Gesammelte Gedichte (851 Titel in einem Buch). Christian Morgenstern

Gesammelte Gedichte (851 Titel in einem Buch) - Christian  Morgenstern


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hell im Wind;

      und das Papierchen tanzt in eine Pfütze.

      Goldfuchs, Schürz' und Flasche

       Inhaltsverzeichnis

       Eine Ballade1

      Auf der Waldwies' hausten heut

      sonderbare Brüder,

      sangen, sprangen um die Wett'

      zu eines Alten Fiedel, –

      Goldfuchs, rund wie ein Banquier,

      Schürze, zart und weiß wie Schnee,

      Flasche, grau wie Asche.

      Sang der Goldfuchs:

      Alles dreht

      sich um mich

      früh und spät,

      rum didl dum,

      rum didl dauz,

      bum bum bum,

      bauz!

      Sang die Schürze:

      Alles dreht

      sich um mich

      früh und spät,

      rum didl dum,

      rum didl dauz,

      bum bum bum,

      bauz!

      Sang die Flasche:

      Alles dreht

      sich um mich

      früh und spät,

      rum didl dum,

      rum didl dauz,

      bum bum bum,

      bauz!

      Warf der Alt' die Fiedel weg,

      kriegt' den Fuchs zu fassen,

      schickt' ihn wie 'nen Schlitterstein

      weit hinaus aufs Wasser,

      griff die Schürze, stopfte sie

      zwischen Ripp' und Gürtel,

      schmiß die leere Flasch' zu Boden,

      daß sie gell zerklirrte ...

      Wandte sich, das Buschwerk schlug

      hinter ihm zusammen,

      aber lang noch hört' man ihn

      fernher brummen:

      Alles dreht

      sich um mich

      früh und spät,

      rum didl dum,

      rum didl dauz,

      bum bum bum,

      bauz!

      Fußnoten

      1 Aus einem Liederspiel, komponiert von Robert Kahn

      Die Brücke

       Inhaltsverzeichnis

       Einem Bildhauer der Zukunft

      Bis an die Kniee stehn im Strom

      die beiden Riesen Kraft und Maß:

      Auf ihren breiten Nacken ruht

      der Brücke stählernes Gebälk.

      Beine breit in Grund gestemmt,

      Hände auf des andern Schulter,

      Stirn an Stirne fest gepreßt,

      stehn sie da und schaun hinunter.

      Da flieht die Welle ruhlos hin,

      und weiße Segel ziehn einher,

      und dunkle Schlote wölken Rauch,

      und Schollen türmt des Winters Frost.

      Aber unbewegten Blicks

      stehn die muskelfrohen Hünen;

      leis nur zuckt des Einen Leib

      stampft es droben donnernd drüber.

      Der andre aber preßt die Stirn

      nur fester, fester nur die Faust:

      Er kennt des Bruders trotzig Herz,

      das tief im Kern die Menschheit haßt.

      Der Tag und die Nacht

       Inhaltsverzeichnis

      Aus der Laube der Dämmerung,

      drin sich der Tag und die Nacht

      ein Weilchen geliebt,

      scheucht ihn des Abends Ruf.

      Aber die Nacht

      eilt ihm nach ...

      Und wie sie dahinstürmt,

      löst sich ihr herrliches Haar

      und fällt ...

      Sie wankt,

      bricht in die Kniee –:

      Weithin

      hüllen die schwarzen Strähnen

      die Erde.

      Lange verharrt sie so

      dunklen Grams.

      Aber schon sehe ich

      ihren Geliebten

      wiederkehren

      und der Vorsonnendämmerung

      schweigende Laube

      neuer Umarmungen

      kurzem Entzücken

      winken.

      Der Schlaf

       Inhaltsverzeichnis

      Der Schlaf schickt seine Scharen in die Nacht,

      Unholde, Legionen auf Legion ...

      Vom Rücken schleichen sie ihr Opfer an,

      auf leisen Tatzen, und umarmen es,

      wie Bären, unentrinnbar und geräuschlos, –

      bis alle Muskeln ihm erschlafft, und stumm

      von ihrer Brust der Leib zu Boden rollt ...

      Und wenn so alles hingebettet liegt,

      so traben sie zu ihrem Herrn zurück,

      und ihr Gebrumm erfüllt wie dumpfer Donner

      die düstren Waldgebirge seines Reichs.

      Pflügerin Sorge

       Inhaltsverzeichnis

      Über der Erde Stirne,

      durch Tag und Nacht,

      pflügt ein hagres Weib

      hin und her ...

      Wilde Stiere,


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