GRAHAMS WIDERSTAND (Survivor 3). A.R. Shaw

GRAHAMS WIDERSTAND (Survivor 3) - A.R. Shaw


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sobald ich hier aufgeräumt habe.«

      Ohne ein Wort eilte Bang davon, während Graham sich in seine Frustration zurückzog. Er klappte die Leiter zusammen und ging zu seiner neuen Werkstatt hinüber, um sie dort hineinzustellen. Zumindest hatten sie es geschafft, beide Gebäude instand zu setzen, bevor der heiße Sommer kam. Mit McCann und Mark, die beide tatkräftig mitarbeiteten, ging alles viel schneller. Obwohl sie größtenteils ohne Strom lebten, hatten sie sich dafür entschieden, für die Elektrowerkzeuge ab und zu den Generator anzuwerfen, was die Arbeit natürlich deutlich beschleunigte.

      Es belastete Graham, dass all diese Kinder mit schwindenden Benzinvorräten aufwachsen würden und vollkommen ungewiss war, auf welche Art und Weise sie in Zukunft leben würden. Dalton und er sprachen oft über die jüngere Generation und was die Erwachsenen jetzt tun mussten, um ihnen das Überleben zu ermöglichen. Entweder gelang es ihnen, den Jüngeren beizubringen, ohne die bisherigen Annehmlichkeiten des Lebens wie Elektrizität, moderne Medizin und verarbeitete Lebensmittel auszukommen, oder die nachfolgende Generation würde die Letzte sein. Es war eine schwere Aufgabe, und wenn sie versagten, würde dies enorme Konsequenzen nach sich ziehen. Graham konnte das Gefühl, dass die Menschheit bereits einmal fast alles verloren hatte, weil sie zu abhängig davon gewesen war, die Dinge auf eine bestimmte Art und Weise zu tun, einfach nicht abschütteln. Dies war die einmalige Chance, wieder ganz von vorn zu beginnen. Trotzdem, dachte er, ist es zu früh, sich darüber Gedanken zu machen. Sie hatten sich nämlich immer noch nicht von der letzten Katastrophe der Menschheit erholt.

      Graham zog sein verschwitztes Hemd aus, und obwohl die Frühlingsluft noch recht kühl war, bückte er sich und benutzte den Wasserschlauch, um seinen Oberkörper, das Gesicht und den Hals abzuduschen. Als er aufblickte, sah er Tala auf sich zukommen. Ihre Schönheit faszinierte ihn zutiefst und er schreckte unwillkürlich zusammen, als er sie sah. Sie war jetzt im sechsten Monat schwanger, und ihre bevorstehende Mutterschaft ließ sie nicht nur strahlen, sondern machte sie für ihn schöner als jede Frau, die er jemals gekannt hatte. Ihr Lächeln verriet Graham, wie sehr sie seine Beobachtungen zu schätzen wusste.

      »Findest du denn nie ein Ende?«, fragte sie. »Nun komm schon, sonst müssen wir nachher noch im Dunkeln zurücklaufen!«

      »Wir könnten auch fahren.«

      »Das Laufen tut mir gut. Außerdem ist es doch nicht allzu weit.«

      Er nahm ein noch klammes Hemd von der Wäscheleine, zog es an und begann es zuzuknöpfen. »Ist das nicht irgendwie komisch? So als würden wir für eine vorgeburtliche Untersuchung zum Arzt gehen.«

      »Das geht mir auch so. Ich war zwar immer für eine natürliche Geburt, aber ich hätte nie gedacht, dass ich es ohne die Option, im Notfall in ein Krankenhaus gehen zu können, machen müsste.«

      »Wenigstens haben wir Clarisse und Steven, wenn etwas schiefgehen sollte. Die beiden geben sich wirklich alle Mühe«, sagte Graham, während er den letzten Hemdknopf schloss und sein Gewehr über die Schulter hing. Er griff nach seinem Wanderstock, nahm Talas Hand in seine, und zusammen machten sie sich auf den Weg zum befreundeten Lager. Graham war jetzt deutlich langsamer unterwegs als früher, was nicht nur seiner Begleitung, sondern auch dem Angriff des verwilderten Hundes geschuldet war.

      »Darüber habe ich übrigens vorhin auch nachgedacht«, sagte Graham. »Was wird wohl Bangs Generation tun, wenn sie in unserem Alter ist?«

      »Was meinst du damit genau?«, fragte sie.

      »Sie werden nicht wie wir eine Clarisse oder einen Steven haben, der sie medizinisch versorgt, niemanden wie Dalton oder mich, um sie zu führen und auch niemanden wie dich, der so viel über das Konservieren von Lebensmitteln und das Gärtnern weiß.«

      »Warum nicht? Ich dachte, das ist genau das, was wir alle gerade tun – unser Wissen an die Jungen weitergeben und ihnen zeigen, wie sie später überleben können. Clarisse bringt Addy gerade alles bei, was sie über Medizin weiß. Hunter und Kade trainieren, wie man Menschen führt und wie man sich verteidigt. Bang wird eines Tages ein Meisterjäger sein und mit ihm in der Gruppe wird niemals jemand hungern müssen. McCann hat gesagt, dass Bang bereits jede Pflanze benennen kann, auf die er zeigt, und mir hilft der kleine Kerl, die essbaren Kräuter und Pflanzen zu sammeln, die es im Frühjahr gibt, ohne dass er dabei tödliche Fehler macht. Ich denke, es wird sich schon alles finden. Jeder Heranwachsende bei uns wird irgendeine Affinität haben, etwas, das er besonders gut kann und mag. Du machst dir eindeutig zu viele Sorgen«, neckte sie ihn.

      »Ganz im Gegenteil. Ich glaube nicht, dass ich mir schon genug Sorgen mache. Außerdem bin ich mir sicher, dass wir dabei irgendetwas Überlebenswichtiges vergessen. Ich weiß nur noch nicht, was es ist«, gab er zurück.

      Ihre Unterhaltung wurde unterbrochen, als Graham Tala über den laut tosenden Fluss führte. Die Pause gab ihm die Gelegenheit, über das nachzudenken, was Tala gesagt hatte. Er wusste, dass sie meistens recht hatte, aber er konnte einfach nicht anders, als das Gefühl zu haben, dass sie etwas Entscheidendes übersahen. Noch dazu waren sie in ihren beiden Lagern einfach zu wenige, um eine komplett neue Gesellschaft aufzubauen … eine Gesellschaft, die Bestand hatte und die wuchs. Als sie die Brücke überquert hatten, wurde das Rauschen des Wassers leiser und er setzte ihr Gespräch fort.

      »Im Moment arbeiten wir von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang, und das müssen wir auch tun, bis es wieder zu schneien beginnt. Dann werden wir den Stillstand der Natur im Winter nutzen, um unsere Ausrüstung zu reparieren, Leder zu gerben und all das zu tun, was wir bis jetzt vergessen haben oder wofür in den wärmeren Monaten keine Zeit war. Unser Kind«, sagte er und legte seine Hand behutsam auf Talas Bauch, »wird darauf bauen müssen, dass die jüngere Generation es gleich beim ersten Versuch richtig macht. Denn teure Fehler können sich die Menschen jetzt nicht mehr leisten.«

      »Ich weiß«, sagte Tala und versuchte immer noch, seine Sorgen etwas zu lindern. »Aber zumindest haben wir jetzt die Prepper. Macy hat von ihnen sogar gelernt, wie man ein Funkgerät bedient. McCann ist gerade drüben und hilft Sam bei der Lederherstellung, und beide Lager arbeiten zusammen, um Kühe für eine Herde zusammenzutreiben. Das alles hier« – sie hob beide Arme und zeigte auf ihre neue und sich weiter verändernde Umgebung – »ist jetzt wie eine kleine Siedlung. Es ist ein vollkommen neuer Anfang. Wir fangen an zu wachsen und zu gedeihen, nicht nur zu überleben. Es wird alles gut werden, Graham.«

      »Im Winter wird es die Hölle sein. Wir haben zwei depressive Kinder bei uns, und ich habe furchtbare Angst, dass du das Baby nach Ennis nennen wirst.«

      Tala lachte. »Siehst du es denn nicht, Graham? Wir haben es geschafft! Ja, wir haben Ennis verloren, aber dafür haben wir Addy dazugewonnen. Ja, die Kinder trauern immer noch, aber denkst du nicht auch, dass sie einfach nur ihre Zeit brauchen, um über ihren Kummer hinwegzukommen? Sie müssen den Schmerz zulassen können, um das Glück wieder wahrnehmen zu können. Mit der Zeit wird es besser werden. Lass ihnen einfach ihre Trauer, sie brauchen sie«, erwiderte Tala und fuhr ihm mit einer Hand sanft über den Nacken. »Auch du trauerst noch, ich kann es sehen«, sagte sie mit ruhiger Stimme und schmiegte sich an ihn, während sie zusammen weitergingen. »Bis der Sommer kommt, werden sie es überwunden haben, ein neuer Mensch wird Teil unserer Gemeinschaft sein und das Leben wird weitergehen.«

      Graham küsste sie auf die Schläfe, und sie gingen weiter den Pfad entlang, der rechts und links mit Frühlingsblumen gesäumt war. Bald schon war zwischen den Bäumen hindurch die Quarantänestation zu erkennen, wenn man wusste, wonach man suchen musste. Sie grüßten die Wache, als sie den Eingangsbereich betraten. »Was, dieses Mal werden wir nicht abgetastet? Ihr werdet langsam nachlässig.«

      Der Wachposten zwinkerte Graham zu. »Sie ist wie immer hinten in ihrem Büro.«

      »Vielen Dank«, antwortete Tala und grinste ihn an.

      Als sie die Tür zu Clarisses Büro erreichten, konnten sie sehen, dass ihre medizinische Expertin tief in Gedanken versunken war. Aufmerksam blickte sie in ihr Mikroskop, und ihre kleinere Ausgabe namens Addy saß auf einem Stuhl neben ihr. Addy las gerade ein Buch, das für ein Mädchen ihres Alters ziemlich groß wirkte. Auch sie war vollkommen in das vertieft, was sie tat.

      Graham


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