Kritik der reinen Verleugnung. Volker Kulessa
(ThWNT, 865).
12 Lk 17,22ff.; Apg 2,20; 1 Kor 1,7f.; 5,5; 2 Kor 1,14; Phil 1,6.10; 2,16, 1 Thss 5,2; 2 Thss 2,2; 2 Pe 3,10; Apk 1,10; 16,14.“ (Oepke, ThWNT, 864). “247
„Die Parusie ist das abschließende Offenbarwerden des als eschatologische Realität bereits Gesetzten.“ (Oepke, ThWNT, 866, 868.)“ 248
„Der Glaube an Jesus ohne die Erwartung seiner Parusie ist ein Gutschein, der nie eingelöst wird, ein Versprechen, das nicht ernst gemeint ist. Ein Christusglaube ohne Parusieerwartung ist wie eine Treppe, die nirgendwohin führt, sondern im Leeren endet…. Ohne das Kommen des Herrn in Herrlichkeit bleibt das neue Leben in der Verborgenheit, gibt es für die unerlöste Welt keine Vollendung. “ 249
„Streiche die Wiederkunft weg, und du hast das Kreuz durchgestrichen. Streiche die Wiederkunft weg, und es ist aus mit der Hoffnung auf den Sieg des Reiches des Vaters über alle Reiche dieser Welt. Streiche die Wiederkunft weg, und es ist auch mit der Auferstehung von den Toten nichts, es ist nichts mit der Vergebung der Sünden und dem ewigen Leben. “ 250
„Ohne Parusie bleibt der Heilsplan Gottes unvollendet. Gottes Heilsplan ist in Jesus Christus bereits erfüllt, aber noch nicht vollendet. Erst nach seiner Wiederkunft kommt er zum Abschluss. ”251
“Die Parusie Christi ist kein entbehrliches Anhängsel an die Geschichte Christi, sondern ihr Ziel, denn sie ist ihre Vollendung. Sie ist neutestamentlich nicht ein mythisch bestimmtes und darum zeitgeschichtlich bedingtes Gewand, das die Theologie beim Übergang in ein anderes Zeitalter ablegen könnte, sondern der tragende Schlussstein der ganzen Christologie und darum auch der Schlüssel zum Verständnis der Geschichte Christi. Die Wiederkunft Christi beendet die Menschheitsgeschichte und vollendet die Heilsgeschichte. Sie bringt die letzte Wende in der Zeit, mit der der alte Äon sein unwiderrufliches Ende findet. Erster und zweiter Advent Christi bilden den Höhepunkt bzw. Endpunkt des Heilsgeschehens. Von der Parusie Christi erwartet die Gemeinde die Vollendung der Heils- und die Beendigung der Unheilsgeschichte, die Vollendung der Befreiung und das Ende des Leidens. Darum gehören die Parusie Christi und das Ende dieser Weltzeit zusammen.“ 252
„Nur wer Jesus, den von Gott auferweckte Sohn des Vaters, als den Kommenden erwartet, vernimmt seine Botschaft im Heute der Gnade Gottes, wie sie der einst an die Gemeinde in Thessalonich ergangen ist. (1 Thess 1, 1-10) […] Dann wird ganz offenbar werden, daß wir nur in Ihm unser Heil, unser Leben und unsere Rettung haben. Das sola fide und das sola gratia und das solus Christus wird endgültig offenbar werden. “253
„In der Erwartung Christi und im Gebet um sein Kommen vollendet sich […] allein diejenige Hoffnung, die aus der Auferstehung Christi geboren wurde und in der Kraft seines Geistes lebendig ist. Die Parusie Christi ist zuerst die Vollendung des Weges Jesu: Der Christus auf dem Weg kommt zu seinem Ziel. Sein Heilswerk wird vollendet. Er wird in seiner eschatologischen Person vollkommen und in der Herrlichkeit Gottes universal offenbar. “254
„Sein Kommen ist gewiss, der Zeitpunkt bleibt uns jedoch verborgen. Er kommt überraschend und plötzlich wie ein Dieb, darum ist stete Wachsamkeit und geduldiges Ausharren erforderlich (Mt 10,22; 24,13.36-25,13par; Apg 1,7; Jak 5,7-9; Offb 13,10). Die Parusie und das mit ihr verbundene Endgericht bilden das eine entscheidende Ereignis des göttlichen Heilsplans, dessen Verwirklichung noch aussteht. Entscheidend ist jedoch nicht das ungewisse “wann“ (Mt 24,3), sondern das sichere “dann“ (Mt 24,14.30.40) der Wiederkunft Christi und der Vollendung. “255
“So wenig als der Anfang einer Rede Sinn hat, wenn sie nicht zu Ende kommt, sowenig hat der Glaube Sinn, wenn er nicht zu seinem Ziel kommt in der Volloffenbarung, in der Apokalypsis, die Parusia heißt, in der Parusia, die Apokalypsis heißt. Aus alledem wird deutlich, dass dieser Gedanke von der Zukunft alles andere als entbehrliche Mythologie ist. Was immer die Gestalt dieses Geschehens sein möge: an ihr, der Zukunft selbst, dass sie geschieht, liegt alles. An ihr rütteln zu wollen, hieße am Fundament des Glaubens rütteln, den Schluss-stein herausbrechen, in dem alles zusammengehalten wird und ohne den alles auseinanderfällt. Der Glaube an Jesus ohne die Erwartung seiner Parusie ist ein Gutschein, der nie eingelöst wird, ein Versprechen, das nicht ernst gemeint ist. Ein Christusglaube ohne Parusieerwartung ist wie eine Treppe, die nirgendwohin führt, sondern im Leeren endet. … Ohne das Kommen des Herrn in Herrlichkeit bleibt das neue Leben in der Verborgenheit, gibt es für die unerlöste Welt keine Vollendung…. Wir wissen, dass unser Erkennen Stückwerk ist, und wir sagen dies ganz besonders im Gedanken an unsere eschatologischen Vorstellungen. Aber wir wissen auch, dass der Glaube an das endgültige und alles vollendende Kommen des Offenbares und Erlösers notwendig zum Glauben an den Gekreuzigten und Auferstandenen gehört, an den, der uns gemacht ist zur Gerechtigkeit und zum Leben, auch wenn wir dieses endgültig-offenbarende Kommen nur in der stammelnden Sprache der apokalyptischen Symbolik formulieren können. ”256
„Denn er selbst, der Herr, wird, wenn der Befehl ertönt, wenn die Stimme des Erzengels und die Posaune Gottes erschallen, herabkommen vom Himmel, und zuerst werden die Toten, die in Christus gestorben sind, auferstehen. Danach werden wir, die wir leben und übrigbleiben, zugleich mit ihnen entrückt werden auf den Wolken in die Luft, dem Herrn entgegen; und so werden wir bei dem Herrn sein allezeit.“ (1 Thess 4,16-17)
1.2.2.4 Gegen die Verleugnung der Eschatologie
„Bultmann kennt keine Eschatologie im biblischen Sinne mehr, vielmehr verbindet er mit dem Wort „Eschatologie“ einen anderen Sinn als das Neue Testament. “ 257
„Eschatologisch“ heißt [bei Bultmann] also nicht ein Geschehen, das vorwegnehmend schon Bezug hätte auf ein erst in endzeitlich-kosmischer Zukunft anbrechendes Gottesreich, ereignet sich das Eschatologische jetzt, in der Gegenwart, im Moment der Entscheidung, wo Existenz im Hören auf den Appell des Wortes frei wird von der Welt und sich dem Unverfügbaren öffnet. “258
„Es kommt noch ein neues Geschehen, das mehr ist als die Aufdeckung des schon Vorhandenen. Nur weil im Neuen Testament damit ernst gemacht wird, daß am ausstehenden Ende noch wichtige Dinge geschehen werden, ist alles Heilsgeschehen als solches in der >Gegenwart< Jesu und der Gemeinde restlos ernst genommen. Alles, was mit der Auferstehung unseres vom Geiste verwandelten Leibes (1 Kor 15) und mit der außermenschlichen Neuschöpfung (Röm 8) zusammenhängt >steht noch aus< ,obwohl es bereits >einen< Auferstehungsleib gibt, denjenigen des >Erstgeborenen von den Toten< (Apg1,5), obwohl deshalb auch unser Leib bereits erlöst ist und obwohl sich in Christi Gegenwart Vorwegnahmen der Erfassung auch des Leibes durch den Geist in allen Heilungswundern des Neuen Testaments ereignen. Aber es sind doch nur Vorwegnahmen. Einen vom Geist endgültig verwandelten Leib […] gibt es >für uns< erst in der zukünftigen Auferstehung, wenn der gleiche Geist die ganze Schöpfung neu schaffen wird. “259
„Jeder Versuch des Menschen, sich selbst zu rechtfertigen oder durch „Öffnung für das Unverfügbare“ die Möglichkeit der „eigentlichen Existenz“ zu ergreifen, muss an der Heiligkeit Gottes scheitern. Nur dadurch, daß Jesus uns durch Sein Leiden und Sterben mit Gott versöhnt hat, sind wir vor dem Zorn Gottes gerettet. “260
„Nach Bultmann will der Mythos keine kosmologischen, sondern vielmehr anthropologische Aussagen machen; er will nicht objektiv, sondern existential reden. “261
„Ohne eine kosmologische Eschatologie ist die eschatologische Existenz des Menschen nicht aussagbar.“ 262
„Eschatologie ist das Wort von der zukünftigen Welt, die in Jesu Worten und Taten Gegenwart geworden ist. Was eschatologische Existenz ist, […] kann richtig gesagt werden nur von Jesu her. “ 263
„Alle konkrete Eschatologie wird [bei Bultmann] existential interpretiert und damit in Wirklichkeit doch eliminiert. […] Was wird aber aus dieser Paradoxie der neutestamentlichen Botschaft, wenn das perfectum hier und das futurum dort in