Mord mit Absicht. Peter Eckmann

Mord mit Absicht - Peter Eckmann


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will. Er fährt zum Verkehrsamt und besorgt sich Kennzeichen für das Wohnmobil. Der Kraftfahrzeugbrief kam am Montag von dem Autohändler per Einschreiben. Er hat Angst vor der Zukunft, wird es ihm bald schlechter gehen? Wird sein Plan mit der ungebundenen Reise so funktionieren, wie er es sich ausgemalt hat?

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      Loran Mirakuli sitzt auf dem Sofa in seinem Wohnzimmer im ersten Stock an der Ecke Davidstraße und Friedrichstraße. Er hat die Füße auf den Tisch gelegt und zieht genussvoll an einer Zigarre. Das weiße Hemd spannt über seinem Bauch.

      „Möchtest du etwas trinken, Tarim?“, fragt er seinen Besucher. „Vielleicht ein Bier, einen Whisky oder einen Rakija?“

      „Hast du keinen Kaffee?“, fragt der Angesprochene.

      „Du bist ja langweilig. Aber bitte, der Gast ist König in meinem Haus.“ Er wendet sich an einen Mann auf dem Sessel neben ihm. „Milan, setz mal Kaffee auf.“ Der schlanke Mann mit dem ausdruckslosen Gesicht eilt in die Küche. Sein Chef wirkt gerade freundlich und scheint guter Laune zu sein. Aber das täuscht, er kennt ihn schon länger. Das Schlimmste sind dessen Wutanfälle, unberechenbar schlägt er mitunter mit großer Kraft zu. Eine Kraft, die man dem dicken Kerl nicht zutrauen würde.

      „Was führt dich aus deinem Nest zu mir?“, fragt Loran seinen Gast. „Du wolltest mal sehen, wie es in einer richtigen Stadt aussieht, was?“ Er lacht dröhnend und bringt damit seinen Bauch zum Hüpfen.

      „Drochtersen ist auch fast eine Stadt. Aber mit Hamburg verglichen, ist es natürlich ein Nest“, sagt der Gast zögernd und mustert die schwach glimmende Glut seiner Zigarette. „Es gibt bei uns sogar Verbrechen, vor einer Woche ist eine kleine Bank in einem noch kleineren Nest bei uns in der Nähe ausgeräumt worden.“

      „Eine kleine Bank?“ Die Augen des Mafiabosses verengen sich zu schmalen Schlitzen. „Doch nicht etwa in Dornbusch?“

      „Ja – wieso weißt du das? Und wieso kennst du dieses Nest?“

      Loran Mirakuli wedelt ungeduldig mit der Hand, die die Zigarre hält, Asche fällt auf den Boden.

      „Das ist jetzt unwichtig, erzähl mir mehr über den Überfall.“

      „Na ja, viel weiß ich auch nicht. Das ist, glaube ich, fünf Tage her. Soweit ich weiß, sind die Gauner bisher nicht gefasst worden.“

      „Wie viel Geld ist denn gestohlen worden?“

      „In der Zeitung stand etwas von 85 000.“

      „Sonst nichts?“

      „Nein. Es sollen Profis gewesen sein, bisher fehlt jede Spur.“

      Der Mafiaboss versinkt in finsteres Grübeln. 85 000 – das heißt gar nichts. Von dem Geld in dem Koffer kann und darf schließlich keiner etwas wissen. Er muss rauskriegen, was dort wirklich passiert ist, immerhin ist der Filialleiter der Mann seiner Schwester. Es ist zum Kotzen. Da denkt man, in so eine Bank am Ende der Welt wird nie eingebrochen – und dann das. Falls der Safe geleert wurde, dann haben die Gauner den Geldkoffer ganz sicher auch eingesackt. Sein schönes Geld! Das wäre eine Katastrophe! Er muss wissen, was da gelaufen ist, möglichst sofort.

      Mühsam wuchtet er seinen massigen Körper hoch und schlurft zum Handy, das auf der Anrichte liegt. Er wählt eine Nummer.

      „Hallo Zola, hier ist Loran. Sag mal, ist dein Mann in der Nähe?“

      „Ja, mir geht es gut. Hör mal, das ist jetzt wichtig, wo ist Ferdinand?“

      „Wo ist der!? Kannst du ihn da irgendwie erreichen?“

      „Scheiße! Gut. Ich komme dann am Freitag zu euch. Wenn er sich vorher meldet, sag ihm bitte, dass er mich unbedingt anrufen soll!“

      Er beendet das Gespräch und pfeffert das Handy auf den Tisch. „So eine verdammte Scheiße! Mein Schwager ist auf Dienstreise – irgend so ein Lehrgang – und ist dort nicht zu erreichen. Am Freitag will er wieder zurück sein. Es ist zum Kotzen!

      Tarim Drenica erhebt sich und verlässt leise die Wohnung. Er weiß, wann es Zeit ist, zu gehen.

       Laura

      Es ist fast Mitte August in Blankenese. Der magere Mann trägt wieder eine große Tasche nach draußen und lädt sie in den kleinen Smart. Der Raum hinter den beiden Sitzen ist bis zum Dach gefüllt. Es sind die Dinge, die er auf seine Reise ins Unbekannte mitnehmen will. Das Haus ist jetzt völlig leer, lediglich die Möbel sind nach Rücksprache mit den neuen Mietern verblieben. Unter den Sachen, die er ins Auto geladen hat, ist ein Sender-Empfänger für 70 Zentimeter-Wellen, die beim Verriegeln von Autos und Garagentoren verwendet werden. Das Gerät ist vor vielen Jahren bei einem seiner Einsätze mal wichtig gewesen. Seitdem schleppt er es von Wohnung zu Wohnung. Er war mitunter kurz davor, es zu entsorgen, auf der anderen Seite hat er den Code von seinem Garagentor darauf kopiert, falls er den Schlüssel mal verlieren sollte. Für sein neues Wohnmobil wäre so eine Verwendung auch denkbar.

      Der letzte Gegenstand, den er einpackt, ist ein Buch, „Terror in Somalia“. Es ist sein erstes Buch, er hatte sofort einen Riesenerfolg damit, was ihn bewogen hat, es mit dem Schreiben zu versuchen. Es ist ein teilweise autobiografischer Roman, er beschreibt darin die Befreiung der Geiseln aus dem Lufthansa-Flugzeug Landshut. Er war damals erst neunundzwanzig Jahre alt, es ist sein erster großer Einsatz als Antiterrorkämpfer gewesen. Dieses Buch hat eine besondere Bedeutung für ihn, es wird einen Ehrenplatz in seinem neuen Wohnmobil erhalten.

      Mit dem Wohnmobilhändler in Hollenstedt an der A1 hat er für heute Nachmittag die Übergabe verabredet. Er ist aufgeregt, schließlich beginnt heute der letzte Abschnitt seines Lebens. Endlich ist er fertig. Vergessen hat er sicher nichts, das Haus mit seinen Schränken und Abstellräumen ist praktisch leer. Auch seine Waffe hat er dabei, es ist eine Glock 26. Er besitzt, wie alle seine früheren Kollegen der Antiterroreinheit, einen lebenslang gültigen Waffenschein, für den Fall, dass sie reaktiviert werden müssen. Na, das bleibt ihm wahrscheinlich erspart. Die Waffe ruht in einer unauffälligen, kleinen Schatulle aus schwarzem Plastik, die unter dem Fahrersitz verstaut ist. Geld, Kreditkarten, Fahrzeugschein und Brief sowie die neuen Kennzeichen, er hat nichts vergessen. Den Haustürschlüssel wirft er in Rüdigers Briefkasten, fährt er los.

      Der Autohändler in Hollenstedt hat sich auf exquisite Fahrzeuge spezialisiert. Neben Jaguar und Mercedes führt er die sündhaft teuren, aber edlen Wohnmobile der Firma Clipper. Alexander Finkel begrüßt Peter Reimer, den Inhaber der Firma, der es sich nicht nehmen lässt, seinen wohlhabenden Kunden selbst zu bedienen.

      „Es ist mir eine besondere Freude, mit Ihnen Geschäfte zu machen, Herr Finkel.“ Herr Reimer ist der typische Geschäftsmann. Mitte fünfzig, gewellte, blonde Haare geben ihm ein legeres Äußeres, ohne die der Anzugträger bieder wirken würde.

      „Danke.“ Die übertriebene Beflissenheit des Mannes geht Alexander gegen den Strich. Dieser Reimer denkt an das viele Geld, das er durch seinen solventen Kunden einnimmt.

      „Lassen Sie uns in mein Büro gehen und den leidigen Papierkram erledigen.“ Er lächelt freundlich, wie bei allen seinen Kunden. „Anschließend erkläre ich Ihnen die Einzelheiten des Fahrzeugs und dann machen wir gemeinsam eine kurze Probefahrt. Ist das in Ihrem Sinne?“

      Der Kaufvertrag ist bereits vor zwei Wochen per Post übermittelt worden, nun erhält Alexander den Fahrzeugbrief für das Mobil und die Bedienungsanleitungen für dessen Einrichtungen. Er holt aus einer Tasche die neuen Kennzeichen hervor und reicht sie Herrn Reimer.

      „Sie haben an alles gedacht, entschuldigen Sie mich bitte einen Moment, ich gebe die Schilder in der Werkstatt ab, bin gleich wieder da!“

      Als er zurückkommt, hat er einen dicken Atlas unter dem Arm. „Bitte, hier sind alle bekannten Stellplätze in Deutschland beschrieben – Standort, Ausstattung, Umgebung. Haben Sie schon ein Ziel für Ihre Reise gewählt?“

      „Nein,


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