Sternenfrau Eve. Edda-Virginia Hiecke

Sternenfrau Eve - Edda-Virginia Hiecke


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George war klar, dass es eine schöne Frau sein musste. Etwas anderes konnte er sich für seinen Freund nicht vorstellen.

      Verflucht, ich will hier weg! Können die nicht endlich Schluss machen? Die werden es doch wohl heute noch schaffen, diese letzte blöde Einstellung hinzubekommen! David grollte mittlerweile innerlich. Er bemerkte weder das Grinsen seines Freundes noch die Hitze im Stadion. Bestimmt denkt sie, ich habe sie vergessen. Ich Idiot habe sie nicht mal angerufen. Sie hat so einen Trottel wie mich gar nicht verdient. Ich darf mich nicht wundern, wenn sie mich nie wiedersehen will. All diese Gedanken liefen zur gleichen Zeit in seinem Kopf herum. Diese neue Erfahrung verwirrte ihn ziemlich.

      Endlich fiel auch die letzte Klappe und die Dreharbeiten waren beendet. Sechs Wochen hatten sie nun gedauert. Soviel zu einem schnellem Dreh. Vereinbart waren vier Wochen, doch Regen und der Ausfall zweier Spieler, die sich unbedingt die Köpfe wegen einer Frau einschlagen mussten, verlängerten die Drehzeit. David trieb seine Mitarbeiter an, alles zusammen zu packen. Er wollte so schnell wie möglich weg von hier. Normalerweise hätte er mit George nach Beendigung eines solchen Auftrages noch einen Drink genommen, aber er wusste, wenn er das täte, würde George ihm im Moment noch unangenehme Fragen stellen und er wollte seine Gedanken und Gefühle noch nicht anderen zeigen. Er hatte nur einen Gedanken: ab nach Hause!

       „George, bitte kümmere dich um den Rest hier, ich weiß, du kannst das auch ohne mich erledigen. Ich kann einfach nicht mehr“, gab er resignierend zu.

       „Kein Problem Boss, ich mach' das schon.“

       David hörte nicht mehr zu. Er war schon auf dem Weg zum nächsten Taxi, um in sein Hotel zu fahren. Eine Stunde später saß er im Flieger nach New York. Mitten in der Nacht landete der Flieger auf dem Kennedy Airport und zwanzig Minuten später warf er die Reisetasche auf sein Bett. Er griff zum Telefon und wählte Annies Nummer. Als er ihre Stimme am anderen Ende hörte und die ungehörig späte Zeit bemerkte, verließ ihn der Mut. Schnell legte er auf, ohne ein Wort zu sagen. Müde legte er sich neben seine Reisetasche und schlief unruhig ein.

      Für Annie vergingen die Tage nach dem ersten Treffen in ihrer Wohnung wie im Flug, doch je länger sein Anruf auf sich warten ließ, desto sicherer erschien es ihr, dass das ganze nur ein schöner Traum war. Sechs Wochen hatte sie nun nichts mehr von David gehört, sechs unglaublich lange Wochen. Sie glaubte nicht mehr daran, dass er je wieder von sich hören lassen würde und versuchte, ihren Alltagsrhythmus wieder zu finden, doch David hatte einen großen Eindruck hinterlassen. In ihren Träumen nahm er einen nicht unerheblichen Platz ein. Nicht selten schämte sie sich am nächsten Morgen für ihre erotischen Vorstellungen, in denen immer wieder David die Hauptrolle spielte. Doch je mehr Zeit verging, desto mehr verblassten diese Träume und es fiel Annie immer schwerer, das Bild dieses Mannes aufrecht zu erhalten. Mitten in der Nacht klingelt plötzlich das Telefon. Schlaftrunken hebt Annie den Hörer ab.

       „Ja, wer da?“, doch am anderen Ende der Leitung bleibt es still. Ehe sie sich versieht, legt der unbekannte Anrufer wieder auf. Fragend betrachtet sie den Hörer. War das David ? Schlaftrunken verblasst der Gedanke schnell und sie schläft wieder ein. Schemenhaft durchstreift er ihre Träume.

      Berdik vom Volk der Sondriken ist alt. Er durchstreift den Raum auf der Suche nach alten Dingen, die er in der einen oder anderen großen Station verkaufen kann. Seine langen, viergliedrigen Finger streichen über das Armaturenbrett seines kleinen Raumgleiters, als er in einiger Entfernung ein noch unbekanntes Objekt ortet. Mit einem Teleportstrahl saugt er das Objekt in seinen Laderaum. Mühsam steht er auf, um sich anzusehen, was er eben aufgefischt hat. Seine knochigen Beine sehen im Gegensatz zu seinem massigen Körper aus, als würden sie gleich zerbrechen. Doch die einzelnen Muskelstränge die zwischen den acht Beinen wie Netze wirken, verstärken die Tragfähigkeit. Der Körper ähnelt einem stumpfen, morastigen Wurzelstück. Aus allen Seiten stechen knorrige Äste wie Schläuche in verschiedenen Längen hervor, von denen die meisten schon lange keinen Nutzen mehr haben. Aus den anderen quillt stellenweise eine zähe Flüssigkeit, die dazu dient, den Körper feucht zu halten. Zwei kleinere Arme und zwei etwas größere Arme mit viergliedrigen am Ende leicht verdickten Fingern, sind die einzige Möglichkeit, zu erkennen, wo in etwa der Kopf mit den großen runden Augen sitzt, der übergangslos am Körper anliegt. Die leicht grün-grau verwaschene Farbe der Haut ist typisch für einen Sondriken der Mittelschicht. Sondriken der unteren Schicht haben nur eine Farbe, schlichtes Grau. Sondriken der gehobenen Schicht sind an verschiedenen Blautönen zu erkennen. Nicht, dass dies heute noch besonders wichtig wäre, denn Sondriken gibt es nur noch wenige in der Galaxie. Berdik gehört zu einer aussterbenden Art.

       Langsam geht er in den Laderaum, um seine Beute genauer zu betrachten. Ein alter, recht großer Informationswürfel der Perloser steht vor ihm. Da die Perloser schon seit langer Zeit ausgestorben sind und er die Technologie des Würfels für zu alt hält, um damit noch Gewinn zu machen, schiebt er den Würfel zur Ladeluke, um ihn gleich wieder ins All zu befördern. Doch plötzlich beginnt der Würfel leise zu summen. Neugierig drückt Berdik eine kleine Taste, die er in einer Vertiefung im unteren Drittel der ihm zugewandten Seite entdeckt hat. Wie aus dem Nichts erscheint der Kopf eines schwarzen Drachen in einem sehr realistisch anmutendem holografischen Bild neben einer Anzahl von Koordinaten. Als Berdik das System erkennt, wechselt seine Hautfarbe vor Aufregung an einigen Stellen zu einem dunklen Grün.

       Noch ein Blick zur Sicherheit, ja, das System ist ohne Zweifel das Kalorkasystem. Dieses ist das ursprüngliche Herkunftssystem der Perloser, die sich nach einer mysteriösen Katastrophe in alle Richtungen zerstreut hatten, um dann endgültig zu verschwinden. Nie hatte ein Perloser erzählt, was denn nun die eigentliche Katastrophe gewesen war und noch nach Tausenden von Jahren rätselte man in der Galaxie, was die Katastrophe verursacht haben könnte. Berdik hatte nun die Lösung dieser Fragen vor sich und er fürchtete die nächsten Fragen, die unvermeidlich auftauchen würden. Er musste seinen Fund unbedingt weitergeben. Gespannt blickte er auf das Hologramm und entdeckte an einer Stelle, dass sich das dargestellte System scheinbar wiederholte. Er konnte damit allerdings nichts anfangen und beschloss, so schnell wie möglich die große Harfenstation anzufliegen. Dort gab es vielleicht jemanden, der wusste, welches Geheimnis sich in dem rätselhaften Hologramm verbarg. Die Zeit drängte.

      Blitze der Liebe

       Blitze der Liebe

      Annie sah die Aufregung vor der Schule und wunderte sich, was dort los sei. Widerwillig drängte sie sich in die vorderste Reihe. Ein langer Konvoi weißer Limousinen und nachfolgender Cateringfahrzeuge stand direkt vor den Toren ihrer Schule. Muskelbepackte Männer in schwarzen Anzügen überwachten das Geschehen auf den Bürgersteigen und hielten mit ihren überheblichen Blicken die Menge zurück, die näher an die schönen, teuren Wagen heran wollte. Annie sah einen rotblonden Schopf inmitten des Treibens und obwohl ihr Herz anfing, heftig zu pochen, überkam sie doch gleichzeitig eine unbändige Wut. Wie konnte er es wagen!? Was sollen denn ihre Schüler von ihr denken!? Am liebsten wäre sie im Erdboden versunken als David aufreizend langsam die Treppe zum Schuleingang hinaufging und mit frech grinsendem Gesicht auf sie zukam. Mit gerötetem Gesicht versuchte sie, an ihm vorbei zu schauen, musste aber feststellen, dass dies alles nur noch schlimmer machte. Sie fühlte die Blicke der Schüler und der dazu gekommenen Lehrer, die das Schauspiel neugierig beobachteten und kam sich vor wie ein Kaninchen in der Falle. Nun sah sie, dass David einen kleinen Blumenstrauß vor sich hielt und offensichtlich tief Luft holte, als er vor ihr zum stehen kam.

       „Ich habe Sie nicht vergessen, das war mir gar nicht möglich! Jeden Tag sah ich Ihr Bild vor meinen Augen, sah die Grübchen und die blauen Augen, die mich gerade anschauen, als ob sie mich fressen wollen. Bitte tun Sie es nicht! Lassen Sie mich ausreden, denn das, was ich Ihnen sagen möchte, fällt mir schwer genug!“

       Abwartend sah sie ihn an.

       „Ich habe Sie vor ein paar Wochen kennengelernt und mich, mag es auch unglaubwürdig klingen, in Sie verliebt. Ich bin hier, um es Ihnen zu sagen. Leider bin ich zur Zeit sehr beschäftigt und muss auch gleich zum nächsten Termin, so gerne ich auch hier und jetzt Zeit mit Ihnen verbringen würde. Ich bitte Sie, mir eine Chance zu geben und Sie bald wieder besuchen zu dürfen. Ich will sie wiedersehen. Darf ich!?“

       Während der ganzen Ansprache blickte David ihr intensiv in die Augen und sie fühlte


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