Aramesh. Barbara Naziri

Aramesh - Barbara Naziri


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Türe schnellstens zuzukleistern.

      Missbraucht

      Ich wollte Dir eine Rose sein.

      Du sahst jedoch in mir

      nur das Gänseblümchen,

      zupftest mir die Blätter

      einzeln aus –

      und warfst mich fort …

      2002

      Ungesagt …

      Die Erinnerungen an Dich

      gleichen herbstlichem Laub, das

      ich zusammenkehre und dem

      Feuer preisgebe, um im Geruch

      brennender Asche ungesagte

      Worte zu betrauern.

      Leb wohl

      Es tanzt der Herbst mit Laub gekrönt

      auf bunten Blätterscherben,

      die Augen schattentief verträumt,

      im Morgennebel sterben

      die letzten Sommermelodien, die

      uns im Herz erklangen,

      und unser Lächeln hat der Wind

      im Spinnenweb gefangen.

      Ich lausche Deinem leichten Schritt,

      auf weiches Moos getreten,

      hör den Gesang des wilden Schwans

      und letzte Rosen beten.

      Nun färbt die Zeit mein dunkles Haar

      mit Ascheregen ein.

      Komm, Liebster, füll’ den letzten Kelch

      mit unserer Liebe Wein.

      Es sprudelt aus dem Quellenmund

      hinab in Traumwalds Tiefen

      und formt die bunten Kiesel rund,

      die tausend Jahre schliefen.

      Ach, könnte ich nur ewig lieben,

      wie sich das Weltrad dreht,

      doch schon holt mich Dein Schatten ein

      und flüstert leis: zu spät.

      2012

      Worte statt Tränen

      Ich spüre diese goldene Kraft,

      die nur die Liebe in uns schafft.

      Ich rüttle an den Gitterstäben,

      will eines nur, will leben – leben.

      Lass meiner Trauer freien Lauf,

      die Schale fängt die Tränen auf.

      Vogel der Nacht erhebt sich leise,

      berührt mein Herz in stiller Weise.

      Es streicht dein Flügel meine Wangen,

      bin frei und doch noch hier gefangen.

      Ein Licht auf Rosenblattpapier,

      der Stift, er schreibt: So bleib doch hier.

      Der Wind raunt leis’, erfass Dein Glück,

      die Zeit rinnt vorwärts – kein Zurück.

      Schau, wie die Quellen sich ergießen

      und statt der Tränen Worte fließen.

      An eine sterbende Rose

      Vertrocknet ist Dein Angesicht,

      im bleichen Licht stehst Du gebrochen,

      der Tod aus Deiner Blüte spricht,

      an der mein Liebster einst gerochen.

      Nun stehst Du still im leeren Raum

      und dienst nur den Erinnerungen.

      Mit Dir stirbt auch mein Sommertraum,

      als wir der Liebe Lied gesungen.

      Auf nacktes Grab sinkt sacht der Schnee,

      kühlt nicht die Sehnsucht, die hier blühte,

      erinnert stumm an tiefes Weh …

      ach, meine Liebe nie verglühte.

      Der Schmerz

      Ein Schrei dringt mir durch Mark und Bein,

      frisst sich in meine Eingeweide,

      Ich bin der Schrei – nur ich allein!

      Ich brenne, sterbe, liebe … leide.

      Mit spitzen Nadeln beißt Dein Mund

      mir tiefe Wunden in mein Herz,

      saugt sich an meinem Wesen wund;

      ich hülle mich in Eisenerz.

      Hast Du den Panzer nur geliebt

      auf unserem Lager, unserem Reich?

      Das Licht, das uns noch Wärme gibt,

      ist am Verglimmen, blass und bleich.

      Die Tage werden wie die Nächte,

      gemalt an einer dunklen Wand,

      im Banne dieser finstren Mächte

      löst bitter sich das Liebespfand.

      Ich brenne, sterbe in den Flammen,

      obwohl ich nach dem Leben hasche,

      mag ich den Abschied auch verdammen:

      Ich steig wie Phönix aus der Asche!

      für Maggie, 2017

      Schicksal (Sar newesht)

      Nur noch Erinnerung, sie bleibt …

      Der Stift in meiner Hand, der schreibt

      von längst vergangenen Zeiten –

      er fliegt über die Seiten …

      Ein Tropfen fällt auf das Papier.

      Gilt diese Träne etwa Dir?

      Verwischt das neugeborene Wort

      – metapfergleich –

      verloren … fort!

      Blutmond schweigt still,

      Nachtwind haucht mild,

      allein mein Herz, das pocht so wild –

      warum bin ich gegangen?

      Fühl mich in mir gefangen,

      starr blind auf eine bleiche Wand.

      Im Dunkeln strecke ich die Hand

      und möchte Dich berühren,

      ein letztes Mal verführen.

      Will mit Dir auf den Wolken reisen,

      in Persepolis fröhlich speisen,

      Dich in Magie verweben,

      im Dichterhimmel schweben.

      Zitronen, reif und zuckersüß,

      pflück ich für Dich im Paradies,

      wo Rosen dich bedecken –

      kein Tod kann mich mehr schrecken.

      Teheran, 2010

      Müde


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