Füße. Stefan Feiler
posterior)
[22 a–b] Hautareale der Nerven am Fußrücken und an der Fußsohle
Diese speziellen Fühler, die der unbewussten Eigenwahrnehmung dienen, nennen Fachleute Propriozeptoren. Kein Wunder, dass ein großer Anteil des Areals auf unserer Hirnrinde, das die Informationen von Sensoren aus dem ganzen Körper aufnimmt, für den Fuß reserviert ist. Die Empfindungen des Fußes werden zum Großteil von Nervenästen weitergeleitet, die aus dem Ischiasnerv entspringen. Entsprechend den beiden Knochen des Unterschenkels, Schienbein (Tibia) und Wadenbein (Fibula), heißen diese Nerven Schienbein- und Wadenbeinnerv (Nervus tibialis und Nervus peroneus).
Der Schienbeinnerv zieht parallel zu den tiefen Beugemuskeln hinter dem Innenknöchel in Richtung Ferse. Kurz bevor dieser Nerv zur Fußsohle abbiegt, teilt er sich in den äußeren und inneren Fußsohlennerv auf (Nervus plantaris lateralis und Nervus plantaris medialis). Hier sammeln die Nerven die Informationen ein, die wir durch den Kontakt der Fußsohle mit dem Untergrund erhalten. Der Wadenbeinnerv begleitet die langen Streckmuskeln an der Vorderseite des Unterschenkels. Er teilt sich in einen oberflächlichen und einen tiefer im Gewebe liegenden Ast auf (Nervus peroneus superficialis und Nervus peroneus profundus). Diese beiden Nerven leiten die Empfindungen des Fußrückens über den Ischiasnerv und das Rückenmark in Richtung Gehirn weiter.Als hätte sich die Natur nicht entscheiden können, welcher Nerv für das Gefühl am Fußaußenrand zuständig sein soll, erhält der Wadennerv (Nervus suralis) sowohl Nervenfasern aus dem Schienbein- als auch dem Wadenbeinnerv. Er begleitet oberhalb des Sprunggelenks die langen Wadenbeinmuskeln, biegt um den Außenknöchel an den Fußaußenrand ab und verläuft hier entlang bis zur Kleinzehe.
Blutgefäße
Die beiden Hauptnerven des Fußes werden von Arterien begleitet. Diese versorgen die Gewebe über das Blut mit Sauerstoff und wichtigen Nährstoffen und führen den vielen Muskeln des Fußes den Brennstoff Glukose zu.
Neben den Sehnen der langen tiefen Beugemuskeln und dem Nervus tibialis verläuft die hintere Schienbeinarterie (Arteria tibialis posterior) von hinten um den Innenknöchel herum zum Innenrand der Ferse. Dort tut sie es dem Nerv gleich und spaltet sich in eine am Innenrand und eine am Außenrand liegende Fußsohlenarterie. Die zweite Hauptschlagader des Fußes ist die vordere Schienbeinarterie (Arteria tibialis anterior). Geschützt zwischen dem vorderen Schienbeinmuskel und dem langen Großzehenstrecker eingebettet, überquert sie neben dem tiefen Wadenbeinnerv das Sprunggelenk an der Vorderseite in Richtung Fußrücken und wird deshalb ab diesem Punkt Fußrückenarterie (Arteria dorsalis pedis) genannt.
Diese beiden Hauptarterien des Fußes, von denen die eine vorwiegend die Fußsohle und die andere vorwiegend den Fußrücken durchblutet, sind durch zahlreiche Verbindungsgefäße miteinander vernetzt. Anhand des rechts abgebildeten Gefäßpräparates von einem Fuß aus dem Anatomischen Institut der Berliner Charité wird das besonders plastisch deutlich.
Ebenso fein verästelt sind die Fußvenen, die parallel zum Netzwerk der Arterien verlaufen und das verbrauchte, sauerstoffarme Blut wieder einsammeln und es samt Abfallprodukten des Stoffwechsels zurück in Richtung Herz befördern.
Positionsangaben für die Orientierung am Fuß
Auf den vorangegangenen Seiten habe ich Ihr „Navi“ für den Fuß schon mit vielen wichtigen Informationen gefüttert. So wie es auf einer Landkarte Städte, Straßen und Flüsse gibt, habe ich damit die „Landkarte“ für den Fuß an die Hand gegeben. Sie wissen nun, wo welche Knochen liegen, wie sie miteinander durch Gelenke und Muskeln verbunden sind und auf welchen Verbindungswegen Nervenströme und Blut fließen.
Um damit auch navigieren zu können, brauchen Sie natürlich auch noch Koordinaten und Richtungsangaben. Hier sind in der Human- und Tiermedizin spezielle Begriffe gebräuchlich, die die Orientierung ermöglichen. Auf diese Weise werden Position und Richtung definiert – so wie Sie bei einer Landkarte neben Längen- und Breitengraden auch die Himmelsrichtungen Norden, Süden, Westen und Osten verwenden. Die meisten der hier erklärten Begriffe finden Sie auch im Glossar am Ende dieses Buchs wieder.
Am aufrechten Menschen werden für die Orientierung am Rumpf die Bezeichnungen cranial und caudal verwendet. Cranium ist der lateinische Begriff für Schädel und Cauda für Schwanz. Das heißt, ein „weiter cranial gelegener Körperabschnitt“ liegt näher zum Kopf hin. Ein caudaler Bereich befindet sich mehr in Richtung Gesäß. An den Extremitäten werden diese Begriffe durch proximal und distal ersetzt. Proximal bedeutet, dass etwas näher zum Rumpf hin gelegen ist. Distal meint, dass es weiter davon entfernt ist. Das Kniegelenk liegt am Bein also proximal des Sprunggelenks, während die Zehen sich distal davon befinden.
Für innen und außen verwenden Mediziner die Begriffe medial und lateral. Medial heißt „zur (Körper-) Mitte hin“ und lateral „seitlich“. Die Großzehe ist in Bezug auf den ganzen Fuß also medial gelegen, der Außenknöchel des Sprunggelenks hingegen lateral. Deshalb werden die Außenbänder auch als die lateralen Bänder des Sprunggelenks bezeichnet.
Am horizontal ausgerichteten Fuß befinden sich die Gewebe in der Nähe des Fußrückens dorsal (lat. dorsum = Rücken). Alle Strukturen, die näher zur Fußsohle hin liegen, sind in Relation hierzu weiter plantar. An den im Stand senkrecht ausgerichteten Körperpartien bezieht sich dorsal allerdings auf die Rückseite des Körpers. Vorne am Körper heißt ventral.
[23] Vernetzung der Arterien am Fuß (Präparat des anatomischen Instituts der Charité)
[24 a–b] Die Hauptarterien des Fußrückens (links) und der Fußsohle (rechts)