Kung Fu Toby. H. H. T. Osenger
zog. »Was sagst du da? Ich habe nach dem Preis für drei Knollen zusammen gefragt, da sind drei Dong in Ordnung. Aber das Stück drei Dong, das ist Wucher!«
Die Händler ringsum beeilten sich, Wengs Meinung lautstark zu teilen, überschütteten den Geschäftsmann, bei dessen Laden Zhaos Freunde standen, mit Flüchen und forderten Weng auf, zu ihnen zu kommen.
»Aber, Herr!«, jammerte der Händler, »bei dieser Qualität ist der Preis wahrlich nicht zu hoch. Ich selbst habe mehr oder weniger diesen Preis an den Bauern zahlen müssen, der ihn mir lieferte. Herr, ich kann ihn Euch nicht billiger verkaufen, Ihr ruiniert einen armen Mann.«
»Wenn du deinen Knoblauch nicht günstiger verkaufen kannst, dann behalte ihn.« Entschlossen ging Weng, da er gerade Zhao entdeckt hatte, an dem Händler vorbei. Lim folgte ihm. Beide Männer zeigten ein freundliches Lächeln, als sie auf ihren Freund zugingen. Sie begrüßten sich mit einer Verbeugung, dann schlugen sie sich leicht auf die Schultern.
»Du stinkst!«, sagte Zhao breit grinsend zu Weng. Der zeigte sich durch das Kompliment des Freundes nicht im Geringsten beeindruckt.
»Ach, weißt du«, sagte Weng, »ich habe gehört, dass Knoblauch schlank macht. Wenn ich ein wenig danach rieche, ist mir das egal.«
Die drei lachten herzlich. Dann fragte Zhao: »Was machen wir heute Abend?«
Lim antwortete leise: »Mir wurde zugetragen, dass heute fünf Fremde in der Stadt sind, die nach Ärger aussehen. Ich will ja nicht behaupten, dass diese Straßen und Gassen jemals sicher waren, aber diese fünf Gestalten müssen extrem nach Wut und Zorn riechen.«
»So, schau mal einer an!«, murmelte Zhao. »Und wo sollen sich die befinden?«
»Sie wurden zuletzt im Hafenviertel gesehen«, sagte Lim.
»Dann machen wir uns doch auf den Weg dorthin«, schlug Zhao unternehmungslustig vor.
Er wusste genau, woher Lim seine Informationen bekam. In dieser Stadt gab es viele Bettler, die alle in einer Triade organisiert waren. Sie hielten nicht nur die Hand auf, sondern auch Augen und Ohren. Und ein Mann, der ihnen als spendabel bekannt war, konnte sich darauf verlassen, von diesen Bettlern alles berichtet zu bekommen, was sich in der Stadt zutrug. Die drei Freunde standen mit den Bettlern auf gutem Fuß, da sie immer etwas spendeten, aber vor allem diese Männer nicht herablassend, sondern freundlich behandelten.
Sie näherten sich einer etwas breiteren Straße, die genau so dicht bevölkert war wie die anderen. Plötzlich entstand weiter vor ihnen ein großer Trubel. Die Menschen liefen vor etwas davon oder zur Seite der Straße, suchten Schutz in Hauseingängen, Kneipen und Geschäften. Über das panische Geschrei der flüchtenden Leute hörten sie eine laute und raue Männerstimme rufen:
»Aus dem Weg! Platz für Mo Deng, den edelsten Herrn der Stadt! Weg da! Platz für Mo Deng!«
In Sekunden war die Straße leer bis auf ein Dutzend Bewaffnete, die vor einer Sänfte marschierten. Der vorderste der Männer ließ eine Peitsche knallen. Er sah Furcht erregend aus: Ein kahl rasierter Schädel bis auf den Punkt genau in der Mitte. Dort wuchs Haar, das er zu einem langen Zopf gedreht hatte, der seitlich am Kopf herunter hing. Ein Schnurrbart, dessen Enden lang und geflochten waren und fast bis zur Brust hingen. Und er war über und über mit Muskeln bepackt. Kein Wunder, dass die unbewaffneten Bürger vor diesem Unhold Reißaus genommen hatten. Hinter der prachtvollen Sänfte marschierten weitere Söldner.
Der Mann mit der Peitsche sah nun auf die drei Freunde. Grimmig ließ er erneut das Leder durch die Luft zischen. »Nun, wie steht es mit euch? Wollt nicht auch ihr die Straße räumen für Mo Deng, den Fürsten?«
Weng murmelte leise: »Mo Deng, der Kopf der Triade der Opiumschmuggler! Der heuert immer die grausamsten Söldner an!«
Lim antwortete ebenso leise: »Keine Bange, die können wir schaffen. Die Frage ist nur, ob wir das heute tun wollen. Eigentlich haben wir anderes vor.«
Die Krieger, allen voran der mit der Peitsche, gingen weiter die Straße entlang. Sie warfen Zhao, Weng und Lim drohende Blicke zu. Das Leder der Peitsche zuckte bösartig durch die Luft. Dann erkannten die Söldner den ganz in Schwarz Gekleideten. Der mit der Peitsche zögerte kurz, sein Schritt wurde langsamer. Er ging wieder schneller, während die gefährliche Waffe in seiner Hand ein Eigenleben zu führen schien. Wie eine bösartige Schlange zog sie ihre blitzartige Bahn im Raum vor dem Söldner. Peitsche und Krieger näherten sich den Freunden immer mehr. Bald musste die Waffe treffen und ihnen die Haut von den Knochen reißen.
Da machte Zhao blitzartig einen Satz nach vorn und packte das Ende der Peitsche, als sie gerade zurückgezogen wurde. Ein kräftiger und geschickter Zug und Ruck, und der Krieger, der den Griff hielt, landete im Staub der Straße. Vor Wut brüllend erhob er sich, legte die Hand an den Knauf seines Schwertes und wollte es gerade blank ziehen. Da ertönte ein kurzer, scharfer Ruf aus der Sänfte. Grollend und die drei Freunde mit Blicken durchbohrend ging der Krieger zur Sänfte. Dort angekommen verbeugte er sich. Leise gemurmelte Worte, die die drei Freunde auf die Distanz nicht verstehen konnten, und der grimmige Krieger verbeugte sich das eine ums andere Mal. »Ja, Herr! Ja, Herr!«, sagte er immer wieder gehorsam. Schließlich verbeugte er sich ein letztes Mal und ging wieder zur Spitze des Zuges. Zitternd vor Wut, aber auch vor Angst, rief er: »Mein Herr hat bestimmt, dass die Straße für ihn und euch breit genug ist. Wir gehen einfach aneinander vorbei!«
Damit setzte sich der Zug der Bewaffneten mit der Sänfte in der Mitte wieder in Bewegung, aber sie strebten nun dem rechten Rand der Straße zu und ließen die andere Hälfte frei. Langsam gingen Zhao, Lim und Weng auf der freien Seite weiter, doch behielten sie dabei die Söldner Mo Dengs im Blick. Die starrten feindselig zurück, aber in den Augen und Mienen lag auch Respekt vor den dreien. Die Sänfte war geschlossen, nur der, der darin saß, konnte durch schmale Schlitze hinaus sehen. Sie wussten genau, dass sie von Mo Deng beobachtet wurden. Als sie aneinander vorbei waren blieben die Freunde stehen und sahen dem Zug hinterher.
»Es ist doch immer wieder schön, festzustellen, dass wir bekannt sind«, meinte Zhao zufrieden.
»So ist es«, bestätigte Weng. »Unser Ruf hat uns jetzt eine zeitraubende Rauferei erspart.«
Kaum waren Mo Deng und seine Krieger verschwunden, da füllte sich die Straße wieder mit Menschen, die aus den umliegenden Häusern kamen, gerade so, als würde Wasser aus unzähligen Schleusen laufen. Die Umgebung war blitzschnell wieder belebt. Unter dem Gerede, Gefluche, Lachen und Geschrei der Leute zogen die drei weiter.
Einige Straßenecken weiter begann das Hafenviertel. Von weitem war zwischen den Häusern die dunkel glitzernde Fläche des Meeres zu sehen. Im Licht des Vollmondes, der über der Bucht hing, schaukelten Dschunken und Sampans leicht auf und ab. Aber auch einige fremdländische Schiffe lagen vor Anker. Einige kleine Ruderboote waren zwischen dem Ufer und den Wasserfahrzeugen unterwegs. Seeleute gingen an Land oder kehrten auf ihre Schiffe zurück.
Hier am Hafen war die Mehrzahl der Gasthäuser von schlechter Qualität. Es gab zwar einige gute Restaurants, aber es überwogen die üblen Spelunken. Auch hier waren die drei Freunde bekannt. Kaum hatten sie das Viertel betreten, da huschten bereits einige Gestalten durch die Schatten, um in den umliegenden Häusern zu melden, dass Zhao, Lim und Weng da wären. Wer die drei kannte und ein schlechtes Gewissen hatte, verdrückte sich nun oder sah sich zumindest vor, ihnen nicht zu begegnen.
»Edle Herren, bitte!«, hörten sie eine winselnde Stimme aus der Dunkelheit. »Eine kleine Münze für einen armen Mann, der vor seinem nahen Tod noch einmal seine hungernden Kinder satt sehen will! Bitte, Ihr Herren, eine kleine Münze nur!«
Zhao warf einen Blick auf Lim, der zu schmunzeln begann. Er näherte sich der kaum zu erkennenden Gestalt, beugte sich ihr kurz zu, drückte einen kleinen Gegenstand der Gestalt in die Hand. Dann kam er zurück ins Licht. Aus dem Schatten klang es: »O, ich danke Euch, edler Herr, Eure Güte wird Euch durch die Götter vergolten werden.«
»Die Bande ist in der Kneipe Zur abgewrackten Dschunke«, sagte Lim leise. »Und wir müssen uns vorsehen. Sie haben eine Geisel.«
Zhao spürte, wie ihn