Tag X. V. S. Gerling

Tag X - V. S. Gerling


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Sympathisanten aufbauen.

      Eine schlagkräftige virtuelle Armee.

      Mit Sicherheit gab es auf Facebook und Twitter schon entsprechende Anstrengungen.

      Der Druck auf die Regierung würde immer größer werden, die Anschläge würden nicht nachlassen.

      Jetzt müsste man den Menschen einen weiteren Schlag versetzen.

      Ihre Sicherheit war schon nicht mehr gewährleistet, aber der zweite Schritt würde ihr Vermögen in Gefahr bringen. Schwierig, aber nicht unmöglich.

      Demonstrationen würden die Folge sein.

      Und genau hier gäbe es die nächste Eskalation, die das Fass zum Überlaufen bringen würde.

      Einsatzkräfte würden damit beginnen, auf Demonstranten zu schießen.

      Es würde viele Tote und Verletzte geben.

      Dann müssten gewisse Personen gezielt ausgeschaltet werden.

      Vor allem Personen, die dazu in der Lage wären, das Ruder im letzten Moment noch herumzureißen. Die es schaffen könnten, die drohende Katastrophe aufzuhalten.

      Jetzt würde das Stadium eintreten, in dem die Menschen keine Freiheit mehr wollten, sondern nur noch Sicherheit.

      Die Initialzündung für Neuwahlen.

      Natürlich dürfte der Kandidat nicht wirken, als wäre er die deutsche Version eines Diktators. Nach außen müsste Deutschland immer noch wirken wie eine Demokratie. Alleine schon deshalb, um die verbündeten Staaten weltweit nicht zu beunruhigen. Immerhin war die Bundesrepublik noch immer die drittgrößte Wirtschaftsmacht der Welt. Viele Länder waren abhängig von Deutschland. Und Deutschland war natürlich auch auf andere Staaten angewiesen. Sanktionen jeder Art galt es zu vermeiden.

      Der Rest wäre reine Formsache.

      Hagedorn lehnte sich zurück und schüttelte langsam den Kopf.

      Der Plan könnte tatsächlich funktionieren.

      Die Einsatzkräfte, die das Feuer auf die Demonstranten eröffnen würden, wären natürlich keine richtigen Polizisten. Sie würden nur so aussehen.

      Nur wer würde das bei dem Chaos bemerken?

      Niemand.

      So würde er es machen.

      Und genau so würde es funktionieren.

      Es gab bei diesem Plan nur ein einziges Problem: die Zeitfrage.

      Hagedorn schloss die Augen und erstellte in seinen Gedanken einen Ablaufplan, der aus fünf Phasen bestand. Schließlich öffnete er sie wieder und begann damit, alles niederzuschreiben.

      Phase 1: Das Netzwerk. Einer musste den Anfang gemacht haben. Und der hatte als Erstes damit begonnen, ein Netzwerk aufzubauen. Möglicherweise verfügte diese Person bereits über eines und musste es nur bereinigen und ausbauen. Dauer mindestens drei Jahre.

      Phase 2: Rekrutierung. Anwerben und Aufbau der Truppen. Dauer mindestens drei Jahre.

      Phase 3: Infiltrieren von wichtigen Institutionen wie Ministerien, Unternehmen und Medien. Dauer mindestens vier Jahre.

      Phase 4: Installation einer bekannten Persönlichkeit als Sprachrohr der Verschwörung. Dauer unbekannt, da Hagedorn keinerlei Informationen über die Person besaß, die alles eingeleitet hatte. Je größer das bereits am Anfang existierende Netzwerk gewesen war, desto schneller wäre der Ablauf der nächsten Phasen. Er konnte hier nur spekulieren.

      Phase 5: Umsetzung. In dieser Phase waren sie noch nicht, das war sicher.

      Hagedorn stand auf, ging ins Haus und wählte die Nummer von Eichborn.

      »Ja?«

      »Ich bin fertig. Sie müssten ein paar Sachen überprüfen, von denen ich denke, dass sie schon angefangen haben. Wenn das so ist, haben wir ein echtes Problem. Es könnte funktionieren. Aber mir ist gerade klar geworden, dass das schon seit vielen Jahren vorbereitet wird.«

      5

      »Wissen Sie, was er damit gemeint hat?«

      Saskia Kleinert

      Nachdem Hagedorn uns den Plan sowie einen ausführlichen Bericht zugesandt hatte, mussten wir uns erst einmal von dem Schock erholen, den uns Hagedorns Erkenntnisse verpasst hatten.

      Eigentlich war es ja logisch, dass man eine Verschwörung solchen Ausmaßes nicht über Nacht aus dem Boden stampfte. Aber erst wenn einem schließlich bewusst wurde, was alles im Vorweg organisiert werden musste, wie viel Energie und Geld jemand investiert hatte, wurde einem so richtig klar, um was es hier eigentlich ging.

      Patrick sah mich an. »Ich sehe es wie Hagedorn: Wir befinden uns heute zwischen Phase drei und vier.«

      »Aber wie passen da der Anschlag mit dem Virus vor drei Monaten und der Absturz des Jets hinein? Würde das nicht eher in die fünfte Phase gehören?«, wollte Helen wissen.

      Patrick schüttelte den Kopf. »Nein. Wenn du erst in der fünften Phase damit beginnst, die Bevölkerung zu ängstigen, hast du einfach zu viel Zeit vergeudet. Diese Nadelstiche setzt du schon früher. Und dann holst du zu den richtig großen Schlägen aus.«

      Helen schüttelte sich. »Furchtbarer Gedanke …«

      Schließlich machten Helen, Patrick, Günter Maria Helmes und ich uns an die Arbeit.

      Herauszufinden, ob der Ebola-Anschlag von Bruno Sander zu einer weitaus gewaltigeren Verschwörung gehört hatte, war dabei mit Sicherheit die größte Herausforderung.

      Bruno Sander, der sich selbst als Anführer des Fürstentums Germania ansah und eine stattliche Anzahl von Jüngern um sich geschart hatte, war der führende Kopf des Anschlages mit dem tödlichen Virus gewesen.

      Hagedorn, den man auch den Architekten nannte, weil er todsichere Pläne für Verbrechen geplant hatte, war auch für die Planung des Diebstahls von Ebola-Erregern verantwortlich gewesen.

      Später, als Hagedorn erfahren hatte, dass das Virus in Deutschland freigesetzt werden sollte, hatte er uns nützliche Tipps gegeben, die dazu geführt hatten, dass wir Schlimmeres verhindern konnten.

      Sander war erst vor ein paar Wochen zu einer langjährigen Haftstrafe verurteilt worden, die er in der JVA Moabit absitzen würde. Es war mehr als fraglich, ob er unsere Fragen beantworten würde.

      Wir teilten die Aufgaben untereinander auf.

      Patrick würde sich auf die Suche nach einer berühmten und beliebten Person machen, die in das Anforderungsprofil des Menschen passte, von der der Architekt der Meinung war, sie würde die Stimme des Volkes werden.

      Helmes übernahm die Recherche in den sozialen Medien.

      Er sollte versuchen, die Gruppen zu finden, die sich möglicherweise schon formiert hatten.

      Helen und ich würden uns um Bruno Sander kümmern.

      Aber bevor wir das taten, wollten wir mit der Person sprechen, die ihn verraten hatte.

      Saskia Kleinert war Ärztin und hatte dem inneren Kreis von Bruno Sander angehört.

      Bis sie erfuhr, dass ihr Chef das Ebola-Virus in Deutschland einsetzen wollte.

      Es war Patrick gelungen, sie umzudrehen, sodass sie Sander und den Rest des engsten Kreises verraten hatte. Sie selbst kam straffrei davon.

      Da Sanders Anwalt Berufung gegen das Urteil eingelegt hatte, musste Saskia Kleinert noch ein bisschen länger warten, bis sie ihr neues Leben im Ausland starten konnte.

      Sie wohnte immer noch in einem sicheren Haus und hatte rund um die Uhr Polizeischutz.

      Wir verständigten Kerni davon, dass wir mit ihr sprechen mussten, und er veranlasste das Nötige, damit wir zu ihr vorgelassen wurden.

      Wir fuhren sofort los und erreichten


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