Drachenkind. . . .

Drachenkind - . . .


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und der Schlund wie ein Hochofen zu glühen begannen. In seinen Augen stand eine Art Vorfreude, sie waren Feuer.

      »Sorry. Aber das vergisst du nicht.«

      Blitzschnell krallte er sich mit allen vieren ins Eis, beugte sich zu ihm hinunter, öffnete sein Maul und eine Druckwelle gefolgt von lärmenden Feuermassen schloss ihn ein. Eric schrie, so laut er konnte, wodurch das blendend helle Feuer sofort durch seinen offenen Mund in den Kopf schoss. Er spürte das vibrierende Brüllen in seiner Brust und traute sich nicht, aufzuhören, befürchtete, er könne dem Schmerz dann nicht mehr standhalten. Die Flammen zerrissen ihn binnen Sekunden, der Drache selbst verwandelte sich in reines Feuer und ätzte sich durch jede Faser von Erics Körper, so gewaltig, dass Eric augenblicklich den Boden unter den Füßen verlor und meterweit über das Eis geschleudert wurde, während der Drache ihn auseinanderriss. Mit einem heftigen Aufprall krachte er durch eine dünne Stelle des geschmolzenen Eises ins Wasser, merkte, wie er die Hitze in sich aufnahm, als ob er plötzlich ein paar Ventile in seiner Haut geöffnet hätte. Sie strömte durch seinen Körper, erwärmte ihn von innen, ballte sich dann zu einer Art Kern zusammen, bläulich schimmernd, hell wie Drachenfeuer und so heiß, dass alles um ihn herum explosionsartig zerfetzt und verdampft wurde. Die Explosion trieb das Wasser in einer riesigen Blase auseinander, riss einen unüberschaubaren Krater hinein und vernichtete das Eis. Durch das eigene Feuer erkannte er die Dunkelheit, wie sie sich über ihm schloss, sah die Konsequenzen der Explosion und die kochende Wasseroberfläche sich entfernen, blendend hell durch das tobende Drachenfeuer erleuchtet, welches plötzlich verschwand. Alles wurde finster.

      Kapitel 4

      Jemand klopfte ihm auf die Stirn. Merkwürdig. Eric verstand nicht, woher es kam, aber er öffnete vorsichtig die Augen. Er lag im Schatten einer großen Tanne. Mit einem Ruck löste sich die Trägheit aus seinen Gliedern und alles gerade Erlebte brauste durch seinen Kopf. Desorientiert setzte er sich auf.

      »Yo! Gut geschlafen?«

      Jack stand über ihm, er achtete gar nicht auf den müden und erschrockenen Gesichtsausdruck seines Freundes.

      »Erzählen. Was erlebt? Wie lange es für dich gedauert? Wen du getroffen?«

      Eric blinzelte verwirrt. Jack sprach nicht, er hatte die Hand vor seinem Mund und machte ein nachdenkliches Gesicht. Trotzdem hörte Eric ihn laut und deutlich …

      »Also doch, du jemanden gefunden. Dachte ich mir. Nicht wundern, Gedankenlesen jetzt normal für dich. Du wahrscheinlich können besser als ich. Sollen ich aufstehen helfen?«

      Eric schwieg. Er analysierte seine eigenen Gedanken und schloss für einen Moment die Augen, überlastet von einer unfassbaren Fülle an Details aus seiner Umgebung. Er sah Jack immer noch vor sich, fast besser als mit offenen Augen. Eric merkte, dass da ständig etwas in seinem Kopf war, was die Erinnerungen an das Erlebte nicht preisgeben wollte. Er spürte den Herzschlag seines Freundes, wie sich die Vibration durch dessen Körper in den Boden übertrug. Er öffnete die Augen, nickte und ließ sich von Jack hoch helfen, wenn man das so nennen konnte. So stand Eric Sekunden später wackelig neben dem Baumstumpf, auf dem er zuvor gesessen hatte. Er erinnerte sich sofort, als er ihn sah. Jack trat ungeduldig von einem Bein auf das andere und überlegte, was er sagen sollte. Moment … woher kam diese Gewissheit? Eric sah Jack an. Der grinste.

      »Komisch, ich wissen. Man sich erst daran gewöhnen, Stimmen zu hören. Aber nach Zeit du lernen, sie unterscheiden. Ich will wissen, was du gesehen. Wenn du schon von Sitzplatz fällst, es muss sehr interessant sein.«

      Eric musterte Jack, sah ihm in die Augen. Tatsächlich, er konnte genau sehen, was der dachte. Es sah aus, als würden sich hinter Jacks Kopf schleierhafte Bilder bewegen und im Moment sah Eric sich selbst, wie er da im Gras stand. Je mehr er sich konzentrierte, desto mehr von Jacks Emotionen mischte sich unter die Bilder und Eric konnte direkt spüren, was Jack empfand.

      »Wie hast du das gelernt?«, war alles, was er zustande bringen konnte.

      »Mia haben es gezeigt, wir zusammen meditiert und geübt. Aber ich nicht können so gut. Ich nur Gedanken lesen, keine Absichten oder tiefste Geheimnisse. Aber ich werde besser. Sag schon!«

      Eric fühlte sich anders. Es war, als wäre er ein Stück gewachsen und leicht wie nie zuvor. Fast befreit, als ob er jetzt alles tun könnte, wenn er nur nicht so müde gewesen wäre. Er streckte sich und gähnte, bemühte sich, seine wirren Gedanken und Empfindungen irgendwie unter Kontrolle zu bringen. Als Eric an seinen Armen entlang sah, stellte er erschrocken fest, dass sie sich verändert hatten. Sie erschienen etwas dicker und auch sein Rücken und seine Brust fühlten sich ganz anders an, sein ganzer Körper war wie von einer seltsamen Spannung durchzogen. Schon war er mit seinem Verstand am Ende und gleich darauf war es ihm unangenehm, den kleinen Jack da stehen zu sehen, während er selbst, größer und stärker, jetzt auch noch einen beachtlichen Muskelzuwachs zu verzeichnen hatte. Jack schüttelte den Kopf.

      »Nicht schämen, so du mich besser gegen Arschlöcher verteidigen. Und du sehen gut aus. Fast wie vorher, glaub mir. Bestimmt niemand bemerken, ohne sehr genau hinschauen. Und ich nicht beneiden, denn du jetzt eine Verantwortung, für die du mehr brauchen als Kraft. Aber Mia werden dir sagen, was es sein, ich es nicht genau wissen. Und dann ich dir erklären, warum ich weiß, was ich wissen. Aber jetzt sagen endlich, was geschehen? Ich gespannt!«

      Eric sah seinen Gefährten an, konnte ein dankbares Lächeln nicht unterdrücken. Trotzdem blieb die Verlegenheit. Wortlos ließ er sich wieder auf den Baumstumpf fallen und beruhigte sich, ehe er Jack endlich erzählen konnte, was er gesehen und erlebt hatte. Nur die Bedeutung dessen, was der Drache ihm mitgeteilt hatte, behielt er für sich. Er wollte genau darüber nachdenken, bevor er es teilte. Ein kurzer Anflug von Schuld im Angesicht jenes unterschwelligen Misstrauens, welches der Drache ihm eingepflanzt oder eher in ihm wachgerufen hatte, verschwand sofort wieder.

      Jack hörte Eric zu und wie immer, wenn er sich konzentrierte, sagte er kein Wort, stand einfach nur da und starrte Eric an, doch es war nicht der geringste Zweifel in seinem Blick. Obwohl Eric genau spürte, dass sein Freund anfangs Schwierigkeiten hatte, sich alles vorzustellen. Ständig zogen Geräusche und Bewegungen Erics Aufmerksamkeit auf sich und es kostete ihn Mühe, sich auf das Erzählen zu besinnen. Als er fertig war, hielt er sich die Hände vors Gesicht und schloss wieder die Augen. Diese Müdigkeit und Veränderungen … Er machte sich Sorgen, dass er sich nicht an sich selbst würde gewöhnen können. Aber Jack sagte munter:

      »Ich gewusst, du sein etwas Anderes. Du haben gefunden, wonach suchen solltest. Geschafft! Jetzt du lernen, deine Kräfte zu kontrollieren, sonst wir alle kriegen Probleme. Jetzt komm, wir schon über drei Stunden hier. Wir sollten zurück zu anderen.«

      Eric traute sich nicht einmal, aufzustehen. Was würden die anderen sagen? Er hatte keine Lust auf doofe Blicke oder Geflüster. Unter anderen Umständen wäre ihm so etwas immer egal, aber so, wie er jetzt aussah, wie eine Miniausgabe von irgendeinem Helden, gefiel er sich ganz und gar nicht.

      »Hast du nicht erfahren, dass du deinen Körper beherrschen? Du können bestimmen, wie du aussehen. Du dich nur müssen sehr konzentrieren. Und du können dich verwandeln, in alles, was geben dir seine Freundschaft. Darum ich dich beneiden. Ich schon immer wollte fliegen können.«

      Eric sah Jack verwirrt an, kaum noch aufnahmefähig, es wirkte so unerklärlich und seltsam. Jack schien im Voraus klare Erwartungen an das gehabt haben, was Eric hätte erleben können. Denn von dem, was Jack gerade sagte, hatte der Drache nichts erwähnt. Bei dem Gedanken an das Drachenfeuer wurde ihm sofort heiß. Er spürte, dass es keiner Erklärung bedurfte. Der Drache hatte völlig recht gehabt. Es war absolut unmöglich, jenes Feuer und dessen Wirkung zu vergessen. Eine merkwürdige, beängstigende Gewissheit ergriff von ihm Besitz, nistete sich schleichend in Erics Bewusstsein ein wie das Flüstern einer glühend heißen Stimme. Er konnte alles tun. Es gab keine Grenzen, außer jenen, welche er sich selbst schuf. Wenn er sich nur an alles erinnern würde … Aufgabe. Es gab eine Aufgabe … welche?

      »Wie?«, fragte Eric erschöpft und ratlos, während er noch immer das Gefühl hatte, den Unterschied zwischen gedachten und gesprochenen


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