LebensAder. Bernd Steckmeier
17Sokrates, griechischer Philosoph; 469–399 v. Chr.; Lehrer von Platon; hingerichtet durch den Trank des Schierlingsbechers; s. a. in Benedikt G: Der Fünf-Minuten-Philosoph. DTV, 2013, S. 117
18Japan, unbekannte Quelle
19Schmid W: Kann die Philosophie eine Hilfe für das Leben sein ? In: Philosophisches Lesebuch. Von den Vorsokratikern bis heute. Hrsg.: Steenblock V; Reclam Universal Bibliothek Nr. 18496; Philipp Reclam jun. GmbH & Co. KG, 2013, Stuttgart
20Oishi S, Diener E: Residents of poor nations have a greater sense of meaning in life than residents of wealthy nations. Psychol Sci 2014, 25(2), S. 422–430
21Alimuijang A et al.: Association Between Life Purpose and Mortality Among US Adults Older Than 50 Years. JAMA 2019, 2(5): e194270; doi: 10.1001/jamanetworkopen
Blut – Spiegel des Lebens / Der Mensch ist so alt wie seine Gefäße / Die Tricks der Hundertjährigen / Gene sind steuerbar / Weisheit wissen / Sitz des Lebens – Leber, Herz oder Hirn ? / Schlaffer Händedruck sagt Ende voraus / Schritttempo bestimmt Lebenserwartung / Fettschmelze / „Planet der Dicken“ / Wollt Ihr ewig leben ?
Blut ist rotes Gold, flüssiges Organ und Urstoff allen Lebens und vielleicht sogar Sitz der Seele. Ein Mix aus Milliarden kleinster Partikel (rote, weiße Blutkörperchen und Blutplättchen) mit fünf Liter Plasma (flüssiger Bestandteil des Blutes) ist Grundstoff unserer Existenz. Ohne Blut kein Leben. 5–6 Liter des roten Saftes zirkulieren in unserem Körper. Blut gibt uns Nahrung und Sauerstoff, heizt uns ein, beliefert und schützt uns vor fremden Eindringlingen. Es lässt uns denken, treibt den Motor an in unserer Brust und schließt unsere Wunden. Alles was wir sind, spiegelt sich im Blut.
Ohne Zucker im Blut kann unser Gehirn nicht arbeiten, ohne den Treibstoff Adrenalin in unseren Adern sind wir den Anforderungen des Tages nicht gewachsen, ohne das Schlafhormon Melatonin finden wir keine Nachtruhe. Ohne Dopamin und Serotonin blasen wir Trübsal und werden nicht wach. Blutproben geben unser Innerstes preis. Blut verpetzt uns, wenn wir einen über den Durst getrunken haben und verrät mit hohen Cholesterinwerten den Genuss fetter Speisen. Im Blut lassen sich Entzündungswerte und Gefäßgifte für drohenden Herzinfarkt und Schlaganfall aufspüren. Warnhinweise, denen wir begegnen können. Blut ist ein offenes Buch, in dem jeder Arzt lesen kann. Blutwerte sind ein Abbild unseres Lebens. Tumormarker bestimmen unser Schicksal.
Den Krebs früh erkennen, bevor er ausbricht: Einer der größten Träume der Forscher und Patienten. In naher Zukunft könnte eine Blutprobe anstatt einer Gewebediagnostik („Flüssigbiopsie“, „liquid biopsy“) kleinste unsichtbare Tumorzellen im Blut oder Urin aufspüren – noch bevor ein Gerät (Kernspin-, Computertomographie, Sonographie, etc.) sie im Körpergewebe erfassen kann. Der genetische Code von mehreren Krebsarten kann so schon entschlüsselt werden. Eine medizinische Revolution, die Gewebeproben vielleicht in naher Zukunft überflüssig machen wird.
DNA-Proben im Blut zeigen die Vaterschaft an. Der genetische Fingerabdruck verrät den Täter. Im Blut wird neues Leben offenbart. Ein Hormon verkündet Schwangerschaft – früher als der Streifentest.
Nicht nur Gesundheit und Krankheit, ja sogar Glück und Trauer sind im Blut erkennbar. Ohne die Glückshormone Serotonin, Tryptophan, Dopamin und Endorphine verfallen wir in Schwermut.
„Noli me tangere“ – „berühre mich nicht“ galt nur einmal bei Maria Magdalena, als ihr Jesus nach seiner Auferstehung erschien.
JOHANNES KAPITEL 20, VERS 17: „… Rühre mich nicht an, denn ich bin noch nicht aufgefahren …“ www.bibel-oneline.net
Erst die Berührung aber macht den Mensch zum Menschen. Schon bei zartem Hautkontakt kommt es zu einer vermehrten Ausschüttung des „Kuschelhormons“ Oxytocin im Blut. Es macht glücklich, reduziert Stress, sorgt für Belohnung und beugt dem „Burnout“ vor. Nicht umsonst spielen Liebe, Sex und Fürsorge eine gewichtige Rolle in der Entwicklung des Menschen und noch viel mehr: Elabd C aus der Arbeitsgruppe der russischen Alters- und Stammzellenforscherin Irina Conboy berichtet, dass sich durch Zufuhr von Oxytocin alte Muskeln regenerieren und verjüngen. Die Berührung macht jung !22
Ohne das Sexualhormon Testosteron gibt es kein Muskelwachstum und keinen Bartwuchs, keine Libido und keine Fortpflanzung. Ohne Östrogen keine weiblichen Geschlechtsmerkmale und keine Milchdrüsen. Ohne Prolaktin im Blut erlischt die Produktion der Muttermilch. Ein Mangel des Botenstoffes Dopamin im Blut verschlechtert unser Gedächtnis und verursacht Muskelzittern bei Parkinson. Ohne Calcium und Vitamin D werden unsere Knochen brüchig wie Glas. Ohne Sauerstoff sterben alle Körperzellen. Nichts lebt ohne Blut. Auch die Pflege unserer Darmbakterien, die geradezu in aller Munde sind ( !), gelingt nur im kuscheligen, feuchtwarmen Milieu der gut durchbluteten Darmschleimhaut.
Ohne Blut für alles ist alles sinnlos.
Der Mensch ist so alt wie seine Gefäße
Dieser bekannte Ausspruch des weltberühmten Berliner Pathologen Rudolf Virchow besitzt auch heute noch uneingeschränkte Gültigkeit.
RUDOLF LUDWIG KARL VIRCHOW, deutscher Pathologe, Anthropologe, Prähistoriker und Politiker; 1821–1902; beschrieb die Leukämie und prägte deren Namen, war Hrsg. von „Virchows Archiv“, befasste sich mit Thrombosen (Virchow-Trias) und der Theorie der Zellularpathologie – der Lehre von Krankheiten wegen Störungen der Körperzellen, ersetzte die „Säftelehre“ der Antike und prägte den Begriff des „Kunstfehlers“. (Deutsches Historisches Museum, Berlin)
Der Zustand unserer Gefäße bestimmt unsere Gesundheit und entscheidet darüber, ob wir alt aussehen oder noch Bäume ausreißen können. Deshalb ist es so wichtig, möglichst viel darüber zu erfahren, wie wir uns vor der größten Geißel der Menschheit schützen können – der Arteriosklerose. Sie breitet sich aus wie eine bösartige Erkrankung und befällt alle Arterien wie eine Epidemie. Um uns vor der modernen „Pest“ der Menschheit wirksam zu bewahren, genügt es nicht, nur auf einen gesunden „Lifestyle“