Gefahr für Burg Bentheim. Mathias Meyer-Langenhoff

Gefahr für Burg Bentheim - Mathias Meyer-Langenhoff


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war’s in der Burg?“, fragte er.

      „Ich hatte Stress mit Teichmann, er hat’s richtig auf mich abgesehen“, antwortete Lotte mit vollem Mund.

      „Was ist passiert?“

      Nachdem sie ihm die Geschichte erzählt, aber wohlweislich die Zeitreise und ihre eigenen Frechheiten ausgelassen hatte, war ihr Zorn schon fast wieder verraucht. Herr Lehmann grinste, denn so, wie er seine Tochter kannte, vermutete er zu Recht, dass sie nicht ganz unschuldig gewesen war.

      „Wie sieht’s mit den Hausaufgaben aus?“

      „Wir müssen einen Aufsatz über die Burg schreiben. Ich geh nachher zu Doro, wir wollen zusammen arbeiten.“

      „Dann legt euch mal ins Zeug, vielleicht lässt sich Dr. Teichmann dadurch wieder beruhigen.“

      „Das ist mir so was von egal!“, stieß Lotte zwischen zwei Löffeln Spaghetti hervor. „Ich lege echt keinen Wert darauf, den zu beruhigen.“

      „Ein bisschen mehr Diplomatie könnte nicht schaden“, versuchte ihr Vater zu beschwichtigen.

      Lotte musste tief durchatmen. „Erst tut Papa so verständnisvoll, und dann kommt er mir nur mit klugen Ratschlägen“, dachte sie wütend. Sie spürte, wie ihr Zorn wieder erwachte, aber jetzt auf ihren Vater. „Meine Güte, Papa, das verstehst du nicht!“ Sie knallte die Gabel auf den Teller, schob ihren Stuhl zurück und stand auf.

      „Was hab ich denn jetzt schon wieder falsch gemacht?“, fragte Herr Lehmann erstaunt. „Darf man dir denn keinen Tipp mehr geben?“

      „Du könntest ja einfach mal sagen, dass du Teichmann auch bescheuert findest“, fauchte Lotte.

      „Wo willst du hin?“

      „Zu Doro!“

      Sie ging in den Flur, schnappte ihre Schultasche und knallte die Haustür hinter sich zu. Es war immer das Gleiche. Sie kannte die Geschichten aus der Schulzeit ihres Vaters, er hatte sie oft genug stolz erzählt. Wenn sie selbst jedoch Ärger mit Lehrern hatte, tat er so, als sei es das Beste, die Klappe zu halten.

      Wütend bestieg sie ihr Rad, aber es war noch zu früh, um zu Doro zu fahren. Also radelte sie ein bisschen an der Vechte entlang, dem kleinen Fluss, der Nordhorn in westlicher Richtung verließ. An einer Bank hielt sie an, es tat gut am Ufer zu sitzen und auf das träge fließende Wasser zu starren. Kurz vor drei machte sie sich auf den Weg.

      „Was machst du denn für ein Gesicht?“, sagte Doro, als sie die Haustür öffnete.

      „Ich hasse Papa, er ist ein alter Besserwisser. Erwachsene sind irgendwie alle gleich.“ Lotte berichtete kurz, was geschehen war. „Lass uns jetzt lieber über was anderes reden“, fuhr sie fort, „ich hab keine Lust mehr mich aufzuregen.“

      „Meinetwegen.“ Doro holte die Broschüre über die Burg aus ihrem Rucksack und begann zu lesen. „Da steht so viel drin, ich hab keine Ahnung, wo wir anfangen sollen“, stöhnte sie.

      „Ich schon“, sagte Lotte gedehnt.

      Doro schaute sie erstaunt an. „Was meinst du?“

      „Hör zu, ich weiß nicht genau, wie ich’s dir sagen soll. Ich, ich …“ Lotte überlegte einen Augenblick, bevor sie weitersprach, dann entschied sie sich, direkt mit der Tür ins Haus zu fallen: „Also, ich habe während der Burgführung eine Zeitreise ins Mittelalter gemacht.“ Sie holte tief Luft und sah ihre Freundin erwartungsvoll an.

      „Logisch, haben wir ja alle“, antwortete Doro, „jetzt komm, wir müssen was tun. Ich will morgen keinen Stress mit Teichmann.“ Sie blätterte wieder in der Broschüre.

      „Du verstehst mich nicht. Ich war wirklich auf einer Zeitreise. Weißt du nicht mehr, ich bin doch gar nicht mit euch in den Batterieturm gegangen, weil mir Teichmann so auf den Wecker ging.“

      „Hör auf mit dem Quatsch. Wirklich oder nicht wirklich, wo ist der Unterschied?“ Doro wurde ärgerlich.

      „Der Unterschied ist, dass ich tatsächlich im Mittelalter war, und ihr nur die Führung durch die Burg gemacht habt.“

      „Du spinnst“, antwortete Doro verächtlich.

      „Nein, ich war echt in Bentheim, und zwar im vierzehnten Jahrhundert. Das war super. Die Burg ist längst nicht so groß wie heute und überall laufen Ritter rum. Ich hab ein nettes Mädchen kennengelernt, Dietlinde, und Balthasar, ihren Lehrer, einen Mönch.“

      „Wahrscheinlich hast du auch noch den Kaiser von China getroffen“, antwortete Doro.

      „Quatsch, natürlich nicht, aber es hat fürchterlich gestunken, und alles war voller Fliegen und Mücken. Ich weiß, dass es schwer ist, mir zu glauben, nur du bist meine beste Freundin. Die Bentheimer brauchen Hilfe.“

      „Und warum brauchen die Hilfe?“ Doro schaute Lotte entgeistert an. War sie völlig verrückt geworden?

      „Weil Grimmbert der Schreckliche die Burg wegen Graf Ottos Tochter erobern will und die Burgmänner den Grafen zwingen wollen, mit ihnen nach Holland abzuhauen.“

      „Hör auf! Das kannst du dem Weihnachtsmann erzählen! Ich will jetzt endlich mit Geschichte anfangen!“

      Doro knallte die Broschüre auf den Tisch und blätterte darin herum. Lotte spürte, wie ihr die Tränen in die Augen stiegen. Erst der Krach mit Teichmann, dann die klugen Ratschläge ihres Vaters und jetzt wollte Doro ihr nicht glauben, das war zu viel. Sie griff zu ihrer Tasche und wollte gehen. Doro tat es sofort leid, sie begriff, dass es ihrer Freundin ernst war mit der Zeitreise. Zwar verstand sie nicht, warum ihr Lotte diesen Unsinn erzählte, aber sie entschloss sich, erst mal darauf einzugehen. „Komm, bleib hier, ich hab’s nicht so gemeint.“ Sie nahm ihre Freundin in den Arm und hielt sie einen Augenblick fest.

      Langsam beruhigte sich Lotte wieder, sie setzte sich auf den Stuhl und wischte sich die Tränen aus dem Gesicht.

      „Hast du mal ein Taschentuch?“

      Doro kramte in der Tischschublade. „Hier.“

      Nachdem Lotte sich geräuschvoll die Nase geputzt hatte, erzählte sie Doro, was sie gesehen und erlebt hatte.

      „Ich kann ja verstehen, dass du mich für verrückt hältst, aber ich brauche einfach jemanden, der mir zuhört“, schloss sie ihren Bericht.

      „Hm“, staunte Doro, „klingt tatsächlich irgendwie echt, deine Zeitreise.“

      „Sag ich doch. Und morgen Nachmittag habe ich mich mit Dietlinde in Bad Bentheim verabredet, sie will wissen, ob ich ihr helfe oder nicht. Kommst du mit? Dann kannst du sie kennenlernen.“

      „Meinetwegen, aber wenn sie nicht auftaucht, ist die Sache für mich erledigt“, antwortete Doro.

      Lotte nickte. „Danke. Dann machen wir jetzt die Hausaufgaben und danach gehen wir in die Stadt und reden über Tom, ja? Die Strafarbeit mach ich heute Abend zu Hause.“

      Eine Stunde später bummelten die Mädchen durch die Fußgängerzone.

      „Also, was ist denn nun mit deinem Tom?“

      „Das ist nicht mein Tom. Er hat sich mit mir unterhalten, und ich hab einfach keinen Schiss mehr, wenn wir reden. Er ist frech und gleichzeitig schüchtern, und das find ich voll süß.“ Doro fühlte wieder ein bisschen die Röte ins Gesicht steigen. War das jetzt verliebt sein? Sie wusste es nicht. Es war alles ziemlich verwirrend, aber toll. Die Mädchen setzten sich in die Eisdiele und bestellten zwei Milchshakes. Lotte lud Doro ein, weil sie so erleichtert war, dass sie am nächsten Tag mit ihr nach Bentheim fahren wollte.

      „Na, schmeckt’s?“

      Auf einmal standen Tom und zwei weitere Jungs vor ihnen. Sofort zeigte Doro wieder das strahlende Lächeln von heute Morgen. „Auch ein bisschen bummeln?“, fragte sie mit Blick auf Tom.

      „Nö,


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