Wolfgang Amadeus Mozart. Hermann Abert

Wolfgang Amadeus Mozart - Hermann  Abert


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der dann freilich noch eine Polonäse angehängt wird. Diese bildet überhaupt in zwölf Fällen den Schlußsatz.

      107 Nr. 18, 1 von Christoph Julius Mevius.

      108 Vgl. M. Friedländer, Das deutsche Lied im 18. Jahrh. I 1902, S. XLI und H. Kretzschmar, Geschichte des Neuen deutschen Liedes I 1911, S. 204 ff.

      109 Sie stammen alle aus dem "Sept fois sept et un menuet", Hamburg 1728.

      110 "Fantaisies pour le clavecin. 3 Douzaines" (nach 1737), 3. Douz. Nr. 1.

      111 Sie fehlen in A. Wotquennes "Catalogue thématique" 1905.

      112 Nr. 1, 2–6.

      113 Nr. 17, 2–3.

      114 Nr. 14, 6

      115 Nr. 15, 3.

      116 DT Bd. 35/36 (E. Buhle), S. 40 und 233.

      117 "Sechs leichte und dabey angenehme Clavier-Parthien Jungen Anfängern zur Übung", 3. Teil, S. 13.

      118 H. Kretzschmar a.a.O. S. 166 ff.

      119 Etüdenartig ist die D-Dur-Phantasie Nr. 6, 3 mit ihren gebrochenen Akkorden, harmonisch eines der reizvollsten Stücke; an die Phantasien Gottl. Muffats gemahnt die a-Moll-Phantasie Nr. 22, 2 mit ihrem Gemisch von Passagenwerk und rezitativischen Adagio-Episoden. Von den Arien könnten einige (Nr. 6, 2; 14, 4) aus der Violinliteratur übertragen sein.

      120 Es sind 48 Menuette und 16 Polonäsen.

      121 Neuausgabe S. 23.

      122 GA Ser. 22, Nr. 1–4 und 12; Ser. 18, Nr. 1 (2. Menuett).

      123 WSF I 28 setzen das bisher als Mozarts erste Komposition betrachtete G-Dur-Menuett, das er nach Mariannes Zeugnis mit 5 Jahren geschrieben hat, an das Ende der Reihe. Aber ihre Gründe sind nicht stichhaltig. Erstens müßte noch bewiesen werden, daß auch Marianne ihren Bruder geflissentlich um ein Jahr jünger gemacht hätte, und zweitens gab es für die Vereinigung von Menuett und Trio bereits damals Beispiele genug. Ebensogut könnte man aus "inneren" Gründen – in diesem Falle dem der motivischen Einheit – unser Stück mit dem ersten F-Dur-Menuett zeitlich zusammenstellen.

      124 Nur das regelmäßige Ausweichen des zweiten Teils nach der Molltonart der Unterdominante weist nicht auf das Notenbuch, sondern auf die von italienischen Meistern abhängige süddeutsche Klaviermusik hin.

      125 Hier steckt offenbar das Vorbild des Vaters dahinter, s.o.S. 15.

      126 Vgl. den oben angeführten Brief Schachtners.

      Reisen des Wunderkindes

      Mit dem Jahre 1762 beginnen in Mozarts Leben die Wanderjahre, die mit kürzeren oder längeren Unterbrechungen ein volles Jahrzehnt umfassen. Anlaß und Art ihres Verlaufs sind wiederum das Werk des Vaters gewesen. Seine Absicht war, den Sohn der musikalischen Welt zunächst als Virtuosen vorzustellen und ihm so auch als Komponisten die Wege zu ebnen. So forderte es gebieterisch der Brauch der alten Zeit vom 16. Jahrhundert bis in die Tage des jungen Beethoven hinein: wer als Komponist zu Ansehen gelangen wollte, mußte sich zuvor als ausübender Künstler eingeführt haben.

      Von der ersten Kunstreise nach München, die der Vater mit den beiden Kindern im Januar 1762 antrat, wissen wir nur, daß sie drei Wochen dauerte, und daß sich die Kinder dabei vor dem Kurfürsten hören ließen. Weit wichtiger wurde die Reise nach Wien, die die drei am 18. September desselben Jahres antraten1. Unterwegs mußten sie sich in Passau auf Veranlassung des Bischofs fünf Tage aufhalten, der den Wunderknaben hören wollte und dann mit – einem Dukaten belohnte. Von da fuhren sie nach Linz. Der Domherr Graf Herberstein war ihr Reisegefährte und erinnerte sich noch 1785 als Bischof von Passau im Gespräch mit L. Mozart, wie Wolfgang sich benommen hatte, als er einen alten Bettelmann hatte ins Wasser fallen sehen. In Linz gaben sie unter dem Patronat des Landeshauptmanns Grafen Schlick ein Konzert. Ein junger Graf Palfy, der auf der Durchreise der Gräfin Schlick einen Besuch machte, hörte von ihr so viel über den Wunderknaben, daß er sich bewegen ließ, die Post vor dem Rathaus halten zu lassen und mit der Gräfin ins Konzert zu gehen, das ihn in das größte Erstaunen setzte. Von Linz ging es mit der sogenannten Wasser-Ordinäre weiter. Im Kloster Ips lasen zwei Minoriten und ein Benediktiner, ihre Reisegefährten, die Messe; währenddes tummelte sich der sechsjährige Wolfgang auf der Orgel herum und spielte so vortrefflich, daß die Franziskanerpatres, die gerade mit einigen Gästen an der Mittagstafel saßen, vom Tische aufstanden, dem Chore zuliefen und sich fast zu Tode wunderten. Bei der Ankunft in Wien ersparte er dem Vater die Zollvisitation. Er machte gleich Bekanntschaft mit dem Mautner, zeigte ihm das Klavier, spielte ihm auf dem Geigerl ein Menuett vor und – "hiermit waren wir expediert". Auf der ganzen Reise zeigte er sich munter und aufgeweckt, gegen jedermann und besonders die Offiziere so zutraulich, als sei er seit langem mit ihnen bekannt, und machte sich durch sein kindlich offenes Wesen ebenso beliebt, wie er als Virtuose bewundert wurde.

      Es hatte seinen guten Grund, wenn L. Mozart gerade auf Wien besonderen Wert legte. Denn hier hatte die Musik seit den Tagen Maximilians I. einen Aufschwung genommen wie in keiner zweiten deutschen Stadt. Es war in letzter Linie das Werk des Kaiserhauses selbst; von Ferdinand III. bis auf Karl VI. hat es eine ununterbrochene Reihe namhafter Tonsetzer hervorgebracht, die im Kampfe für die neue, in Italien entstandene Kunst der "nuove musiche" die Führung übernahmen. Von Karl VI. ist außerdem bekannt, daß er Opern und sonstige Werke am Cembalo begleitete und dirigierte2. Vor allem aber bildete die Musik seit Ferdinand II. einen wichtigen Teil in der Erziehung der Mitglieder des kaiserlichen Hauses. So war auch Karls VI. Tochter Maria Theresia eine fertig ausgebildete Sängerin. Sie mußte schon 1725 als siebenjähriges Kind in einer Oper von Fux zur Feier des Kirchgangs ihrer Mutter, der Kaiserin Elisabeth, als Sängerin auftreten, so daß sie später einmal im Scherz zu Faustina Hasse sagte, sie glaube die erste von den lebenden "Virtuose" zu sein3. Im Jahre 1739 sang sie in Florenz ein Duett mit Senesino so schön, daß der berühmte alte Sänger vor freudiger Rührung weinte, und selbst in späteren Jahren soll sie noch sehr gut gesungen haben4. Auch ihr Gemahl Franz I. war musikalisch, und bei der Erziehung der kaiserlichen Familie wurde die Musik nicht vergessen. Im Jahre 1750 führten am Namenstage der Kaiserin drei ihrer Töchter die Kantate "La rispettosa tenerezza" von Metastasio und Reutter auf5, und im Jahre 1762 sangen und spielten vier Erzherzoginnen in der Oper "Il trionfo di Clelia", im Jahre 1764 zur Krönung Josephs als römischen König in der "Egeria" von Metastasio und Hasse bei Hofe "sehr gut für Prinzessinnen6", so wie sie im Jahre 1765 zur zweiten Vermählung Josephs II. "Il Parnasso confuso" von Gluck aufführten7. Auch Joseph II. war ein guter Sänger, spielte aber außerdem noch das Violoncell und war vor allem der eine gründliche Satzkenntnis erfordernden Kunst des Akkompagnierens mächtig.

      Das Beispiel des Hofes riß bald auch den Adel mit sich fort. Diese Musikpflege, die bald fast auf jedem Edelsitz eine größere oder kleinere Hauskapelle ins Leben rief, gehört zu den schönsten Ruhmesblättern in der Geschichte des österreichischen Adels, ohne sie ist die gesamte klassische Kunst der Wiener Meister überhaupt nicht denkbar. Aus Glucks, Haydns und Beethovens Lebensgeschichte kennt jeder den Anteil, der diesen Edelleuten im besten Sinn des Wortes am Schaffen dieser Meister zukommt. Auch Mozart sollte sich dieser Wohltat gleich bei seinem ersten Besuche in Wien zu erfreuen haben.

      Die Grafen Herberstein, Schlick und Palfy hatten durch ihre Berichte bereits Hof und Adel in Wien auf die Mozartschen Kinder aufmerksam gemacht, und der Vater erhielt nach der Ankunft den Befehl, sie am 13. Oktober in Schönbrunn vorzustellen. Damit begann für sie eine Reihe der glänzendsten Erfolge, an denen freilich die Sensationslust der hohen Herrschaften einen mindestens ebenso großen Anteil hatte wie ihre künstlerische Anteilnahme. Schon das erstemal mußten die Kinder von 3–6 Uhr


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