Mord mit Absicht. Peter Eckmann

Mord mit Absicht - Peter Eckmann


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Café, bei dem man auch draußen am Weserstrand sitzen kann.“

      „Ach nein, das ist doch nicht nötig, das war nur als Scherz gemeint.“

      „Doch, es ist mir ernst. Bringen Sie doch Ihre Begleitung mit – aber nur, wenn Sie jetzt mit mir einen Blick in mein mobiles Heim werfen.“

      Die beiden Herrschaften sind sehr beeindruckt. Die hervorragende Verarbeitung und die komplette Ausstattung finden uneingeschränkte Bewunderung. Obwohl Finkel weiß Gott andere Probleme hat, ist er nun doch ein bisschen stolz auf sein luxuriöses Wohnmobil. Als die Männer alles gesehen haben, schlendern sie zu dem kleinen Häuschen des Platzwartes, bei dem er sie auf ein Bier einlädt.

      Am Nachmittag will Alexander sich in der Umgebung von Bremen noch verschiedene Ausrüstungsgegenstände kaufen, zum Beispiel einen Rucksack und eine Fahrradpacktasche. Heute will er zum ersten Mal sein neues Fahrrad ausprobieren. Er öffnet die Klappe zum Abstellraum im Heck seines Mobils. Er löst die Befestigung seines Rades und hebt es aus der Garage. Das Rad ist sehr leicht, so wie er es haben wollte. Es ist in Titangrau lackiert und wiegt vollausgestattet 15 Kilogramm. Er hat lange überlegt, ob es wohl ein „Pedelec“ sein müsste, ein Rad mit Motorunterstützung, wegen seiner mangelnden Fitness. Am Ende hat der Optimismus gesiegt und er hat – in der Hoffnung, es möge ihm bald besser gehen – ein normales Tourenrad gekauft.

      In der Bremer Neustadt, gar nicht weit vom Stellplatz entfernt, wird er fündig. Er kauft sich eine Packtasche für das Rad. Jetzt fehlen ihm noch so manche Kleinigkeiten, wie zum Beispiel ein Salzstreuer, Dosenöffner, Küchenpapierrolle, Spülmittel und Geschirrhandtücher. In einem Wohnmobil kommt ein ganzer Hausstand zusammen, fast so, als würde man in eine neue Wohnung ziehen. Den gesamten Einkauf lädt er in die neue Packtasche, dann startet er zu einer Fahrradtour entlang der Weser in Richtung Norden. Am Lankenauer Höft benutzt er die Fähre, um auf die Ostseite der Weser überzusetzen. Alexander stellt fest, dass die Wege mit dem Rad bedeutend leichter zu bewältigen sind als zu Fuß. Als er an seinem Mobil ankommt, ist er zwar erschöpft, aber nicht so fix und fertig wie nach einem Fußmarsch.

      Später, beim Kaffee mit seinen Nachbarn, fühlt er sich wie unter Freunden. Kaffee und Kuchen im Café Sand sind, wie zu erwarten, erstklassig. Alexander fragt seine Stellplatznachbarn nach Tipps für seine weitere Route. Seine neuen Freunde sind schon überall gewesen. Ein immer wieder genannter Vorschlag ist das „Südsee-Camp“ in der Lüneburger Heide.

      „Wenn du in den Süden willst, liegt es auf der Strecke.“

      Er erfährt, dass es ein großer Campingplatz mit jeder erdenklichen Ausstattung ist, seit einigen Jahren gibt es auch einen separaten Stellplatz für Wohnmobile.

      „Warum heißt es denn ‚Südsee-Camp‘?“, möchte Alexander wissen.

      „Auf dem Gelände befindet sich ein kleiner See mit einem tollen Ambiente. Palmen sind um ein Badeparadies mit Sandstrand gepflanzt, sodass man sich, mit etwas Fantasie, wie in der Südsee fühlen kann.“

      Am Abend stellt Alexander fest, dass er seinen Wissensstand erweitern sollte. Die Nachbarn haben ihm einen speziellen Stellplatzführer für Norddeutschland empfohlen, den will er sich morgen besorgen, außerdem eine Badehose. Er hat schon ewig nicht mehr gebadet, aber der Werdersee und das gute Sommerwetter haben bei ihm die Lust zum Schwimmen geweckt.

      Später ruht er sich auf seinem Bett aus, er ist ein bisschen erschöpft, fühlt sich aber gut. Das Treffen mit den fremden Menschen ist besser gelaufen, als er erwartet hat. Die Nachbarn haben sich zwar als redselig, aber auch ehrlich interessiert erwiesen. Das Zusammensein mit ihnen ist ihm nicht einmal schwergefallen. Trotz anfänglicher Skepsis muss er zugeben, dass er sich offenbar auf dem richtigen Weg befindet. Er muss und wird diesen Weg weiter beschreiten, schließlich will er den Rest seines Lebens in Harmonie mit seinen Mitmenschen verbringen. Ärger und Streit konnte er bisher nur mit eisernem Willen und einer stabilen Gesundheit ertragen, das muss ab jetzt anders werden.

      Das Wochenende hat begonnen, für Alexander Finkel hat es keine Bedeutung mehr, er hat jeden Tag zur freien Verfügung. Nach intensivem Studium seiner Karten und des Stellplatzverzeichnisses entschließt er sich, erst im Laufe der nächsten Woche weiterzufahren. Das Wetter ist sonnig, der Platz und die Umgebung gefallen ihm, sodass er sich entschließt, noch zu bleiben.

      Am Montagvormittag nimmt er sich wieder das Fahrrad vor. Er hat es bisher nur kurz benutzt, nun möchte er damit eine erste längere Tour unternehmen. Die Radwege an der Weser wirken sehr verlockend. Vom Platzwart hat er eine gefaltete Wanderkarte erhalten, damit will er es versuchen. Wegen seiner angeschlagenen Gesundheit lässt er es langsam angehen.

      Mit leichter Bekleidung versehen, radelt er auf dem Weser-Radweg in Richtung Süden. Die Strecke führt oft direkt an der Weser entlang und ist landschaftlich reizvoll. Alle paar Kilometer legt er eine Pause ein, mehr zur Vorsicht, als dass es nötig gewesen wäre.

      Bei Achim fährt er auf einer Brücke über die Weser, hier ist auch ein Hotel mit Restaurant, wunderhübsch an einer Bucht an dem Fluss gelegen.

      Als er am späten Nachmittag wieder an seinem Wohnmobil eintrifft, hat er etwa 40 Kilometer zurückgelegt. Allerhand, so viel hat er sich gar nicht zugetraut. Sein körperlicher Zustand ist gut, das hat er nicht erwartet.

      Später sitzt er in seinem Mobil und liest die Zeitung von heute. Es klopft an die Scheibe, es ist der Nachbar mit dem Mobil von Bürstner. „Hallo, Alex! Hast du Lust, nachher zum Grillen zu uns zu kommen? Meine Frau hat Geburtstag, wir wollen feiern.“

      Früher hat er solche Einladungen abgelehnt. Er hat der gekünstelten Fröhlichkeit und den belanglosen Floskeln, die bei solchen Feierlichkeiten ausgetauscht werden, noch nie etwas abgewinnen können. Nun aber sollen diese Bedenken keine Rolle mehr spielen. Wenn er ehrlich ist, hat er auch nichts Besseres zu tun. Warum also nicht? „Soll ich deiner Frau etwas mitbringen, was meinst du?“

      „Mach dir bloß keine Umstände, wir freuen uns, wenn du dabei bist.“

      „Gut, ich komme. Bis nachher.“

      Die Einladung klang sehr ehrlich, trotzdem sieht er wegen eines Mitbringsels in seine Ablagefächer. Im Kühlschrank steht immer noch die Flasche Sekt, das Geschenk von seinem Wohnmobilhändler. Das passt gut, für sich alleine würde er die Flasche kaum öffnen.

      Das Treffen wird sehr gemütlich. Sein Geschenk, die Flasche Sekt, wird dankbar angenommen und schnell geleert. Die anderen Gäste sind zwei befreundete Paare, die gemeinsam mit ihren Wohnmobilen unterwegs sind, sowie ein weiterer Nachbar. Es ist ein Witwer, der mit einem alten Mobil unterwegs ist, seine vor Jahren verstorbene Frau hat ihn viele Jahre darin begleitet.

      Die Gespräche sind ebenfalls tiefgründiger, als er erwartet hat, freundlich zeigen sie Interesse an ihm.

      „Wir haben gesehen, dass du heute mit dem Fahrrad unterwegs warst. Wo bist du denn gewesen?“

      Alexander berichtet von der Tour und die Nachbarn sind sehr interessiert an seiner Erzählung. Es gibt Bier und Rotwein zu trinken, je nach Geschmack.

      Beiläufig werden die früheren Berufe seiner Nachbarn diskutiert. Er erfährt, dass der eine Ingenieur im Ruhestand ist, der andere war leitender Angestellter bei Volkswagen in Wolfsburg. Auch er wird nach seiner früheren Tätigkeit befragt.

      „Ich war Polizist.“

      „Na, na. Von einem Polizistengehalt kann man sich kaum so ein teures Wohnmobil leisten.“

      „Okay“, Alexander hebt beschwichtigend die Hände, „ich habe geerbt.“

      „Hee, da kann man glatt neidisch werden“, tönt ihm entgegen. „So eine Oma hätten wir auch gerne gehabt.“ Gelächter macht die Runde.

      Er trinkt mehr als normalerweise und fällt später in einen tiefen Schlaf.

      Es ist Dienstag, der 16. August. Alexander macht sich zu Fuß auf den Weg. Es ist nicht weit bis zur Innenstadt, außerdem gefällt ihm der Weg entlang der Weser sehr gut.

      Die schöne Route hat er genossen und den Einkauf erledigt, jetzt soll ihn der Weg durch die Stadt führen,


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