DUNKLE ZEITEN. Dane Hatchell
ich Ärger befürchten, weil ich … dieses Ding zusammengeschlagen habe?« Die Ereignisse hatten den armen, alten Mann wirklich sehr mitgenommen.
»Ach, Pop, keine Sorge. Sieh mal, ich war hier und trage am Ende die Verantwortung für alles. Es sind meine Kugeln gewesen, die alle drei zur Strecke gebracht haben. Du hast doch nur versucht, Leben zu retten. Jeder hier kann bezeugen, was du mit diesen Dingern getan hast … was du tun musstest. Du bist ein Held, Pop, aber alles muss seine Ordnung haben.«
»Muss ich mir jetzt einen Anwalt besorgen? Wen auch immer ich angegriffen habe. Es könnte doch Verwandte geben, die mich wegen Leichenschändung verklagen könnten. Und was ist mit den Gästen, die sich verletzt haben?«
»Na ja, einen Anwalt für Rechtsangelegenheiten zu haben ist nie verkehrt, und ich hoffe, deine Versicherung ist voll bezahlt. Allerdings glaube ich, dass du nichts zu befürchten hast, weil ich nicht wüsste, dass du dich hier eines Verbrechens schuldig gemacht hast. Sollte dir allerdings jemand eine Zivilklage anhängen wollen, bräuchtest du definitiv rechtlichen Beistand.«
»Ach so, na gut. Dann lasse ich wohl einfach mal alles auf mich zukommen.« James bemühte sich, so zu tun, als gehe ihm die ganze Sache nicht nahe.
»Willst du, dass ich dir dabei helfe, diese Dinger zu durchsuchen? Vielleicht finden wir ja irgendwelche Ausweise.«
»Klar.«
Rico langte in eine seiner Taschen und zog zwei dünne Gummihandschuhe hervor. Ein Paar trug er stets griffbereit bei sich, falls er mal ein blutendes Opfer anfassen musste oder an einer Drogenrazzia teilnahm, wo man mit benutzten Nadeln in Berührung kam.
Gemeinsam mit Pop ging er zu dem ersten Zombie, den er niedergestreckt hatte. Von dem Gestank drehte sich sein Magen sofort wieder um, doch er schaffte es, das flaue Gefühl mit nur einem trockenen Rülpsen zu unterdrücken.
»Dieser Mann ist erst kürzlich gestorben; damit meine ich innerhalb der letzten sechs Monate. Die Einbalsamierung erhält den Körper nicht so lange, wie die meisten Leute annehmen. Nach einem Jahr bleibt im Allgemeinen nichts weiter übrig als Skelette mit Zähnen und vereinzelten, kleinen Gewebestücken.«
»Woher weißt du das alles?«, fragte der Wirt erstaunt.
»Hm? Oh, ich hatte einmal die Gelegenheit, eine exhumierte Leiche zu sehen. Eine Versicherungsgesellschaft hegte den Verdacht, der Mann sei vergiftet worden, und wollte die Witwe deshalb nicht ausbezahlen. Wie der Fall ausging, habe ich allerdings nie erfahren.«
Rico durchsuchte die Kleidung gründlich nach Papieren und war überrascht, einen Umschlag zu finden, der in einer seiner Innentaschen steckte.
»Was haben wir denn da?«, wollte Pop wissen.
»Weiß nicht, schauen wir doch nach.« Der Umschlag war nicht zugeklebt, deshalb schlug er ihn auf und zog das Papier heraus. Mit dem Papier fiel auch ein rechteckiger Zettel heraus. Auf dem Blatt stand: »Ich habe ja versprochen, es dir zurückzuzahlen«, und die Unterschrift lautete: »Billy«. Bei dem Zettel handelte es sich um einen Scheck, ausgestellt über zehntausend Dollar auf Mr. Albert M. Davison.
»Die Leute bringen mich immer wieder zum Staunen«, meinte Rico, als er Pop das Schreiben zeigte.
Dieser überflog es und betrachtete dann ebenfalls den Scheck. Er kicherte – leise zuerst, dann ein wenig lauter. Schließlich bekam er einen richtigen Lachkrampf, der ihm die Tränen in die Augen trieb, die schließlich in dicken Tropfen an seinen Wangen hinunterliefen.
»Mensch, Pop, krieg dich wieder ein.« Rico streckte eine Hand aus und drückte sanft eine von James' Schultern. »Das wird schon wieder.«
Vor dem Eingang hielt auf einmal mit quietschenden Reifen ein Polizeiauto an, und ein Krankenwagen fuhr ein kurzes Stück daran vorbei, bevor er ebenfalls bremste. Endlich war Hilfe eingetroffen!
»Wirklich, Pop, es renkt sich schon wieder alles ein.« Rico half dem alten Mann auf und beobachtete, wie die Sanitäter aus dem Wagen stiegen. Er war erschöpft, doch bevor er zur Ruhe kommen durfte, musste er zuerst eine vollkommen neue Pflicht erledigen.
Wenigstens hatte er jetzt einen freien Kopf und grämte sich nicht mehr wegen Mary Etta – das bedeutete, bis jetzt zumindest, und schon begann er, sich selbst dafür zu hassen.
Kapitel 4
Zwei Tage später
»Da hast du es. So was sieht man nicht jeden Tag«, sprach Private Andy Wells, nachdem er gründlich über die Unterhaltung nachgedacht hatte.
»Wovon in Gottes Namen sprichst du?«, fragte Private Steve Rogan.
Drei gefallene Kriegshelden torkelten eine leere Straße in Cosper Ridge Estates entlang. Die Leiber waren auf unerklärliche Weise wieder zum Leben erwacht.
Zwei trugen die blauen Anzüge von Class-A-Unteroffizieren. An jedem Jackett prangte ein Streifen für den Auslandsdienst, eine Erkennungsmarke für den Gefechtseinsatz und das Dienstgradabzeichen. Der dritte Mann war nackt und befand sich bereits im fortgeschrittenen Zustand der Verwesung. Er glich schon einem wandelnden Gerippe. Dass sie auf der Jagd nach Menschenfleisch waren, stand zweifellos fest.
»Der rechts … so etwas habe ich noch nie zuvor gesehen. Sieh ihn dir doch mal an. Wie zum Geier kann der denn überhaupt noch gehen?«, meinte Wells staunend, während sie sich hinter einer Geländelimousine versteckten, die jemand einfach so auf der Straße stehen gelassen hatte.
Rogan reckte sich an der Seite des Fahrzeugs entlang, um besser sehen zu können. »Wer weiß? Wie können Tote denn überhaupt auferstehen? Irgendetwas muss das organische Material doch wiederaufgebaut und so weit regeneriert haben, dass die Muskeln wieder funktionieren. Danach verbraucht der Körper bekanntlich Energie, also muss er etwas finden, das ihm neue gibt. Aus irgendeinem fürchterlichen Grund brauchen diese wandelnden Leichen Menschenfleisch, um auf Trab zu bleiben.«
»Das war jetzt aber ganz schön hochtrabender Scheiß, Mann. Bist du etwa aufs College gegangen, Rogan?«
»Nein, nur zur Highschool. Halt endlich deinen Rand und kümmere dich um den Linken, ich übernehme den Rechten. Wer seinen zuerst kaltmacht, knöpft sich anschließend den in der Mitte vor.«
»Moment. Da ist noch etwas, das mir nicht so ganz in den Kopf will. Wie kann es denn sein, dass diese Zombies Särge aufbrechen und sich durch zwei Meter feste Erde graben? Das schnall ich absolut nicht.«
»Was meinst du mit schnallen?«
»Na, ich kapier's einfach nicht«, erklärte Wells mit einem Grinsen.
Rogan verdrehte die Augen. »Ich erinnere mich, als ich noch zur Kirche ging, hieß es einmal in der Predigt, am Ende der Zeit würden die Toten wieder auferstehen. Vielleicht bewahrheitet sich diese Prophezeiung jetzt.«
»Das glaube ich nicht. Mag ja sein, dass ich mal vom Wickeltisch gefallen bin, aber so heftig kann man sich den Kopf gar nicht stoßen. Falls da etwas dran wäre, hätte Jesus seinen weißen Gaul am Himmel entlang geritten und dabei eine brennende Karotte geschwungen.«
»Du meinst ein Schwert, oder? Jesus hatte ein flammendes Schwert.«
»Na, auf dem Gemälde, das ich mal gesehen habe, sah es aus, als würde er eine brennende Karotte festhalten.«
Rogan schüttelte seinen Kopf. »Ich kann echt nicht erklären, wie die Zombies aus der Erde gekommen sind. Was, wenn sie es wie die Maulwürfe geschafft haben?«
»Klingt nach Quatsch, wenn du mich fragst. Du kannst niemandem Bockmist aufbinden, der selbst ständig welchen verzapft – und ich bin einer der Besten, was das angeht.« Wells nickte, um dem Ganzen Nachdruck zu verleihen.
»Wie wäre es hiermit: Marsmännchen sind mit UFOs in die Atmosphäre eingedrungen und haben die Gräber mit Superstrahlenkanonen befeuert, den Boden aufgeworfen und die Toten danach wiedererweckt?«
»Also, das könnte wirklich passiert sein. Diese Theorie