Mord mit Absicht. Peter Eckmann

Mord mit Absicht - Peter Eckmann


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Idee reift in ihm, damit würde er mehrere Fliegen mit einer Klappe schlagen und sein selbst gestecktes Soll „Jeden Tag eine gute Tat“ übererfüllen.

      „Ich fahre ohne Plan mit einem Wohnmobil durch die Gegend. Ich bin ganz alleine, was halten Sie davon, mir Gesellschaft zu leisten?“

      Ihre Augen überzieht ein heller Schimmer, dann entsteht eine steile Falte zwischen ihren Augenbrauen. „Das hast du dir schön ausgedacht, und ich muss dann immer, wenn dir danach ist, die Beine breitmachen!“

      Er hebt erschrocken die Hände, daran hat er tatsächlich überhaupt nicht gedacht. Die zwei Chemotherapien des vergangenen Jahres haben jegliches Interesse an Sex abgetötet. „Nein, um Gottes willen, nein! Ich habe nicht im Traum daran gedacht.“

      Sie mustert ihn mit ihren großen, braunen Augen. „Ich nehm’ dir das ab. So unverschämt lügen würdest du nicht, bist nicht der Typ dafür.“ Dann lächelt sie. „Wenn dir doch danach ist, musst du es nur sagen. Ich hatte auch schon so alte Knacker wie dich, das macht mir nichts.“ Sie macht eine Pause. „Es wird Zeit, dass du mich duzt. Ich heiße Laura, Laura Peters. Und du?“

      Einen Moment ist er sprachlos. Was hat die Kleine bloß für eine Kodderschnauze! Doch dann erwidert er ihr Lächeln, er kann ihr nicht böse sein. „Okay, ich heiße Alexander Finkel, du kannst Alex zu mir sagen.“

      Sie holt eine Zigarettenschachtel aus der Handtasche und steckt sich eine an. Sie hält ihm die Schachtel hin. „Willst du auch eine?“

      Alexander winkt ab. „Danke, nein. Das habe ich mir schon lange abgewöhnt.“ So lange auch wieder nicht, es war exakt an dem Tag, als er von seinem Krebs erfahren hat. „Wie machen wir jetzt weiter? Wie bald kannst du deine Wohnung verlassen? Musst du noch packen?“

      Laura winkt ab. „Das ist kein Problem. Ich wohne in einem kleinen Zimmer in einer Wohngemeinschaft, dort kann ich sofort ausziehen. Es ist hier um die Ecke.“ Jetzt wird sie ganz hektisch, löscht die gerade angesteckte Zigarette und springt auf. „Ich hole meine Sachen, ich bin gleich wieder da, lauf nicht weg!“

      Alexander sieht ihr hinterher, wie sie mit langen Beinen zwischen den Häusern verschwindet. Hoffentlich hat er sich mit seiner neu entdeckten Hilfsbereitschaft nicht übernommen. Ein Mädchen, das seine Enkelin sein könnte, dazu wahrscheinlich rauschgiftsüchtig. Er seufzt hörbar. Er will es auf jeden Fall versuchen, wenn es klappt, ist es für beide von Vorteil. Wenn nicht, hat er es wenigstens versucht.

      Da ist sie wieder! Sie hat sich eine Tasche umgehängt und kommt freudestrahlend auf ihn zu.

      Er sieht verblüfft auf die Tasche. „Ist das alles, was du hast?“

      Sie zuckt gleichgültig mit den Schultern. „Das sind Unterwäsche, etwas Kleidung und Schminksachen, mehr habe ich nicht.“

      „Gut, dann lass uns losgehen, mein Mobil steht auf dem Stellplatz auf dem Stadtwerder.“

      Die beiden stapfen los, der Weg führt sie wieder an der Weser entlang. Das Mädchen blickt nachdenklich auf den Pfad, dann sieht sie ihren Begleiter an. „Warum machst du das eigentlich? Ausgerechnet mir helfen, einem Nichtsnutz, dazu einer Bordsteinschwalbe, ohne Ausbildung und ohne Perspektive für die Zukunft?“

      „Mach dir darüber keine Gedanken. Wenn wir uns besser kennen, erkläre ich es dir. Bis dahin muss es dir genügen, dass ich so etwas wie ein Gelübde abgelegt habe.“ Alexander atmet schwer, der Weg strengt ihn nun doch an. „Wie es mit dir weitergehen soll, müssen wir uns noch überlegen.“ Innerhalb der nächsten Monate, fügt er in Gedanken hinzu. „Lass uns an der nächsten Bank halten, ich muss mich einen Moment hinsetzen.“

      Sie sieht ihn prüfend von der Seite an. „Du machst schon schlapp? Wir sind doch noch lange nicht da.“

      Alexander setzt sich keuchend auf die Bank und stützt seine Hände auf den Beinen ab. „Ja, da gibt es etwas, was ich dir erzählen muss, aber später.“

      Sie steckt sich wieder eine Zigarette an und beobachtet, wie es ihrem Begleiter langsam besser geht. „Ich bin mal auf dein Wohnmobil gespant, ich bin noch nie in einem gewesen.“

      „Du wirst staunen, meines ist ein ganz besonderes.“

      Sie staunt tatsächlich und springt wie ein junges Lamm um das Mobil herum. „Ich darf da drin tatsächlich übernachten? In echt? Cool!“

      Drinnen ist sie ganz aus dem Häuschen. Alexander zeigt ihr alle Einbauten, das kleine Badezimmer, die Küche mit der Spüle und dem zweiflammigen Herd, die Kaffeemaschine und die Mikrowelle. Das Hubbett beeindruckt sie sehr, auf Knopfdruck fährt es rauf und runter.

      „Was für ein schönes Bett, da möchte ich mich sofort hineinlegen.“

      Alexander freut sich über ihren Eifer. „Das muss noch ein wenig warten, wir werden erst essen gehen.“

      Der erste Abend beginnt harmonisch. Er ist mit Laura im Kuhhirten gewesen, einem Lokal und Hotel auf der Halbinsel. Beide haben tüchtig zugelangt, Alexander hat einen so guten Appetit verspürt wie schon lange nicht mehr, Laura hat sich wie eine Verhungernde über das Essen hergemacht. Er sieht es mit Freude. „Iss nur, wenn es dir schmeckt. Du kannst auch noch Nachtisch haben, wenn du möchtest.“

      „Ehrlich?“

      „Natürlich, such’ dir etwas aus.“

      Es dämmert bereits, als sie sich auf den Heimweg machen. „Das Essen kam genau zur richtigen Zeit. Die Wirkung der letzten Speed-Session ist seit ein paar Tagen vorbei, jetzt schmeckt das Essen wieder.“

      „Wann hast du denn das Speed eingenommen?“

      „Das ist vier Tage her, ich gehe mitunter mit Freunden am Wochenende auf Partys, dann ist es perfekt. Man schläft mehrere Tage nicht und fühlt sich furchtbar aufgedreht. Dafür ist es hinterher scheiße, man hat dauernd einen trockenen Mund, der Kopf schmerzt und das Herz rast.“

      „Du hast mehrere Tage nicht geschlafen, wie hält man das aus?“

      „Das ist voll krass. Am zweiten Tag ist der Körper bereits ausgelaugt und völlig erschöpft, aber der Kopf ist noch total wach.“

      „Was ist denn das Positive daran?“

      „Das kann so jemand wie du natürlich nicht nachvollziehen. Man ist gut drauf und kann die ganze Nacht durchtanzen, man hat ein gesteigertes Selbstbewusstsein – das alleine ist schon super. Man redet hemmungslos mit allen, lächelt die anderen immer an, das ist schon toll.“

      „Hast du je an eventuelle Nachwirkungen und Spätfolgen gedacht?“

      „Das sind natürlich immer die Argumente der Leute, die nie einen Kick gehabt haben. Was soll’s, ich finde es jetzt toll, später höre ich sowieso damit auf.“

      Alexander mustert sie skeptisch, sie erfüllt jedes Klischee einer Süchtigen.

      Der Weg vom Restaurant zum Stellplatz ist kurz, etwa 200 Meter. Gemütlich sieht es dort aus, aus einigen Fenstern der Wohnmobile scheint gelbliches Licht und beleuchtet die Bäume, die zwischen den Fahrzeugen stehen.

      Später sehen sie noch etwas fern. Auch das ist alles noch neu und ungewohnt, aber schließlich hat er die Automatik-Antenne doch dazu bringen können, einen Satelliten zu finden.

      „Hast du einen bestimmten Wunsch? Wir können fast alle Sender empfangen.“

      Der Fernseher versteckt sich hinter einem Sitz und kann mithilfe eines Gewichtsausgleichs leicht nach oben gezogen werden, Laura flegelt sich auf den Fahrersitz und beobachtet Alexander bei der Sendersuche. „Ich möchte einen Liebesfilm sehen – wenn es geht.“

      Es ist lange nach der Tagesschau, sodass sie überall den Anfang verpasst haben. Schließlich findet er einen netten Film, der sich später als „Eiskalte Engel“ herausstellt. Es ist ein amerikanischer Film, der auf einer Highschool spielt. Gebannt folgt Laura dem Film, empört sich über das Biest Kathryn und staunt über den unglaublichen Luxus, in dem die jungen Leute leben.

      Alexander liegt noch


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