Die Pferdelords 06 - Die Paladine der toten Stadt. Michael Schenk
liegen blieben.
Die Botschaft von Niyashaar würde die Häuser der Elfen nicht mehr
erreichen.
Kapitel 5
Die Nachricht vom Erscheinen der Elfen in der Hochmark eilte der Gruppe
und Kormund voraus. Der erfahrene Scharführer hatte Buldwar losgeschickt,
damit der ungewöhnliche Besuch in Eternas gebührend empfangen werden
konnte. Mit seinem Pferd würde der Schwertmann weitaus schneller dort
anlangen als die Gruppe der Elfen.
Kormund ritt mit seinem Wimpel an der Spitze wie ein Bote, der die
Ankunft eines bedeutsamen Mannes verkündete. In der elfischen Gruppe
befanden sich gleich mehrere wichtige und hochgestellte Persönlichkeiten.
Elodarion-olud-Elodarion, der Älteste des Hauses Elodarion, Jalan-olud-
Deshay, der Älteste des Hauses Deshay und, zu Kormunds Überraschung, das
gute Graue Wesen Marnalf, der nicht nur Magier, sondern auch Berater des
Pferdekönigs Reyodem in Enderonas war. Dies alles deutete auf Ereignisse
von großer Bedeutung hin, und Kormund spitzte die Ohren, um wenigstens
ein paar Gesprächsfetzen aufzufangen, die seine Neugierde befriedigten.
Doch zu seiner Enttäuschung fielen nur wenige Worte, und diese galten den
Beobachtungen der Besucher auf ihrem Weg durch die Hochmark. Keiner
von ihnen machte Anstalten, den Scharführer ins Vertrauen zu ziehen.
Kormund konnte das auch nicht erwarten, aber dennoch wurmte es ihn.
Die Gruppe der Elfen, begleitet von Kormund und seinem letzten
Schwertmann, hatte den Hammergrundweiler passiert und schließlich den
südlichen Zugang zum großen Tal von Eternas erreicht. Vor ihnen breiteten
sich die Stadt, die Festung der Hochmark und die Straße aus, die
schnurgerade zur Stadt und durch diese hindurch zur Festung führte. Die
Straße war mit gerillten Steinplatten ausgelegt und wurde sorgsam gepflegt;
kein Kraut wucherte in den Rillen und ein Trupp war gerade dabei, eine Platte
auszubessern, die sich unter dem Gewicht eines Handelswagens gesenkt hatte.
Offensichtlich hatte Buldwar die Ankunft bereits verkündet, denn die Blicke
der Männer verrieten keine Überraschung, nur Neugier über den
ungewöhnlichen Besuch.
Je näher sie der Stadt kamen, desto intensiver wurden die Vielfalt der
Aromen und der Lärm. Menschliche Ausdünstungen mischten sich mit den
Gerüchen gebratenen Fleisches, erhitzten Metalls, wilder Kräuter und
zahlloser anderer Dinge, die das Leben des Pferdevolkes begleiteten. Als vom
Ufer des Eten ein gleichförmiges Stampfen herüberdrang, wandte sich
Marnalf Kormund zu. »Ich höre, Ihr nutzt nun ebenfalls die
Brennsteinmaschinen aus dem Reich Alnoa?«
Kormund nickte. »Der Händler Helderim brachte eine von ihnen aus dem
Reich der weißen Bäume. Zunächst wussten wir nichts damit anzufangen,
aber Guntram, der alte Schmied, kam auf den Gedanken, die Gebläse der
Essen damit zu betreiben.« Der Scharführer wies in Richtung der
Geräuschquelle. »Es funktioniert, und nun werden gleich zwei Schmieden mit
dieser dampfenden Brennsteinmaschine betrieben. Aber wenn es dunkelt,
muss sie abgestellt werden. Bei diesem Lärm kann ja kein Mensch schlafen.«
»Treibt Euer Schmied nur das Gebläse oder auch den Hammer damit an?«
Marnalf sah forschend über die Stadt. »Im Reich Alnoa gibt es kaum ein
Werkzeug mehr, das nicht durch die Kraft einer solchen Maschine bewegt
wird.«
»Solchen Unsinn werdet Ihr bei uns nicht finden«, erwiderte Kormund
entschieden. »Eine gute Rüstung und ein treffliches Schwert müssen von
Hand geschmiedet werden. Keine Maschine erreicht die Kunstfertigkeit eines
erfahrenen Schmiedes.«
»Wohl gesprochen, guter Herr Pferdemensch«, sagte Jalan-olud-Deshay
lächelnd. »Jeder Waffenmeister des elfischen Volkes wird Euch das
bestätigen.«
Am Stadtrand waren die Häuser zweigeschossig, zum Zentrum hin wiesen
sie oft drei Stockwerke auf. Die meisten waren aus sorgfältig behauenem und
geglättetem Stein errichtet, und die Klarsteinscheiben in den Fenstern zeugten
vom Wohlstand ihrer Bewohner. Viele der Straßen waren mit Steinen
gepflastert, und an den Ecken der Häuser standen lange Stangen mit
Brennsteinbecken, die in der Nacht Licht spendeten.
Die Bewohner von Eternas säumten die Straße, als die Gruppe zum
Zentrum kam, und die Blicke und Worte, die sie den Neuankömmlingen
zuwarfen, waren freundlich. Die beiden Ältesten und die sie begleitende
Elfin, mit schönem Gesicht und langen schwarzen Haaren, winkten und
lächelten den Menschen zu, während die elfischen Krieger der Eskorte kaum
eine Miene verzogen.
Schließlich erreichten sie den Stadtausgang und sahen wenige
Hundertlängen voraus die Festung von Eternas.
Über dem Haupttor ertönte das metallene Horn der Hochmark, und ein
weiteres Horn nahm den Ton auf, als Kormund und die Elfen die letzten
Längen zum Tor zurücklegten. Im Innenhof waren Kommandos zu hören, und
als der kleine Trupp aus dem Schatten des Torbogens in den Hof gelangte,
nahm eine Ehrenformation der Schwertmänner Haltung an.
Die Männer boten, wie nicht anders zu erwarten, einen untadeligen
Anblick. Im Gegensatz zu den einfachen Pferdelords waren sie einheitlich
ausgerüstet und, zu Fuß und zu Pferd, in jeder erdenklichen Formation und an
jeder möglichen Waffe ausgebildet.
Die Ehrenwache hatte den grünen Rundschild mit dem Symbol der
Pferdelords und dem blauen Rand der Hochmark über den linken Arm
gestreift und führte ihn eng am Leib. Die rechte Hand hielt die lange
Stoßlanze aufrecht, die den Reitern beim Angriff ihre tödliche Kraft verlieh.
Von der Lanze des Wachführers hing der Wimpel seines