9 Spannungsromane für den Urlaub: Ferien Sammelband 9017. Frank Rehfeld

9 Spannungsromane für den Urlaub: Ferien Sammelband 9017 - Frank Rehfeld


Скачать книгу

      „Hallo, Jennifer!“, entgegnete der Trucker halblaut. „Jim Sherman hier. Ich hoffe, der Chief ist da. Ich muss ihn dringend sprechen. Völlig formlos.“

      „Wie bitte?“

      Jennifer Forbes lachte. Sie war eine der Sekretärinnen des Polizeichefs von San Antonio.

      „Ich hänge hier in einem Bürokraten Silo“, erklärte Jim. „Ich nehme gerade Nachhilfe-Unterricht in Beamten Kauderwelsch.“

      „Na, dann weiterhin viel Spaß! Ich verbinde. Der Chief ist da.“

      Manuel Delgado meldete sich mit dröhnender Bassstimme.

      „Jim Sherman! Ist es denn die Möglichkeit! Was für eine Überraschung! Lassen Sie mich raten - Sie rufen von einem Truck-Stopp an. Entweder haben Sie gerade irgendeinen Halunken geschnappt und wissen nicht, wohin mit ihm, oder... sie stecken selbst in Schwierigkeiten.“

      „Letzteres“, antwortete Jim. „Und es ist kein Truck-Stopp, sondern das Hauptquartier der State Police in Tulsa, Oklahoma.“ In knappen Sätzen schilderte Jim, was vorgefallen war. Und er fügte hinzu: „Natürlich haben wir keine Ahnung, was hinter der Sache steckt. Aber selbst wenn Barry Deegan rechtmäßig festgenommen wurde, müssten wir doch Gelegenheit bekommen, ihn zu besuchen. Also, der langen Rede kurzer Sinn - ich will nichts weiter, als diesen Captain Lovell sprechen.“

      „Verständlich“, erwiderte Delgado, der ein persönlicher Freund von Jims Ex-Schwiegervater war, dem Trucker-King, Luke Ryland. „Ich wette, Sie erinnern sich, dass ich den Chef der State Police in Oklahoma City gut kenne.“

      „Das war mein Hintergedanke.“ Jim grinste den Telefonhörer an.

      „Alright. Bleiben Sie, wo Sie sind. Ich rufe in fünf Minuten zurück.“

      Jim setzte sich auf eine Bank zwischen dem Zimmer-Blattgrün. Die Schlagstockschwinger hatten sich inzwischen verzogen. Der Randalierer, der ihnen vorsorglich angekündigt worden war, existierte nicht.

      Nur drei Minuten waren vergangen, als sich eine Tür des Glaskastens öffnete. Eine ausgewählt höfliche Frauenstimme erscholl.

      „Mr. Sherman! Mr. Sherman, sind Sie noch da?“

      Jim erhob sich, ließ sie absichtlich einen Moment schmoren und stelzte dann betont langsam hinüber. „Sie haben Glück“, sagte er. „Ich bin tatsächlich noch da.“

      „Hier ist ein Telefongespräch für Sie, Sir.“

      Jim durfte den Glaskasten betreten und ein amtliches Telefon benutzen ohne auch nur einen mündlichen Antrag gestellt zu haben.

      „Sie können Lovell sprechen“, sagte Chief Delgado. „Aber tun Sie mir einen Gefallen...“

      „Ja.“

      „Lassen Sie ihn nicht spüren, dass Sie ihn mit meiner Hilfe ausgetrickst haben.“

      „Natürlich nicht. Ehrenwort.“

      Als Jim den Hörer aufgelegt hatte und sich umdrehte, glaubte er, seinen Augen nicht zu trauen.

      Der Mann, der da in der Tür stand, fixierte ihn aus schmalen Augen.

      Ein schlanker, hochgewachsener Mann mit blondem Kurzhaar, als ob ihn die Marine erst gestern zum Reservisten ernannt hätte.

      „Lovell“, sagte er. „Sind Sie Sherman?“

      „Bin ich.“

      „Okay, Sie haben also Ihre Beziehungen spielen lassen. Nichts dagegen einzuwenden. Kommen Sie mit.“

      Mit tischtennisballgroßen Augen starrten die drei aus dem Glaskasten hinter dem Captain und dem hochgewachsenen Trucker her.

      Lovell führte Jim in ein Besprechungszimmer auf der anderen Seite der Halle und schloss die Tür. Die Einrichtung bestand aus einem Tisch und sechs Stühlen. Lovell forderte den Texaner auf, sich ihm gegenüber zu setzen.

      „Deegan ist also ein Freund von Ihnen.“

      „Richtig“, antwortete Jim kurzangebunden.

      „Und Sie wundern sich, dass wir ihn aus dem Verkehr gezogen haben.“

      „Ich brauche anscheinend nicht mehr zu erklären, weshalb ich hergekommen bin.“

      „Manchmal sind wir Cops durchaus in der Lage, Schlussfolgerungen anzustellen.“ Ein kühles Lächeln umspielte Lovells schmallippigen Mund.

      „Umso besser, Captain. Also ...“ Jim lehnte sich zurück. „Bekomme ich eine Auskunft?“

      Lovell nickte. „Die Auskunft, die ich Ihnen geben kann.“

      „Also nur einen Teil der Wahrheit.“

      „Mehr ist nicht drin und wenn Sie sich auf den Kopf stellen.“

      „Okay. Besser wenig als gar nichts.“

      13

      Am Rand der Flughafen-Baustelle hatte Jim einen Stellplatz für Barry Deegans ‚Bullfrog‘ organisiert.

      Atemlos kletterte Sheila North zu den beiden Männern aus San Antonio ins Fahrerhaus des ‚Thunder‘. Jim hatte seinem Partner und der Ex-Journalistin bereits erklärt, dass eine Leerfahrt nach Süden auf dem Plan stand. Nur ein kleiner Umweg war erforderlich, damit sie sich um Barry Deegan kümmern konnten.

      Jim berichtete über das kurze Gespräch mit Captain Leonard Lovell. Sheila und Bob sahen den Texaner gespannt von der Seite her an, während er den roten Kenworth auf die Baustellen-Ausfahrt lenkte.

      „Barry wurde tatsächlich verhaftet“, erklärte Jim. „Er befindet sich in Untersuchungshaft. Was mir allerdings nicht in den Kopf will, ist, warum diese Untersuchungshaft mitten in der Wildnis stattfinden muss - in Broken Bow. Das ist die Außenstelle eines Staatsgefängnisses ... am Rand der Ouachita Mountains.“

      „Aber warum?“, rief Sheila verzweifelt. „Warum hat man ihn festgenommen?“

      „Sorry, dass ich es nicht gleich gesagt habe“, erwiderte Jim. „Barry hat angeblich mit Drogen gehandelt.“

      „Was?“

      Sheila sah den Trucker entgeistert an.

      „Das darf doch nicht wahr sein!“, entfuhr es Bob

      „Ich kann es auch nicht glauben“, sagte Jim achselzuckend. „Aber eine andere Auskunft habe ich nicht gekriegt. Jedenfalls dürfen wir Barry besuchen.“

      „Wie gnädig!“, rief Sheila verbittert.

      „Vielleicht erfahren wir von ihm die Wahrheit“, meinte der ExChampion.

      „Das glaube ich nicht“, sagte Jim. „Ich habe das Gefühl, es läuft da irgendeine Sache, die streng geheim ist.“

      14

      Ein Höllenlärm empfing den Trucker.

      Unwillkürlich wollte er stehenbleiben. Aber einer der Aufseher rammte ihm den Gewehrkolben in den Rücken.

      Barry Deegan stolperte vorwärts - soweit es die Ketten erlaubten. Diese fein gliedrigen, vernickelten Ketten hatten sie ihm um die Hüfte geschlungen und seine Handschellen daran befestigt. Nach hinten führten zwei Kettenenden, an denen ihn seine Bewacher wie einen Hund hielten.

      Insgesamt vier Mann eskortierten ihn in den Zellentrakt.

      Vier Männer in schwarzen Uniformen.

      Und jeder bis an die Zähne bewaffnet.

      Barry konnte nicht glauben, dass sie ihn für so verdammt gefährlich hielten.

      Während er die ersten Schritte auf den Gitterrosten machte, schwoll der Lärm an. Barrys Trommelfelle begannen zu schmerzen.

      Sie


Скачать книгу