Wolff of Wall Street. Ernst Wolff

Wolff of Wall Street - Ernst Wolff


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Syrien, in Ruhe gelassen würde.

      Die Regierung in Washington würde außerdem dafür sorgen, dass Saudi-Arabien ab sofort in unbegrenztem Umfang US-amerikanische Waffen beziehen könnte.

      Als Gegenleistung forderte Kissinger vom saudischen Königshaus, in­nerhalb der OPEC dafür zu sorgen, Öl weltweit nur noch in Dollar zu handeln und die eigenen Gewinne größtenteils in US-Staatsanleihen anzulegen.

      Das Königshaus Saud sah das Ganze als Win-Win-Situation und willigte sofort ein. Der Petrodollar war geboren und in den USA rieb sich die Finanzelite die Hände: Nachdem sie den Dollar 1944 bereits zur globalen Leitwährung gemacht hatten, verhalf die US-Regierung ihm nun – dreißig Jahre später – durch das Abkommen mit Saudi-Arabien auch noch zum Status der weltweit wichtigsten Reservewährung – ein Status, der den Dollar stärker als je zuvor gemacht hat. Denn da alle Länder der Erde zur Energieproduktion auf Öl angewiesen sind, müssen ihre Zentralbanken seit der Mitte der 1970er Jahre große Mengen an US-Dollar vorhalten, und zwar bis heute. 2018 bestanden die Währungsreserven aller Zentralbanken der Welt zu fast zwei Dritteln aus US-Dollar. Der Petro-Dollar ist damit ein enormes Druckmittel in den Händen der USA. Wie wichtig ihnen diese Funktion ist, zeigt sich immer dann, wenn er in Gefahr gerät. Der Irak und Libyen zum Beispiel wurden nicht etwa deshalb bombardiert, weil sie Mas­senvernichtungswaffen besaßen oder Massaker an der eigenen Bevölkerung zuließen, sondern weil ihre Regierungen den Petrodollar infrage stellten – Saddam Hussein, indem er sein Öl für Euro verkaufte, und Muammar Gad­dafi, indem er den Petrodollar durch einen goldgedeckten nordafrikanischen Dinar ersetzen wollte.

      Trotz dieser Kriege hat sich die Situation für den Petrodollar inzwi­schen allerdings weiter verschlechtert, und das hauptsächlich durch die Aktivitäten dreier Länder, die mit militärischen Mitteln nicht so einfach zu unterjochen sind wie der Irak und Libyen: Nämlich Iran, Russland und China.

      Vor allem China spielt dabei eine wichtige Rolle: Das Land ist mittler­weile die größte Handelsnation der Erde und seine Währung, der Yuan, ge­winnt zusehends an Bedeutung. Nach langem Zögern hat China inzwischen seine Zurückhaltung gegenüber dem Petrodollar abgelegt und nach diversen Handelsverträgen mit Partnern wie Russland und Iran im März 2018 sogar offiziell einen eigenen Terminhandel mit Rohöl in Yuan begonnen. Außer­dem hat China in den vergangenen Jahren sehr große Goldvorräte angelegt, mit denen es die eigene Währung möglicherweise hinterlegen könnte. Noch ist es nicht so weit, denn noch ist China selbst vom US-Dollar abhängig, weil es US-Staatsanleihen in Höhe von mehr als einer Billion US-Dollar hält. Aber es ist bereits abzusehen, dass die Zeit des Petrodollars abläuft. Das bedeutet für die gesamte Welt allerdings eine große Gefahr. Sieht man nämlich in die Geschichte zurück, so hat noch kein Land freiwillig auf seine Macht und seinen Einfluss verzichtet.

      Genau das dürfte der Grund sein, warum die USA derzeit aufrüsten wie seit langem nicht, warum sie immer mehr Militärs in die Regierung be­rufen und warum sie vor allem im Südchinesischen Meer immer wieder zündeln und provozieren.

      6. Bretton Woods

       Dieser Beitrag ist auch als Video verfügbar. Zum Link: https://kenfm.de/the-wolff-of-wall-street-das-system-von-bretton-woods/

      Der Zweite Weltkrieg von 1939 bis 1945 hat die Machtverhältnisse auf un­serem Planeten grundlegend verändert. Vor dem Krieg hatte Großbritannien mehrere hundert Jahre lang mit seinem Kolonialreich – dem britischen Empire – einen Großteil der Welt beherrscht und das britische Pfund zur weltweit wichtigsten Währung gemacht. Damit war es am Ende des Zweiten Weltkrieges vorbei. Großbritannien war hoch verschuldet, die Wirtschaft lag am Boden und der Zerfall des Empires war nur noch eine Frage der Zeit.

      Gleichzeitig hatte ein anderes Land einen kometenhaften Aufstieg hin­ter sich: Die USA verfügten über die stärkste Wirtschaft, die größten Gold­vorräte, das schlagkräftigste Militär und besaßen als erstes und damals ein­ziges Land die Atombombe. Die USA hatten allerdings ein Problem: Die Überproduktion. Die amerikanische Wirtschaft produzierte mehr Waren, als der heimische Markt aufnehmen konnte. Was sie also brauchten, waren Märkte, auf denen sie diese Waren loswerden konnten. Zu diesem Zweck fasste die Regierung in Washington einen Plan. Im Sommer 1944 lud sie die Vertreter von 42 Ländern zu einer Konferenz nach Bretton Woods, einem kleinen exklusiven Skiort an der amerikanischen Ostküste. Heute wissen wir, dass das Ganze im Grunde nur eine Schauveranstaltung war: Die Vertreter der USA und Großbritanniens hatten sich nämlich in den Jah­ren zuvor mehrmals zu Geheimverhandlungen getroffen und die wichtigsten Beschlüsse längst festgelegt.

      Auf der Konferenz von Bretton Woods tat die US-Regierung etwas, was keine Regierung je zuvor getan hatte: Sie machte die eigene Währung zur weltweiten Leitwährung. Dazu wurde der US-Dollar an Gold gebunden, und zwar zum Preis von $ 35 je Feinunze. Außerdem wurden alle anderen Währungen der Welt zu festen Wechselkursen an den Dollar gebunden. Das Ergebnis dieser Beschlüsse war, dass die USA in den folgenden Jahr­zehnten fast alle Märkte der Welt – mit Ausnahme der Planwirtschaften der Sowjetunion und ihrer Satellitenstaaten – mit ihren Waren und ihrer Währung überschwemmen konnten. Ganz wesentlich ist dabei folgender Punkt: Obwohl der Dollar globale Leitwährung wurde, gab es auch nach 1944 nur eine einzige Organisation, die ihn schaffen durfte – die 1913 ge­gründete US-Zentralbank Federal Reserve, die sich bis heute im Besitz der reichsten Bankiersfamilien der USA befindet. Das heißt: Das Bretton-Woods-­System hat einer kleinen Gruppe sehr wohlhabender Menschen in den USA dazu verholfen, das globale Finanzsystem der eigenen Währung zu unterwerfen und sich auf diese Weise weltweit in einem nie dagewesenen Ausmaß zu bereichern.

      Dieser undemokratische – oder besser gesagt anti-demokratische – Charakter des Bretton-Woods-Systems ist übrigens kein Zufall: Die Idee zu einer globalen Leitwährung stammte nämlich gar nicht aus den USA, son­dern von einem deutschen Nationalsozialisten. Der Mann hieß Walther Funk, war unter Adolf Hitler Reichswirtschaftsminister und Reichsbank­präsident und hatte in den 1930er Jahren den Plan entwickelt, die Reichs­mark zur weltweiten Leitwährung zu machen.

      Etwa 20 Jahre nach der Konferenz von Bretton Woods – Mitte der 1960er Jahre – zeigte sich, dass das System einen entscheidenden Schwach­punkt hatte: Dadurch, dass immer mehr US-Dollars gedruckt wurden und in aller Welt kursierten, die Goldmenge in den Tresoren der USA aber nur sehr langsam wuchs, entstand zwischen Dollar und Gold ein immer größeres Missverhältnis. Das ließ Investoren und Regierungen aufhorchen, weil sie fürchteten, dass zum Ausgleich dieses Missverhältnisses das Gold aufge­wertet und der Dollar abgewertet werden könnte. Deshalb begannen sie, ihre Dollars in immer größeren Mengen in Gold umzutauschen – so lange, bis die Lage kritisch wurde und die USA einfach nicht mehr genug Gold besaßen, um die Nachfrage zu befriedigen.

      Aus diesem Grund zog US-Präsident Nixon im August 1971 die Not­bremse und verkündete die Abkoppelung des Dollars vom Gold. Das war eine für das globale Finanzsystem überaus wichtige Entscheidung, denn damit fiel nicht nur einer der beiden Eckpfeiler des Bretton-Woods-Systems: Damit wurde die weltweite Leitwährung zu einer sogenannten Fiat-Währung – also einer Währung, die durch keinen realen Wert gedeckt ist, sondern nur noch auf dem Vertrauen in die Übermacht der Nation, die sie herausgibt, basiert. Zwei Jahre später, also 1973, wurde dann wegen anhaltender Tur­bulenzen an den Geldmärkten auch noch die Bindung anderer Währungen an den Dollar zu einem festen Tauschverhältnis aufgehoben. Mit dieser Freigabe der Wechselkurse war das System von Bretton Woods endgültig beendet.

      Nicht beendet war allerdings die Vorherrschaft des US-Dollars, denn schließlich hatte er das globale Finanzwesen als Leitwährung 30 Jahre lang bis in den hintersten Winkel der Erde durchdrungen und dadurch eine einzigartige Sonderstellung erlangt. Außerdem waren die USA noch immer die mit Abstand stärkste Wirtschafts- und Militärmacht der Welt und konn­ten ihre Interessen gegenüber ihren Konkurrenten jederzeit durchsetzen – entweder durch ökonomischen Druck oder, falls das nicht ausreichte, mit militärischer Gewalt.

      7. Geldschöpfung

       Dieser Beitrag ist auch als Video verfügbar. Zum Link: https://kenfm.de/the-wolff-of-wall-street-die-geldschoepfung/


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