Dr. Daniel Staffel 7 – Arztroman. Marie Francoise

Dr. Daniel Staffel 7 – Arztroman - Marie Francoise


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mit einem Alkoholtupfer säuberte.

      »Nicht erschrecken, Herr Baumgarnter«, betonte er. »Ich muß Sie jetzt stechen.«

      Franz fühlte die Nadel schmerzhaft in seinen Rücken dringen und stöhnte leise auf.

      »Das war’s schon«, meinte Dr. Parker beruhigend, stand auf und übernahm Dr. Scheiblers Platz. Der Oberarzt wartete noch, bis die örtliche Betäubung wirkte, dann führte er vorsichtig eine Hohlnadel in der Mitte zwischen den Dornfortsätzen des ersten und zweiten Lendenwirbels ein und schob sie schrittweise so weit vor, bis bei Überprüfung helle, bernsteingelbe Flüssigkeit abtropfte.

      Dr. Scheibler entnahm soviel Flüssigkeit, wie er für die Untersuchung benötigte, dann zog er die Nadel vorsichtig zurück und legte einen sterilen Verband an.

      »Sie haben’s überstanden, Franz«, erklärte er. »Wie fühlen Sie sich?«

      »Ich habe Kopfschmerzen«, antwortete der junge Mann. »Aber das kommt wahrscheinlich von meiner Angst und der Aufregung von vorhin.«

      Dr. Scheibler schüttelte den Kopf. »Nein, das ist eine ganz normale Reaktion auf die Punktion. Die Kopfschmerzen werden bald wieder vergehen.« Er lächelte Franz an. »Ich schicke Ihre Verlobte jetzt wieder herein.« Er schwieg einen Moment, dann fuhr er fort: »Wenn ich im Labor fertig bin, muß ich ein paar Stunden schlafen, aber Sie können sicher sein, daß ich Sie persönlich nach München begleiten werde.«

      Dankbar griff Franz nach seiner Hand. »Ich… ich weiß nicht, was ich sagen soll, Gerrit… ich… danke.«

      »Schon gut«, erwiderte der Oberarzt leise und wünschte dabei, er könnte mehr für ihn tun… viel mehr.

      *

      Unruhig hatte Annemarie in der Eingangshalle gewartet. Der junge Anästhesist hatte ihr gesagt, daß es länger dauern würde als geplant, weil Franz mit seiner Beherrschung am Ende sei. Am liebsten wäre Annemarie sofort zu ihm geeilt, doch Dr. Parker hatte ihr versichert, daß sich der Oberarzt ganz rührend um ihn kümmern würde.

      Annemarie war nicht vollends beruhigt gewesen, wollte sich andererseits aber auch nicht einmischen. Vielleicht würde sich Franz vor ihr zu sehr genieren, um seinen Gefühlen freien Lauf zu lassen. Nervös war sie in der Eingangshalle auf und ab gegangen, bis sie die Telefonzelle entdeckt hatte.

      Es war inzwischen beinahe neun Uhr morgens. Annemarie zögerte einen Moment, dann betrat sie die Telefonzelle, hob den Hörer ab und steckte ihre Karte in den Schlitz, bevor sie Dieters Nummer wählte.

      Wie erwartet war Dieter um diese Zeit noch zu Hause, und Annemarie fragte sich wieder einmal, woher er eigentlich das viele Geld hatte, mit dem er so bedenkenlos um sich werfen konnte. Angeblich hatte er vor ein paar Jahren eine große Erbschaft gemacht, doch bei den Unsummen, die er Tag für Tag ausgab, konnte davon eigentlich nicht mehr viel übrig sein.

      »Dieter, hier ist Annemarie«, gab sie sich zu erkennen und hatte plötzlich wieder Mühe, die Tränen zurückzuhalten. »Tut mir leid, daß ich erst jetzt anrufe, aber…« Sie schluchzte auf. »Franz… er… er… hat… Leukämie!«

      »Meine Güte.« Dieter spielte den Betroffenen, dabei hätte er sich am liebsten vor Freude die Hände gerieben. Nach der Enttäuschung darüber, daß Franz noch rechtzeitig im Auto gefunden worden war, standen seine Chancen nun doch nicht so schlecht. Er würde zwar noch ein bißchen warten müssen, bis Franz das Zeitliche gesegnet hatte, aber dann…

      »Ich komme sofort, Annemarie«, versprach er jetzt. »Mach dir keine Sorgen, ich werde meine ganzen Beziehungen spielen lassen, damit Franz die beste Behandlung bekommt, die…«

      »Nicht nötig, Dieter«, fiel Annemarie ihm ins Wort. »Es ist lieb von dir, aber… Franz bekommt noch heute einen Platz in der Thiersch-Klinik. Der Professor ist der Beste auf seinem Gebiet.«

      Dieter biß vor Ärger die Zähne zusammen. Natürlich kannte auch er den erstklassigen Ruf des Professors, deshalb hätte er es vorgezogen, Franz in einem anderen Krankenhaus zu wissen… dort, wo man nach Möglichkeit noch nicht über die neuesten Behandlungsmethoden informiert war.

      »Das ist gut«, zwang er sich zu sagen. »Trotzdem komme ich sofort in die Waldsee-Klinik – wenn auch nur, um dir beizustehen.«

      »Danke, Dieter.« Annemaries Worte kamen von Herzen. Sie war froh, daß sie und Franz in Dieter einen so ehrlichen Freund hatten. Wie hätte sie auch ahnen können, daß sich in Dieter mit den Jahren immer mehr Haß auf Franz aufgestaut hatte? Schon in der Schule hatte Franz immer die besseren Zeugnisse gehabt, er hatte seinen Abschluß mit Auszeichnung bestanden, und nicht einmal der Tod seiner Mutter und später der geliebten Großeltern hatte ihn aus der Bahn werfen können. Franz war ein durch und durch gefestigter Charakter, während sich Dieter von seinen Launen und seiner Labilität hatte leiten lassen. Von zwei Privatschulen war er verwiesen worden, hatte drei Lehrstellen nach jeweils wenigen Monaten sausen lassen und schließlich in einem zwielichtigen Club zu arbeiten begonnen – eine Tatsache, von der niemand etwas wußte. Offiziell gab er sich als selbständig aus und handelte, wie er erzählte, mit Computern, dabei hatte er ein solches Gerät höchstens mal im Geschäft gesehen. Franz dagegen hatte eine Stellung, in der er ganz ordentlich verdiente, während Dieter schon längst weit über seine Verhältnisse lebte und beinahe in dem Schuldenberg erstickte, der sich mittlerweile angesammelt hatte. Vor allen Dingen aber hatte Franz die schöne Annemarie, die in neun Jahren über ein immenses Vermögen verfügen würde, und nicht zuletzt aus diesem Grund wünschte Dieter seinem Freund alles erdenklich Schlechte.

      »Leukämie«, murmelte er jetzt, als er den Hörer aufgelegt hatte, dann lehnte er sich mit einem bösartigen Lächeln in seinem Sessel zurück. »Ich denke, deine Tage sind gezählt, alter Junge.« Er runzelte die Stirn, als er an die Thiersch-Klinik dachte. Das war der einzig wunde Punkt an der Sache. Thiersch hatte einfach zu viele Heilerfolge. Er war die Kapazität schlechthin, wenn es um Krebserkrankungen ging. Doch schließlich siegte Dieters Optimismus. Er würde Franz schon soweit bekommen, daß er die Thiersch-Klinik vorzeitig verlassen würde. »Dann, mein treuer Freund, gehört deine Annemarie endgültig mir.«

      *

      Dr. Daniel hatte dafür gesorgt, daß Dr. Scheibler sein Versprechen hielt und sich wirklich ins Bett legte, dann hatte er die Unterlagen über Franz Baumgartner an sich genommen und war zu seiner Villa zurückgekehrt. Seine Empfangsdame Gabi Meindl hatte für diesen Tag nur einige wichtige Termine angenommen, weil sie gewußt hatte, daß ihr Chef noch am Vormittag seine Tochter nach München bringen würde.

      Karina Daniel hatte ihr Examen bestanden und würde

      nun das Angebot, das Professor Thiersch ihr bereits vor einigen Jahren gemacht hatte, annehmen und an seiner Klinik die Assistenzzeit absolvieren.

      »Ich hoffe, du weißt, worauf du dich da einläßt«, meinte Dr. Daniel, als er mit seiner Tochter losfuhr. »Professor Thiersch ist grob, unfreundlich und mehr als streng.«

      Karina lächelte. »Er verbirgt unter seiner extrem rauhen Schale aber auch ein sehr weiches Herz. Das hast du selbst oft genug gesagt, und ich habe es ganz deutlich gemerkt, als Manon damals so krank war und er nicht mehr wußte, wie er ihr noch helfen sollte. Im übrigen hast du deine Assistenzzeit in der Thiersch-Klinik ja auch überlebt.«

      »Das ist richtig«, stimmte Dr. Daniel zu. »Aber der gute Professor hat mir die zwei Jahre gelegentlich schon zur Hölle gemacht.« Er sah seine Tochter kurz an, bevor er sich wieder auf den Verkehr konzentrierte. »Du wirst eine weit härtere Assistenzzeit haben als dein Bruder.«

      »Glaubst du?« Karina schüttelte den Kopf. »Wolfgang ist zwar nicht grob und unfreundlich, aber genauso streng wie der Professor. Stefan hat gelegentlich ganz schön gejammert, weil Wolfgang ihn so hart gehalten hat.« Sie grinste. »Seit Stefan bei Onkel Schorsch seinen Facharzt macht, fühlt er sich fast wie im siebten Himmel.«

      Dr. Daniel mußte lachen. »Das glaube ich gern. Stefan müßte es schon ganz bunt treiben, damit Schorsch seinem geliebten Patensohn mal die Leviten lesen würde.«

      Langsam fuhr Dr. Daniel nun in


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