Die Herrinnen von nebenan - Folge 2. Emanuel J.

Die Herrinnen von nebenan - Folge 2 - Emanuel J.


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sommerbunten Rock und eine weite blaue Bluse. So hübsch wie Franziska war sie noch immer nicht mit ihrer drallen Figur, dem rosigen Gesicht und dem wasserstoffblonden Haar, das ihr in sanften Wellen auf die Schultern fiel, und doch war ihr Anblick für Daniel ein einziges Versprechen, dazu auch noch eines, das kein leeres war, beileibe nicht. Sie entdeckte ihn, blieb auf dem breiten Gehweg direkt vor dem Eingang des schwarzen Gebäudes stehen, lächelte herausfordernd zu ihm herüber, verlangte offenbar, dass er sich ihr näherte, nicht umgekehrt. Während er zu ihr hinging, fiel ihm siedeheiß ein, dass er sie ja auch begrüßen musste irgendwie, aber nein, nicht irgendwie, sondern vermutlich genau so, wie er es schon einmal in der Öffentlichkeit getan hatte, und nicht anders.

      Einen kleinen Moment nur währte sein Zögern, dann umfasste er sachte ihre rechte Hand, führte sie an seine Lippen, hauchte einen Kuss darauf und lutschte ergeben die beiden Finger, die sich in seinen Mund schoben. – Noch ein Unterschied zur seinerzeitigen Begegnung mit Franziska, und zwar ein riesiger, nie hätte er damals für möglich gehalten, so etwas jemals ganz in echt zu tun. Um sich noch eindeutiger vor allen Augen als Sklave zu offenbaren, hätte er vor ihr niedersinken und ihr die weißen Sandaletten mit den hohen Absätzen küssen müssen, der Unterschied wäre gering gewesen. Dass ihm das Senken des Blicks Schmerzen bescheren würde, hatte er begreifen müssen bei der bisher einzigen Begrüßung dieser Art, also schaute er ihr tapfer immer weiter in die blauen Augen, ohne sich um die Welt außenrum zu scheren.

      Sie lächelte zufrieden. „Manchmal bist du richtig lernfähig.“ Die Finger zogen sich aus seinem Mund zurück und er wagte einen scheuen Blick rundum. Die Passanten hatten keinen Halbkreis gebildet, um ihn hämisch zu begaffen, alle trotteten einfach emotionslos vorbei und nur wenige scheele Blicke huschten zu ihm herüber, aber vielleicht kam ihm das auch nur so vor.

      Schnurstracks führte Barbara ihn zum Betonbau mit dem Geschäft für Reitereibedarf. Wohin sie wollte, wusste er genau, musste auch niemanden nach dem Weg fragen, kannte sich hier ja aus, und so war er es, der nun die Führung übernahm. So bang und so laut pochte dabei sein Herz, dass es Subs und Herrinnen aus der ganzen Stadt hätte zusammenrufen können, glaubte er jedenfalls. Und da, da sah er sie, als er bei den Reitstiefeln mit den flachen Absätzen links abbog, die gouvernantenhafte Verkäuferin, die auch heute wieder ein langes graues Kleid trug, vielleicht war es dasselbe wie beim letzten Mal. Das braunfalbene Haar hatte sie zu einem Pferdeschwanz gebunden, der zwar zu ihrem Job passte, nicht aber zu ihrem Alter und noch weniger zu ihrer gestrengen Ausstrahlung. Sie war mit der Beratung einer älteren drahtigen Dame beschäftigt, die ein Zaumzeug suchte (für ein Pferd doch hoffentlich).

      Hoffnung keimte in Daniel auf: Sicherlich würde die Kundin ewig für eine Entscheidung brauchen und die Verkäuferin niemals Zeit für ihn finden, sodass ihm die Verwirklichung von Barbaras Anweisung erspart bliebe. Barbara aber dachte nicht daran, den Rückzug anzutreten, nein, nein, sie begann sich interessiert die Kandaren zu betrachten, die auf einem der Verkaufstische aus rohem Holz nebeneinanderlagen, nahm eine von ihnen zur Hand und ließ den Finger wie prüfend über die metallene Stange mit den angeschmiedeten soliden Ringen gleiten. Was um Himmels Willen dachte sie nur? Etwa das Gleiche wie er? Ganz ohne Reiz waren die Bilder nicht, die augenblicklich durch seinen Kopf zu purzeln begannen.

      Was aber machte die Verkäuferin? Sie ließ ihre Kundin einfach stehen, damit sich diese in Ruhe entscheiden könne zwischen dem hannoveranischen und dem englischen Reithalfter, und näherte sich Barbara. „Kann ich Ihnen behilflich sein?“

      Barbara aber wies zu Daniel und die Habichtnase der hilfsbereiten Dame reckte sich in seine Richtung. Dass sie ihn nicht wiedererkannte, spielte keine Rolle. Nun also, nun musste es sein, egal, ob auch noch die Kundin zuhörte oder nicht, und wäre eine ganze Reiterstaffel hereingeschneit, hätte das auch nichts geändert.

      Daniel nahm seinen ganzen Mut zusammen, ignorierte die kribbelnde Wärme, die in sein Gesicht kroch, räusperte sich, versuchte seiner Stimme Festigkeit zu geben. „Wir … wir brauchen eine Gerte … Damit mich meine Herrin bei einem Vergehen gleich züchtigen kann …“ Da war es nun also ausgesprochen und es war ihm sogar leichtergefallen als für möglich gehalten.

      Die Verkäuferin nickte ungerührt. „Für diesen Zweck würde ich Ihnen dieses handliche Modell hier empfehlen.“ Sie nahm eine der Gerten von der Bretterwand und reichte sie ihm. „Sie hat einen Kern aus Fieberglas und ist mit Nylon ummantelt.“ Für einen Moment versank ihr Blick in dem seinen. „Ihre Wirkung dürfte Ihnen inzwischen ja vertraut sein.“ Sie hatte ihn also doch wiedererkannt! Was aber wirklich keine Rolle spielte.

      Barbara, die Retterin, legte die Kandare an ihren Platz zurück, bedankte sich bei der Verkäuferin höflich für die hilfreiche Hilfe und erlaubte ihm mit einem gnädigen Nicken die Flucht. Bei einem letzten verstohlenen Seitenblick sah er die Kundin reglos vor dem Zaumzeug stehen mit verstörten großen Augen. Offenbar waren Spiele von Dominanz und Devotion für sie ein solches Neuland wie das Internet für die Kanzlerin. Barbara bezahlte an der Kasse und natürlich war er es, der die Gerte heimtragen musste; zum Glück war es nicht weit und begegneten sie keinem Bekannten.

      Zu Hause angekommen, legte er sie auf dem Sideboard neben die Peitsche und die blaue Blechdose, wo sie fortan also ihren festen Platz hatte bis zum Moment ihres Gebrauchs, der hoffentlich nicht so schnell kommen würde. Er zog sich um und servierte Barbara den schon längst vorbereiteten mayonnaiselosen Nudelsalat am Esstisch, an dessen Stirnseite sie thronte wie eine Königin. Ohne Zögern ließ er sich nach dem dazugehörigen Ritual auf seinem Sklavenplatz nieder und aß mit wenig Appetit, aber viel Lust, wie es nun also normal für ihn war. – Nachdem er sich wieder erhoben und den metallenen Dildo sorgsam gereinigt hatte, was er heute mit einem Tuch tun durfte, weil er artig gewesen war, brühte er in der Küche Kaffee auf, aber nicht die neue Sorte, die seine Herrin mitgebracht hatte, sondern den alten.

      Als er ihn ihr servierte mit einem untertänigen Knicks, nickte sie nach dem ersten Schluck zufrieden. „Na guck, der ist viel besser.“

      Er sagte, dass es die bekannte Sorte sei, und sie schaute ihn zweifelnd an. „Wirklich? Wie hast du das dann hingekriegt?“

      Es liege am Mahlgrad, erklärte er. Mahle man die Bohnen zu fein, schmecke der Kaffee bitter und säuerlich, mahle man sie zu grob, bekomme man eine labbrige Brühe ohne Geschmack. Zwischendrin sei genau richtig. Das hätten Internetrecherchen ergeben, die nun bestätigt wurden von einem Versuch heute Mittag und eben.

      Vorsichtig nahm sie ein weiteres Schlückchen, stellte erfreut fest, dass er noch immer gut schmeckte, und sagte mit einem wohlwollenden Lächeln, dass sie anscheinend einen recht brauchbaren Sklaven aufgegabelt habe. – Und er hatte eine wirklich verehrungswürdige Herrin gefunden, wie Daniel dachte. Damit war momentan aber Süßholz genug geraspelt …

      *

      Mehr Geräumigkeit war nicht nur von Vorteil, so bemerkte Daniel, als er am Dienstagvormittag den beutellosen Staubsauger aus dem Hauswirtschaftsraum holte und die Treppe hochschleppte. Heute nämlich waren die oberen Zimmer dran, während er gestern unten geputzt hatte. So sollte nun der feste Rhythmus sein: An einem Tag unten, am anderen oben, Ausnahme waren nur das Bad, die Toiletten und die Küche, die täglich gereinigt werden mussten. Zwei bis drei Stunden gingen fortan also jeden Tag für die ungeliebte Hausarbeit drauf, nicht sehr angenehm, doch bezahlte man nun mal für alles seinen Preis, so auch für die Beglückung, die das Sklavendasein ihm schenkte. (Wenn er nicht gerade putzen oder sich vor einer wildfremden Verkäuferin zu seiner Rolle bekennen musste, da sich in solchen Fällen die Beglückung in Grenzen hielt.)

      Oben gab es gegenüber dem Bad noch ein Gästezimmer, das ganz normal mit einem Einzelbett, Schrank und kleinem Tisch ausgestattet war – und direkt neben dem Schlafzimmer den Sklavenraum, der alles andere als normal aussah. Mittendrin auf dem hellen Parkett gab es einen Käfig mit soliden Gitterstäben, etwa zwei Meter lang, eineinhalb Meter hoch und einen Meter breit. Stehen konnte man darin nicht, sitzen ebenso wenig, nur liegen auf der Schaumstoffunterlage, über die sich ein blütenweißes Laken spannte. An der Wand war ein Andreaskreuz aus poliertem dunklem Holz festgeschraubt und daneben stand ein schlichter Holzstuhl mit fest installiertem metallenem Dildo, genau wie unten. Dann gab es noch einen einzelnen roten Sessel vor dem Fenster, daneben einen kleinen runden Tisch mit einer


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