Gesammelte Werke. Henrik Ibsen

Gesammelte Werke - Henrik Ibsen


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Daß es mit meiner Ruh' zu Ende sei!

       Doch ob Ihr Glaube völlig einwandfrei, –

       Da liegt's.

      Schwanhild (halb im Scherz, halb im Ernst.)

       Geduld, – wenn erst die Sorgen pochen,

       Wenn Ihres Lebens Sommerglück zerbrochen,

       Wenn Sie in Traum und Wachen ruhlos leiden, –

       Dann mag Ihr Urteil über mich entscheiden.

       (Sie geht zu den Damen hinüber.)

      Frau Halm (mit gedämpfter Stimme.)

       Ihr beiden seid doch nur auf Zwist bedacht!

       Nun hast Du Falk im Ernste bös gemacht.

       (Redet leise und ermahnend weiter auf sie ein. Frl. Elster mischt sich ins Gespräch. Schwanhild steht kalt und stumm da.)

      Falk (geht nach einer kurzen gedankenvollen Pause zur Laube hinüber und sagt vor sich hin:)

       Gewißheit leuchtete aus ihren Blicken.

       Ob ich mit ihrem Glauben glauben soll,

       Der Himmel wolle –

      Goldstadt. Ihnen Sorgen schicken?

       Er wäre, mit Verlaub zu sagen, toll,

       Sofern er solche Orders effektuierte.

       Nein, nein, das einzige, was Sie kurierte,

       Das wär' Motion für Arme, Bein' und Leib

       Jedoch worin besteht Ihr Zeitvertreib?

       Im Wolkengucken! Hau'n Sie, junger Skalde,

       Nur einmal vierzehn Tage Holz im Walde!

       Und ließe Sie Ihr Blut dann nicht in Ruh',

       Das ging' ja nicht mit rechten Dingen zu.

      Falk.

       Nun steh' ich, wie's von Buridans Esel heißt,

       Zur Linken winkt mir Fleisch, zur Rechten Geist.

       Wer rät nun, was es erst zu wählen gilt?

      Goldstadt (füllt die Gläser.)

       Erst ein Glas Punsch, das Durst und Kummer stillt.

      Frau Halm (sieht auf ihre Uhr.)

       Es geht nun schon auf acht. Ich sollte meinen,

       Jetzt dürft' wohl unser Pastor bald erscheinen.

       (Erhebt sich und räumt auf der Veranda auf.)

      Falk.

       Ein Pastor kommt hierher?

      Frl. Elster. Gott, warum nicht?

      Frau Halm.

       Sie hören auch nie zu, wovon man spricht –

      Anna.

       Herr Falk wird damals grad' gesegelt haben –

      Frau Halm.

       Ach so. Doch machen Sie kein solch Gesicht;

       Sie werden sich an unserm Gast erlaben.

      Falk.

       Nun, und? Wer ist denn dieses Labsal, so man

       Erharrt?

      Frau Halm.

       Herr Gott, es ist der Pastor Strohmann.

      Falk.

       So, so. Sein Name ist mir schon bekannt;

       Er ist ja wohl im Reichstag Debütant

       Und strebt ins hochpolitische Gewässer.

      Stüber.

       Er redet gut.

      Goldstadt. Und räuspert sich noch besser.

      Frl. Elster.

       Nun kommt er mit Gemahlin –

      Frau Halm. Und mit Kindern –

      Falk.

       Und tummelt sie ein wenig noch im Freien,

       Eh' "Fragen" und Ministerplackereien

       Ihn Tag und Nacht an allem andern hindern?

       Ich fühl's ihm nach.

      Frau Halm. Das ist ein Mann, Herr Falk!

      Goldstadt.

       Als junger Mann zwar war's ein arger Schalk.

      Frl. Elster (gekränkt.)

       Wohl kaum, Herr Goldstadt! Schon von Kindheit an

       Erhielt mein Herz ein höchst respektvoll Bild –

       Und das von Leuten, deren Urteil gilt, – Wer Pastor Strohmann, und was sein Roman.

      Goldstadt (lachend.)

       Roman?

      Frl. Elster.

       Roman. Ich nenne das romantisch,

       Was Alltagsmeinung nicht begreifen kann.

      Falk.

       Sie spannen meine Wißbegier gigantisch.

      Frl. Elster (fortfahrend.)

       Doch freilich, freilich, da sind immer Leute,

       Für deren Spott es keine lieb're Beute

       Als Rührendes und Edles gibt! Man kennt

       Den Fall ja: Kam da jüngst ein Herr Student

       Und übte sich, man denke nur, als Richter

       An Werken eines unsrer Lieblingsdichter.

      Falk.

       Ja, ist denn dieser Landpastor ein Buch,

       Ein lyrischer, ein epischer Versuch?

      Frl. Elster (zu stillen Tränen gerührt.)

       Nein, Falk, – ein Mensch, des Herz vielleicht sein Fluch.

       Doch wenn bereits ein Buch, das doch nicht lebt,

       So viele Bosheit aus der Taufe hebt

       Und Leidenschaften weckt – von solcher Menge –

       Von solcher Tiefe –

      Falk (teilnehmend.) Und von solcher Länge –

      Frl. Elster.

       So werden Sie, bei Ihrem Geist, fürwahr

       Unschwer verstehn –

      Falk. Ja, ja, es ist ganz klar.

       Doch was bisher mir minder klar gewesen ist, –

       Was stellt denn der Roman im Grunde dar?

       Ich ahne nur, daß er voll Reiz zu lesen ist, –

       Doch ließe sich der Stoff nicht mit ein paar –

      Stüber.

       Ich werde aus den Fakten extrahieren,

       Was wichtig ist –

      Frl. Elster. Du wirst zuviel verlieren;

       Ich werde lieber –

      Frau Halm. Sonst bin ich so frei!

      Frl. Elster.

       Ach nein, Frau Halm, nun bin schon ich dabei.

       Sehn Sie, – bereits als Kandidat erstritt

       Er sich in unser Hauptstadt festen Boden,

       Verstand sich auf Kritik und neue Moden –

      Frau Halm.

       Und tat privatim in Komödien mit.

      Frl. Elster.

       Schon gut, Frau Halm. – Er sang und konterfeite –

      Frau Halm.

       Und Anekdötchen wußt' er so gescheite!

      Frl. Elster.

      


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