Der kleine Ritter. Генрик Сенкевич

Der kleine Ritter - Генрик Сенкевич


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ihm zu machen. Zum Glück ertönte in diesem Augenblick hinter der Tür der Ruf »Ketling, Ketling!« und in das Zimmer stürzte mit geöffneten Armen keuchend Herr Sagloba.

      Sie fielen sich um den Hals, und in dieser Zeit bemühte sich das Mädchen, zu sich zu kommen und zugleich zwei-, dreimal auf den jungen Ritter hinzublicken. Er hielt Herrn Sagloba in herzlicher Umarmung mit dem außerordentlichen Adel in jeder Bewegung, die er entweder von seinen Ahnen ererbt oder an den vornehmen Höfen der Könige und Magnaten sich angeeignet hatte.

      »Wie geht es dir?« rief Sagloba; »ich heiße dich in deinem Hause willkommen wie in meinem eigenen. Laß dich ansehen – ha, du bist heruntergekommen! … Etwa die Liebe? Bei Gott, du bist heruntergekommen! – Weißt du, Michael ist zum Heere abgereist. O, das hast du vortrefflich gemacht, daß du hergekommen bist. Michael denkt gar nicht mehr ans Kloster. Seine Schwester ist hier mit zwei jungen Mädchen – Mädchen wie die Aprikosen. Jesiorkowska heißt die eine, Drohojowska die andere. – Beim Himmel, Fräulein Christine ist hier! – o, ich bitte um Verzeihung, aber die Augen mögen dem aus dem Kopfe springen, der Euch die Schönheit absprechen wollte, und der junge Herr hier muß die Eure schon kennen.«

      Ketling verneigte zum drittenmal sein Haupt und sagte lächelnd:

      »Ich habe mein Haus verlassen als ein Zeughaus und treffe einen Olymp an, denn ich habe bei meinem Eintritt eine Göttin gesehen.«

      »Ketling, wie geht es?« rief Sagloba zum zweitenmal, denn ihm genügte die eine Begrüßung nicht, und er faßte ihn noch einmal in seine Arme.

      »Das ist noch gar nichts,« sagte er, »den kleinen Heiducken hast du noch gar nicht gesehen. Die eine ist schön, aber auch die andere ist Honig, – Honig sage ich dir! Wie geht's dir, Ketling? Erhalte dich Gott bei Gesundheit! – Ich werde zu dir »du« sagen! Einverstanden? Mir Altem ist das geschickter … Freust du dich über deine Gäste, was? … Frau Makowiezka ist hierhergekommen, denn während der Zeit des Wahlreichstags war es schwer um eine Herberge, aber jetzt ist es schon leichter, und sie wird wohl ausziehen, denn es ziemt doch nicht, mit jungen Damen in eines Junggesellen Hause zu wohnen, damit die Leute nicht den Mund verziehen und was zum Schwatzen haben.«

      »Bei Gott, das gestatte ich nicht! Ich bin nicht Wolodyjowskis Freund, ich bin sein Bruder, darum kann ich Frau Makowiezka als meine Schwester unter meinem Dache aufnehmen. An Euch, mein Fräulein, wende ich mich zuerst um Fürsprache, und wenn es nötig ist, will ich auf meinen Knieen darum bitten.«

      Bei diesen Worten kniete er vor Christine nieder, umfaßte ihre Hand, drückte sie an die Lippen und schaute flehend – froh und traurig zugleich – in ihre Augen. Sie aber wurde rot, besonders weil Sagloba ausrief:

      »Kaum angekommen, liegt er schon vor ihr auf den Knieen – bei Gott, das sage ich Frau Makowiezka, daß ich Euch so angetroffen habe! Scharf, Ketling! … Erkennt daran seine höfischen Sitten, Fräulein!«

      »Ich bin der höfischen Sitten nicht kundig,« flüsterte das Mädchen in größter Verwirrung.

      »Kann ich auf Eure Fürsprache rechnen?« fragte Ketling.

      »Steht doch auf!«

      »Kann ich auf Eure Fürsprache rechnen? Ich bin Michaels Bruder, ihm geschieht ein Unrecht, wenn dieses Haus verödet!«

      »Hier hilft mein Wollen nichts,« antwortete Christine, die schon mehr zu sich gekommen war, »wenn ich auch für das Eure dankbar sein muß.«

      »Ich danke,« versetzte Ketling und drückte ihre Hand an den Mund.

      »Ha, draußen ist's eiskalt, und Cupido ist nackt, aber ich denke, wenn er hierherkommt, in diesem Hause wird er nicht frieren!« rief Sagloba. »Ich sehe schon, vor lauter Seufzern wird es tauen, nur vor Seufzern.«

      »Laßt das!« sagte Christine.

      »Ich danke Gott, daß Ihr Euren jovialen Humor nicht verloren habt,« sagte Ketling, »denn Heiterkeit ist ein Zeichen der Gesundheit.«

      »Und das reine Gewissen, das reine Gewissen!« versetzte Sagloba. »Der Weise sagt: Wen es juckt, der kratze sich – und mich juckt es nicht, darum bin ich lustig. O, bei den Ungläubigen, was sehe ich! Habe ich dich nicht in polnischer Tracht gesehen, im Luchskalpak und mit dem Säbel, und nun hast du dich wieder in so einen Engländer verwandelt und gehst auf dünnen Füßchen einher wie ein Kranich?«

      »Weil ich lange Zeit in Kurland gewesen bin, wo man die polnische Tracht nicht trägt, und weil ich zwei Tage bei dem englischen Residenten in Warschau verbracht habe.«

      »So kommst du aus Kurland?«

      »Ja, mein Adoptivvater ist gestorben und hat mir ein zweites Gut hinterlassen.«

      »Friede seiner Asche! War er ein Katholik?«

      »Ja, Katholik.«

      »So hast du wenigstens einen Trost. Und wirst du uns wegen jenes kurländischen Erbes nicht verlassen?«

      »Hier will ich leben und sterben,« antwortete Ketling mit einem Blick auf Christine.

      Und sie senkte ihre langen Wimpern zu Boden.

      Frau Makowiezka kam, als es völlig dunkel geworden war, und Ketling ging ihr bis zum Tore entgegen und führte sie wie eine regierende Fürstin mit großer Achtung ins Haus. Sie wollte gleich für den anderen Tag ein anderes Unterkommen in der Stadt suchen, aber all ihr Widerstand war vergeblich. Der junge Ritter bat so lange, berief sich so lange auf seine Brüderschaft mit Wolodyjowski, kniete so lange, bis sie ihre Zustimmung gab, auch fernerhin bei ihm wohnen zu bleiben. Es wurde nur bestimmt, daß auch Herr Sagloba noch eine Zeitlang dableibe, damit er mit seiner Würde und seinem Alter die Frauen gegen böse Zungen schütze. Er ging sehr gern darauf ein, denn er hatte zu dem kleinen Heiducken eine große Zuneigung gefaßt und begann auch gewisse Pläne zu schmieden, die durchaus seine Anwesenheit erforderten. Die Mädchen waren beide froh, und Bärbchen nahm gleich von Anfang offen Partei für Ketling.

      »Heute werden wir so wie so nicht davongehen,« sagte sie zu der zögernden Frau Truchseß, »und schließlich, ob wir einen Tag oder zwanzig hierbleiben, das ist schon ganz gleich.«

      Ketling gefiel ihr, wie auch Christinen, denn er gefiel allen Frauen; Bärbchen hatte auch noch nie einen ausländischen Herrn gesehen außer den Offizieren von fremdem Fußvolk, Männer von geringerem Range und ziemlich niederer Stellung. Sie ging, den Kopf schüttelnd und ihre Nasenflügel bewegend, mit kindlicher Neugier um ihn herum, mit so aufdringlicher Neugier, daß sie eine leise Rüge von Frau Makowiezka anhören mußte. Aber trotz der Rüge hörte sie nicht auf, ihn mit den Augen auszuforschen, als wollte sie seinen ganzen soldatischen Wert abschätzen, und endlich fing sie an, Herrn Sagloba über ihn auszufragen.

      »Ist er ein großer Krieger?« fragte sie den alten Edelmann leise.

      »Es kann keinen größeren geben! Siehst du, er hat eine ungeheure Erfahrung, denn seit dem vierzehnten Lebensjahre hat er gegen die sektierenden Engländer gekämpft auf der Seite des wahren Glaubens. Er ist ein Edelmann von höchster Abkunft, was man auch an seinen vornehmen Sitten leicht erkennen kann.«

      »Habt Ihr ihn im Feuer gesehen?«

      »Tausendmal! Er steht fest und runzelt nicht einmal die Stirn; er streichelt nur sein Pferd am Halse, als wollte er mit ihm von Liebe sprechen.«

      »Ist das Mode, in solchen Fällen von Liebe zu sprechen, was?«

      »Es ist Mode, alles zu tun, wodurch man seine Verachtung für die feindliche Kugel zeigt.«

      »Und im Handgemenge, im Einzelkampf ist er auch groß?«

      »Kolossal!«

      »Und würde er Herrn Michael standhalten?«

      »Michael würde er nicht standhalten.«

      »Ha!« rief Bärbchen mit freudigem Stolze aus, »ich habe es gewußt, daß er ihm nicht standhält, ich hab's gleich gedacht, daß er nicht standhält.« Und sie klatschte in die Hände.

      »So tretet Ihr für Michael ein?« fragte Sagloba.

      Bärbchen schüttelte den Kopf und schwieg. Nach einer Weile erst hob ein leiser Seufzer ihren Busen.

      »Ei


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