Graffiti zu besprühen. Allerdings blätterte selbst diese Schicht langsam ab.

      Im Inneren hatte wohl mal ein Feuer gewütet. An vielen Fenstern sah man von außen noch schwarzen Ruß und die hö­her gelegenen Etagen erinnerten an einen Lochkäse. Ehemali­ges Mobiliar und anderer Schutt wie Müll sammelten sich rund um dieses Hochhaus an, welches in der Senke irgendwie verloren wirkte.

      Allein als letztes noch senkrecht stehendes Bauwerk.

      Das gelbe Schild an der holzwurmzerfressenen Eingangs­tür, auf dem ausdrücklich geschrieben stand, dieses Gebäude wegen Einsturzgefahr nicht zu betreten, überlas Deacon ge­konnt. Ihm sagte es nur, dass er hier vor neugierigen Blicken unbehelligt blieb.

      Im staubigen Treppenhaus hielt er dennoch an, um zu lau­schen. Bis auf die Regentropfen, die auf bröckelnden Stein fie­len, und das Nagen der Mäuse, hörte er nichts. Kein menschli­ches Leben. Oder Ähnliches.

      Als er die


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