9 Spannungsromane für den Urlaub: Ferien Sammelband 9017. Frank Rehfeld

9 Spannungsromane für den Urlaub: Ferien Sammelband 9017 - Frank Rehfeld


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Polizeibehörden unbeliebt.

      Die Beamten aus dem Chrysler waren schlank und hochgewachsen; beide hatten dunkles Haar. Der einzige wesentliche Unterschied bestand in einem gepflegten Schnauzbart, den der Mann trug, der im Fond der Limousine gesessen hatte.

      Sie bauten sich vor der Heckstoßstange des Chrysler auf. Wie zufällig fielen die Aufschläge ihrer Jacketts ein wenig auseinander, so dass die klobigen Griffe der Revolver sichtbar wurden, die sie in Gürtelholstern trugen.

      Bob’s Augen wurden schmal. „Sind wir jetzt ein Schwerverbrecher-Pärchen wie Bonnie und Clyde?“, knurrte er. „Oder wie soll ich das verstehen?“

      „Es kommt einem tatsächlich so vor“, hauchte Sheila. „Mein Gott, reicht es denn nicht, dass sie Barry mitgenommen haben? Müssen sie denn jetzt auch noch uns ...?“ Sie unterbrach sich.

      Denn der Schnauzbärtige gab Bob ein herrisches Handzeichen.

      Aussteigen bedeutete es.

      „Na, dann wollen wir mal!“, sagte der schwarze Hüne mit Galgenhumor. „Läuft die CB-Kiste, Sheila?“

      Mehr brauchte er nicht zu sagen. Die Ex-Journalistin wusste sofort Bescheid. Und das Gute war, sie konnte das Gerät bedienen, ohne ihre Körperhaltung wesentlich zu verändern. Die BI-Beamten konnten von draußen überdies nicht sehen, was sie tat. Ob es etwas nützte, war eine andere Frage.

      Bob musste die Dinge erst einmal auf sich zukommen lassen und cool bleiben.

      8

      Er federte in den Knien nach, als er mit beiden Stiefelsohlen gleichzeitig auf dem Straßenbeton landete. Während er nach vorn ging, ließ er die Arme lang, so dass die Männer von der State Police seine Hände deutlich sehen konnten. Nichts konnte unangenehmere Folgen haben als Missverständnisse bei einer Begegnung mit Polizeibeamten. Gleich links, vor der Stoßstange, blieb Bob stehen.

      „Wer bist du?“, fragte der Schnauzbärtige in einem Plauderton, der so falsch war wie sein Lächeln. Er hatte die Hände in die Hüften gelegt. Seine Rechte ruhte dabei wie zufällig in der Nähe des Revolverkolbens.

      Der Bartlose hatte die Arme vor der Brust verschränkt.

      Beide musterten den schwarzen Trucker von Kopf bis Fuß.

      Das Vorüberdonnern der Trucks auf dem Turnpike klang wie ein Rauschen mit rhythmischen Unterbrechungen.

      „Bob Washburn“, antwortete Bob „Mitinhaber der Trucking-Firma Sherman & Washburn in San Antonio, Texas.“

      „Aha“, brummte der Schnauzbärtige und zog die Mundwinkel nach unten. Er schien der Ältere und Ranghöhere und demzufolge der Wortführer zu sein.

      „Außerdem ...“, fuhr Bob fort, „war ich Profiboxer. Ich hatte den Meistertitel im Schwergewicht... im Staat Virginia.“

      Die Augen der beiden Beamten verengten sich.

      „Soll das eine Drohung sein?“, zischte der Jüngere.

      Bob sah ihn an. Kalt und unbeeindruckt. „Ich weiß nicht, wovon Sie reden, Sir. Ihr Kollege hat gefragt, wer ich bin. Darauf habe ich geantwortet. Alright? So - und bevor wir mit dem Frage- und Antwort-Spiel weitermachen, zeigen Sie mir bitte Ihre Dienstausweise. Ich bin dann selbstverständlich bereit, Ihnen meine Papiere vorzulegen.“

      Die Kriminalbeamten starrten ihn an. Sie empfanden es als symbolische Ohrfeige. Ihre Gesichter spiegelten deutlich, welche Mühe sie hatten, sich zu beherrschen.

      Der Schnauzbärtige wandte sich halb zur Seite, wies mit einer Kopfbewegung auf das Transparent im Limousinenheck. „Reicht das nicht?“

      Bob schüttelte den Kopf. „Sorry, Sir, aber es reicht nicht. Ich stamme zwar nicht aus Oklahoma, aber ich nehme an, dass es hier nicht anders ist als in Texas. Sogar in Fernsehspots werden wir über unsere Bürgerrechte aufgeklärt. Polizeibeamte in Texas haben grundsätzlich von sich aus ihre Dienstausweise vorzuzeigen. Es ist zu oft vorgekommen, dass Gangster in Polizeiautos unterwegs waren.“

      Die Männer von der State Police kriegten den Mund nicht wieder zu.

      „Hör mal, mein Junge“, knurrte der Schnauzbärtige schließlich. „Erstens sind wir hier nicht in Texas. Und zweitens solltest du verdammt kleine Brötchen backen. Deine dämliche Dienstausweis-Fragerei zieht nicht als Ablenkungsmanöver. Wir kommen jetzt direkt zur Sache, verstanden! Mit dem Truck geht’s los. Willst du behaupten, dass er dir gehört?“

      Der schwarze Riese spürte, dass sein Geduldsfaden kurz vor dem Reißen war. Er wusste, dass er sich zusammennehmen musste. Trotzdem war er nicht bereit, sich wie ein Südstaatensklave behandeln zu lassen. „Als erstes behaupte ich mal“, sagte er gefährlich leise, „dass wir nicht zusammen in der Sandkiste gespielt haben, Sir. Also reden Sie mich mit ,Sie’ und mit ,Mr. Bukker’ an. Klar?“

      Dem Schnauzbärtigen sackte die Kinnlade auf den Schlipsknoten.

      Auch seinem Partner im Dienst ging es nicht anders.

      „Das ist...Widerstand gegen die Staatsgewalt!“, bellte der Jüngere.

      Bob bedachte ihn mit einem mitleidigen Blick. „Die Staatsgewalt hat ihre Bürger zu respektieren“, konterte er trocken. „Denn wir Bürger sind der Staat. Und wir zahlen unsere Steuern, damit Beamte wie Sie beschäftigt werden können. Was wir nicht von Ihnen erwarten, ist, dass Sie den gesetzestreuen Teil der Bürger wie Dreck behandeln.“ Er verschränkte nun seinerseits die Arme vor dem mächtigen Brustkorb. „Reicht das als Nachhilfeunterricht in Staatsbürgerkunde?“

      „Weißt du, was das ist?“, fauchte der Schnauzbärtige. Seine Hand lag jetzt auf dem Revolvergriff. „Das ist Beamtenbeleidigung!“

      Weiter kam er nicht, denn auf der rechten Fahrspur hielt soeben eine schwarzweiße Limousine, schloss die Lücke zwischen Mack-Motorhaube und Chrysler-Heck. Das Rotlicht auf dem Dach des Streifenwagens kreiste. Auf der Beifahrertür prangte ein Wappen in Schildform, und der Schriftzug des Wappens lautete:

      MUSKOGEE COUNTY POLICE

      Fahrer und Beifahrer stiegen aus. Die beiden Deputies wechselten einen Blick und blieben an der Flanke ihres Wagens stehen. „Ist die State Police neuerdings für Verkehrskontrollen zuständig?“, fragte der eine, ein blonder Athlet.

      „Noch dazu das BI“, fügte der andere hinzu. Er war etwas schlanker als sein Kollege, hatte rötliches Haar. „Da kommt sich unser einer ja direkt überflüssig vor, wenn so große Geschütze aufgefahren werden.“

      Die Staatspolizisten pressten die Lippen zusammen.

      „Nehmen Sie eine Anzeige auf?“, fragte Bob die Deputies.

      Die beiden Männer nickten. Es schien ihnen eine Art von grimmigem Vergnügen zu bereiten.

      „Ihr Shotgun, Miss North, hat uns schon über CB erklärt, was hier läuft“, sagte der blonde Deputy. Er wandte sich an die BI-Beamten. „Zu Ihrer Information, Gentlemen: Mr. Washburn fährt den Truck in Vertretung für den Eigentümer Barry Deegan. Und was mit dem passiert ist, werden Sie ja wohl besser wissen als wir.“

      „Posaunen Sie das bloß nicht noch in der Gegend rum!“, zischte der Schnauzbärtige. „Es ist Geheimsache.“

      „Dann hättet ihr es aber etwas unauffälliger anstellen sollen“, sagte der Rothaarige grinsend und schüttelte tadelnd den Kopf.

      „Der Truck ist von Ihren Kollegen nicht beschlagnahmt worden“, sagte der blonde Deputy. „Und Miss North als rechtmäßige Vertreterin von Mr. Deegan hat Mr. Washburn beauftragt, die Ladung nach Little Rock zu fahren. Sollte sich kein ausreichender Haftgrund für Mr. Deegan ergeben, wird die State Police noch mit einer Schadensersatz Forderung rechnen müssen, die sich gewaschen hat.“

      „Ich weiß nicht“, ereiferte sich der jüngere BI-Mann, „ob wir es nötig haben, uns von Deputies belehren lassen zu müssen.“


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