Filthy Smells Of Death. Stephan Schöneberg

Filthy Smells Of Death - Stephan Schöneberg


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      „Interessant …“, denke ich.

      HMMM …

      „Bekommen sie immer alles, was sie möchten, Mister Gray?“, frage ich einer plötzlichen Eingebung folgend in einem herausforderndem Tonfall.

      „Im Allgemeinen schon, Miss Wood!“, antwortet er ruhig und gelassen. „Bei mir haben sie kein Glück“, antworte ich ebenso gelassen.

      WAS! HAST DU DEN ARSCH AUF!

      Wenn es könnte, würde mein zweites ich mich jetzt erwürgen.

      Seine Augen verengen sich etwas … das hat ihm nicht gefallen!

      „Glück? Ich benötige kein Glück. Ich bevorzuge es, für meinen Erfolg zu arbeiten.“

      Boah, der ist ja so was von sich überzeugt.

      „Sie haben gerne alles unter Kontrolle, nicht wahr?“

      Oh, oh … hoffentlich war das nicht zu direkt.

      „Es erleichtert das Leben ungemein“, antwortet er ohne eine Gefühlsregung.

      Dieser Kerl ist un … -möglich, oder -glaublich? Wenn seine Augen nur nicht so tief grau wären.

      „Ich habe die Mittel und die Macht dazu“, fährt er in seiner unfassbaren Seelenruhe fort.

      Tja, da hat er sogar Recht. Ich bin diejenige die im Baumarkt arbeitet, damit es mir und meiner Tochter gut geht. Hat ja nicht jeder einen stinkreichen Papa, wie Kate. Ich weiß zwar, dass er auch mir helfen würde, aber ich bin auch gerne meine eigene Dame.

      „Was wären sie denn ohne ihr Personal?“

      Irgendwie muss der doch aus der Reserve zu bringen sein.

      „Personal kann man ersetzen“, antwortet er.

      Leider lässt er es nicht zu, aus der Reserve gelockt zu werden.

      So kommen wir nicht weiter …

      „Wie sieht es denn in ihrer Freizeit aus?“, wechsle ich das Thema „Gibt es vielleicht eine Miss Gray?“, denke ich.

      Er schaut mich fragend an.

      „Was haben sie für Hobbys, was machen sie, wenn sie nicht arbeiten, oder so ähnlich?“, möchte ich wissen.

      „Dann teste ich zum Beispiel unsere Neuerfindungen aus dem SM-Bereich“, erwidert er mit einem sehr breiten Lächeln.

      Meint der das wirklich ernst?

      „Sie testen ihre Produkte selbst?“, frage ich amüsiert.

      „Miss Wood, ich kann nur das verkaufen, wovon ich überzeugt bin“, spricht er im Brustton der Überzeugung.

      „Wow, und wer ist die weibliche glückliche Testperson?“

      Hah! Er stutzt! Jetzt hab ich dich doch mal einen Moment auf dem falschen Fuß erwischt!

      Er beschließt, mich nur mit einem müden Lächeln anzusehen. Tja, Mister Neunmalklug, jetzt hast du dich verplappert.

      Er mustert mich von oben bis unten. Unter normalen Umständen würde ich sagen, dass er mich gerade im Kopf auszieht.

      „Meine Privatsphäre ist mir sehr wichtig, Miss Wood. Mit Verlaub, es gibt Dinge, die gehen niemanden außer mich etwas an“, antwortet er schließlich.

      „So reich … und trotzdem hast du niemanden zum Ficken? Armes kleines Hascherl …“, denke ich amüsiert und grinse ein wenig.

      „Was ist daran so lustig, Miss Wood?“, fragt er.

      VERDAMMT, ANNA! ER BEOBACHTET WIRKLICH SEHR GENAU!

      „Nichts, Mister Gray. Ich war nur etwas in Gedanken“, antworte ich ehrlich. Auch ich kann direkt sein.

      „Ihre Gedanken gehören ihnen, Miss Wood“, bemerkt er. Die Art und Weise wie er dies ausspricht ist speziell, als wenn er irgendwie Besitzansprüche auf mich anmeldet.

      „Haben sie eine Freundin, Mister Gray - oder gar einen Freund?“, gehe ich meine Frageliste durch und stelle, ohne zu überlegen die nächste Frage von meiner Liste.

      Er holt hörbar tief Luft.

      „Das haben sie in dieser Form vor zwei Tagen nicht gefragt?“, bemerkt er.

      „Das stimmt, ich habe diese Frage vor zwei Tagen vergessen. Wie so vieles vorher auch schon.“

      „Warum?“, er fragt nur mit diesem einen Wort und lässt mir damit einen gewissen Interpretationsspielraum für meine Antwort.

      „Ich frage dies, weil es auf meiner Liste steht.“

      Nach einer kurzen Denkpause antwortet er: „Ich habe einige Freunde, Anna, aber nicht DEN einen Freund.“

      Freund … Freund? … FREUND?! - warum nicht Freundin?

      Ich schaue kurz auf meine Cartier.

      „Es ist schon spät …“ bemerke ich.

      „Möchten sie noch heute zurückfahren?“, fragt er. Es scheint offensichtlich so, als wäre ihm der Themenwechsel sehr recht.

      Möchte ich? Ich brauche etwas Zeit …

      „Warum fragen sie?“, möchte ich wissen.

      „Ich frage dies, weil ich mich um sie Sorge, Miss Wood!“

      Das nehme ich ihm sogar ab. Diese Frage meint er ehrlich.

      „Gibt es jemanden, der auf sie wartet?“, fragt er weiter.

      Ich werde etwas unruhig. Das Aufnahmegerät läuft ja immer noch. Er wird doch nicht wirklich …? Ich bin versucht, ehrlich mit 'ja' zu antworten, andererseits …

      „Nein“, lüge ich, ohne mit der Wimper zu zucken.

      „Sie dürfen gerne im Gastbereich übernachten. Sehen sie es als Entschuldigung an, dass ich sie nicht - wie versprochen - pünktlich um 17: 00 Uhr empfangen konnte.“

      „Oh, danke - sehr großzügig von ihnen“, antworte ich.

      „Das freut mich!“, sagt er mit einem Lächeln.

      Hey, ich hab aber eigentlich noch gar nicht zugesagt! Das hat er geschickt gemacht!

      „Haben sie alle Fragen gestellt, die sie stellen mochten … diesmal auch wirklich alle?“, fragt er leicht amüsiert.

      Ich werde zunehmend nervöser … untenrum. Irgendwas tut sich da zwischen meinen Beinen. Ja, Mister Gray, Fragen habe ich nicht mehr, aber können sie noch mehr Antworten liefern?

      „Möchten sie noch etwas essen?“, fragt er.

      „Im Moment nicht, ich danke ihnen“, lüge ich. Natürlich möchte ich noch etwas essen. Ich habe IMMER Hunger.

      DIE ENTSCHEIDENDE FRAGE IST NUR … AUF WAS?

      „Wie sie möchten, Anna“, sagt er höflich.

      AHA, JETZT WIEDER ANNA.

      „Ich bringe sie runter“, meint er schließlich.

      Ich hol dir dann einen runter, formt sich ein Gedanken in meinem Kopf. Dabei lächle ich ein wenig vor mich hin.

      „Einen Dollar für ihre Gedanken, Miss Wood“, spricht er ruhig aus, was er wohl gerade wissen möchte.

      KANN DER SICH AUCH NUR EIN EINZIGES MAL FESTLEGEN? ANNA ODER MISS WOOD?

      Mir doch egal, du komisches Gewissen, ich würde den als Mister Gray oder als Dorian gleichermaßen gerne flachlegen.

      Er steht auf, als ich aufstehe.

      Ich nehme den Rucksack in die rechte Hand.

      „Bereit, wenn sie es sind, Miss Wood“, spricht er und bietet mir eine Hand an, um mich um das Sofa herum zu geleiten.

      „Bereit,


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