Tag X. V. S. Gerling

Tag X - V. S. Gerling


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verstehe …«, murmelte Trenkel.

      »Was schlagt ihr vor?«, wollte Schranz wissen.

      »Wir sind uns ehrlich gesagt uneins. Fakt ist: Sander weiß etwas. Aber wird er mit uns reden? Das ist die große Frage. Und hier steht es zwei zu eins dagegen.«

      »Wie würde die Befragung denn stattfinden?«, erkundigte sich Schranz.

      Ich sah von Schranz zu Trenkel. »Wir müssten Sander zunächst aus dem Gefängnis holen und an einen anderen Ort bringen. Nur so können wir sicherstellen, dass er nach unserer Besprechung mit niemandem außerhalb der Gefängnismauern Kontakt aufnimmt. Na ja, und dann müssten wir es ihm schmackhaft machen, uns seine Geheimnisse zu verraten.«

      »Ich nehme an, mit schmackhaft machen meinen Sie Straffreiheit«, stellte Trenkel fest.

      »Ja. Und möglicherweise eine neue Identität sowie eine Starthilfe für einen Neuanfang im Ausland.«

      Trenkel zog die Augenbrauen zusammen. »Und wer garantiert uns, dass das, was er sagt, auch der Wahrheit entspricht? Es ist doch auch möglich, dass er davon überzeugt ist, ohnehin in absehbarer Zeit entlassen zu werden. Nämlich dann, wenn seine Kameraden die Macht übernommen haben.«

      Oh, daran hatten wir gar nicht gedacht. Ganz schön schlau, dieser Trenkel.

      Dass keiner von uns eine spontane und kluge Antwort parat hatte, war ihm Antwort genug.

      »Vergessen Sie Sander. Zu viel Unabwägbarkeiten. Darüber hinaus würden die Begleitumstände einer Befragung dieses Subjektes eine enorme Rechtsbeugung bedeuten.« Er lehnte sich zurück und sah Schranz an. »Und das kann und will ich nicht zulassen.«

      Wir machten uns auf den Weg zurück ins Büro. Helen fuhr, ich saß auf dem Beifahrersitz und Patrick hatte es sich hinten bequem gemacht.

      »Eigentlich bin ich froh, dass Trenkel uns das mit dem Verhör von Sander verboten hat«, sagte ich und blickte dabei aus dem Seitenfenster.

      Helen starrte geradeaus und nickte. »Zumal wir nicht bedacht haben, dass Sander darauf spekuliert, ohnehin demnächst frei zu kommen.«

      »Ja«, sagte ich und malte Muster in die beschlagene Seitenscheibe. »Das war peinlich.«

      »Ihr seid auch nur Menschen«, meinte Patrick.

      Ich drehte mich zu ihm um. »Ach, und du nicht, oder was?«

      Er hob erstaunt die Augenbrauen. »Doch, natürlich. Warum fragst du das?«

      »Weil du auch nicht darauf gekommen bist.«

      Er dachte kurz darüber nach. »Stimmt.«

      »Na dann.« Ich sah wieder aus dem Seitenfenster und malte weiter.

      »Und jetzt?«, wollte Helen wissen.

      »Jetzt warten wir auf den Gegenplan von Hagedorn.«

      »Du bist bereit zu warten?«, kam es aus dem Fond des Wagens.

      »Bereit? Eher nicht. Ich hasse es zu warten. Aber was bleibt uns denn anderes übrig?«

      Patrick schwieg. Aber als ich mich zu ihm umdrehte, wirkte er auf mich, als würde er an einer Idee arbeiten.

      Ich hoffte, dass das so war, denn wir hatten keine Ahnung, wie viel Zeit wir noch hatten.

      7

      »Und diese Person finde ich richtig verdächtig.«

      Patrick Ebel

      Wir erreichten unsere Zentrale und als wir feststellten, dass Günter noch am Arbeiten war, entschlossen wir uns für eine spontane Besprechung.

      Wir gaben Günter eine kurze Zusammenfassung unseres Treffens mit dem Generalbundesanwalt und dem Innenminister. Im Anschluss daran berichtete Günter uns von seiner Suche nach auffälligen Gruppen in den sozialen Medien.

      »Habt ihr eine Vorstellung, wie viele Gruppen es alleine bei Facebook gibt, in denen über Dinge gesprochen wird, die den Parametern entsprechen, die wir aufgestellt haben?«

      Wir schüttelten alle den Kopf.

      »Es sind Zigtausende.«

      »Oh …«, sagte ich.

      »Ja genau: Oh«, maulte Helmes. »Da wird man wahnsinnig, wenn man sich durch diese ganze zerebrale Diarrhoe durchackert.«

      »Durch die was?«

      »Geistiger Durchfall«, übersetzte Patrick für mich.

      »Aha. Und, hast du in diesem … Durchfall etwas Interessantes gefunden?«

      Helmes aktivierte den Beamer, woraufhin die Leinwand zum Leben erwachte.

      »Ich habe eine Selektion vorgenommen. Diese achtundachtzig Gruppen sind übrig geblieben und sollten von uns näher durchleuchtet werden.«

      Auf der Leinwand erschien eine Liste mit Gruppen. Einige hatten so ungewöhnliche Namen wie Strike Back, oder Politik für’n Arsch. Wirklich kreativ.

      »Erklärst du uns bitte, was wir unter näher durchleuchten verstehen sollen?«

      »Wir müssen versuchen, uns in das eine oder andere Facebook-Profil zu hacken. Wir brauchen Echt-Namen und alles, was dazugehört.«

      Ich war ratlos. »Achtundachtzig Gruppen mit jeweils mehr als einhundert Mitgliedern … wir sollen uns in die Facebook-Profile von fast neuntausend Menschen hacken?«

      Helmes bleckte die Zähne. »Hast du eine bessere Idee? Dann her damit.«

      »Hab ich nicht.«

      »Dann besorg mir Unterstützung. Ich kann analysieren, aber mit dem professionellen Hacken hab ich es nicht so.«

      Helen und ich wechselten einen Blick.

      Helen seufzte. »Ruf Karoline an.«

      Ich rief Karoline an.

      Wir plauderten ein paar Minuten, dann erklärte ich ihr, um was es ging.

      »Ich werde morgen im Laufe des Tages in Berlin sein«, versprach sie.

      Fehlte nur noch Fjodor, dann wäre die Band wieder komplett …

      Ich wandte mich an Patrick. »Wir kamen noch gar nicht dazu, über deine Suche nach einem Prominenten zu reden, der das mögliche Sprachrohr der Verschwörer sein könnte.«

      »Ist mir aufgefallen. Ich habe jemanden gefunden, der dem Profil entspricht, das der Architekt erstellt hat. Sein Name ist Gisbert Kuhlmann. Ich nehme an, ihr kennt ihn.«

      Gisbert Kuhlmann. Wer kannte den populären Moderator eines Privatsenders nicht.

      Vor einigen Jahren gab es eine Umfrage, die bewies, dass Kuhlmann, hätte er sich zur Wahl als Bundeskanzler aufstellen lassen, er mit hoher Wahrscheinlichkeit gewählt worden wäre.

      Nur hatte er sich nicht zur Wahl gestellt.

      Aber er hatte damals öffentlich erklärt, dass er sich sehr geschmeichelt fühlte.

      »Was war auffällig an ihm?«, wollte Helen wissen.

      »Sein öffentliches Auftreten ist im Gegensatz zu früher viel politischer geworden. Früher hat er sich mit offener Kritik sehr zurückgehalten. Aber seit drei Jahren ist er zu einem massiven Kritiker der Volksparteien geworden, ohne sich für eine der anderen Optionen auszusprechen. Das finden viele eigenartig. Es entspricht nicht dem Bild, das man von ihm hatte. Hart, direkt, aber immer eine Alternative parat. Das finde ich bemerkenswert.«

      »Und verdächtig«, ergänzte ich.

      »Aber?«, fragte Helen nach.

      Ich verstand ihre Frage nicht, da Patrick auf mich nicht unentschlossen gewirkt hatte, als er uns Kuhlmann präsentierte.

      Und jetzt das: Grinste Patrick etwa?

      »Aber«, sagte er dann tatsächlich,


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