Höllentrip. Manuela Martini

Höllentrip - Manuela Martini


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ein paar Monaten hat sie mit ihm Schluss gemacht.“ Ein gehässiges Lächeln huschte über ihr Gesicht. „Anschließend hat er sich von mir trösten lassen wollen. Doch das hab’ ich nicht wieder mitgemacht! Es war ja nicht das erste Mal ... Ich habe ihn verlassen. Unser ganzes gemeinsames Leben hat er in Scherben geschlagen. Kurz danach stürzte Ashwood und wurde impotent.“ Sie lachte kurz auf und schüttelte den Kopf, „Ironie des Schicksals, was?“

      „Ashwood ist - ist ein Pferd?“ fragte Tamara mit gerunzelter Stirn.

      „Was haben Sie denn gedacht?“

      „Warum haben Sie dann eigentlich Romaine fotografiert?“, Tamara musterte sie.

      Jane nahm das Foto in die Hand, betrachtete es lange.

      „Jane“, sagte nun Shane, „ich muss Sie bitten, Ihre Fingerabdrücke abnehmen zu lassen.“

      „Von mir aus, ich habe nichts zu verbergen“, sagte sie und er konnte ihre Bitterkeit deutlich hören.

      „Glaubst du, sie könnte ihre jüngere Konkurrentin umgebracht haben? Sie hat alles verloren, die Farm, das Land, die Pferde und den Mann. Und dann hat sie Fotos von der Frau herumliegen, die ihr das alles kaputt gemacht hat!“ Tamara zog die Autotür zu.

      „Dann werden wir uns die Story mal von der anderen Seite erzählen lassen.“ Shane spürte, wie sein Jagdfieber langsam wieder erwachte.

      Kapitel 16

      Ashwood, der Name von Barry Denhams Farm, war mit weißer Farbe auf das Holzgatter gepinselt. Und nach fast fünf Minuten Fahrt über eine ungeteerte, holprige Straße, die niedriges Gebüsch und Baumgruppen durchschnitt, tauchte endlich auf dem gerodeten Land ein größerer Gebäudekomplex auf. Rechts davon konnte man eine Landebahn erkennen an die sich links ein größerer Blechschuppen, anschloss. Als sie näher kamen, erkannte Shane vor einer Reihe von Pferdeboxen neben dem Haus Barry Denham, der ein braunes Pferd striegelte.

      „Ich hab’ Sie schon viel früher erwartet“, rief Barry ihnen mit lauter Stimme zu. Barry trug eine Baseballmütze, Jeans und ein grünes ärmelloses Hemd und widmete sich wieder dem Pferd, ohne ihnen weiter Aufmerksamkeit zu schenken. Seine Bewegungen waren kraftvoll, präzise und bestimmt.

      Shane verscheuchte die lästigen Fliegen.

      „Mr. Denham“, begann er ohne die Sonnenbrille abzunehmen, „wussten Sie, dass es sich bei der toten Frau um Romaine Stavarakis handelte?“

      Jetzt erst hielt Denham inne und sah Shane und Tamara mit seinen kieselblauen Augen an.

      „Ich habe es heute erst gehört.“ Er striegelte die ohnehin schon glänzende Mähne. Sie warteten.

      „Ashwood war mein bestes Polocrosse-Pferd“, sagte er schließlich. „Ein Sohn von dem berühmten Doc’s Freckles Oak, der steht jetzt in Tamarang, der arme Alte. Ein feines Pferd. Stammt aus der gelungenen Vermischung von der Three Bars Blutline mit dem robusten Quarterhorse.“ Er hielt inne. „Verstehen Sie überhaupt etwas von Pferden?“

      Shane lächelte. „Nein.“

      Barry brummte, wirkte nicht mehr so abweisend.

      „Na, jedenfalls hatte ich über die Jahre schon verdammt gute Angebote für Ashwood. Aber ich hätte ihn niemals hergegeben. Hab’ ihn vor Jahren in Dalby für ´ne ziemliche Summe ersteigert. War mein Glückstag. Sie verstehen also überhaupt nichts von Pferden, was?“

      „Nein, wirklich nicht.“

      „Von Polocrosse demnach auch nichts, oder?“

      Ohne Shanes Antwort abzuwarten redete Barry weiter. „Ich hab’ ´ne Menge an ihm verdient. Sein Sperma hat auf `ner Versteigerung immer an die zehntausend Dollar gebracht. Und dann ist er gestürzt. Bei einem beschissenen Testspiel!“ Seine Stimme war leiser geworden, „er hat sich so verletzt, dass er tatsächlich impotent wurde.“ Er seufzte. „Ich musste ihn einschläfern lassen. Eine Operation hätte wenig Chancen auf Erfolg, sagte man.“ Er hob den Kopf und sagte nüchtern: „Ich konnte ihn weder zum Polocrosse noch zur Zucht einsetzen. Es wäre für ihn eine einzige Quälerei gewesen. Er hat Polocrosse geliebt!“ Er schob die Baseballkappe tiefer in die Stirn, „Ich muss gleich rüber in den Schuppen“, sagte er mit grober Stimme, als ob er in dem Moment ein anderer geworden wäre: „Wir haben die Schafscherer da.“

      Unbeeindruckt begann Tamara:

      „Ihre Frau sagt, Sie hätten ein Verhältnis mit Romaine Stavarakis gehabt.“

      Barry antwortete nicht.

      „Mister Denham“, sagte Shane scharf, „Sie täten gut daran unsere Zeit nicht zu verschwenden!“

      Barry stemmte die Arme in die Hüften und warf ihnen einen gereizten Blick zu.

      „Die Angelegenheit dauerte vier Monate. Sie hat mich verlassen, umgebracht habe ich sie deswegen nicht. Zufrieden?“

      „Was war sie für ein Mensch?“, wollte Shane wissen.

      Er begann widerwillig:

      „Ihre Eltern kamen Ende der Sechziger aus Griechenland, von irgendeiner Insel, wo’s anscheinend nichts als Geröll und Schafe gibt.“ Er kratzte sich unter der Mütze am Kopf. „Sie machten in Brisbane ein Café auf. Die Sache ging schief. Ich glaube ihr Vater wurde krank, ihre Mutter hat das alleine nicht mehr geschafft, sie sind wieder zurück auf diese Insel. Romaine ist in Australien geblieben und hat sich mit lausigen Jobs über Wasser gehalten...“ Wieder kratzte er sich am Kopf. „Romaine war mit einem Typen zusammen, der ein Motel aufmachen wollte, dann hat er sie wegen `ner andern sitzen lassen, ist mit ihrem ersparten Geld abgehauen. Romaines Traum war ausgeträumt, übrig blieben ´ne Menge Schulden.“

      „Kennen Sie ihren Cousin?“, fragte Shane.

      „Sie meinen Ed, diese Flasche?“ Barry lachte geringschätzig. „Der hat sie auch nur ausgenutzt.“

      „Hat sie Ihnen das gesagt, oder woher wissen Sie das?“

      „Erzählt hat sie’s mir. Hat sich immer über ihn beschwert.“ Barry blinzelte in die Sonne. „Ich habe sie mal gefragt, warum sie ihn nicht einfach rausschmeißt.“

      „Haben Sie von einem George gehört, Romaines Freund?“, fragte Tamara.

      „George?“ Er stutzte, schüttelte dann langsam den Kopf, „nee, kann mich nicht erinnern.“

      „Nehmen Sie manchmal Zuckertüten mit?“, fragte Shane.

      „Was?“

      „Kleine Tütchen mit Zucker, die in Cafés rumliegen.“

      „He, was soll das?“ Barry Denham blickte von Tamara zu Shane und wieder zurück. „Ich kauf’ meinen Zucker im Supermarkt. In großen Packungen. Reicht das, oder wollen Sie vielleicht noch den Beleg?“

      „Wann haben Sie Romaine zum letzten Mal gesehen?“, wollte Shane wissen.

      „Keine Ahnung mehr, nein, kann mich wirklich nicht erinnern“, sagte er knapp.

      „Weshalb hat Romaine Sie verlassen?“

      Barry sah ihn einen Moment an, entschied sich dann doch, auf Shanes Frage zu antworten. „Sie fand wohl doch keinen Geschmack am Farmleben.“

      „Oder verließ sie Sie, weil Sie ihr kein Geld gaben?“ Shane machte eine kurze Pause und fügte dann hinzu:

      „War es eigentlich eine richtige Affäre oder nur Sex?“

      Barry schnaubte verächtlich.

      „Herrgott noch mal. Ihr Bullen seid doch alle gleich!“

      „Was haben Sie am vorletzten Samstag gemacht?“

      „Wurde sie da umgebracht?“

      „Das wissen wir noch nicht.“

      „Aha,


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