Aramesh. Barbara Naziri
der Wärme seiner Umarmung,
in der Stärke, Vertrauen zu schenken.
Die Schönheit eines Mannes
liegt in seinen guten Taten und darin,
seine Tränen nicht zu verbergen
und mit dem Herzen zu handeln.
Die Schönheit eines Mannes
gleicht einem guten Wein, der im Laufe
der Jahre gereift, auf der Zunge
den Geschmack der Liebe hinterlässt.
Legofrau
Ich schau zu, bin amüsiert,
wie Dein Bausatz Dich entzückt,
denn Du bastelst ungeniert
eine Frau, die Dich beglückt.
Wär ich Deine Legofrau,
gut gebaut, so Stein auf Stein,
ob Geliebte, Ehefrau –
ich würd’ nie dieselbe sein.
Legofrau bleibt kalt beim Schmusen,
Worte fallen ihr nicht ein,
liegst Du lüstern ihr am Busen,
könnt das für dich kantig sein.
Legofrau schafft Langeweile,
weil sie fügsam sich verhält,
und löst sich in Einzelteile,
wenn Dein Arm sie fester hält.
Fügst Du sie dann neu zusammen,
ändert sich zwar ihr Gesicht,
doch sie steht niemals in Flammen,
wenn Dein Herz von Liebe spricht.
So spuckt mancher Mann ins Süppchen
und damit vorbei am Glück.
Hält er nun im Arm ein Püppchen,
ist’s doch nur ein Legostück.
2009
Moderne Zeiten
Wir sind für jede Schmach empfänglich,
man spricht von Liebe, die vergänglich,
für gute Werte fehlt der Glauben,
statt einfach am Gefühl zu schrauben.
Wir sprechen von Beziehungskisten,
von Lebenspartneraktivisten,
die uns zum Gähnen totlangweilen,
ein Grund, das Leben nicht zu teilen.
Wir liegen einsam in den Betten,
obwohl wir gern ’nen Partner hätten,
um fröhlich dann mit ihm zu kuscheln
und ihm etwas ins Ohr zu tuscheln.
So bleibt das Schöne nun versäumt,
der Traum ist einfach ausgeträumt,
weil keiner festhält, was doch wert
und niemand da ist, der es ehrt.
Illusionen
In dieser mitleidlosen Nacht
will sich der fahle Mond kaum zeigen,
sein Licht malt Schatten an die Wand.
Ein Stern, der meinen Schlaf bewacht,
Traumgeister wiegen sich im Reigen
und Zeit zählt den verlorenen Sand.
Die Illusion jedoch hält Wacht,
sie will die Wahrheit noch verschweigen,
dass keine Liebe uns verband.
Ira (Rachsucht)
Schnaubende Wut stiebt aus den Nüstern
des Rappen Zorn, der wild sich bäumt,
in meinem Blut ein hämisch Flüstern
bricht sich im Schrei, mein Geifer schäumt.
Der Groll hält meinen Geist gepackt,
rennt Amok durch die tiefsten Venen,
entblößt die Seele, macht mich nackt,
spielt mit mir lustvoll Teufelsszenen.
Der Jähzorn fesselt Menschenwürde,
legt meine Ratio in Ketten,
um mich herum nur Zaun und Hürde,
nichts kann mich vor mir selber retten.
Geschmack der Rache auf der Zunge,
die fordernd nach Vergeltung schreit,
und keuchend bebt es aus der Lunge:
Mach Dich zum Angreifen bereit!
In einem Nebelbett der Mächte
thront demagogisch blinder Hass,
mein Führer durch schlaflose Nächte,
mich quälend ohne Unterlass.
Ich speie Feuer, Schutt und Aschen,
sieh’, mein Vulkan aus Rachelust
wird mir mein Blut mit Säure waschen,
ein brennend’ Feuer in der Brust.
Von Deinen Qualen will ich zehren,
ob Herzeleid, ob Angst und Not,
will Dich zerstören und Dich lehren,
Dir nichts zu wünschen als den Tod.
So hab ich Ira mich verschrieben
als Dienerin im Höllenfeuer,
bin roten Flüssen treu geblieben,
kein Mensch, kein Tier – nur Ungeheuer.
2016, gewidmet meiner lieben Freundin,
der Malerin Schirin Khorram, zu ihrem Bild IRA
aus dem Projekt »Sieben Todsünden«
Zu spät
Manchmal denk ich an alte Zeiten,
als wir vom Glück zu zweit geträumt,
heut spießen wir uns auf beim Streiten.
Den Absprung haben wir versäumt.
Wie oft schon wollt ich von Dir lassen,
denn was ich fühle, lässt Dich kalt,
heut kann ich Dich nicht einmal hassen.
Doch werden wir zusammen alt.
Gewohnheit nennt sich unser Laster,
das uns beherrscht mit aller Macht,
und was uns eint, ist ein Desaster.
Das haben wir aus uns gemacht.
Könnt ich noch einmal neu beginnen,
würd ich das Leben anders meistern,
und