SexLust | Erotischer Roman | Band 1. Denise Harris
half mir nichts. Mein Mann Ronald erschien mit seiner Frau Denise R. Harris auf dem Ball. Es gab davon sogar ein Foto im Jahresbericht der Polizei. In dem weißen Minikleid sah ich wie eine Schlampe aus.
Steven nutzte die kurze Abwesenheit meines Mannes und schlich sich wie ein Schneeleopard an mich heran. Bevor ich ablehnen konnte, hatte er mich schon auf die Tanzfläche entführt und drängte sich bei einem heißen Cha-Cha-Cha an mich. Ich konnte ihn durch das dünne Minikleid hindurch spüren und ärgerte mich, dass er ein so viel besserer Tänzer als mein Ronald war.
»Denise, ist etwas mit dir?« Er führte mich zurück an unseren Tisch und wirkte besorgt.
»Nichts, Steven.« Ich schüttelte den Kopf. »Mein Mann tanzt nur wesentlich besser als du.«
Sein unwiderstehliches Grinsen raubte mir den letzten Nerv. Am liebsten hätte ich ihm meinen Drink ins Gesicht gekippt und ihn dann geküsst. Oder ihn zuerst geküsst und ihm dann meinen Drink ins Gesicht gekippt. Dieser Mann machte mich wahnsinnig.
Er lachte amüsiert. Wütend blitzte ich ihn an.
»Tut mir leid, Häschen. Aber weißt du, ich habe Ron schon einmal tanzen gesehen. Das war im Jahr 90 in Saudi Arabien.«
Ich ließ meinen Drink fallen. Das Longdrinkglas zerbarst in tausend kleine funkelnde Splitter. 1990 hatte ich gerade erst meine Unschuld verloren. Dass ich mit dreiundzwanzig heiraten und ein Kind bekommen würde, hätte ich nicht im Traum geahnt. Und ich hatte auch nichts von dem Mann gewusst, den ich einmal heiraten und über alles lieben würde.
Ich nahm mir vor, nie wieder mit Steven zu tanzen. Und überhaupt, ich wollte diesen verdammten Mistkerl niemals wiedersehen.
***
Im Sommer darauf begleitete ich meinen Mann auf das Fest der USMC-Base in Pendleton. Er hatte dort unter anderem geschäftlich zu tun. Der stellvertretende Kasernenkommandeur führte uns persönlich durch die Waffenhangars. Das war eine große Ehre, die nicht jedem Gast zuteilwurde. Für mich war es allerdings ein eher fragwürdiges Privileg – zumal Steven uns bei dem Rundgang begleitete. Ron hatte mich zwar jahrelang zum Schießplatz mitgeschleppt, und ich war froh, mit seiner Pistole umgehen zu können, aber ich hoffte, dass ich nie von ihr Gebrauch machen musste. Daran hatte auch der 11. September nichts geändert.
»Da gibt es etwas, das ich Ihnen zeigen möchte, Ron.« Der Colonel grinste wie ein Geier, der ein verendetes Rind erspäht hatte. »Ich weiß nur nicht, ob das auch Ihre Frau interessieren wird.«
Ich lächelte entschuldigend. Er hatte meinen Blick richtig gedeutet. Ron winkte ab, denn er wusste, dass ich klarkam.
»Ich werde Ihren Mann nicht zu lange beanspruchen, Mrs Harris, versprochen. Außerdem weiß ich Sie bei Captain Powers in guten Händen.« Der Colonel zwinkerte mir zu und sagte an Ron gewandt: »Ich habe ein paar wunderbare Zigarren für einen Abend wie diesen aufgehoben. Und einen hervorragenden Whiskey. Wäre doch schade, wenn wir beides nicht anschließend seinem verwendungsbestimmten Zweck zuführen würden, oder?«
Das ließ sich Ron natürlich nicht zweimal sagen. Anstatt mich auf die Tanzfläche zu entführen, ließ er mich in dem nach Motoröl stinkenden Hangar zurück – mit Steven. Dafür hätte ich ihn umbringen können!
»Amüsier dich schön, Schatz.«
Ein flüchtiger Kuss und die beiden verschwanden in die zigarettenrauchgeschwängerte Nacht hinaus. Ich erhielt nicht einmal die Chance, meinen Protest geltend zu machen.
Ich warf einen verstohlenen Blick zu Steven und grummelte eine Verwünschung. Draußen, in den brechend vollen Partyzelten, herrschte eine ausgelassene Stimmung. Balladen, Country, Rock – für jeden Geschmack spielten sie die passende Musik. Alle amüsierten sich, bloß ich nicht. Und das nannte mein Mann dann einen »gelungenen« Garnisonsball. Das würde er mir büßen!
Steven las in meinem Gesicht wie in einem offenen Buch. Entspannt erwiderte er den Gruß dreier junger Soldaten, die an ihm vorbeigingen. Meine Hände verkrampften sich um die Handtasche. Ich mochte Steven nicht. Ich mochte vor allem nicht diese Spannung zwischen uns. Und schon gar nicht war ich gewillt, der Ursache dieser Spannung auf den Grund zu gehen. Außerdem sah er viel zu gut in seiner Offiziersuniform aus.
»Mach dir nichts draus«, schien er sagen zu wollen, »mich haben sie auch vergessen …«
»Wie wär’s, Denise, wenn ich dich mit unserem Prunkstück, dem ›Abrams M1A1‹, bekannt mache?« Er nahm mich am Arm und führte mich zu einem Ungetüm aus Stahl. Die Stelle, wo seine Finger meine Haut berührten, stand plötzlich in Flammen. Nur noch dunkel erinnerte ich mich, dass der Colonel ein paar Worte zu dem Panzer gesagt hatte.
»Wie war Ron im ›Desert Storm‹, Steven?«, rutschte es aus mir heraus.
»Er war ein Marine.« Die Antwort klang wohl überlegt. »Er hat nie etwas falsch gemacht.«
Ich betastete die Wanne des Stahlmonsters, ließ aber davon ab, als ich merkte, dass meine Finger schmutzig wurden.
»Diese Seite an ihm ist komplett neu für mich«, sagte ich bedrückt und zuckte mit den Achseln. »Ich meine, ich wusste, dass er seinem Land gedient hat. Aber ich hielt ihn immer für so vernünftig. Ich hätte nicht gedacht, dass er bereit war, sich für eine verfehlte Politik umbringen zu lassen.«
»Ron war vernünftig«, entgegnete Steven. »Ich weiß nicht, was er dir genau über den zweiten Golfkrieg erzählt hat. Aber wir haben gegenseitig auf uns aufgepasst. Er auf mich. Ich auf ihn. Alle in der Einheit sind gesund heimgekehrt. Das ist auch Rons Verdienst.«
Ich sah wenig überzeugt zu ihm auf.
»Und so verfehlt war die Politik damals gar nicht, Denise«, er lächelte – oh, wie ich dieses Lächeln hasste! Mein Schwerpunkt sackte dann immer einen halben Fuß tiefer – genau in meinen Schoß.
Von Ron wusste ich, dass Steven nach dem elften September überlegt hatte, sich für ein Jahr in den Irak zu melden. Hätte er es doch nur getan! Er wäre an diesem Abend nicht da gewesen, wir wären uns wahrscheinlich nie begegnet und mein Leben wäre komplett anders verlaufen.
Ich starrte auf den Kampfpanzer. Selbst wenn ich mich streckte, gelangte ich nicht auf die Oberseite dieses gut neun Meter langen Stahlmonsters.
»Können wir uns ihn von innen ansehen?«
»Natürlich können wir«, sagte Steven überrascht, »komm!«
Ich folgte ihm aufgeregt über das Besuchertreppchen auf die Oberseite. Meine High Heels knickten um. Spätestens da wurde mir klar, warum Soldaten im Dienst Stiefel trugen. Ich hielt mich an seiner Hand fest. Ein angenehmes Kribbeln durchströmte meine Finger.
Spielend leicht zog Steven meine knapp siebenundfünfzig Kilogramm zu sich hinauf. Seinem Körper musste die Kraft eines Bullen innewohnen. Der anregend männliche Geruch hüllte mich ein. Atemlos fand ich mich auf dem Turm des Panzers wieder.
»Wir sperren den Hangar jetzt ab, Steven«, rief eine befehlsgewohnte Stimme von der Hangartür. »Die Führungen sind für heute beendet.«
Ertappt löste ich mich aus Stevens Armen und stöckelte nach vorn zur Kanone. Er hielt meine Hand, sich vergewissernd, dass ich nicht stolperte.
»Ist gut, Gunny, du kannst zusperren. Ich habe meinen Schlüssel. Ich werde ihn dir nachher vorbeibringen.«
Das Licht am anderen Ende der Halle ging aus. Wir waren allein.
»Was für ein mächtiges Rohr«, staunte ich.
»Hundertzwanzig Millimeter Glattrohrkanone«, erwiderte er. Er sah aus wie Titou, wenn er mir etwas sehr Wichtiges zu erzählen hatte. Mein Sohn hatte dann auch immer dieses Leuchten in seinen Augen.
»Ich sehe schon«, lachend versuchte ich, die Länge des Geschützrohres abzuschätzen, »dieses Spielzeug darf unter keinem Weihnachtsbaum fehlen.«
Mich gegen die Kanone lehnend, lauschte ich seinen Erklärungen und streckte lustvoll meine langen Beine aus. Diese Waffe verströmte eine Aura der Macht. Es