Teeträume. Anna Martin

Teeträume - Anna Martin


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ich an den Kater gewandt, als Chris sich nach unten beugte und ihn unterm Kinn kraulte.

      »Wie heißt er?«

      Ich grinste. »Flea. Wie der Floh.«

      Er hob eine Augenbraue an. »Ernsthaft?«

      »Ja. Findest du das blöd?«

      Chris lachte. »Ich find's cool.«

      »Danke«, sagte ich auf meinem Weg durch die Küche. Wie ich vermutet hatte, folgte Flea mir, immer noch miauend. Chris kam uns ebenfalls nach.

      »Stört es ihn, dass du im zweiten Stock wohnst?«

      »Nein«, sagte ich, füllte Trockenfutter und Wasser in seine Näpfe und überließ Flea sich selbst. »Er kann durch das Küchenfenster rein und raus. Ich könnte ihn nicht einmal drin behalten, wenn ich es versuchen würde. Zu meinem Glück ist er kein großer Mäusefänger.«

      Als ich mich vom Schrank umdrehte, stand Chris so dicht bei mir, dass ich beinahe zusammengefahren wäre. Beinahe. Er hatte das inzwischen vertraute Grinsen auf seinem Gesicht, als er noch einen Schritt näherkam und mich mit je einer Hand, die er rechts und links von mir auf der Anrichte abstützte, effektiv in meiner eigenen Küche einfing.

      Der Größenunterschied zwischen uns betrug lediglich ein paar Zentimeter, wenn überhaupt. Nichtsdestotrotz gefiel mir die Art, wie er mir seinen Kopf entgegenneigte, als er mit der Nase über meinen Kiefer strich.

      »Ich will dich küssen«, sagte er mit leiser Stimme, die die Anspannung im Rest seines Körpers Lügen strafte. In seinen Armen! Seine Arme waren komplett angespannt, da er sich an der Anrichte abstützte, und… oh, Scheiße.

      Ich nickte und Chris überwand die kurze Distanz und drückte seine Lippen auf meine. Ich hatte erwartet, dass er grob sein würde, dass er fordernd sein und sich dann einfach nehmen würde, was er wollte; aber seine weichen Lippen strichen federleicht über meine und fingen schließlich meine Unterlippe ein.

      Ich war sicher, dass er meinen rasenden Herzschlag spüren konnte, als ich den Kuss vertiefte und die Arme um seine Hüfte schlang, um ihn dicht an mich gedrückt festzuhalten. Tastende Zungen glitten hervor, um einander zu schmecken, und ich fühlte, wie Chris lächelte. Er verspottete mich nicht, sondern genoss lediglich diesen langsamen, ungezwungenen Kuss.

      Das sah mir absolut nicht ähnlich, aber Chris sah mir generell nicht ähnlich, also kam ich zu dem Schluss, dass ich mich einfach meinen Instinkten überlassen sollte. Vorsichtig schob ich meine Hände unter den Saum seines losen Hemds, um über die heiße, weiche Haut seines unteren Rückens zu streichen. Daraufhin löste sich eine seiner Hände vom Tresen und legte sich an meinen Hinterkopf, um durch mein Haar zu kämmen und unsere Köpfe weiter zu neigen, sodass er tiefer vordringen konnte. Mehr finden konnte.

      Chris summte und fuhr mit seiner Hand meinen Körper entlang, um ungeniert meinen Hintern zu umfassen, aber das störte mich nicht. Er bewegte seine Hüften gegen meine und auch das störte mich nicht. Noch nie zuvor war da dieser Funke bei jemandem übergesprungen und so klischeehaft es auch klingen mochte, aber er entzündete etwas in mir und ließ mich etwas fühlen, von dem ich nicht sicher gewesen war, dass ich es überhaupt zu fühlen fähig war.

      Als er sich bewegte und feuchte, zärtliche Küsse über meinen Hals verteilte, hatte ich wahrscheinlich gewimmert. Als seine Hand die Schnalle meines Gürtels erreichte, zögerte ich zum ersten Mal, seit er mich geküsst hatte.

      »Lass mich«, flüsterte er.

      Es war ziemlich erschreckend, ihn Leder durch Metall und Metall durch Jeansstoff ziehen zu lassen, so lange, bis meine Jeans offen war und seine Hand – wärmer, als ich angenommen hatte – in meine Boxershorts glitt.

      Meine Finger verkrampften sich um die Kante der Anrichte hinter mir, als er meinen Penis mit festem Griff umschloss und mit kräftigen, gleichmäßigen Strichen daran entlangfuhr.

      »Du bist nicht beschnitten«, sagte er, als er seinen Daumen über meine Spitze zog.

      »Nein«, krächzte ich und dann wieder: »Nein. Das… ah… das war in den Siebzigern in Großbritannien nicht üblich. Ist es immer noch nicht, soweit ich weiß. Stört es dich?«

      Es war so gut wie unmöglich, eine wirkliche Unterhaltung aufrechtzuerhalten, während er das mit mir machte, und ich war angemessen stolz auf mein Ergebnis.

      »Überhaupt nicht«, sagte er. »Ich werde mir das später genauer ansehen.«

      Seine Lippen, Zunge und Zähne attackierten meinen Hals und meine Kehle, während er mich mit abwechselnder Sanftheit und Härte streichelte, neckte, quälte. Verlangen, Macht, Unterwerfung. Ich begehrte ihn. Ich brauchte ihn.

      Dann schoben sich seine Finger tiefer in meine Boxershorts und strichen zärtlich über meine Hoden.

      Meine Hand schoss vor und packte seinen Unterarm. »Nicht«, sagte ich.

      Ich war nicht bereit, mich zu erklären, und mein Gesichtsausdruck musste ihm das mitgeteilt haben. Chris löste meine Hand von seinem Arm, der noch immer zur Hälfte in meiner Unterwäsche steckte, platzierte sie auf seinem eigenen Rücken, nahm meinen Penis in einen besseren Griff und legte seine Lippen auf meine.

      Meine Fingerspitzen strichen über seinen Nacken, als unsere Küsse süßer wurden. Noch immer streichelte er mich auf den Orgasmus zu, daran gab es keinen Zweifel, aber jetzt schien es dafür einen anderen Grund zu geben.

      Als ich ein Gleich! ächzte, schien er zu verstehen, denn die Bewegungen seiner Hand wurden schneller, bis ich aufschrie und mich über seine Hand und in meine Unterwäsche ergoss. Chris war ebenfalls hart, das konnte ich an meinem Oberschenkel fühlen, aber er trat einen Schritt zurück und schüttelte seinen Kopf, als ich nach ihm griff.

      »Beim nächsten Mal«, sagte er leise und verband unsere Lippen miteinander.

      In der darauffolgenden Stille machten sich kleine Geräusche bemerkbar: Der Kater an seinem Kratzbaum, der Fernseher aus dem Apartment über meinem, das Rauschen des Wassers in den alten Rohren.

      »Ich glaube, ich bin seit Jahren nicht in meiner eigenen Unterwäsche gekommen«, murmelte ich an seinem Hals.

      Er lachte, ein leises, kehliges Geräusch. »Das ist eine sehr unterschätzte Aktivität, in der eigenen Unterwäsche zu kommen.«

      Und als er den Blick hob und mich ansah, fing mein Herz heftig zu schlagen an.

      »Kannst du einen Tag in der Woche freimachen?«, fragte Chris und fuhr sich mit den Fingern durch die Haare.

      Ich schüttelte den Kopf. »Wenn ich keine Vorlesungen halte, habe ich Seminare und außerdem noch einen Kurs für kreatives Schreiben. Und ich habe einen sehr engen Lehrplan.«

      »Warum?«

      »Weil ich gut bin?«, sagte ich mit einem Lächeln und einem Schulterzucken. »Ich unterrichte, weil ich es liebe«, fügte ich hinzu und er drehte seinen Kopf, um mich seitlich am Hals zu küssen. »Ich will nicht in einer Highschool arbeiten, in der die Hälfte der Schüler gar nicht sein will. Alle meine Studenten suchen sich meine Kurse aus und ich liebe es, sie zu betreuen.«

      »Ich wette, du bist ein toller Lehrer.«

      »Allerdings höre ich freitags früh auf«, sagte ich, ohne auf sein Kompliment einzugehen. »Wenn du vorbeikommen willst, könnte ich was zum Abendessen kochen.«

      »Hört sich gut an.«

      Mir war bewusst, dass es spät war, dass er nicht über Nacht bleiben würde und dass die Pläne, die wir schmiedeten, um uns in weniger als einer Woche wiederzusehen, wahrscheinlich sein Wink zum Gehen waren. Allerdings wollte ich nicht, dass er ging. Einen Moment lang dachte ich darüber nach, ihn zum Bleiben zu bitten, aber das erschien mir irgendwie unangebracht.

      »Kann ich dir eine SMS schreiben?«, fragte er, als ich ihn zurück in den Eingangsflur schob.

      »Ja«, sagte ich. »Dann muss ich ab jetzt nur daran denken, mein Handy während meiner Vorlesungen auf stumm zu schalten.«


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