Handball. Ruwen Möller

Handball - Ruwen Möller


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Durch das Harz klebt der Ball quasi an der Hand, kann beispielsweise mit einer Hand gefangen werden, Spieler mit kleinen Händen können größere Bälle dadurch festhalten und vor allem lassen sich dank des Harzes diverse Würfe und Tricks mit dem Ball ausführen. Harz wird auch Backe, Patte oder Klister genannt und als Haftmittel bezeichnet.

      Nach einem Handballspiel lässt sich dies nicht einfach von den Händen abwaschen, sondern beispielsweise durch Hautlotionen ablösen. Zum Säubern der Bälle gibt es spezielle Maschinen, wobei wir bei dem wesentlichsten Punkt der Kritiker von Harz sind: die Verschmutzung der Hallen, in denen gespielt wird. Im Profibereich ist dies zu vernachlässigen, im Amateurvor allem Jugend-Handball jedoch nicht. Hier gibt es nur in seltenen Fällen reine Handballhallen und wenn andere Sportler in einer Halle, in der Harz verwendet wurde, aktiv sind, besteht u. a. ein erhöhtes Verletzungsrisiko, weil man hängen bleiben kann. In einigen Hallen bzw. bei einigen Vereinen gibt es daher ein Harzverbot.

      Handballer im Erwachsenenalter sind es kaum noch gewohnt, ohne Harz zu spielen. Es sei denn, sie kommen aus Hessen. In Deutschland ist der Hessische Handball-Verband der einzige, der ein Harzverbot durchgesetzt hat. Dies führt zwar zu sauberen Hallen, aber ist ein klarer Nachteil, vor allem für Jugendliche, was das Erlernen von Würfen, wie beispielsweise dem Dreher, ist.

      Seit einigen Jahren wird viel im Bereich Bälle und Harz experimentiert. So gibt es mittlerweile nicht mehr nur den klassischen Harztopf, mit dem nach wie vor am häufigsten verwendeten Naturharz. Es gibt Sprays, selbstklebende Bälle und gerade für Jugendliche wurden spezielle Spielgeräte entwickelt, die weicher sind, ohne dabei an Sprungeigenschaft einzubüßen, aber dennoch idealer für Kinderhände geeignet sind – auch ohne Harz. Diese Bälle haben eine Art klebende, haftende Oberfläche.

      Außerdem war das Thema Harzverbot auch im Profibereich schon auf dem Tisch. Der Präsident des Handball-Weltverbandes IHF, Hassan Moustafa, hatte im Sommer 2016 nach den bereits erwähnten Regeländerungen angekündigt, dass kein Harz mehr bei Handballspielen verwendet werden sollte – weltweit. „Ich denke, in einem Jahr sind wir so weit, Harz komplett verbieten zu können“, sagte Moustafa damals der Stuttgarter Zeitung und den Stuttgarter Nachrichten (Sport1, 2016).

      Der Grund: Das chemische Produkt Harz sei gesundheitsgefährdend und verschmutze die Böden in den Sporthallen. Die IHF hatte seinerzeit bereits einen Hersteller beauftragt, einen speziellen Ball, mit besonderen Hafteigenschaften, der Harz überflüssig macht, zu produzieren. „Bisher wurde knapp eine Million Euro in das Projekt gesteckt, die Arbeit ist zu 80 % erledigt“, so Moustafa (Sport1, 2016).

      Mit seiner Idee stieß er auf wenig Begeisterung, vor allem nicht bei den Athleten, die das Vorhaben durch die Bank weg kritisierten. Bereits wenige Monate später ruderte der Ägypter Moustafa zurück: „Die Einführung eines selbstklebenden Balles und das damit verbundene Harzverbot ist lediglich eine Idee“, sagte er im Interview mit Sky. Er verwies auf eine Testphase 2017, an deren Ende die Meinung „aller Beteiligten, vor allem die der Spieler“, eingeholt werden sollte. „Sollten alle zu der Überzeugung kommen, dass das Harz unverzichtbar ist, dann werden wir an den bestehenden Regeln auch nichts ändern.“ Bis heute ist nichts geändert worden und wird es wohl auch nicht. Handball ohne Harz wäre wie Weihnachten ohne Weihnachtsbraten oder wie Heiner Brand ohne Schnauzbart, um im Thema zu bleiben.

      Kommen wir vom Ball zur Spieldauer. Diese beträgt im Handball für alle Mannschaften mit Spielern ab 16 Jahren und älter zweimal 30 Minuten. Die Pause dauert je nach Wettbewerb 10 oder 15 Minuten.

      Im Jugendbereich wird kürzer gespielt und zwar wie folgt:

      imageZweimal 25 Minuten bei einem Alter von 13 bis 16 Jahren (C-Jugend und B-Jugend).

      imageZweimal 20 Minuten bei einem Alter von 8 bis 12 Jahren (E-Jugend und D-Jugend).

      Der DHB hat diese Vorgaben in Altersklassen (A- bis E-Jugend) umgesetzt. Bei Turnieren werden teilweise kürzere Spielzeiten angesetzt.

      Bei Spielen, bei denen eine Entscheidung herbeigeführt werden muss (z. B. Turniere oder K.-o.-Spiele), gibt es bei Unentschieden maximal zwei Verlängerungen von jeweils zweimal fünf Minuten mit einer Minute Pause. Ist auch dann noch keine Entscheidung gefallen, wird diese mit einem Siebenmeterwerfen herbeigeführt.

      Beim Handball pfeifen nicht die Schiedsrichter zur Pause oder das Spiel ab, dies macht das Kampfgericht über ein akustisches Signal. Es gibt keine Nachspielzeit, allerdings können bzw. müssen Frei- und Strafwürfe nach Ablauf der regulären Spielzeit noch ausgeführt werden. Wenn ein Ball im regulären Spiel bereits geworfen wurde, bevor das Schlusssignal ertönt ist, der Ball aber erst nach der Sirene im Tor landet, zählt dies nicht.

      Während des laufenden Spiels können die Schiedsrichter die Zeit anhalten lassen, indem sie auf Time-out entscheiden. Dies geschieht im eigenen Ermessen.

      Neben dem Time-out gibt es noch das sogenannte Time-Time-out (TTO), auch als Auszeit bekannt.

      Jede Mannschaft kann während der regulären Spielzeit zwei bzw. drei Auszeiten nehmen (je nach Verband). Dies gilt aber erst seit der Saison 2012/13, davor hatte jedes Team nur zwei Auszeiten (eine pro Halbzeit, was einige Regionalverbände nach wie vor so handhaben). In Wettbewerben mit drei Auszeiten sind maximal zwei Auszeiten pro Halbzeit zulässig und in den letzten fünf Minuten einer Partie darf nur eine Auszeit pro Mannschaft genommen werden. Gibt es insgesamt nur zwei Auszeiten, gilt die Regel, dass nur eine pro Halbzeit genommen werden darf.

      Auszeiten können nur von der ballbesitzenden Mannschaft in Anspruch genommen werden. Dazu muss der Trainer die Grüne Karte (mit einem „T“ und im Profibereich zusätzlich mit den Zahlen „1“ bis „3“ versehen) beim Kampfgericht abgeben. Von hier aus wird die Auszeit signalisiert, sprich, wie beim Spielende, sind es nicht die Schiedsrichter, die zur Auszeit pfeifen. Zuletzt wurde auch mit sogenannten Auszeit-Buttons experimentiert, aber diese haben sich noch nicht durchgesetzt. Eine Auszeit dauert 60 Sekunden und die Spielzeit wird währenddessen logischerweise angehalten.

      Eine Auszeit wird genommen, um der eigenen Mannschaft taktische Anweisungen zu geben oder aber auch um den Spielfluss des Gegners, wenn dieser beispielsweise gerade eine besonders gute Phase im Spiel hat, zu unterbrechen.

      Auch wenn die Entstehung des modernen Handballs nicht endgültig zu klären ist (siehe Kap. 1), so steht fest: Der Däne Holger Louise Nielsen publizierte 1906 in dem Buch Vejledning i håndbold (Gebrauchsanweisung Handball) die ersten offiziellen Regeln des Handballs.

      Nielsens Regeln sahen ein Spiel 11 gegen 11 auf einem Feld von 45 x 30 Meter vor. Es gab eine Art Abseitslinie, einen Straf- bzw. Torraum, der von den Spielern mit Ball nicht betreten werden durfte. Foulspiel wurde ähnlich sanktioniert wie heute und als Foul galt Beinstellen, Treten, Schlagen und Stoßen, Rempeln von hinten sowie das Ziehen an der Kleidung. Der Ballführende durfte jedoch umklammert und ihm der Ball aus den Händen geschlagen oder gerissen werden.

      Gespielt, also geworfen wurde auf ein 2 x 3 Meter großes Tor – ebenfalls wie heute. Das absichtliche Spielen des Balls mit dem Fuß oder dem Bein war untersagt. Es gab Freiwürfe und Strafwürfe, die direkt auf das Tor ausgeführt wurden.

      Beim Hazena wurde sieben gegen sieben gespielt. Die Spielzeit betrug zweimal 25 Minuten und das Feld war bei diesem Spiel 48 x 32 Meter groß. Zudem waren die Tore mit 2,4 Meter Höhe und 2 Meter Breite anders geschnitten. Es wurde wie beim Fußball eingeworfen und es gab bereits die Drei-Schritte-Regelung, sprich: Wer den Ball hatte, durfte nur drei Schritte gehen. Zudem hatte ein Spieler in Ballbesitz drei Sekunden lang Zeit, bevor der Ball abgespielt werden musste.

      „Hazena, dessen Regeln 1905 von dem Smichower Reallehrer Vaclav Karas entscheidend weiterentwickelt und schließlich 1909 in Prag veröffentlicht wurden, gehörte in den 1920er-Jahren zu den beliebtesten Sportarten in der Tschechoslowakei“ (Eggers, 2014, S. 18).

      Nachdem


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