Die Pferdelords 05 - Die Korsaren von Umbriel. Michael Schenk

Die Pferdelords 05 - Die Korsaren von Umbriel - Michael Schenk


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besonders gefährlich.« Garodem kratzte sich im Nacken. »Von uns aus

      in die Nordmark, dann in die Königsmark und hinunter ins Reich der weißen

      Bäume. Man schickt uns ein paar Wagen, aber wir werden auch eigene

      benutzen müssen. Das Gold ist sehr schwer.«

      Tasmund lachte auf. »Das wird den Händler Helderim freuen. Er hat die

      meisten Wagen und wird sich ihre Bereitstellung mit vielen Schüsselchen

      vergelten lassen.«

      Garodem wurde ernst. »Normalerweise bräuchten wir keinen starken

      Begleitschutz für den Transport. Es werden viele Wagen sein und viele

      Helfer. Eine Bande Räuber würde sich kaum heranwagen. Zudem ist das Gold

      wertlos.«

      »Nicht im Reich der weißen Bäume.«

      »Da hast du recht.« Garodem trat an eines der Fenster, die nach Süden

      zeigten, und beugte sich vor. Als er den Kopf wandte, konnte er einen Teil

      des Übungsfeldes einsehen. Dort herrschte mittägliche Ruhe, aber bald

      würden die Pferdelords erneut zu üben beginnen, und unter ihnen würde auch

      Garwin sein. Abrupt wandte sich der Pferdefürst wieder zu Tasmund.

      »Dennoch will ich dem Transport einen starken Schutz geben. Einen vollen

      Beritt.«

      Erneut runzelte der Erste Schwertmann die Stirn. »Befürchtest du

      Schwierigkeiten?«

      »Nein. Aber es wäre eine gute Übung für die Männer.«

      Tasmund verengte die Augen und musterte Garodem nachdenklich. »Ich

      glaube, mein Freund, du denkst an einen ganz bestimmten von ihnen.«

      Der Pferdefürst seufzte erneut. »Ja, das tue ich.«

      Der Erste Schwertmann gab einen undefinierbaren Laut von sich.

      »Vielleicht täte es allen ganz gut, sich nicht aneinander, sondern am Sattel zu

      reiben. Ein langer Ritt, auch wenn es nicht zum Kampf kommt, kann Männer

      zusammenschweißen und zu einer festen Einheit werden lassen.«

      »So ist es.« Garodem lächelte.

      »Garwin ist kein Scharführer«, wandte Tasmund ein. »Er hat noch nicht

      das Recht, einen Wimpel zu führen.«

      »Verdammt, Tasmund, das weiß ich«, fuhr Garodem auf. Entschuldigend

      hob er die Hände. »Verzeih, mein Freund.« Der Pferdefürst zwang sich zur

      Ruhe. »Es ist sicherlich ein Risiko, aber Garwin muss lernen, Verantwortung

      zu übernehmen. Wenn er erst in Krisenzeiten damit beginnt, kann es sein,

      dass er versagt, wenn weder du noch ich ihm beistehen können.«

      »Du befürchtest also tatsächlich, dass er versagt.«

      Garodem sah seinen Freund kummervoll an. »Falls es bei einem harmlosen

      Begleitritt nach Gendaneris geschieht, hat es wenigstens nicht den Tod von

      guten Pferdelords zur Folge.«

      »Dennoch ist er kein Berittführer. Nicht einmal Führer einer Schar. Es

      kann böses Blut unter den Männern geben.«

      »Nicht unter meinen Schwertmännern.« Garodem zuckte die Schultern.

      »Nun, und wenn das geschehen sollte, sind sie diszipliniert genug, ihren

      Unmut im Zaum zu halten.«

      Tasmund schwieg einen Moment und wiegte dann langsam den Kopf. »Ich

      halte es für zu gefährlich. Wenn Garwins Autorität nun Schaden nimmt und er

      später dein Banner übernehmen muss, dann kann das üble Folgen haben. Ich

      würde vorschlagen, ihm einen fähigen Mann zur Seite zu stellen. Als …

      Berater, sozusagen. Offiziell soll Garwin führen, aber du musst ihm deutlich

      machen, dass er sich im Zweifel an das zu halten hat, was der Berater ihm

      sagt.« Tasmund schnaubte. »Ich würde diese Aufgabe übernehmen, Garodem,

      das weißt du, aber …«

      Garodem winkte ab. »Wir beide taugen nicht mehr für den Sattel.

      Kormund will ich den langen Ritt nicht zumuten, und außerdem brauche ich

      ihn hier, für den Fall, dass eine Gefahr droht, der wir begegnen müssen.«

      »Die anderen Scharführer werden einen schweren Stand gegen Garwin

      haben. Dein Sohn ist … sehr eigensinnig und temperamentvoll.« Tasmund

      spitzte die Lippen und lachte leise auf. »Ich glaube, wir haben denselben

      Mann im Sinn.«

      »Nedeam.«

      Kapitel 5

      Die drei Elfen blickten über die große Bucht, die sich vor ihnen erstreckte. Sie

      war von einem Strand in der Form eines Halbmondes gesäumt, dessen Enden

      zum Meer wiesen und einander fast berührten, sodass nur ein schmaler

      Wasserweg das offene Meer mit der geschützten Bucht verband. Der Strand

      bestand aus feinstem weißem Sand, und so nannte das elfische Volk diesen

      Ort die »Weißen Sände«. Hier hatten die Häuser der Elfen der See ihre Stadt

      errichtet, und hier bauten sie ihre Schiffe.

      Unmittelbar neben dem Strand erhoben sich schroffe Klippen, an deren

      Innenseiten sich die Häuser des Elfenvolkes befanden. Diese wirkten grazil

      und waren untereinander und mit dem Boden durch eine Vielzahl schmaler

      Treppen verbunden.

      Unten am Strand gab es nur wenige Gebäude, denn die Elfen wollten die

      Schönheit der Weißen Sände nicht unnötig beeinträchtigen. Lange Stege

      schoben sich hier in das Wasser der Bucht hinaus, und an ihnen lagen die

      Schiffe des Elfenvolkes. Über Äonen hinweg waren es nur wenige gewesen,

      aber jetzt wuchs ihre Zahl rasch, und ein großer Teil der Bucht war bereits mit

      ihren Rümpfen angefüllt. Das Volk bereitete sich auf die große Reise in die

      ferne neue Heimat vor.

      Für Lotaras und Leoryn, die Geschwister aus dem Hause Elodarion, war

      der Anblick der Weißen Sände nicht neu. Vor einigen Jahreswenden waren

      sie von hier aus in See gestochen, als es darum ging, am Hofe des

      Pferdekönigs Reyodem Neuigkeiten über das verschollen geglaubte elfische

      Haus


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