LebensAder. Bernd Steckmeier
Enthaltung die Hauptmahlzeit sein. Der Verzicht ist wertvoll.
Du musst wissen, dass der Ursprung aller Krankheiten auf die Ernährung zurückgeht, wie der Prophet (Ibn Chaldun, islamischer Historiker und Politiker; 1332–1406; schrieb die Muqaddima, 14. Jh.) sagt, wenn auch die Religionsgelehrten sie anfechten. Dies sind seine Worte:
„Der Magen ist das Haus der Krankheit und Enthaltung ist die Hauptmedizin. Die Ursache jeglicher Krankheit ist eine gestörte Verdauung.“26
In Deutschland sind 67,1 % der Männer und 53,0 % der Frauen übergewichtig (BMI 25–29). Jeder Vierte ist sogar fettleibig (BMI > 30).27
Weltweit trägt bereits jeder dritte Mensch zu viele Pfunde mit sich herum. Bei 7,44 Milliarden Menschen (2016) ist dies eine ganz schöne Menge. Bei durchschnittlich nur 3 kg Übergewicht pro Kopf wären dies immerhin insgesamt 2,48 × 3 = 7,44 Milliarden Kilo oder 7,44 Millionen Tonnen Fett.
Schon leben mehr Fettleibige auf der Erde als Unterernährte. Eine unheilvolle Bilanz voller Zündstoff. Das moderne Essen macht süchtig und krank. Die Zukunft schmeckt nach Junkfood. In den Industrieländern werden pro Bürger im Durchschnitt schon 500 Kilokalorien jeden Tag mehr verspeist als notwendig. Das ist eine ganze Tafel Schokolade zu viel. In einem Jahr 182.500 Kilokalorien (365 × 500) pro Bürger pro Jahr ! Ungesundes Essen ist die neue Form der Abhängigkeit. Süchtig nach Produkten aus dem Labor. Die gesunde Küche wird zurück gedrängt. Schaffen wir die klassische Nahrung ab ? Erstmals sterben mehr Menschen an Überernährung als an Hunger. Könnte man nur die Pfunde gerecht verteilen, ließe sich viel Leid auf der Welt ersparen. Übergewichtige Menschen haben ein enormes Risiko für Herz- und Gefäßleiden sowie Diabetes. Auch der Bewegungsapparat wird stark belastet und in Mitleidenschaft gezogen. Das Gewicht belastet auch Hüfte und Knie. Die Arthrose lässt schön grüßen.
BMI oder Bauchumfang ?
Wann ist man nun untergewichtig, normalgewichtig, übergewichtig und wann fettleibig (adipös) ? Die Einteilung richtet sich (leider immer noch) nach dem Body-Mass-Index.
BMI; Verhältnis vom Körpergewicht zum Quadrat der Körpergröße: z. B.: 80 kg: 1,80 × 1,80 Meter = 80 : 3,24 = 24,7; noch normal.
→Untergewicht: BMI: < 18,5
→Normalgewicht: BMI: 18,5–24,9
→Übergewicht: BMI: 25–29,9
→Fettleibigkeit: Adipositas Grad I: BMI 30–34,5; Grad II: BMI 35–39,9; Grad III: BMI > 40.
So banal es klingen mag: Nicht Kilos sondern Zentimeter entscheiden über unser Schicksal. Der Bauchumfang gerät immer mehr in das Zentrum der Vorsorge für Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Er sagt mehr aus zum Risiko für Herz- und Gefäßleiden als der BMI.
Besitzt der Mensch mehr Muskelmasse, so hat er trotz erhöhtem BMI kein Übergewicht. Man sieht dies bei muskelbepackten Sportlern, wie Boxern im Schwergewicht oder Ringern. Ihr BMI ist über der Norm und trotzdem haben sie kein Gramm Fett zu viel.
Wir sollten also regelmäßig Maß nehmen und zwar am Bauch. Sein Umfang kann immer und überall einfach mit dem Maßband gemessen werden – dort, wo der Bauch den größten Umfang hat. Messen Sie morgens vor dem Frühstück – natürlich unbekleidet. Und machen Sie ein Foto, am besten von der Seite. Manche unter uns werden staunen über ihren „Spitzkühler“.
Der Bauchumfang ist ein besseres Maß für das Bauchfett als der BMI. Schon bei wenig mehr als 102 cm (Männer) und 88 cm (Frauen) erhöht sich deutlich das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Diabetes. Für manche Wissenschaftler gelten noch strengere Maßstäbe mit einem maximalen Bauchumfang von 94 cm bei Männern und 80 cm für Frauen. Zeigt Ihr Maßband mehr an, sollten Sie aktiv werden. Die gute Nachricht ist, dass bei Nahrungseinschränkung und Bewegung erst das giftige Bauchfett schmilzt und danach erst die Fettpolster an Hüfte, Po und Beinen. Diese reagieren langsamer auf eine Kalorieneinschränkung. Also halten Sie durch und bewegen Sie sich dauerhaft. Das Gleiche gilt natürlich für die Umstellung der Ernährung.
Bestimmen Sie zur Sicherheit noch das Verhältnis vom Bauchumfang (BU) zur Körpergröße (KG): z. B. 102 cm Bauchumfang zu 180 cm Körpergröße entspricht 102 : 180 = 0,56.
Der Rettungsring nimmt mit dem Alter zu. Unter 40 Jahren sollte der Quotient BU : KG unter 0,5 betragen. Mit 40 bis 50 Jahren ist ein maximaler Wert zwischen 0,5 und 0,6 tolerabel, der im Alter von 60 Jahren 0,6 nicht überschreiten sollte.
Auch das Verhältnis von Bauch, zum Hüftumfang beschreibt, ob man zu viel Fett angesetzt hat. Riskant wird es bei Werten über 1,0 für Männer und 0,85 für Frauen.
Warum ist das Bauchfett so schlecht ? Früher war es doch unser Energiespeicher in schlechten Zeiten. Eine Garantie für das Überleben.
Weißes Fett im Bauchraum um die Eingeweide produziert aktiv schädliche Hormone (Zytokine) und lässt Entzündungen sprießen. Chronische Entzündungen fördern Arteriosklerose. Regelmäßige Bewegung kann auch bei adipösen Menschen die Produktion dieser Arteriosklerose fördernden Eiweißstoffe minimieren (Zytokine: Interleukin IL 2, 4, 5, 10, 12 und 13; TNF alpha).28
Erhöhtes Gewicht macht erhöhten Blutdruck, den stillen Killer unserer Zeit. Zunächst schmerzt er nicht. Dann schlägt plötzlich brutal zu. Schlaganfall, Herzinfarkt und Verkalkungen der Beinschlagadern bis hin zur Amputation sind die bösen Erben der Hypertonie.
Denken Sie daran: Allein die Abnahme des Bauchumfangs um 1 cm senkt Ihr Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen um 1 %. Bewegen Sie sich und essen Sie mediterran. Haben Sie lieber Schmetterlinge im Bauch als Schweinshaxen. Verliebt sein kann die Pfunde purzeln lassen. Ein Weckruf an die Männer unter uns: „Ein guter Hahn wird selten fett“. Zu viel Fett kann Männer unfruchtbar machen. Einige Fettzellen wandeln Testosteron um in Östrogen. Deshalb wachsen bei dicken Männern häufig die Brüste. Ein BH hat aber andere Aufgaben, oder ?
Übrigens: „Hüftgold“, die Fettansammlung außerhalb der Bauchhöhle, ist nicht so schädlich wie manche glauben. Fettpolster an den richtigen Stellen an Hüfte, Po und Beinen können uns sogar schützen. Sie saugen freie Fettsäuren aus dem Blut auf wie ein Staubsauger und schützen unsere Gefäße. Stämmig muss nicht dick bedeuten.
Bevor Sie weiterlesen, möchte ich Sie warnen. Es gibt gute Gründe, nicht zu alt zu werden. Stellen Sie sich vor als 1.000-jährigen Greis oder Greisin. Wollen wir wirklich miterleben, wie viele unserer Kinder oder Freunde sterben in dieser Zeit ? Würden wir uns über unsere fünfzehnte Ehe noch genauso freuen oder über unser dreißigstes Kind, wie über unser erstes oder zweites Glück ? Wie oft wollen wir weinen über Enttäuschungen im Leben, über Liebeskummer und Ängste aller Art bei einem Dasein ohne Ende ? Wie könnten wir den Jungen noch in die Augen schauen, wenn wir als Tattergreis(in) unseren Platz nicht räumen ? Und selbst wenn wir alle 1.000 Jahre würden, seien wir mal ehrlich: Würden wir nicht spätestens mit 500 Jahren Ausschau halten nach einer jüngeren Frau oder einem jüngeren Mann ?
Wenn wir nicht mehr sterben dürften, hätten wir unser ureigenes Merkmal – die Endlichkeit verloren. Nur mit dem Bewusstsein, einmal zu sterben, können wir Mensch sein. Es geht nicht darum, unbedingt viele Lebensjahre anzusammeln. Es geht darum, möglichst gesund innerhalb unserer natürlich gesetzten Lebensspanne alt zu werden und nicht das Leben mit Jahren sondern die Jahre mit Leben zu füllen.
Seneca erkannte: „Oft hat ein hochbetagter