Bettina Fahrenbach Staffel 6 – Liebesroman. Michaela Dornberg
gewesen war, hatte er den Laden durchstreift, und was sie da auf den ersten Blick sah, das gefiel ihr.
»Ich probier gleich alles an«, versprach sie, vorab wollte sie ein anderes Problem lösen.
»Haben Sie kein anderes Oberteil, das zu dem Kostüm passt?«, erkundigte sie sich. »Vielleicht ein Top oder ein schlichtes Shirt.«
»Hab ich«, sagte die Frau und holte aus einem Regal beides hervor, sowohl ein Top als auch ein Shirt, beides eine Nuance dunkler beziehungsweise heller. Beides passte.
»Ja, Tini, das bist du. Nimm beides.«
Dann probierte sie eine gerade geschnittene taupefarbene Hose an, die ihre langen Beine perfekt zur Geltung brachte, dazu einen gleichfarbigen schlichten Feinstrickpullover aus Seide und Kaschmir. Ja, das war ihr Ding, darin fühlte sie sich auch wohl. Aber brauchte sie das wirklich? Sie hatte genug anzuziehen.
»Es ist schon neue Übergangsware«, schmeichelte die Verkäuferin, »die sie auch schon an etwas kühleren Sommertagen anziehen können. Der Sommer ist doch eh fast vorbei, und so prickelnd war er nicht, die so richtig heißen Tage gab es nicht. Zum Glück für uns, denn wenn es so richtig warm ist, hat niemand Lust, was anzuprobieren.«
»Ich überleg’s mir noch«, unterbrach Bettina ihren Redefluss. Dass Verkäuferinnen immer so viel reden mussten.
Sie griff nach einem schwingenden Pünktchenrock aus reiner Seide in Crinkle-Optik, der ungemein feminin wirkte. Solche Röcke mochte sie, die konnte man so unglaublich gut kombinieren und durch geschickt gewählte Oberteile, Schuhe und Accessoires ständig ein neues Bild schaffen.
Mit feinen Schühchen, einem edlen Oberteil sah er fein aus, mit einem schlichten Shirt, einem Grobstrickpulli und Turnschuhen jung und frech.
Diesen Rock musste sie nicht probieren, den würde sie auf jeden Fall nehmen und den Grobstrickpulli auch.
Dann hatte Tom was herausgesucht, wo sie sich nicht ganz sicher war, klar, die tabakfarbene Baumwollhose war ihr Stil, auch das lässig geschnittene Shirt, das Top sah auch gut aus. Aber die Jacke, die das Outfit vervollkommnete? Die war doch eigentlich ein bisschen zu verspielt für sie.
Aber um Tom eine Freude zu machen, zog sie alles an und war verblüfft. Sie sah gut aus in dem Strickcardigan aus weichem Bändchengarn mit dem Rüschenabschluss am Schalkragen und den Rüschen entlang der Knopfleiste.
Das hätte sie nicht für möglich gehalten, aber vielleicht lag es an dem Material und an der Strickart, dass die Rüschen nicht so verspielt herüberkamen.
Tom war von diesem Outfit auch total begeistert, und ihr fiel ein, dass sie daheim noch einige Röcke hatte, die sie mit der Jacke kombinieren konnte.
Zu einer camelfarbenen Grobstrickjacke mit einem dicken Zopfmuster ließ sie sich noch überreden, aber danach wollte sie weder noch was anprobieren, noch kaufen. So viel auf einen Schlag hatte sie ja noch nie erstanden.
»Das nehmen wir«, sagte Thomas und deutete auf den ansehnlichen Berg, »und die weiße Bluse auf jeden Fall auch, die meine Frau vorhin anprobiert hat.«
Na gut, dachte Bettina, eine weiße Bluse konnte man immer gebrauchen, dafür gab es viele Verwendungsmöglichkeiten.
Entzückt begann die Frau aufzuschreiben, und als sie sah, wie sich da so alles summierte, holte sie aus einer Schublade einen wirklich schönen in Erdtönen gemusterten Schal und sagte ganz großzügig: »Das ist ein Geschenk des Hauses.«
Bettina bedankte sich artig, die Frau packte zusammen, kontrollierte dabei nochmals jedes Teil, das sie aufgeschrieben hatte, dann ging’s ans Bezahlen.
Bettina griff in ihre Handtasche, holte ihren Geldbeutel heraus, doch zu mehr kam sie nicht. Daran wurde sie von Thomas gehindert.
»Aber Liebes, du wirst doch jetzt wohl nicht bezahlen wollen. Dafür sind Männer zuständig, wenn sie möchten, dass Ihre Frauen schön aussehen.«
»Ganz meine Meinung«, flötete die Verkäuferin.
Bettina war sprachlos. Das musste sie auch erst mal verdauen, denn auch das jetzt war ein Novum. Es hatte noch niemals einen Mann gegeben, der mit ihr nicht nur Klamotten kaufen ging, sondern sie auch bezahlte.
Jan …
Ja, Jan war ein großzügiger Mensch, auch ein aufmerksamer. Aber er in einem Klamottenladen? Das sah sie nicht.
Es ging ja auch gar nicht darum, dass sie etwas geschenkt bekam. Es ging um die Aufmerksamkeit eines Mannes, die für eine Frau so groß war, dass er sie auch gern beim Kauf von Bekleidung begleitete und es ihn interessierte, was seine Frau da anzog.
Es war unglaublich, und es hatte vor allem so viel Spaß gemacht.
Die Verkäuferin wünschte ihnen noch einen wunderschönen Tag, etwas, was man ihr nicht zu wünschen brauchte, die hatte ihren Tagesumsatz jetzt schon in der Kasse, also war es ein schöner Tag für sie.
Draußen beugte Bettina sich zu ihm hinüber, drückte ein Küsschen auf seine Wange.
»Danke, Tom. Es war schön, dass du mit mir in dem Laden warst, denn es hat unglaublich viel Spaß gemacht.«
»Mir auch, Liebes«, bestätigte er. »Und ich kann mir vorstellen, dass das zu einer festen Einrichtung werden könnte. In dem Laden habe ich erst mal wieder gesehen, was für eine tolle Frau du bist, du läufst doch jedem Model glatt den Rang ab – du bist schön, du bist klug, du hast ein Herz aus Gold und eine ganz wunderbare Seele. Mein Gott, was bin ich doch für ein Glückspilz.«
Er machte ihr immer so viele Komplimente, aber die waren nicht plump, die waren alle ernst gemeint, und das war ganz wunderbar.
»Du hast mich vorhin deine Frau genannt«, sagte sie, noch immer ganz überwältigt davon.
»Klar, bist du doch auch, Tini. Das Stempelchen, um es offiziell zu machen, haben wir auch bald.« Er strahlte sie an, und bekam auf einmal eine Idee. »Sag mal, Tini, was hältst du davon, wenn wir die Tüten zum Auto bringen und dann in einen Juwelierladen gehen, um unsere Eheringe auszusuchen, und wenn wir welche gefunden haben, dann können wir uns verloben. Eine Verlobung gehört doch auch dazu, oder?«
Ein wenig unsicher schaute sie ihn an. Wie sollte das vonstatten gehen? Sie war zwar mit Jan verlobt gewesen, aber das war eine »Fernverlobung« gewesen. Jan hatte ihr einen Ring und einen wunderschönen Brief geschickt, und das war es dann.
Sich zu verloben hatte schon etwas Verlockendes.
»Und wie … wie soll das vonstatten gehen?«
Er lachte.
»Ohne Programm, ohne Plan B, es wird sich zeigen, und wenn du willst, mache ich auch einen Kniefall vor dir, du schönstes aller Wesen.«
Bettina hakte sich bei ihm ein.
»Du nimmst mich nicht ernst«, beschwerte sie sich.
»Doch«, widersprach er, »ich nehme dich sogar sehr ernst, aber manchmal bist du wie ein kleines Mädchen, und dann kann niemand sich vorstellen, welch erfolgreiche Geschäftsfrau du bist und dass du mit beiden Beinen fest im Leben stehst … Aber gräm dich deswegen nicht, ich finde die vielen Facetten an dir ganz wunderbar.«
Sie hatten mittlerweile den Parkplatz erreicht, Thomas verstaute die Tüten mit den erworbenen Schätzen im Kofferraum, dann nahm er sie, weil er seine Hände wieder frei hatte, in die Arme und küsste sie.
»Weißt du, Tini, dass wir uns versprochen haben, immer füreinander da zu sein, das müssen wir uns nicht durch irgendwas bestätigen. Ich sag’s dir ganz ehrlich, und vielleicht bin ich da auch ein bisschen verkindscht …, ich fände es toll, schon vor der Hochzeit einen Ring am Finger zu tragen als Symbol dafür, dass wir auf ewig miteinander verbunden bleiben.«
»Ach, Tom, das möchte ich auch …«
*
Sie hatten schlichte, flache goldene Ringe ausgesucht, einen wunderschönen Tag miteinander verbracht, und als sie