Handball. Ruwen Möller

Handball - Ruwen Möller


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Der Spieler, der fehlerhaft gewechselt hat, wird mit der Strafe belegt.

      Im Gegensatz zum Fußball darf beim Handball ständig hin und her gewechselt werden. Es gibt viele Spieler, die auf die Abwehrarbeit oder umgekehrt den Angriff spezialisiert sind. Die Abwehr-/Angriffsspezialisten wechseln jedes Mal, wenn ihr Team von der Abwehr in den Angriff schaltet (oder umgekehrt) und führen somit den sogenannten Spezialistenwechsel durch.

      Auf Höhe der Mittellinie sitzt stets das sogenannte Kampfgericht, welches (je nach Alters-, Spielklasse und Wettbewerb) mindestens aus einem Zeitnehmer und einem Sekretär besteht. Im Profibereich kommen noch technische Delegierte hinzu. Die Aufgaben des Kampfgerichts sind in den Regeln klar definiert. Das Kampfgericht ist u. a. für die Spielzeit verantwortlich, unterstützt die Schiedsrichter von außerhalb des Platzes, bedient die Hallenuhr und die Anzeigetafel, signalisiert die Auszeiten der Mannschaften, achtet auf korrekte Auswechslungen. Es kann die Unparteiischen zudem über etwa Gemecker auf der Bank informieren, woraufhin die Referees Strafen (Gelbe Karten oder Zeitstrafen) gegen diese aussprechen können. Kommt es zu einer Zeitstrafe gegen die Bank, muss ein beliebiger Spieler vom Feld genommen werden und diese Strafe absitzen.

      Apropos Schiedsrichter: Beim Handball gibt es zwei, also ein Gespann. In Ausnahmefällen (Erkrankung, Verletzung) kann ein Spiel auch von nur einem Referee geleitet werden und zudem ist im Jugend- sowie im unteren Amateurbereich oftmals nur ein Schiedsrichter im Einsatz (dies regeln die jeweiligen Verbände in ihren Durchführungsbestimmungen). Ab einer gewissen Spielklasse (Bezirks-, spätestens Landesebene) ist in einigen Bundesländern stets ein Gespann im Einsatz.

      Einer der beiden Schiedsrichter bewegt sich im Feld, er ist der Feldschiedsrichter und der andere, in dem Moment Torschiedsrichter genannt, steht links oder rechts (schräg seinem Schiedsrichterkollegen gegenüber) neben dem Tor. Sie stehen diagonal versetzt und beobachten ihre zugeordneten Sektoren. Dadurch, dass sich die Teams stets zwischen dem Gespann aufhalten, lassen sich die jeweiligen Angriffs- und Abwehraktionen immer aus zwei Blickwinkeln betrachten.

      Der Torschiedsrichter hat zudem die besondere Aufgabe, zu schauen, ob ein Ball tatsächlich im Tor ist oder nicht. Zudem beobachtet er den Kreisläufer intensiv. Nach einem Tor bzw. einem Wechsel der angreifenden Mannschaft wechseln die Unparteiischen automatisch ihre Aufgabe: Der Torschiedsrichter wird zum Feldschiedsrichter und umgekehrt.

      Um immer wieder andere Blickwinkel auf das Geschehen zu bekommen, wechseln die Schiedsrichter zudem einige Male während der Partie die Seite (diagonal versetzt), in dem Fall ist vom kurzen Wechsel die Rede. Außerdem sollten sie nach jeder progressiven Entscheidung den sogenannten langen Wechsel vollziehen, um ein anderes Team vor sich haben.

      Wenn beide Schiedsrichter gleichzeitig pfeifen und ein und dieselbe Situation unterschiedlich ahnden, ist stets die härtere Strafe durchzusetzen (Beispiel: es wird Freiwurf und Siebenmeter gepfiffen, so ist Siebenmeter durchzuführen). Pfeifen sie in ein und derselben Situation etwas Unterschiedliches (Abwurf, Einwurf), müssen sich die Unparteiischen nach einer Rücksprache einigen.

      Der Job des Schiedsrichters ist wie im Fußball auch im Handball kein einfacher. Er ist statistisch sogar deutlich anspruchsvoller, da Handballschiedsrichter bis zu 10-mal mehr Entscheidungen in einem Spiel treffen müssen, als ihre Fußballkollegen. Vielen gelten Handballschiedsrichter als die mit am meisten beanspruchten Regelhüter im Sport. Es gibt in Handballkreisen den Spruch, wonach Schiedsrichter eine gute Leistung gezeigt haben, wenn sie ein Spiel „unauffällig geleitet“ haben.

      Es liegt in der Natur der Sache, dass dies nicht immer der Fall ist, womit ein großer Kritikpunkt im Handball angesprochen ist. Es kann (und wird) durch die Schiedsrichter oft zu viel Einfluss genommen. Mit einem einzigen Pfiff kann ein ganzes Spiel – wenn auch ungewollt – gekippt werden. Und das, obwohl eine Mannschaft möglicherweise die gesamte Spielzeit lang klar besser war und immer vorne lag. Dies ist jedoch nicht nur ein Problem der Unparteiischen, sondern des Handballs. Durch seine Regeln und sein Tempo gibt es, wie erwähnt, viel mehr Situationen, die ein Schiedsrichter zu bewerten hat. Dementsprechend gibt es viel mehr Pfiffe.

      Weitere Herausforderungen: Es gibt im Handball keine Profischiedsrichter, viele von ihnen haben keine aktive Erfahrung als Spieler (zumindest nicht im Profibereich) und die Bezahlung ist gering (wie in allen Bereichen im Handball sprechen wir auch bei den Schiedsrichterhonoraren von einem Bruchteil der Gelder, wie sie im Fußball bekannt sind).

      Hin und wieder wird der Begriff des „Heimschiedsrichters“ verwendet (meist im Profibereich), der besagt, dass die gastgebende Mannschaft in brenzligen Situationen mit einigen Pfiffen bevorteilt wird, weil Schiedsrichter sich z. B. nicht trauen, vor der Kulisse der Gastgeber gegen sie zu pfeifen.

      In früheren Jahren war es nahezu an der Tagesordnung, dass im Spitzenhandball davon gesprochen wurde, dass Schiedsrichter bestochen worden sind. Es gibt viele mythische Geschichten, die davon erzählen, dass eine Mannschaft zur Pause mit einem hohen Vorsprung vorne lag, am Ende dennoch verlor, weil sie verpfiffen wurde. Vor allem bei Spielen im Ostblock soll das Westteams in den 1970er-, 1980er- und auch noch 1990er-Jahren regelmäßig widerfahren sein.

      Bewiesen wurde natürlich nie etwas, auch nicht 2009, als der größte Skandal im deutschen Handball, vielleicht sogar weltweit, ans Tageslicht kam: Im Champions-League-Finale von 2007 soll der THW Kiel, genauer der damalige Trainer Zvonimir „Noka“ Serdarušić und der Manager Uwe Schwenker, die Schiedsrichter bestochen haben. Doch dazu an anderer Stelle mehr.

      Bereits zwei Jahre zuvor, 2005, war in Deutschland ein Wettverbot für die Unparteiischen in den Bundesligen verhängt worden. Dies mussten alle Schiedsrichter unterschreiben. Der Grund: Der Wettskandal im Fußball um Schiedsrichter Robert Hoyzer. Seit 2008 gilt das Wettverbot in ganz Deutschland für alle Handballreferees, also auch für Tanja Schilha und Maike Merz. Die beiden Schwestern vom Bodensee bildeten in 2019 das beste deutsche Gespann. Die Eliteschiedsrichterinnen haben bereits in der Männer-Bundesliga gepfiffen und waren für die Frauen-WM im Dezember 2019 in Japan nominiert.

      Bei den Herren bilden aktuell Lars Geipel und Marcus Helbig sowie Robert Schulze und Tobias Tönnies die führenden nationalen Gespanne. Beide Duos waren bei der EM Anfang 2020 im Einsatz. Während Schulze/Tönnies 2018/19 in der Bundesliga zu den Schiedsrichtern der Saison gewählt wurden, durften Geipel/Helbig 2019 zum zweiten Mal in ihrer Karriere (nach 2017) das Endspiel in der Champions League leiten.

      Zu ihren berühmtesten Vorgängern gehören u. a. Manfred Bülow/Wilfried Lübker sowie Bernd und Reiner Methe, die 2011 bei einem Autounfall verstarben, und ohne Zweifel Manfred Prause, der einst an der Seite von Erhard Hoffmann agierte.

      Prause wird auf der Internetseite des DHB als „Legende“ betitelt. Gemeinsam waren sie EHF- und IHF-Schiedsrichter, pfiffen bei sämtlichen internationalen Endrunden, darunter auch Olympischen Spielen. Prause wurde später Schiedsrichterchef der EHF und IHF. Er war zudem in der IHF-Regelkommission tätig. „Ich bin so etwas wie der Vater der Schnellen Mitte“, sagte er am 10. September 2019 anlässlich seines 80. Geburtstages (DHB, 2019). Zudem war er mitverantwortlich für die Einführung des siebten Feldspielers.

      „Manfred Prause ist einer der verdientesten Schiedsrichter und Funktionäre aller Zeiten aus Deutschland“, so DHB-Präsident Andreas Michelmann (DHB, 2019).

      Um überhaupt Handballschiedsrichter werden zu können, gilt es, einen praktischen und einen theoretischen Test zu bestehen. Während in der Theorie Regelfragen zu beantworten sind, wird in der Praxis auch die körperliche Verfassung überprüft.

      Zur Standardausrüstung eines Unparteiischen gehört bei einem Spiel neben der Schiedsrichterbekleidung eine Pfeife, eine Uhr, eine Wählmarke (für die Seitenwahl), die Gelbe, Rote und Blaue Karte sowie eine Abstreichkarte (und Stift), auf der Tore, Strafen etc. notiert werden.

      Was für die Schiedsrichter die Pfeife ist, ist für die Spieler der Ball. Ohne ihn geht es nicht. Einen Handball gibt es in vier verschiedenen Größen: Mini; I, II und III.

      Minibälle sind für Kinder unter acht Jahren und haben keine offizielle Größe oder Gewicht. Inoffiziell haben sie einen Umfang von 48 Zentimetern. Die weiteren Größen sind (aufsteigend) in den unterschiedlichen Jugendklassen,


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