Die wichtigsten Werke von Johann Karl Wezel. Johann Karl Wezel

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Pipin – König.

      Kurz, allemal wenn unsre Seele eine Idee verfolgt und wir werden, noch ehe wir sie ausführen können, darinnen gestört, so bekommt sie eine elastische usw.« – für diesmal genug zitiert!

      Aber was für eine Freude, wenn man sich selbst zitieren kann! So weit hab ich's doch gebracht! Das schönste Blatt aus dem Lorbeerkranze meiner Unsterblichkeit gab ich nicht um diese Autorwonne.

       Inhaltsverzeichnis

      Erhabner Tobias! wie unendlich weiser handeltest du in den nämlichen Umständen als alle Alexander, Pipine in der Welt! Keine Mutter kann ein so erhabnes Vergnügen empfinden, wenn sie ihre sechsjährige Tochter einen hübschen Knicks machen sieht, als ich in dem Augenblicke, wenn ich mir denke, daß jene sogenannten großen Leute aus Unwillen, daß ihnen ein Gedankenspielchen war verderbt worden, Menschen erwürgten oder Könige vom Throne stürzten und mein Tobias in einem gleichen Falle nichts tat, als daß er – ruhig aus seines Vaters Hause ging.

      Und gleichwohl war sein Gedankenspiel nicht einen Sandkorn weniger wert als die oben beschriebnen Komödien, die die Herren Alexander und Pipin sich von ihrer Einbildungskraft aufrühren ließen! nicht einen Sandkorn! – Er dachte, wie – doch alles fein hübsch in der Ordnung! Erstlich soll statt des Prologs Vater und Mutter auftreten und ein Gespräch halten, das sie wirklich in natura – der Vater in seiner Lieblingspositur am Tische sitzend, die Mutter ihm gegenüber, das Abendgebet vor sich, so, daß sie jenem in den zugekehrten Rücken sah – den Abend vorher dreiviertel auf zehn Uhr gehalten haben. Darauf erfolgt, was zu vermuten ist! – So wird kein Schritt aus dem Gleise der Chronologie gewichen. Chronologie ist das eine Auge der Geschichte, und ohne sie würde die meinige gewiß ganz blind sein. Also zu besserm Verständnisse des Gedankenspiels meines Helden erstens:

      DAS GESPRÄCH

       Inhaltsverzeichnis

       VATER

      – – – die große Katze!

       MUTTER

      Das Wetteraas! (lesend.) – »daß du mich diesen Tag für allem Übel etc. – widerfahren lassen wollest« – das verdammte Tier wirft Topf und Schüsseln um!

       VATER

      Ja.

       MUTTER

      (lesend) : »Ich bitte etc.« – Amen. – Ja, da sitzt Tobs und schnarcht! Nicht einmal sein Abendgebet kann man ordentlich verrichten; wenn der Bube noch hingegangen wäre und das Aas weggejagt hätte! – Aber so ist's! Wenn der Vater nichts taugt, so kann der Sohn nicht viel mehr wert sein.

       VATER

      (gähnend) : – wohl möglich!

       MUTTER

      Ja, ich weiß nicht, wozu einem der Junge nütze ist. Am Tage ist er im Wege, und des Abends schläft er, wenn er noch was tun könnte.

       VATER

      Hm! er muß bald aus dem Hause.

       MUTTER

      Aus dem Hause? – Warum denn das?

       VATER

      Je nu! – viel größer wird er nicht werden.

       MUTTER

      Du träumst oder bist nicht gescheut! – (seine Stimme nachahmend) »viel größer wird er nicht werden« – Warum soll er denn deswegen aus dem Hause?

       VATER

      Nu, siehst du? – und so! – Er soll ein Soldat werden.

       MUTTER

      Ein Soldat! – Gott vergebe mir meine Sünde! – wenn er nichts Gescheuters werden soll!

       VATER

      Was hat denn ein Soldat für Not? und so! – Wenn er einmal Unteroffizier wird – viel braucht er nicht gelernt zu haben – lesen und schreiben lernt sich noch wohl – und so!

       MUTTER

      Er soll nun kein Soldat werden, und wenn ich meinen Kopf einbüßen müßte! – Ein Soldat! – Gott vergebe mir meine Sünde! Eher wollte ich ihn mit der großen Holzaxt auf den Kopf hauen.

       VATER

      Meinethalben! und so! – mag er was anders werden.

       MUTTER

      In alle Ewigkeit kein Soldat!

       VATER

      (gähnend) : – – –

       MUTTER

      So lange ich lebe, gewiß nicht!

       VATER

      (gähnend) : – – –

       MUTTER

      Und wenn er gleich General werden könnte!

       VATER

      Nein, er soll's nicht werden.

       MUTTER

      Nein, daraus wird nichts, so wahr ich seine Mutter bin!

       VATER

      Es mag auf dich ankommen. – Wie du willst – und so!

       MUTTER

      Das muß er werden!

       VATER

      Was denn?

       MUTTER

      Er muß stoddieren und ein Pfarr werden.

       VATER

      Auch das.

       MUTTER

      Siehst du, mein Mizchen? Da geb ich ihm meinen schwarzen Rock – du weißt ja wohl! – den großen, den ich so nicht gern anziehe – er ist so lang, man sieht nicht so viel als ein Nagelkopf von den Füßen – die Leute könnten gar denken – Gott vergebe mir meine Sünde! – ich hätte Pferdefüße wie der Teufel, wenn ich so einen langen Rock trüge. – Sie sahen drum verzweifelt auf mich, als ich ihn vor zwei Jahren den ersten Pfingsttag anhatte. – In meinem Leben trag ich ihn nicht mehr!

       VATER

      Er ist von meiner Großmutter – die trug ihn sehr gern. Da ich noch ...

       MUTTER

      Mag sie doch! Ihre Zeiten und unsre! das ist ein Unterschied. – Nein, ich trag ihn nicht, und da er so lang ist, so muß ein recht hübsches Mannskleid daraus werden. Du gibst ihm die lange seidne Weste dazu, die du vom gnädigen Herrn gekriegt hast.

       VATER

      Ja, sie ist aus der Erbschaft von seines Vaters Unkel seligen Andenkens – und so.

       MUTTER

      Es ist die lange, die oben neben meinem grünen Taffetrocke hängt. – So hat


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