Frontschweine. Léon Lancee

Frontschweine - Léon Lancee


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hier, ich werde diesem verdammten Heckenschützen das Gedärm aus dem Körper reißen. Und ich bringe jeden um, der mich davon abzuhalten versucht.“

      Wolff fasste seinen Freund beim Arm, aber erkannte an dessen Blick, dass Worte hier keinen Sinn mehr hatten.

      „Gut, aber ich komm’ mit dir und wir machen keine übereilten Dinge. Darauf warten diese Kerle gerade!“

      Mannfred sah ihn nur an, schüttelte dessen Hand von seinem Arm und huschte ins Gebüsch.

      Wolff rief zu den anderen: „Wir werden diesen Schützen finden, kommt über links und verwendet Handgranaten, aber gebt acht, dass ihr nicht uns in die Luft jagt!“

      Sofort kroch er hinter Mannfred her.

      Der machte eine umgehende Bewegung über rechts in die Richtung, aus der er vermutete, dass der Schuss abgegeben worden war.

      Dann blieb er ein paar Minuten still liegen, um zu horchen, weshalb Wolff ihn einholen konnte.

      Mannfred gebärdete ihm, still zu sein, indem er den Zeigefinger an seine Lippen setzte, und schraubte dann den Verschluss einer Stielhandgranate ab.

      Er rollte auf den Rücken, zog an der Abreißschnur und schleuderte die Granate, die von den Soldaten Kartoffelstampfer genannt wurde, in einem großen Bogen von sich.

      Sofort sprang er auf und kniete neben einen großen Baum mit vorgehaltener Maschinenpistole.

      Die Explosion donnerte durch den Wald. Sofort darauf ertönte ein herzzerreißendes Schreien.

      Es war ein leises Rascheln im Gebüsch zu hören, aber sie sahen niemand, während das Schreien unvermindert anhielt.

      Kurz darauf ertönten zwei weitere Explosionen, ganz nahe an der Stelle, wo die erste Handgranate gelandet war.

      „Klasse“, zischte Mannfred, „Das waren Helmuth und Horst.“

      Erneut explodierten zwei Handgranaten.

      Knackende Äste und rufende Stimmen ertönten, als eine Gruppe Männer in braunen Uniformen angerannt kam.

      In dem Moment, in dem sie an ihm vorbeirannten, sprang Mannfred zwischen die fliehenden Russen, wobei er seine Schmeisser Maschinenpistole Feuer und Kugeln speien ließ.

      Wolff öffnete das Feuer auf die Russen, die hinterherkamen, während Mannfred seine leergeschossene Waffe fallen ließ und mit seiner Pionierschaufel auf die Russen einzuhauen anfing, gleichzeitig mit der schweren Nagan Pistole schießend, die er in seiner anderen Hand hielt. Zwei zurückrennende Partisanen liefen direkt ins Sperrfeuer von Helmuth und Horst. Ein Russe nach dem anderen schlug auf dem Boden auf, wonach die drei letzten ihre Arme hochstreckten.

      Wolff sah aus seinem Augenwinkel eine Bewegung und schrie zu Mannfred: „Da geht der Schütze!“

      Eine russische Partisane mit einem Gewehr in der Hand rannte über den Waldweg davon.

      Mannfred spurtete sofort hinter ihm her und holte den Russen fast einen Kilometer weiter erst ein, als dieser strauchelte und stürzte.

      Der Mann krabbelte hoch und wich ängstlich zurück, das Gewehr mit Teleskopvisier noch immer in die Hände klemmend.

      Als sein Rücken an einen Baum prallte, konnte er nicht weiter rückwärts.

      Er machte keine Anstalten, seine Waffe zu verwenden, aber fing an, um sein Leben zu flehen, als er den Gesichtsausdruck des deutschen Soldaten sah, der langsam auf ihn zuging.

      Mannfred hörte ihn flehen, aber holte trotzdem mit der Pionierschaufel aus.

      Mit einem kräftigen Hieb verschwand das Blatt der Schaufel tief im Bauch des ängstlichen Russen.

      Lauf aufschreiend sank der Russe auf die Knie und griff zur grässlichen Wunde in seinem Bauch.

      Beim nächsten knallharten Schlag wurden ein paar Finger des schreienden Russen abgehackt und die Bauchwand des Russen wurde noch weiter aufgerissen.

      Die Bauchwunde war durch den zweiten Schlag so groß geworden, dass seine Gedärme hervorquollen.

      Das Schreien hatte nichts Menschliches mehr, und es war bis zu der Stelle zu hören, wo Wolff und die anderen standen.

      „Niemand ermordet unbestraft mein Mädchen mit einem feigen Rückenschuss, du dreckiger feiger Scheißkommunist. Dafür wirst du jetzt sterben wie eine Ratte, die du bist“, schrie Mannfred wutschäumend zum kreischenden Russen.

      Er schwenkte seine Schaufel mit beiden Händen wie eine Axt hoch und hackte auf den Schädel seines unglückseligen Gegners ein.

      Nach dem zweiten und dritten Hieb war er selbst überall mit Blutspritzern bedeckt, während der Schädel seines Opfers zu Brei geschlagen worden war.

      Bei diesem Anblick kam Mannfred wieder zur Besinnung und senkte die Schaufel.

      Das Gewehr des toten Russen schlug er an einem Baum kaputt.

      Bevor er sich umdrehte und fortging, sah er sich noch kurz den verstümmelten Körper des Partisanen an. Die anderen blickten ihn erschüttert an, als er blutbedeckt zurückkam.

      Ohne ein Wort zu sagen und mit einem ausdruckslosen Gesicht trat er auf die drei gefangen genommenen Russen zu, die mit erhobenen Händen beieinanderstanden.

      Bevor einer seiner Kameraden protestieren konnte, knallte die schwere Nagan Pistole dreimal kurz nacheinander.

      Alle drei Gefangenen stürzten mit einer Kugel durch den Kopf tot auf den Boden.

      Einige Sekunden später erlitten die letzten zwei noch lebenden Partisanen, die verletzt am Boden lagen, das gleiche Schicksal.

      Danach ließ Mannfred die blutbefleckte Pionierschaufel und die Nagan aus seinen Händen fallen und ging zu der Stelle, wo das Mädchen lag.

      Er kniete neben sie, nahm sie in seine Arme und verweilte so, während er ihr mit einer blutbefleckten Hand zärtlich über das Gesicht strich.

      Seine Kameraden waren von diesem Gewaltausbruch und vom Töten der unbewaffneten und der verletzten Gefangenen total schockiert.

      Sie sahen sich fragend an, aber niemand hatte den Mut, in diesem Moment die Stille mit Vorwürfen zu durchbrechen.

      Nach einer Weile legte Wolff seine Hand auf Mannfreds Schulter.

      „Mannfred, wir müssen weiter. Wir können hier nicht bleiben, denn es können noch mehr Partisanen in der Nähe herumlaufen, und wenn die das Schießen und die Handgranaten gehört haben, gehen sie bestimmt auf Erkundung aus. Es ist für heute genug Blut geflossen.“

      Mannfred sah ihn an und sagte trotzig: „Das interessiert mich keinen Dreck. Ich geh’ nicht weg, ohne dass ich Jelena ordentlich begraben habe. Das ist wohl das Mindeste, was ich tun kann. Und wenn ihr nicht warten wollt, dann geht ihr eben. Oder würdest du den Körper deiner Cindy auch irgendwo herumliegen lassen, ohne sie anständig zu begraben?“

      Diese Bemerkung traf, und Wolff konnte wenig Anderes tun als nachgeben.

      Mannfred trug den Körper von Jelena an eine sonnige Stelle bei einem großen Baum und fing an, ein Grab auszuheben. Die anderen halfen ihm dabei.

      Abwechselnd hielt einer von ihnen die Wache. Und so wechselten sie sich ab, bis das Grab tief genug war.

      Mannfred legte das Mädchen vorsichtig ins Grab, nachdem er ein geflochtenes Silberkettchen mit einem großen roten Stein als Anhänger von ihrem Hals genommen hatte und es um den eigenen Hals gehängt hatte.

      „Dies ist denn auch das einzige Andenken, das ich von ihr habe“, sagte er zu den anderen, die um das Grab standen.

      Dann holte er den goldenen Siegelring aus seinem Stiefel und legte diesen unter ihrer Bluse auf die Haut, an die Stelle ihres Herzens.

      „Mein Ring ist alles, was ich noch an Wert in dieser Welt besitze, den lass’ ich bei dir.“

      Mannfred legte die abgeschnittenen Streifen


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