Wyatt Earp Paket 2 – Western. William Mark D.

Wyatt Earp Paket 2 – Western - William Mark D.


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wüßte ich auch gern, Mister Braddock. Vor allem hätte ich gern ein paar Worte mit dem Mann gesprochen, der heute morgen mit Ihrem Pferd draußen im Llano war und mich aus dem Sattel schoß.«

      Der Greis räusperte sich.

      Wyatt ließ ihm Zeit.

      Endlich erklärte Braddock: »Können Sie beschwören, daß es mein Pferd war?«

      »Yeah, das kann ich.«

      Da gab sich der Mann einen Ruck. »Well, Mister, kommen Sie…«

      Er stampfte voran. Hart stieß er bei jedem Schritt den Stock auf den Boden auf.

      Wyatt wunderte sich, mit welcher Sicherheit der Blinde sein Haus verließ und auf die Straße trat.

      »Soll ich Sie führen, Mister Braddock?«

      »Nein, thanks, Mister. Ich kenne den Weg seit anderthalb Jahrzehnten genau.«

      Er überquerte die Straße und hielt auf ein eingeschossiges, ungepflegtes, schmalbrüstiges Haus zu, das schräg gegenüber lag.

      Er stieß die Tür mit dem Fuß auf und schrie: »Gilbert!«

      Auf diesen Schrei hin erschien eine verstörte Frau im Hausflur. Sie mochte vielleicht dreißig sein, hatte ein blasses, verhärmtes Gesicht und tiefliegende übernächtigte Augen.

      »Vater…?« stammelte sie.

      »Ich habe dich nicht gerufen, Ireen. Wo ist Gilbert?«

      Da die Frau nicht antwortete, schob er sie beiseite und trat in den Hausflur.

      Wyatt blieb an der Tür stehen und sah der hohen, aufrechten Gestalt des Greises nach.

      Plötzlich wirbelte Braddock gedankenschnell herum, und sein knorriger Krückstock sauste mit einem pfeifenden Geräusch durch das Halbdunkel des Flurs. Ein harter, dumpfer Aufschlag, dann ein spitzer Schrei aus einer Männerkehle.

      Auch die Frau schrie auf.

      Und wieder sauste der Stock nieder. Noch einmal und dann noch einmal.

      Jedesmal begleitete den Schrei des Getroffenen der Schrei der Frau.

      Dann stieß der Blinde einen Mann aus dem Korridor auf den kleinen morschen Vorbau.

      »Hier, Mister, saß dieser Kerl auf dem Rücken des Braunen?«

      Wyatt blickte in ein merkwürdig schiefes, verzerrtes Gesicht, in dem zwei kleine stechende schlitzige Augen saßen.

      Der Mann war etwa dreißig, schlank und mittelgroß. Sein Haar war brünett und struppig. Abgerissen und ärmlich seine Kleidung. Er krampfte beide Hände auf seinen Rücken.

      Wyatt sah ihm in die Augen.

      »Ich weiß es nicht«, antwortete er leise. »Der Mann jedenfalls, der heute vormittag auf dem Braunen saß, hat mich mit einem Gewehrschuß aus dem Sattel geworfen. Und sein Begleiter, der einen Rotschimmel ritt, hat einen Mann erschossen.«

      »Gilbert!« donnerte die Stimme des Greises aus dem Korridor.

      Gilbert Braddock zuckte zusammen, als habe er wieder einen Schlag bekommen.

      »Was willst du, Vater?«

      »Du hast gehört, was dieser Mann gesagt hat?«

      »Ja.«

      »Und – was hast du darauf zu erwidern?«

      »Nichts. Ich habe nichts mit dieser Sache zu tun.«

      Klatsch! Der Krückstock sauste wieder auf seine Schulter nieder. Er wich zurück.

      Aber blitzschnell folgte ihm der Alte, verstellte ihm den Weg und drängte ihn in die Türnische.

      Klatsch! Klatsch!

      »Rede!« schrie der Greis ihn bebend an. »Rede, Bursche, oder ich vergesse vollends, daß du mein Sohn bist.«

      Gilbert hatte beide Hände über den Kopf gezogen.

      »Was soll ich denn reden, Vater… Ich… ich weiß gar nicht, was der Mann will. Ich habe ihn nie gesehen. Sicher hat Brett ihn angeworben, damit er mich bei dir madig machen kann. Ich…«

      Klatsch!

      Gilbert stieß einen heiseren Wutschrei aus, und seine Rechte tastete zum Colt.

      Da aber hatte der Mann aus Missouri seinen großen sechskantigen Revolver schon in der Linken.

      »Lassen Sie Ihren Colt stecken, Mann«, sagte er dumpf.

      Der Alte hielt inne.

      »Was ist das?« stieß er röhrend hervor. »Dieser verdammte Bastard wollte den Revolver gegen seinen blinden Vater ziehen? Yeah, genauso habe ich es mir vorgestellt. Du elender Strolch! Ich…«

      Als Wyatt sah, daß der erregte Greis wieder den Stock hochreißen wollte, sagte er scharf:

      »Lassen Sie das, Mister Braddock. Dieser Mann wird dem Sheriff Rede und Antwort stehen.«

      Mit einer unmißverständlichen Geste wies der Marshal den zerlumpten Menschen auf die Straße.

      Die Frau war aschfahl geworden und fiel dem Missourier plötzlich in die Arme.

      »Nein!« schrie sie gellend. »Wir haben sieben Kinder!«

      »Ireen!« zischte der Blinde. »Du gehst ins Haus. Wenn dein Mann an einem Mord mitgewirkt hat, wird er hängen.«

      Er hatte es mit etwas rostiger Stimme gesagt, und sein Gesicht schien dabei noch härter, noch verbitterter, noch verschlossener geworden zu sein.

      Wyatt hatte die Frau abgeschüttelt. Der Revolver flog ins Halfter zurück.

      »Vorwärts!« sagte er rauh.

      Gilbert Braddock setzte sich in Bewegung und machte ein paar Schritte vorwärts.

      Und dann passierte es.

      Wyatt Earp befand sich in diesem Augenblick nur etwa drei Schritte hinter Gilbert.

      Die Frau war an der Vorbaukante in sich zusammengesunken.

      Der Blinde stand oben in der Tür.

      Da peitschte der Schuß über die Straße.

      Wie von einem Keulenschlag getroffen, stürzte der Marshal nach vorn und blieb mit dem Gesicht im Straßenstaub liegen.

      Der schwarze Tag des Missouriers hatte noch kein Ende.

      Der alte Gilbert war zusammengezuckt und lauschte mit schräggelegtem Kopf.

      Die Frau hatte den Kopf hochgeworfen und den Mund vor Schreck weit aufgerissen, aber sie vermochte nicht zu schreien.

      Gilbert Braddock war stehengeblieben. Jetzt wandte er sich langsam um.

      »Gilbeeert!« brach es gellend aus der Kehle des Blinden.

      Der Sohn ließ fünf endlose Sekunden verstreichen, ehe er mit belegter Stimme antwortete: »Yeah?«

      Die Brust des Alten hob und senkte sich.

      »Gilbert! Was ist geschehen?« Mit hastigen Schritten tastete sich der alte Braddock über den Vorbau und stieß zum erstenmal, seit er blind war, gegen einen Vorbaupfeiler, so erregt war er. Der Aufprall warf ihn einen Schritt zurück.

      »Gilbert! Antworte endlich! Was ist geschehen?«

      »Ich weiß es nicht. Der Fremde ist getroffen worden.«

      »Getroffen? Von wem? — Mister Strapp!«

      Der Blinde ließ seinen Stock fallen und tastete sich die Treppe hinunter, dann rannte er auf die Straße, bückte sich und kroch auf allen vieren den Boden abtastend vorwärts.

      Er hatte die Richtung genau eingeschlagen und stieß plötzlich mit dem rechten Ellbogen gegen den Körper des Niedergeschossenen. Er tastete ihn mit zitternden Händen ab.

      »Er…


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